Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Do 29. Feb 2024, 19:35
Ich wollte hier nicht die Position von Buchheim einnehmen, ich habe nur den Autor dieses Zitats genannt. Es ging nur um das Argument, das in diesem Zitat zum Ausdruck kommt.
Ich von meiner Seite habe es auch so verstanden
Ich finde dieses Zitat auch klar. Allerdings wirft dieses Zitat für mich gleich mehrere Fragen nach sich, weswegen dieses Zitat als Argument für dein Für-wahr-Halten des Kompatibilismus für mich schwer nachvollziehbar macht.
Hier die erste Frage, die ich habe:
Im Satz "durch irgendwelche Faktoren muß schließlich all unsere Tätigkeit festgelegt werden, sonst wäre sie ein Zufallsprodukt und nicht eine Entscheidung der Person." ist mit ausgesagt, dass eine Person die Entscheidung trifft.
Was ist eine Person?
Das man umgangssprachlich und dem sprachlichen Ausdruck nach die Entscheidung einer Person zuordnet, damit gehe ich d'accord.
Was ich nicht verstehe, ist, worauf 'Person' in der Wirklichkeit verweist? Ein Individuum, eine 'spezie'll ausgeprägtes Lebewesen? Ich meine es so: Der Mensch besteht aus sehr vielen Atomen, die zueinander in einer lektromagnetischen Wechselwirkung stehen. Oder noch enger: Eine Person ließe sich vollständig in Atome zerlegen. Nun würden wir auf der Ebene von Atomen nicht von 'Entscheidungen' sprechen. Jetzt zoomen wir so weit raus, dass wir das, was wir sehen können, als Person bezeichnen können. Und jetzt die Frage bzgl. Entscheidungen: Die neue Perspektive auf das Atomgeklüngel ermächtigt uns dazu, diesem Atomgeklüngel Attribute wie 'fühlen', 'nachdenken' oder eben 'Entscheidungen treffen' zuzusprechen.
Wie kommen wir zu der Idee, dass die Anzahl der sich elektromagnetisch auf einander beziehenden Atome die Attribution bestimmt?;
Wie kommen wir dazu, ein Atomgeklüngel Person zu nennen und diesem Entscheidungsfähigkeit zuzusprechen?
Wie du siehst, meine Frage tangiert nicht einmal die Entscheidung zw. Determinismus und Indeterminismus.
Nachschub: Analogie zur Verdeutlichung dessen, was ich sagen möchte: Angenommen in einem 1000 Baum starken Wald fallen 100 Bäume in der Mitte um (wie Dominosteine, weil sie Morsch sind...) Zoomen wir raus, bis wir uns in der Vogelperspektive befinden, erkennen wir nicht mehr die einzelnen umfallenden Bäume, sondern, dass sich der Wald in der Mitte lichtet. Mein Punkt: Natürlich können wir von der Baumansammlung als vom Wald sprechen und von diesem aussagen, dass er sich in der Mitte lichtet oder dass er eine kahle Stelle in der Mitte bekommt. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Bäume umfallen und das die Rede vom kahl werdenden Wald genauso metaphorisch ist wie die Aussage von der untergehenden Sonne. Und wenn schon der Übergang von umfallen Bäumen zum lichter werdenden Wald problematisch ist, ist dann nicht der Übergang zwischen elektormagnetisch sich aufeinander beziehenden Atomen zur Entscheidung treffenden Person noch problematischer?