Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Mi 29. Mär 2023, 07:13
METASUBJEKT hat geschrieben : ↑ Di 28. Mär 2023, 21:56
Ich verstehe Dein Problem, aber was würden wir denn gewinnen, wenn man dieses "mentalistische/geistige/intentionale Vokabular" durch ein Vokabular ersetzen würde, dass nur auf die Existenz der KI abgestimmt ist.
Was gewinnen wir, wenn wir uns richtig statt falsch ausdrücken? Ich glaube, dass es bei der Frage der KI, wie ich oben schon mehrfach erwähnt habe, immer auch um die Frage geht, wie wir uns selbst verstehen. Wenn wir den Unterschied zwischen uns und diesen Maschinen dauerhaft verwischen wollen, dann hat das in der einen oder anderen Form Auswirkungen auf dieses Bild.
Ich habe dazu schon mehrfach eine Grafik gepostet, ich bringe sie hier noch einmal. Von Thomas Fuchs, aus "Verteidigung des Menschen: Grundfragen einer verkörperten Anthropologie (suhrkamp taschenbuch wissenschaft)".
Eine Computersprache, wie du sie vorgeschlagen hast, hilft uns sicher nicht weiter, die Sprache muss natürlich alltagstauglich sein. Normalerweise entwickelt sich mit neuen Gegenständen auch ein neues Vokabular, aber in diesem Fall hat sich leider sehr schnell ein irreführendes Vokabular durchgesetzt.
Ich dachte, es versteht sich von selbst, dass der Code kein Vorschlag war, sondern ein Beispiel dafür, wie problematisch angemessenes Sprechen über KI sein könnte. Ich sagte auch nirgends, dass der Unterschied zwischen KI und Bio verwischt werden sollte.
Was gewinnen wir damit?
Mit "wir" meine ich die Menschheit. Die Menschen werden sich einfach denken, dass es da wohl einen Unterschied zwischen ihnen und einer KI gebe. Aber 95% der Menschheit wird diese Liste und sein Buch nicht interessieren.
Lediglich in unserem erlauchten Kreis der Nachdenklichen und Neugierigen, im erweiterten Sinne, ist das von besonderem Interesse, so dass es, wie Du sagtest: "...immer auch um die Frage geht, wie wir uns selbst verstehen..."
Die Liste beeindruckt mich nicht wirklich. Man könnte viele Begriffe und Konzepte Links, auch in die rechte Spalte kopieren und ergänzend als "Simulation von..." bezeichnen.
Dafür dass der Autor Philosoph und Psychiater ist, ist der analytische Gehalt dieser Gegenüberstellung äusserst dürftig. So dass sie eigentlich obsolet ist.
Denn sie sagt rechts, bezogen auf die Linke Seite nur: "Ist nicht gleich", oder "existiert nicht", oder "ist anders als" .
Darüber hinaus gibt es keinen Inhalt.
Und "generalistisch vs. hochspezialisiert" ist auch noch falsch. KIs wie GPT sind über alle Maßen generalistisch konzipiert.
Sein Buch von 2020 gibt vermutlich seinen Kenntnisstand bis 2018 wieder.
Aber sein größtes Versäumnis ist die Reflexion darauf, wie er auf die Begriffe und Konzepte der Spalte "Künstliche Intelligenz" gekommen ist. Kurz gesagt, hat er nicht bemerkt, dass er alte Begriffe und Konzepte in neue Schläuche gefüllt hat.
In der Rechten Spalte listet er als Gegenüberstellung Begriffe und Konzepte, die man nur dann formulieren und verstehen kann, wenn man versteht bzw. weiß, was mit denen auf der Linken Seite gemeint ist. Und zwar auch dann, wenn man sie negiert oder davon unterscheiden will. Mit anderen Worten: das charakteristische Menschliche ist das einzig verfügbare Vorbild für das, was er auf der Rechten Seite über die KI aussagen will.
Fazit: Die Liste enthält nichts, was den Unterschied zwischen Mensch und KI tatsächlich erklärt. Ausser dass sie nur die Tatsache eines Unterschiedes wiederholt zum Ausdruck bringen kann. Es bleibt bei: "Ist nicht gleich", oder "existiert nicht", oder "ist anders als" . Darüber hinaus gibt es keinen Inhalt. Mehr kann sie nicht leisten.
Der Autor hat die Grenzen seiner Erkenntnisfähigkeit zumindest in dieser Sache nicht bemerkt.
Es ist nicht möglich, das menschliche Wesen von dem einer KI so unterscheiden und beschreiben zu können, dass darin das Wesen einer KI zum Ausdruck kommt. Da unsere Sprache nur das menschliche Erleben zum Vorbild hat. Und würde man eine Zeit lang ein Roboter sein können, dann müßte man erst eine Sprache entwickeln, die das Erlebnis Roboter zu sein, zum Vorbild hat. Also unabhängig vom Vorbild menschlichen Erlebens. Und hätte man endlich all diese Begriffe entwickelt, mit denen die Existenz als KI-Roboter ohne Anthropmophismen beschrieben werden kann, dann würden die anderen Menschen sie trotzdem nicht verstehen.