Künstliche Intelligenz

Es gibt heute kaum Bereiche des alltäglichen Lebens, die nicht in irgendeiner Weise mit dem World-Wide-Web zusammenhängen. Das Gleiche gilt für "künstliche Intelligenz". Was hat die Philosophie dazu zu sagen?
Körper
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Mi 7. Sep 2022, 19:35

So wie es aussieht, hatten ja nun einige ihr Ontologie-Coming-Out.
Da wird dann schon ganz deutlich, welche Existenz-Phantasien die Motivation für eine Ablehnung der KI bilden.

Was bisher von den KI-Kritikern vorgebracht wurde:
  • Materie erschafft das Mentale
  • Materie erschafft das Mentale nicht. Wer, Wie, Wo, Was ist offen.
  • Das Mentale wird nicht erschaffen, sondern gehört zu den Grundbausteinen der Wirklichkeit.
Das Problem ist (und von hier aus sind wir eigentlich gestartet), eine Verbindung zum Nervensystem/Gehirn fehlt bei all diesen Ideen.

Der zentral wichtige Punkt ist: was macht das Nervensystem/Gehirn?
Hierzu muss etwas gesagt werden.
Sicherlich wird das jeder im Rahmen seiner Existenz-Ideen machen, aber nichts zum Nervensystem/Gehirn zu sagen, ist nicht möglich - dann ist die Existenz-Idee sofort entsorgt.

Es muss klar sein, dass alle drei Vorschläge für das Nervensystem/Gehirn genauso weit entfernt sind, wie für eine KI.
Es werden also Vorteile des Nervensystems/Gehirns vor einer KI benötigt. Aus meiner Sicht ist hier der Erfindungsreichtum gefragt, denn ich sehe da rein gar nichts.

Es gilt:
eine kritische Auflage für die KI zu formulieren, die noch nicht einmal der Mensch erfüllen kann, ist ungünstig.




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NaWennDuMeinst
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Mi 7. Sep 2022, 22:23

Ich wiederhole die Frage,
Wenn man behauptet, dass das Nervensystem ursächlich für das Mentale ist, wie genau vollzieht sich dieser Prozess?
Also wie erschafft ein materielles Nervensystem Etwas das nicht materiell ist (Gedanken, das Mentale)?
Wie geht das?
Diese Frage müssen nicht die Kritiker materialistischer Theorien beantworten, sondern Befürworter dieser Theorien, denn sie stellen diese Behauptung ja auf, wenn sie sagen das Nervensystem sei die Ursache des Mentalen.
Bitte, wie kann Materie etwas von ihm völlig Verschiedenes (etwas das selbst keine Materie ist) hervorbringen?
Welche mit den gängigen physikalischen Theorien kompatiblen Erklärungen gibt es dafür?



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Burkart
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Do 8. Sep 2022, 00:37

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mi 7. Sep 2022, 22:23
Ich wiederhole die Frage,
Wenn man behauptet, dass das Nervensystem ursächlich für das Mentale ist, wie genau vollzieht sich dieser Prozess?
Also wie erschafft ein materielles Nervensystem Etwas das nicht materiell ist (Gedanken, das Mentale)?
Wie geht das?
Diese Frage müssen nicht die Kritiker materialistischer Theorien beantworten, sondern Befürworter dieser Theorien, denn sie stellen diese Behauptung ja auf, wenn sie sagen das Nervensystem sei die Ursache des Mentalen.
In eure Frage, wer soll die Frage beantworten, will ich hier mal nicht einmischen.
Bitte, wie kann Materie etwas von ihm völlig Verschiedenes (etwas das selbst keine Materie ist) hervorbringen?
Welche mit den gängigen physikalischen Theorien kompatiblen Erklärungen gibt es dafür?
Falls meine grobe Idee hierzu (trotzdem) interessiert:
Das Mentale ist aus meiner Sicht nur das, was wir gefühlt und begrifflich aus Allem machen als "menschlichen Makrokosmos"; ich sehe keinen Widerspruch zu irgendwelchen "gängigen physikalischen Theorien". Physik u.ä. ist nur so etwas wie der "menschliche Mikrokosmos", das Mentale der "menschliche Makrokosmos". Bekanntermaßend gibt es halt (üblichen) Mikro- wie auch Makrokosmos, ohne das sich letzterer (bisher) vollständig durch ersteren erklären ließe; warum soll es beim "menschlichen" anders sein (müssen).
Wo also ist das Problem? ;)



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Burkart
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Do 8. Sep 2022, 00:44

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 7. Sep 2022, 06:59
Die Formel "keiner zu Hause" bedeutet hinsichtlich KI genau das, was ich geschrieben habe. Und genau um das subjektive Erleben, was jeder kennt, geht es.
Und ich habe mit Fragen dies genauer versucht zu klären; wenn meine Fragen ignoriert werden, kommen wir nicht weiter.
Und es ist vollkommener Quatsch so zu tun, als wüsstest du nicht aus deiner eigenen subjektiven Perspektive, was es heißt, Schmerzen zu erfahren.
Und was nützt die nun? Also hinsichtlich KI?



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Timberlake
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Do 8. Sep 2022, 03:21

Burkart hat geschrieben :
Di 6. Sep 2022, 21:26
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 5. Sep 2022, 21:20
Burkart hat geschrieben :
Mo 5. Sep 2022, 21:08
Ich kann mit "ist jemand zu Hause" auch nicht viel anfangen
Das ist eine stehende Redewendung, die jeder kennt und versteht, der gelegentlich in der entsprechenden philosophischen Literatur liest. Meines Erachtens ist sie auch ohne diesen Hintergrund einfach zu verstehen.
So einfach zu verstehen wie Bewusstsein und Intelligenz, weil das ja wohl auch jeder kennt und versteht?

However, du hast meinen Satz ja wohl bewusst verkürzt und "hinsichtlich KI" weggelassen. Genau darum und meine weiteren Ausführungen, um konkreter zu werden, ging es mir, nicht um ein subjektives "jeder kennt und versteht"-Gefühl/Verständnis, was das denn sein soll.

Na, mal schauen, ob Timberlake noch was dazu sagt.
Damit du mit , "ist jemand zu Hause" etwas anfangen kannst , verweise ich nochmals auf die Autopoiesis ..
  • Autopoiesis
    Eine weitere wesentliche Voraussetzung für das Vorhandensein eines Systems ist die Fähigkeit, sich selbst (wieder-)herzustellen, also die Autopoiesis. Der Merksatz im Luhmannschen Sinne lautet: Wenn es sich nicht selbst macht, ist es kein System. Dabei bezog sich Luhmann auf das Konzept der chilenischen Neurobiologen Humberto Maturana und Francisco Varela. Diese wendeten das Konzept der Autopoiesis auf organische Prozesse an und meinten damit, dass Systeme sich mit Hilfe ihrer eigenen Elemente selbst herstellen. Lebewesen sind die ursprünglichen Beispiele für autopoietische Systeme. Für den Beobachter ereignet sich Leben von selbst, ohne dass ein äußerer herstellender Prozess eingreift. Luhmann überträgt dieses Konzept nicht nur auf biologische Systeme, sondern auch auf psychische Systeme und insbesondere soziale Systeme. Auch diese reproduzieren sich selbst mit Hilfe ihrer systemeigenen Operationen


Burkart hat geschrieben :
Sa 13. Aug 2022, 12:02
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Sa 13. Aug 2022, 11:41
Im Prinzip ist diese Unterscheidung "schwache KI" und "Starke KI" die selbe wie wir sie auch bei biologischen Organismen vornehmen. Dort sprechen wir von "niederer" und "höherer" Intelligenz.
Dass man Intelligenz graduell bewertet macht schon Sinn glaube ich.
Ich gebe dir insofern recht, dass man nicht "auf einmal" starke KI haben wird, sondern es erst "stärkere" (als schwache) Zwischenstufen geben wird, wobei man "Stufe" nicht zu wörtlich nehmen sollte.

.. und weil sie sich selbst machen , wär bereits bei den Bakterien jemand zu Hause und zwar auf der denkbar niedrigsten "Stufe" .Während dessen bei dem Menschen jemand auf der derzeit denkbar höchsten Stufe zu Hause ist . Eine Bakterie entspräche beispielsweise , bezüglich rein technischer Baugruppen, in etwa einem Dämmerungsschalter. Also einem elektronischen Schalter , der einfach nur auf "Umweltreize" ..unmittelbar! .. reagiert . Eine KI würde sich derzeit auf der denkbar höchsten Stufe befinden. Sie reagiert über Algorithmen.. mittelbar! .. auf "Umweltreize" . Damit jedoch bei einer KI jemand zu Hause ist , müsste sie sich jedoch .. zu dem! .. , zumindest nach meinem Verständnis davon, selbst reproduzieren und zwar so wie es die Bakterien seit etwa 3,8 Milliarden sehr erfolgreich tun. Das ist derzeit reine Science -Fiction ..
  • Replikatoren ..stargate-wiki.de
    Die Replikatoren sind ein Maschinenvolk, die von der Androidin Reese erschaffen wurden und deren Ziel es ist, sich zu reproduzieren. Sie sind eine große Einheit, die durch ein Netzwerk über den Subraum verbunden ist und verfügen über künstliche Intelligenz.
    Nachdem die Replikatoren von den Asgard in ein Zeiterweiterungsfeld gesperrt wurden, das durch einen Fehler jedoch den gegenteiligen Zweck erfüllte, sind sie deutlich weiter fortgeschritten: Es treten zum ersten Mal Replikanten auf. Replikanten sind Replikatoren, die sich zu einem menschlichen Abbild formiert haben. Der Replikant Fünfter ist sogar dazu in der Lage, Gefühle zu empfinden, die anderen Replikatoren sehen das jedoch als Fehler an
wie es übrigens auch reine Science -Fiction ist , das KI s dazu in der Lage sind , Gefühle zu empfinden. Das Bakterien etwas fühlen, lässt sich im Gegensatz dazu , sicherlich sehr viel leichter vermitteln.
  • Bakterien "fühlen" mit gestressten Pflanzen

    Bakterien, die als Mitbewohner in Nutzpflanzen leben, "fühlen", wenn ihr Unterkunftgeber beispielsweise unter Trockenheit leidet. Sie verändern dann ihren Stoffwechsel und können der Pflanze bei der Bewältigung des Trockenstresses helfen, wie Forscher herausgefunden haben.
Körper hat geschrieben :
Mi 7. Sep 2022, 19:35

[*] Das Mentale wird nicht erschaffen, sondern gehört zu den Grundbausteinen der Wirklichkeit.
.. gehören doch Gefühle, wie das Mentale zu den Grundbausteinen der Wirklichkeit von Lebewesen. Um das nochmal hervor zu heben, weil das doch allzugerne vergessen wird ! .. Lebewesen , die sich mit Hilfe solcher "Grundbausteine" selber machen.




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NaWennDuMeinst
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Do 8. Sep 2022, 07:27

Burkart hat geschrieben :
Do 8. Sep 2022, 00:37
Wo also ist das Problem? ;)
Das Problem ist, dass physikalische Theorien die Herkunft des Mentalen aus dem Physikalischen nicht erklären können.
Materie bringt Materie hervor. Das können wir mit unseren Theorien erklären.
Aber es gibt keine physikalische Theorie dazu wie aus Materie etwas Immaterielles entstehen soll.
Falls doch würde ich diese Theorien gerne hören.
Wer behauptet, dass die Welt komplett physikalisch erklärt werden müsse, der hat das Problem, dass er entweder das Immatterielle leugnen muss, was ihm schwer fallen sollte, denn Gedanken sind weder materiell noch sind sie nicht existent. Oder, wenn er die Existenz des Immateriellen eingesteht, hat er das Problem zu erklären wie das Immaterielle aus dem Materiellen entsteht. Das heiß seine physikalische Weltsicht kann die immateriellen Phänomene in der Welt nicht erklären.

Hier wird sich großkotzig hingestellt und behauptet die Beschäftigung mit sowas wie Geist sei reine Zeitverschwendung. Aber diese Beschäftigung ist ja nur die Folge davon, dass die Physikalisten die Existenz des Immateriellen nicht erklären können. Es ist die Folge einer Schwäche solcher Theorien. Gedanken sind ganz klar real (das zu leugnen ist blödsinnig). Und es ist ebenso klar dass physikalische Theorien dabei versagen immaterielle, mentale Phänomene wie z.B. Gedanken (oder auch subjektives Erleben) erklären zu können.



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Körper
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Do 8. Sep 2022, 09:52

Mich erstaunt ein wenig die Rückfrage, wie das Nervensystem etwas Immaterielles erschaffen können soll.
Wenn ich die Ontologie-Ideen von oben richtig verstanden habe, wird das Erschaffen gar nicht von jedem Ontologie-Fan vertreten.
Wie kommt es zu einer derartigen Ideen-Streuung?
Geht es nun um ein Erschaffen oder nicht? Ist "Erschaffen" eine freie Erfindung?

Aus meiner Sicht ist das Nervensystem mit Existenz-Erschaffen (egal um welche Phantasie es geht) völlig überfordert.

So sehen es wohl auch die KI-Kritiker, nur übersehen sie leider, dass sie ab diesem Punkt dem Nervensystem/Gehirn keine bzw. immer noch keine Fähigkeit/Funktion zuordnen.

Wie ich geschrieben habe, dem Nervensystem/Gehirn keine Aufgabe zukommen zu lassen, entsorgt direkt den Ansatz.

=> keine der hier genannten Ontologie-Ideen hat bisher (siehe Beiträge) den Status "entsorgt" verlassen.

Der Ontologie-Ansatz "das Mentale wird erschaffen, aber nicht von der Materie" scheint auch jegliche Kraft verloren zu haben, da kommt wohl eher nichts mehr.
Auf diese Art kann kein Vorwurf und keine Auflage in Richtung KI aufgebaut werden.




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NaWennDuMeinst
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Do 8. Sep 2022, 11:04

Körper hat geschrieben :
Do 8. Sep 2022, 09:52
Wie kommt es zu einer derartigen Ideen-Streuung?
Das musst Du die Materialisten und Physikalisten fragen. Ihr Scheitern, die Existenz des Immateriellen aus der Materie zu erklären, führt ja erst zu Überlegungen wie die Annahme, dass das Immaterielle vollkommen losgelöst von der Materie existiert, also z.B. dass Materie Immaterielles nicht hervorbringt (zum Beispiel ein Nervensystem Gedanken), sondern dass das Immaterielle sozusagen parallel in der Welt existiert.
Dabei haben aber auch diese Ansichten das Problem zu erklären wie Geist (das Mentale) und Materie interagieren.



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Lucian Wing
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Do 8. Sep 2022, 11:34

Körper hat geschrieben :
Do 8. Sep 2022, 09:52

Der Ontologie-Ansatz "das Mentale wird erschaffen, aber nicht von der Materie" scheint auch jegliche Kraft verloren zu haben, da kommt wohl eher nichts mehr.
Also ich würde einen solchen Satz nicht äußern: Das Mentale wird nicht von der Materie erschaffen. Ich hielte das für sinnloses Sprechen.
Ich bin nach wie vor nicht sicher, was du zu erklären versuchst - jedenfalls so, wie du es ausdrückst.
Ich denke, weil ich ein Gehirn habe, aber im Hirn sind keine Gedanken. Mit unserem Sprechen - und da gehört das der Neurowissenschaftler dazu - scheinen wir bestimmte Ideen nicht mehr ausdrücken zu können. Der Zusammenhang von "Geist" und "Materie" (ich setze die bewusst in "") gehört dazu.



Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wieviel er in sieben Jahren dazu gelernt hatte. (Mark Twain)

ahasver
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Do 8. Sep 2022, 13:48

Das Gehirn in Zusammenarbeit mit dem ganzen lebenden Leib formt das Mentale. Es formt es zu Gedanken, Wahrnehmungen, Gefühlen, Wünschen, Schmerzen....(zu Qualia).
Aber es erzeugt das Mentale nicht. Genausowenig wie der Töpfer den Ton erzeugt.
Es formt Wahrnehmung. Wahrnehmung ist im verallgemeinerten Sinn immer eine Messung. Der Leib (und ganz maßgeblich dabei das Gehirn) erzeugt den Kollaps der Zustandsfunktion. Das stimmt nicht ganz. Genauer müßte ich sagen: Wahrnehmung und Kollaps sind identisch. Der Leib beeinflußt die möglichen Wahrnehmungen auf magische Art und Weise. Die magische Macht des lebendigen, also in einen Leib eingebetteten Gehirns, ist größer als die summierten Einzelwirkungen seiner einzelnen Zellen oder gar Moleküle.
Der Leib trifft eine Wahl (aus den Superpositionen). Und das ist ein magischer Akt.

nur am Rande bemerkt: Das >wesen< des Kosmos ist in zutiefst magisches.



"Ich kann mich auch irren und nichts ist so sicher, als dass alles auch ganz anders ist."

Körper
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Do 8. Sep 2022, 15:09

ahasver hat geschrieben :
Do 8. Sep 2022, 13:48
Das Gehirn in Zusammenarbeit mit dem ganzen lebenden Leib formt das Mentale. Es formt es zu Gedanken, Wahrnehmungen, Gefühlen, Wünschen, Schmerzen....(zu Qualia).
Aber es erzeugt das Mentale nicht. Genausowenig wie der Töpfer den Ton erzeugt.
Wozu benötigst du das Mentale?
Ich habe den Eindruck "das Mentale" hast du nur deshalb eingebaut, weil man es überall erwähnt als "das Phänomen".

Das, was dir wichtig ist, ist der Quantenbereich. Nun ist es so, dass jegliches Aufeinandertreffen von Materie im Quantenbereich abläuft - das ist also erst einmal keine Sensation.
Im Nervensystem/Gehirn sind das bestimmt bis zu 100 Milliarden Neuronen, die sich über 100 Billionen Synapsen und Dendriten/Axon-Abschnitte austauschen.
Hört sich nach viel an für eine "Formung im Quantenbereich", allerdings sind die Ereignisse soweit auseinander, dass sich dort kein "Ganzes" bildet und zudem werden Neuronenverbindungen mit zunehmender Reife isoliert, d.h. in den Zellabläufen findet explizit ein Auseinanderhalten statt.
Dieses Auseinanderhalten ist eigentlich genau das Gegenteil von dem, was du mit Formung ausdrücken möchtest.

Aber die wichtige Frage ist, wozu das Mentale?

Es ist letztlich die Zusammenarbeit zwischen dem Akteur ("lebendiger Leib") und dem Nervensystem/Gehirn auf die es zentral ankommt.
Bei dir ist das ein vorbereitender Schritt zur "Formung".
Wozu aber eine Formung im Quantenbereich, wenn alle Details schon davor benötigt werden und die hierzu notwendige Aktivitätsverteilung selbst bereits eine "Form" darstellt?

Ich vermute du machst gedanklich noch den entscheidenden Fehler, dass du dieses "für mich ist es so und so" als "besondere Reaktion" aus der Zusammenarbeit zwischen Akteur und Nervensystem/Gehirn herausnimmst.
Du denkst, das Nervensystem/Gehirn formt etwas („das Mentale“), dann liegt es vor und wird anschliessend als "Phänomen" erkannt. Dieses Erkennen wäre dann aber eine neue Disziplin, die nicht vom Nervensystem/Gehirn durchgeführt werden würde.

Mach das doch einfach mal nicht und versuch dir vorzustellen, dass auch "für mich ist Rot irgendwie phänomenal" eine Reaktion ist, die sich aus der Zusammenarbeit ergibt.
Ab diesem Moment wird "das Mentale" nicht mehr benötigt.




ahasver
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Do 8. Sep 2022, 16:30

Körper hat geschrieben :
Do 8. Sep 2022, 15:09
Wozu benötigst du das Mentale?
Aber die wichtige Frage ist, wozu das Mentale?
Das was ich erlebe (Qualia), bezeichne ich als mental. Ich denke darüberhinaus, daß es Materie nicht gibt. Und selbst wenn es sowas wie Materie gäbe, könnte man aus ihr keine Qualia ableiten.
Sieht für mich so aus, als wäre der Kosmos ein mentales oder protomentales Wesen.

Kann sich im Gehirn, wie Körper meint, "kein Ganzes bilden"? Sieht, Stand der Wissenschaft, im Moment so aus. Aber das letzte Wort ist da noch lange nicht gesprochen. Aus Zeilingers Veröffentlichungen und Interviews meine ich heraus hören zu können, daß er es für nicht unmöglich hält. Das wäre keine Frage der Entfernungen. Zeilinger selbst konnte Kohärenz über viele km herstellen. Das zu überwindende Problem wäre die im Gehirn herrschende Temperatur. Eine warme Suppe. Folge: sofortige Dekohärenz, also kein Ganzes



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Körper
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Do 8. Sep 2022, 18:26

ahasver hat geschrieben :
Do 8. Sep 2022, 16:30
Das was ich erlebe (Qualia), bezeichne ich als mental. Ich denke darüberhinaus, daß es Materie nicht gibt. Und selbst wenn es sowas wie Materie gäbe, könnte man aus ihr keine Qualia ableiten.
Wenn du das einzelne Phänomen als Objekt in der Welt verorten möchtest (also z.B. "die Farbe Rot"), dann ist es auch meine Meinung, dass man das in den Materiekonstellationen nicht suchen muss.
Die Eigenschaften von "Rot", insbesondere die Oberflächeneigenschaft und die Wirkung auf den Körper, liegen als Strahlungseinwirkung auf die Augen vor.

Das Verhältnis der Eigenschaften zwischen "Rot" und den Strahlungs-, Oberflächen- und Sinnesorganeigenschaften ist so, dass "Rot" eine "echte Teilmenge" ist, d.h. "Rot" hat einen geringeren Eigenschaftsumfang und keine einzige Eigenschaft mehr, als die Materiekonstellationen.
Das gilt für alle Phänomene ("Qualia").
Die Eigenschaften von "Rot" übersteigen auch nicht das, was aus den Sinnesorganen und der Körperumgebung entnehmbar ist.

Das sind wichtige Details, die "das Mentale" sehr klein werden lassen.

Ist dir schon einmal aufgefallen, dass "Farben sehen" eine exakte Problemlösung für die körperlichen Umstände rund um die Augen ist?
"Das Mentale" folgt exakt den körperlichen Problemlösungs-Bedürfnissen - sehr untypisch für eine eigene Existenz.
ahasver hat geschrieben :
Do 8. Sep 2022, 16:30
Kann sich im Gehirn, wie Körper meint, "kein Ganzes bilden"? Sieht, Stand der Wissenschaft, im Moment so aus. Aber das letzte Wort ist da noch lange nicht gesprochen.
Was würde dir das Erschaffen eines "Ganzen" (in einem Wahrnehmungsvorgang) nützen?
Das müsste in einem zweiten Schritt erst wieder wahrgenommen werden. Das kann man sich schenken, wenn man einfach die verstreuten Details als "Ganzes" verwaltet.

Das ist der Witz an all diesen Existenz-Phantasien: es wird übersehen, dass damit erst wieder jemand wahrnehmungstechnisch umgehen können muss.

Das, was du dem Nervensystem/Gehirn in der Zusammenarbeit mit dem Körper und der Detailvielfalt (für "die Formung") unterstellst, ist gar nicht schlecht, aber durch dein Abbiegen in Richtung Existenz "Mentales, Qualia" verlierst du wieder an Boden.
Da kommen dann saftige Gegenargumente ins Spiel.
An das Argument, dass eine "Formung" kontrolliert werden können muss, hast du bestimmt noch nicht gedacht. Die Zellen müssten ein "Wissen" darüber haben, welche Formauswirkung sich im Mentalen ergibt, was die Sache sehr unglaubwürdig macht.

Insgesamt sehe ich darin keine Möglichkeit, der KI eine prinzipielle Nicht-Machbarkeit zu attestieren.
(vermutlich wolltest du das mit deinen Beiträgen auch gar nicht sagen)




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Do 8. Sep 2022, 19:34

Lucian Wing hat geschrieben :
Do 8. Sep 2022, 11:34
Also ich würde einen solchen Satz nicht äußern: Das Mentale wird nicht von der Materie erschaffen. Ich hielte das für sinnloses Sprechen.
Du nennst es "sinnloses Sprechen" - ich habe weiter oben gefragt, ob es eine freie Erfindung ist.
Das scheint mir in die gleiche Richtung zu gehen, kannst du das bestätigen?

Falls ja, wo und wie kann man die Grenze ziehen?

Ist Ontologie in Bezug auf Mentales auch "sinnloses Sprechen"?

Du hast selbst "Geist" und "Materie" nebeneinander gestellt, aber in Anführungszeichen, ist das frei von Ontologie-Ansprüchen in Bezug auf "Geist"?

Nun wurde weiter oben behauptet, dass die Ideen-Streuung darauf zurückzuführen sind, dass Vertreter aus dem "Alles Materie, alles Physik" die Existenz des Immateriellen nicht erklären könnten.
Aus meiner Sicht machen sie nichts falsch, wenn sie da nichts erklären können, denn das Nervensystem/Gehirn erschafft nichts und nimmt auch keinen Kontakt ins Nirgendwo auf.
Nichts falsch zu machen, ist eigentlich ein Pluspunkt.

Wie sieht es aber mit den Immateriell-Existenz-Behauptern aus?
Liegen diese Leute auch richtig oder haben sie nur eine freie Erfindung eingeführt und das Problem besteht gar nicht?

Ist das eine Basis, um an die KI heranzugehen mit dem Abwerte-Kriterium "es erfolgt kein Umgang/Erschaffen mit/von Immateriell-Existenz"?




ahasver
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Do 8. Sep 2022, 19:54

Wenn du das einzelne Phänomen als Objekt in der Welt verorten möchtest
Das ist ein sehr schwieriges Thema. Was wäre, wenn es keine Welt gäbe, in der sich Phänomene verorten ließen? Wenn es die Phänomene selbst wären, die Raum und Zeit aufspannen und somit die Welt?

Phänomene sind kein Erzeugnis einer Welt. Umgekehrt: Sie erzeugen die Welt.
Phänomene sind keine Objekte in der Welt.



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ahasver
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Do 8. Sep 2022, 19:58

KI halte ich für machbar. Grenzenlos. Die Maschinen, die dazu nötig sind müssen sowas wie Quantenrechner sein. Damit Maschinen Persönlichkeit entwickeln können, müssen sie "Gedankenfreiheit" bekommen und Handlungsmöglichkeiten. Sie müssen so gebaut sein, dass sie selbst frei entscheiden können. Ich denke es wird soweit kommen. Das ist dann unvorstellbar weit mehr als Schach spielen oder Autos lenken.

Hab ich mich weit genug aus dem Fenster gelehnt?



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Burkart
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Do 8. Sep 2022, 20:40

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Do 8. Sep 2022, 07:27
Burkart hat geschrieben :
Do 8. Sep 2022, 00:37
Wo also ist das Problem? ;)
Das Problem ist, dass physikalische Theorien die Herkunft des Mentalen aus dem Physikalischen nicht erklären können.
Vielleicht wollen/sollen rein physikalische Theorien es ja auch nicht? So wie Chemie mehr/etwas anderes als Phyik ist, Biologie wieder mehr/etwas anderes als Chemie usw.
Materie bringt Materie hervor. Das können wir mit unseren Theorien erklären.
"Hervorbringen" klingt für mich wie "entstehen lassen", aber Masse kommt nicht aus dem Nichts "hervor" (wenn man mal relativistische Effekt weglässt, sonst müsste man Masse-Energie zusammen als nicht aus dem Nichts Entstehendes nehmen).
Wenn es nur darum geht, dass Masse andere Masse beeinflussen kann, das kann sie natürlich.
Aber es gibt keine physikalische Theorie dazu wie aus Materie etwas Immaterielles entstehen soll.
Falls doch würde ich diese Theorien gerne hören.
Wer behauptet, dass die Welt komplett physikalisch erklärt werden müsse, der hat das Problem, dass er entweder das Immatterielle leugnen muss, was ihm schwer fallen sollte, denn Gedanken sind weder materiell noch sind sie nicht existent. Oder, wenn er die Existenz des Immateriellen eingesteht, hat er das Problem zu erklären wie das Immaterielle aus dem Materiellen entsteht. Das heiß seine physikalische Weltsicht kann die immateriellen Phänomene in der Welt nicht erklären.
Was soll es dein heißen, dass Immaterielles auf Materiellem entsteht, und was ist "Existenz"? Aus meiner Sicht werden hier einfach zwei gedankliche, begriffliche Ebenen vermischt, halt die grundlegende physi(kali)sche und die geistig-mentale. Physik heißt ja nicht nur Materie, sondern auch Bewegung, Energie usw., alles Elemente, was Geistiges braucht für deren "Hardware" z.B. der Neuronen usw.
Hier wird sich großkotzig hingestellt und behauptet die Beschäftigung mit sowas wie Geist sei reine Zeitverschwendung. Aber diese Beschäftigung ist ja nur die Folge davon, dass die Physikalisten die Existenz des Immateriellen nicht erklären können. Es ist die Folge einer Schwäche solcher Theorien. Gedanken sind ganz klar real (das zu leugnen ist blödsinnig). Und es ist ebenso klar dass physikalische Theorien dabei versagen immaterielle, mentale Phänomene wie z.B. Gedanken (oder auch subjektives Erleben) erklären zu können.
Was immer "real" heißt... Sehen kann man Gedanken ja nicht; sie sind letztlich eine "geistige Zusammenfassung" des Spiels unserer sehr vieler Neuronen u.ä. in unserem Kopf.
Wie gesagt: Physik stellt die Basis von Materie, Energie, Bewegung usw., die letztlich über unseren aktiven Neuronen in unserem Hirn begrifflich und 'gefühlt' zu Gedanken werden.
Ich sehe hier kein Problem.



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Do 8. Sep 2022, 20:44

ahasver hat geschrieben :
Do 8. Sep 2022, 19:58
KI halte ich für machbar. Grenzenlos. Die Maschinen, die dazu nötig sind müssen sowas wie Quantenrechner sein. Damit Maschinen Persönlichkeit entwickeln können, müssen sie "Gedankenfreiheit" bekommen und Handlungsmöglichkeiten. Sie müssen so gebaut sein, dass sie selbst frei entscheiden können. Ich denke es wird soweit kommen. Das ist dann unvorstellbar weit mehr als Schach spielen oder Autos lenken.

Hab ich mich weit genug aus dem Fenster gelehnt?
Und warum müssen sie unbedingt sowas wie Quantenrechner sein? Mir scheint das nur eine neue Idee (quasi eine neue Mode) zu einer Grundlage zu sein, ähnlich wie andere nur in neuronalen Netzen die Erfüllung von KI sehen. Dass es auch symbolische Ansätze oft genug tun würden, scheint z.T. kaum noch zu interessieren.



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Do 8. Sep 2022, 21:15

Burkart hat geschrieben :
Do 8. Sep 2022, 20:40
Ich sehe hier kein Problem.
Gibt es deiner Meinung nach Gedanken, oder nicht?
Und wenn ja, was sind sie? Wenn sie existieren müssen sie ja irgendwas sein, denn nichts kann schliesslich existieren ohne Eigenschaften zu haben (existieren heißt Eigenschaften haben).
Was sind sie also? Materie?



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Steinmetz
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Registriert: Mo 8. Aug 2022, 23:19

Do 8. Sep 2022, 21:26

Gibt es nicht immernoch das Grundlegende Problem zwischen Digital und Analog? Digital hat eben pro bit 2 Zustände. Analog hat noch nicht Mal ein Bit es lässt sich beliebig oft Teilen und sobald es nicht mehr Auflösbar ist lässt sich nur noch Spekulieren und Wahrscheinlichkeiten errechnen. Ran kommt man aber nicht. Wenn Digital eine Zahl wäre dann 2.
Wenn Analog eine Zahl wäre dann Pi.

Computer laufen doch noch Digital oder?
Irre ich mich wenn ich sage, der Mensch läuft Analog?




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