Der Materialismus/Physikalismus
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Wahrmacher ist ein unsinniger, dummer anglizistischer Begriff. Die Wirklichkeit macht nicht wahr, sie ist.
Aber davon abgesehen. Unsere korrespondenztheoretische empirische Überprüfung macht die Aussage gegebenenfalls zu einer wahren. Wobei ich die Ergänzungen zur Korrespondenztheorie der Wahrheit richtig und notwendig finde, aber es sind Ergänzungen, keine Substitute. Ohne Korrespondenz wäre Wahrheit auf die idealen mathematischen Gegenstände beschränkt, eine rein formale.
So einfach ist es allerdings nur bei den ganz einfachen Wahrheiten der korrekten/eindeutigen Bestimmung der Extensionalität extensionaler Objekte. Hier haben die Protokollsätze ihr Recht. Ob es Wissenschaftler gibt, die sich damit begnügen, ist mir nicht bekannt. Daß es keine 1:1-Korrespondenz gibt, dürfte heute Konsens sein. Wir sind froh, wenn wir mit Isomorphismen modellieren können. Und im geisteswissenschaftlichen Bereich mit konsistenten Begriffssystemen.
Aber davon abgesehen. Unsere korrespondenztheoretische empirische Überprüfung macht die Aussage gegebenenfalls zu einer wahren. Wobei ich die Ergänzungen zur Korrespondenztheorie der Wahrheit richtig und notwendig finde, aber es sind Ergänzungen, keine Substitute. Ohne Korrespondenz wäre Wahrheit auf die idealen mathematischen Gegenstände beschränkt, eine rein formale.
So einfach ist es allerdings nur bei den ganz einfachen Wahrheiten der korrekten/eindeutigen Bestimmung der Extensionalität extensionaler Objekte. Hier haben die Protokollsätze ihr Recht. Ob es Wissenschaftler gibt, die sich damit begnügen, ist mir nicht bekannt. Daß es keine 1:1-Korrespondenz gibt, dürfte heute Konsens sein. Wir sind froh, wenn wir mit Isomorphismen modellieren können. Und im geisteswissenschaftlichen Bereich mit konsistenten Begriffssystemen.
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@ Körper
Hier stimme ich einmal zu. Wir widersprechen uns erst, wenn das Wirklichkeit erzeugende Subjekt hinzukommt.
Hier stimme ich einmal zu. Wir widersprechen uns erst, wenn das Wirklichkeit erzeugende Subjekt hinzukommt.
Richtig, bei "der Wahrheit des Gedankens/Denkens", also beim tatsächlichen Durchführen der Behauptungs-/Erwartungs-Handlung vergebe ich "der 1.Person-Perspektive" nur "bedingte Korrektheit", während du hierbei von einem "Wirklichkeitszugang mit ontologischer Relevanz" ausgehst.Wolfgang Endemann hat geschrieben : ↑Sa 27. Jul 2024, 12:08Wir widersprechen uns erst, wenn das Wirklichkeit erzeugende Subjekt hinzukommt.
Wir gestehen also beide dem Menschen eine Funktionalität zu (fern von Illusion/Halluzination), aber wir stellen sie auf unterschiedliche Grundlagen.
Beim Denken geschieht sozusagen tatsächlich ein Vorgang und die dort relevanten Zusammenhänge kommen tatsächlich als Unterschiede in Welt vor, aber wir sind uns nicht einig, wie genau sich dies alles in der Welt abspielt.
Ich stelle hier mal etwas ein, was für mich immer so eine Art Richtschnur war. Michael Esfeld schreibt in Naturphilosophie als Metaphysik der Natur, Suhrkamp, S. 12 zur Frage, was der wissenschaftliche Realismus sei:
Nach Esfeld handelt es sich bei der ersten Aussage um eine metaphysische, weil es sich dabei um eine allgemeine Existenzbehauptung handelt. In der zweiten geht es ausschließlich um den Wahrheitswert, also um wahr oder falsch, daher ist es eine semantische Behauptung. Ob und wie der Wahrheitsgehalt feststellbar ist, bleibt dabei offen. Der Unterschied zwischen einer semantischen und einer epistemischen Frage liegt darin, dass man mit der semantischen den Wahrheitswert einer Theorie festgelegt, mit der epistemischen, wie wir eine Theorie verifizieren können.
Die epistemische Behauptung impliziert die semantische Behauptung und diese impliziert die metaphysische, aber nicht umgekehrt. Jede dieser Behauptungen ist notwendig, und zusammen sind sie hinreichend, um den wissenschaftlichen Realismus zu definieren.
(1) Eine metaphysische Behauptung: Die Existenz und die Beschaffenheit der Welt sind unabhängig von den wissenschaftlichen Theorien. Diese Unabhängigkeit ist sowohl ontologisch als auch kausal. Die Existenz und die Beschaffenheit der Welt sind unabhängig davon, ob es Personen gibt, die wissenschaftliche Theorien entwickeln. Wenn es Personen gibt, verursacht die Existenz von deren Theorien nicht die Existenz oder die Beschaffenheit der Welt.
(2) eine semantische Behauptung: Die Beschaffenheit der Welt legt fest, welche der wissenschaftlichen Theorien wahr sind.
Wenn folglich eine wissenschaftliche Theorie wahr ist, dann existieren die Gegenstände, von denen die Theorie handelt, und deren Beschaffenheit ist der Grund, weshalb die Theorie wahr ist. Etwas entsprechendes gilt für die einzelnen Aussagen einer Theorie.
(3) Eine epistemische Behauptung: Die Wissenschaften sind im Prinzip in der Lage, uns einen kognitiven Zugang zur Beschaffenheit der Welt zu gewähren.
Insbesondere verfügen wir über Methoden der rationalen Bewertung und Erkenntnisansprüchen, die in konkurrierenden wissenschaftlichen Theorien - oder konkurrierenden Interpretationen der selben wissenschaftlichen Theorie enthalten sind. Diese Methoden ermöglichen es zumindest im Prinzip und in vorläufiger Weise, Aussagen darüber zu treffen, welche diese konkurrierenden Theorien oder Interpretationen im Hinblick auf eine Erkenntnis des betreffenden Gegenstandsbereichs die beste ist.
Nach Esfeld handelt es sich bei der ersten Aussage um eine metaphysische, weil es sich dabei um eine allgemeine Existenzbehauptung handelt. In der zweiten geht es ausschließlich um den Wahrheitswert, also um wahr oder falsch, daher ist es eine semantische Behauptung. Ob und wie der Wahrheitsgehalt feststellbar ist, bleibt dabei offen. Der Unterschied zwischen einer semantischen und einer epistemischen Frage liegt darin, dass man mit der semantischen den Wahrheitswert einer Theorie festgelegt, mit der epistemischen, wie wir eine Theorie verifizieren können.
Die epistemische Behauptung impliziert die semantische Behauptung und diese impliziert die metaphysische, aber nicht umgekehrt. Jede dieser Behauptungen ist notwendig, und zusammen sind sie hinreichend, um den wissenschaftlichen Realismus zu definieren.
Nein, das ist ein ganz wichtiger Begriff.Wolfgang Endemann hat geschrieben : ↑Sa 27. Jul 2024, 12:01Wahrmacher ist ein unsinniger, dummer anglizistischer Begriff. Die Wirklichkeit macht nicht wahr, sie ist.
Die Wahrmachung einer wahren Aussage durch eine Tatsache oder eine andere Art von Entität darf wohlgemerkt nicht als Verursachung missverstanden werden, und auch nicht als Verifikation im positivistischen Sinn, als Wahrheitsüberprüfung/-bestätigung/-feststellung durch Wissenschaftler.
"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding
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Die Überzeugung, dass p, ist genau dann wahr, wenn p (=Wahrmacher)
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(1) sollte trivial sein. Obwohl es nicht ganz stimmt. Freilich machen wir nicht die Naturgesetze, sie sind gesetzt, besser: gegeben. Aber wir haben einen winzigen Einfluß auf die Formen, in denen sich die Natur zeigt. ZB der Klimawandel, den wir gegenwärtig erleben, ist kein Naturgesetz, wir sind die stolzen Idioten, die ihn ermöglicht haben. Aber wie gesagt, ein vergleichsweise kleiner Einfluß.Lucian Wing hat geschrieben : ↑Sa 27. Jul 2024, 18:46Ich stelle hier mal etwas ein, was für mich immer so eine Art Richtschnur war.
Einzelheiten des menschlichen Zusammenlebens sind tatsächlich stark menschengeprägt, sie sin nicht determiniert, aber sie sind das Ergebnis der menschlichen Selbstorganisation, eines nichtlinearen, inhomogenen Gesellschaftsprozesses. Dazu gehört das Wissenschaftssystem, das dabei die größte Rolle spielt. Wie weit der Einfluß der Wissenschaften geht, hängt davon ab, wie gut sie die Gesetzmäßigkeiten erkennen und dann nutzen können. Und wie kreativ die Menschen im Vorstellen des Möglichen sind.
Auch wenn wir immer vor dem Problem stehen, unsere Theorien, die Theorien der Wirklichkeit, also ein Denken der Welt sind, an eben dieser Welt messen und überprüfen zu müssen, gibt es zwei unterschiedliche Problemkreise, die Theorien sind Modellierungen mit Grundbegriffen und Strukturkonzepten. Es wird also
(2) eine angemessene Semantik der Theorie angestrebt und/oder
(3) eine isomorphe Strukturtheorie. Das eine verlangt einen semantischen, dass andere einen epistemischen Realismus. Aufgeklärte moderne Theorien sind sich mindestens dieser Dreifachproblematik bewußt. Tatsäüchlich ist die erkenntnistheoretische Problematik noch deutlich komplexer.
Mir ist immer noch nicht klar, was genau du unter einer Überzeugung verstehst? Eine reine Verhaltensdisposition im behavioristischen Sinn?
Ich soll die Rede von Illusionen "weglassen", aber du berufst dich hier erneut auf eine optische Illusion!Körper hat geschrieben : ↑Do 25. Jul 2024, 18:21Es gibt also "in dir" eine Funktion (wie auch immer verankert), die Überzeugungen ablaufen lässt (Beweis: -> "schräge Linien")
Meine perzeptiv-kognitiven Fähigkeiten (einschließlich meiner Fähigkeit zur Introspektion) sind nicht unabhängig von unbewussten Nervengängen – na und? Daraus folgt nicht, dass auf meine in äußerer oder innerer Wahrnehmung gründenden Urteile grundsätzlich kein Verlass ist. (Jedes Urteil als bewusster Denkvorgang setzt natürlich phänomenales Bewusstsein voraus.)Körper hat geschrieben : ↑Do 25. Jul 2024, 18:21Poetisch: Du befindest dich als Körper in einem Strom aus Überzeugungen, der in deinem Nervensystem abläuft. Du machst noch den grundsätzlichen (und weit verbreiteten) Fehler, dass du dich zu deinen "inneren Vorgängen" als unabhängigen Beobachter siehst und diesbzgl. freie Urteile fällen können möchtest.
Ich bin kein Fan der berühmt-berüchtigten Phrase "what it is like" (mehr), die regelmäßig zur Definition phänomenal bewusster Ereignisse/Zustände herangezogen wird. Mir genügt es zu sagen, dass das phänomenale Bewusstsein im bewussten seelischen Innenleben als einer inneren "Erleuchtung" besteht, d.h. im subjektiven Erleben von Empfindungen, Fühlungen (Stimmungen), Denkungen oder Vorstellungen.Körper hat geschrieben : ↑Do 25. Jul 2024, 18:21Bekannte Beispiele für diesen Fehler sind "es ist irgendwie 'Rot' zu sehen" oder "Es ist irgendwie eine Fledermaus zu sein".
Das Feststellen "Es ist irgendwie" soll dabei ein unabhängiger Vorgang sein, durch den ein abschliessendes Existenz-Urteil möglich ist.
Man beansprucht von "ausserhalb der Wahrnehmung" eine Beobachtung machen zu können.
Du machst dies in deinen Aussagen in Bezug auf "das phänomenale Bewusstsein".
Mit der oben genannten "Wahrnehmungstechnik" ist aber gar kein "Ausserhalb" notwendig, sondern nur die Entwicklung von Überzeugungen.
[Dieser Mann ist der Sohn des viel bekannteren Philosophen Johann Gottlieb Fichte.]"Das Bewusstsein kann nur beschrieben werden als innere Erleuchtung vorhandener Zustände, sodass sie nunmehr für das Wesen selber existieren, welches sie besitzt.
(Fichte, Immanuel Hermann. Psychologie, Bd. 1. Leipzig: Brockhaus, 1864. S. 81)
Die Rede vom "Licht des Bewusstseins" ist natürlich metaphorisch.
Wenn überhaupt etwas "Tatsachenstatus" hat, dann das Vorhandensein meines seelischen Innenlebens!Körper hat geschrieben : ↑Do 25. Jul 2024, 18:21D.h. "das Beobachten des aktuellen Wahrnehmungsinhaltes" ist nichts weiter als die nächste Überzeugung und entscheidend ist, dass dieser Fluss kontinuierlich weiter laufen muss, denn durch jeglichen Stopp oder Festzurren, ist der Akteur "nicht mehr dabei".
Wenn du das verstanden hast, wird dir auffallen, wie ungünstig der Begriff "Zustand" ist.
Du kannst schlicht nicht den Anspruch erheben, dich selbst beobachten und dann ein Urteil bzgl. "notwendiger Wahrnehmungsexistenz" fällen zu können.
Du stürzt dich hier nur in ein Weltbild hinein und ich sehe keine Chance, den Tatsachenstatus zu erreichen.
Es besteht ein Unterschied zwischen innerer Selbstbeobachtung/-wahrnehmung und darin gründenden Urteilen oder Überzeugungen. Wenn ich Kopfschmerzen habe und meine innere Aufmerksamkeit darauf richte, dann wird darauf umgehend meine Glaubung folgen, dass ich Kopfschmerzen habe. Die introspektive Wahrnehmung oder Gewahrung meiner Kopfschmerzen ist jedoch nicht mit meiner entsprechenden Glaubung identisch. Auf der Grundlage der Wahrnehmung bildet sich eine Glaubung, aber bewusste (äußere oder innere) Wahrnehmung ist nicht auf Glaubung reduzierbar.
Ich "durchlaufe" bezüglich meines Bewusstseins nicht nur eine Überzeugung, sondern auch eine innere Gewahrung/Wahrnehmung desselben, die meine Überzeugung, kein bewusstloser, empfindungsloser "Automat" zu sein, voll und ganz rechtfertigt. Hat für dich der Begriff der epistemischen Rechtfertigung etwa keine Bedeutung?Körper hat geschrieben : ↑Do 25. Jul 2024, 18:21Achtung, es gilt:
"Ein wahrnehmender Akteur muss am Ende eine Überzeugung durchlaufen, ansonsten berücksichtigt er nicht die Zusammenhänge der Situation."
Wenn du also die Voraussetzung "wo (phänomenal) bewusstes, erlebtes Denken ist" aufstellst, dann musst du dir eingestehen, dass du nur die Überzeugung davon durchläufst und keinerlei Interaktion zur letztendlichen Bestimmung der vorliegenden Situation stattfindet.
Wenn du für die Voraussetzung nicht die vorliegende Situation, also den Tatsachenstatus, liefern kannst, dann kannst du zwar Logik anwenden, aber das hat dann nichts mit einer vorliegenden Situation zu tun.
Ich bezweifle, dass die Gehirne tierischer Organismen ohne phänomenales Bewusstsein einen falschen unbewussten Glauben an das phänomenale Bewusstsein erzeugen können. Und selbst wenn dies möglich wäre, so bliebe völlig unverständlich, wie ein unbewusster falscher Glaube an das phänomenale Bewusstsein in mir einen bewussten nichtdoxastischen Anschein seines Daseins hervorrufen könnte. Wenn ich in Wirklichkeit gar kein subjektives Innenleben habe, wieso scheine ich dann nichtsdestoweniger eines zu haben?Körper hat geschrieben : ↑Do 25. Jul 2024, 18:21Sei ehrlich, mit "epistemisch unmöglich" drückst du lediglich aus, dass du nicht anders reagieren kannst.
Das verleiht deiner Reaktion aber nirgendwo absoluten Korrektheitscharakter.
Du kannst in Bezug auf "phänomenologische DASS des Bewusstseins" nicht den Anspruch erheben, ohne jegliche Interaktion, nur auf Basis deiner "Startüberzeugung", eine absolute Existenz-Korrektheit zu erreichen.
Der Mensch funktioniert so nicht.
Die Enttäuschung muss an dieser Stelle aber gar nicht so gross ausfallen, denn es ist ja durchaus von einem Anlass für die Überzeugung "phänomenologisches DASS des Bewusstseins" auszugehen - nur muss dieser Anlass nicht "phänomenologische Bewusstseins-Existenz" sein.
"Scheinen" bedeutet hier wohlgemerkt nicht "glauben"! Wenn ich Schmerzen zu haben oder zu spüren scheine, dann ist nicht einzusehen, wie daraus nicht das tatsächliche Haben und Spüren von Schmerzen folgt. (Selbst sogenannte Phantomschmerzen sind wirkliche Schmerzen.)
Wie gesagt, jedes empirische Wissen darüber, wie der Mensch funktioniert, setzt die Existenz des phänomenalen Bewusstseins voraus. Es ist ein Widerspruch in sich, von der Möglichkeit einer erfahrungswissenschaftlichen Widerlegung des Glaubens an subjektive Erfahrungen zu sprechen.
Hm…Ich mag mich irren, aber das klingt irgendwie nach epistemischem strukturellem Realismus (ESR). Dieser bestreitet nicht die "noumenale" Existenz von Dingen (im engeren ontologischen Sinn von Objekten oder Substanzen) als individuellen Relata von (raumzeitlichen und ursächlichen) Relationen, sondern nur deren Erkennbarkeit. Es gibt drei Formen des ESR:Körper hat geschrieben : ↑Do 25. Jul 2024, 18:21Ja, wie ich geschrieben habe, möchte ich es auch so sehen, aber ich bin mir bewusst, dass ich die Welt in Objekte einteile, weil dies aus den Wechselwirkungen naheliegend ist, nicht weil ich unmittelbaren Existenzzugang habe.
Wenn ich hier also aus den Zusammenhängen der Welt etwas herausziehe, das für mich zwar funktioniert, aber die Welt letztlich anders vorliegt, kann ich mich nicht beschweren.
"1.We cannot know the individuals that instantiate the structure of the world but we can know their properties and relations.
2. We cannot know the individuals or their intrinsic/non-relational properties but we can know their first-order relational properties.
3. We cannot know the individuals, their first-order properties or relations, but we can know the second-order structure of their relational properties. Russell (1927) and Carnap (1928) took this extreme view and argued that science only tells us about purely logical features of the world."
———
1. Wir können die Individuen, die die Struktur der Welt "tragen" nicht erkennen, aber wir können deren Eigenschaften und Beziehungen erkennen.
2. Wir können die Individuen oder ihre intrinsischen/nichtrelationalen Eigenschaften nicht erkennen, aber wir können ihre erststufigen relationalen Eigenschaften erkennen.
3. Wir können die Individuen und ihre erststufigen Eigenschaften oder Beziehungen nicht erkennen, aber wir können die zweitstufige Struktur ihrer relationalen Eigenschaften erkennen. Russell (1927) und Carnap (1928) vertraten diese extreme Sichtweise und argumentierten, dass uns die Wissenschaft nur etwas über rein logische Charakteristika der Welt mitteilt."
[© meine Übers.]
Structural Realism: https://plato.stanford.edu/entries/structural-realism
Angesichts deines sehr seltsamen Begriffsgebrauchs bin ich geneigt zu erwidern: Finger weg vom Begriff Überzeugung!Körper hat geschrieben : ↑Do 25. Jul 2024, 18:21Ja klar, es muss allgemein sein, denn der Begriff "Überzeugung" kann ja auf alle Zusammenhänge und jegliche Kombinationen von Zusammenhängen angewandt werden.Consul hat geschrieben : ↑ "Reaktionscharakterisierung", "Reaktionsentwicklung" - das klingt irgendwie behavioristisch oder funktionalistisch, bleibt aber völlig unspezifisch, da sicher nicht jede Art von Reaktion eine Überzeugung ist.
D.h. es dürfen keine konkreten Zusammenhänge à la "Überzeugung von..." im Begriff enthalten sein, sondern nur der generelle Charakter von Überzeugung, sozusagen "das Durchhalten/Beibehalten des Zusammenhangbezugs".
Immerhin ist es so konkret, dass dir richtigerweise auffällt, dass es eine spezielle Reaktion ist.
Insbesondere muss es auch um eine spezielle Reaktionsentwicklung gehen (du erinnerst dich: Finger weg vom Begriff "Zustand").
Ich habe von der Ontologie der Glaubung/Überzeugung gesprochen und nicht von der Ontologie der Wahrnehmung. Ich weiß, dass für manche Philosophen Wahrnehmen nichts weiter ist als das Erwerben von Glaubungen; aber bewusste Sinneswahrnehmung ist nicht darauf zu reduzieren, weil sie wesentlich Empfindungen beinhaltet, die keine Glaubungen sind. Sinneswahrnehmung kann auch unbewusst, also ohne subjektive Empfindungen ablaufen, aber ihre bewusste Form enthält immer ein phänomenales "Miniaturwunderland"—was genau derjenige Aspekt oder Faktor ist, der sie von der unbewussten Form unterscheidet.Körper hat geschrieben : ↑Do 25. Jul 2024, 18:21"Repräsentation" ist aus meiner Sicht ein unnötiger Begriff, den es wäre nur die Verlagerung der Wahrnehmung, also keinerlei Mehrgewinn.Consul hat geschrieben : ↑Mo 22. Jul 2024, 23:38In der Philosophie des Geistes und der Psychologie finden sich unterschiedliche Auffassungen von Überzeugungen oder allgemeiner "Glaubungen" (beliefs), die wir im Einzelnen besprechen müssten: https://plato.stanford.edu/entries/belief/
Ich habe bisher stillschweigend die repräsentationalistische Sichtweise vorausgesetzt.
Was bringt es, wenn in einem Wahrnehmungsvorgang ein "Miniaturwunderland" erzeugt wird und anschliessend muss das "Miniaturwunderland" wahrgenommen werden, was nur wiederum das Ausgangsproblem ist?
Deshalb lehne ich "neue Wahrnehmungs-Existenzen" innerhalb des Vorganges ab - letztlich muss das Durchlaufen einer Überzeugung und eine Überzeugungsentwicklung stattfinden.
Du kannst gerne auch die anderen philosophischen Kandidaten im Detail ansprechen - du musst es allerdings mit eigenen Worten formulieren, damit ich mir nicht irgendetwas anlese, das du nicht so verstanden haben möchtest.
"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding
Die Situation eines wahrnehmenden Akteurs ist die, dass er über Sensorik an viele einzelne Einwirkungen herankommt.
Für einfache Reaktionen (-> Reflexe) würde es ausreichen, wenn die einzelnen Einwirkungen in einem festgelegten Ablauf einzeln verrechnet werden und zu Körper-Bewegungen führen.
Das wäre so die Leistungsfähigkeit eines Roboters.
Das kann durchaus sehr raffiniert durchgeführt werden, wie z.B. durch die heutige KI, aber das ändert nichts daran, dass ein reines Verrechnen ist.
In einem Roboter kann das für die nächste Bewegung ausschlaggebende Ergebnis tatsächlich "42" sein - d.h. ein abstrakter mathematischer Berechnungszusammenhang macht dort einen funktionalen Sinn.
Das könnte man als elementare Basis für Wahrnehmung ansehen, die eine Funktion erfüllt, aber der Charakter dieser Wahrnehmung ist "abstrakt berechnend".
Da gibt es vordefinierte verrechnende Einzelschritte, die nach dem Motto einer Zahlen-Umwandlung durchgeführt werden.
Egal auf wieviele Knoten/Einzelschritte man das verteilt, der Charakter einer reinen Zahlen-Umwandlung ändert sich nicht.
Dieser reine Zahlen-Umwandlungs-Charakter liegt ja letztlich dem bekannten Scherz "Was ist der Sinn des Lebens? -> 42" zugrunde.
Trotz dieses sehr einfachen/vordefinierten/verrechnenden Charakters kann man das Zustandekommen eines konkreten Ablaufes in so einem System, als "den Aufbau dessen Überzeugung" ansehen.
"Überzeugung" ist damit, dass sich ein wahrnehmendes System dahingehend festlegt, wie die aktuelle Situation zu verwalten ist.
Wenn man nun in der Betrachtung vom Roboter zum Menschen wechselt, dann fällt auf, dass auch dort eine Sensorik, einzelne Einwirkungen liefert und das Wahrnehmungssystem (Nervensystem) insgesamt in aktive Einzelknoten aufgeteilt ist (wichtig: hiermit ist noch nicht gesagt, was der Charakter der Einzelaktivität ist, es geht also nicht automatisch um Berechnung!)
An dem Prinzip "Einzeleinwirkung und Einzelknoten" ändert sich also nichts.
D.h. auch der Mensch muss, egal wie die Verwaltung der Einwirkung und wie der Aktivitätscharakter an den Knoten aussieht, zu einer Festlegung kommen, wie die aktuelle Situation zu verwalten ist -> "Überzeugung".
Der "Aufbau einer Überzeugung" ist sozusagen ein notwendiger Wahrnehmungsvorgang, wenn mit Einzeleinwirkungen und einer aufgeteilten "Auswertung" gearbeitet wird.
Jetzt könnte man meinen, dass damit der Begriff "Überzeugung" für etwas ganz Grundlegendes zweckentfremdet wird und mit der menschlichen Wahrnehmung, also mit der Einschätzung des Menschen "Überzeugungen zu haben", letztlich nichts zu tun hat.
Hier muss man aber vorsichtig sein, denn dies würde nur gelten, wenn der Aktivitätscharakter der Einzelknoten, also das Arbeitsprinzip, nichts mit der Einschätzung des Menschen zu tun hat.
Würde also z.B. ein Roboter durch sein mathematisches Verrechnungsprinzip zu Bewusstsein kommen, dann läge tatsächlich ein Sprung beim Begriff "Überzeugung" vor, denn der Übergang von "42" zu "Phänomen erleben" müsste ja nochmal irgendwie verankert sein.
Hierin steckt das zentrale Problem von allen ontologischen Erfassungsversuchen: das Nervensystem, also das Prinzip aus Einzeleinwirkungen und Einzelknotenaufteilung, stellt einen Fremdkörper dar, der nicht integrierbar ist.
Die Frage ist dann schlicht: wenn das phänomenale Bewusstsein eine Existenz sein soll, wie passt dies mit dem Einzelprinzip des Nervensystems zusammen?
Da du einem ontologischen Erfassungsversuch anhängst, hast du ein Problem, den Begriff "Überzeugung" für die Vorgänge im Nervensystem zu vergeben.
Gleichzeitig benötigst du aber den Begriff auf dieser Ebene, denn aus den Einzeleinwirkungen muss definitiv etwas gemacht werden: "die Überzeugung einer vorliegenden Gesamtsituation, in der die Einzeleinwirkungen nicht als solche auftauchen".
Klar, bei Bewusstsein steht dem Akteur das, was er macht, wiederum irgendwie zur Verfügung.Consul hat geschrieben : ↑Mi 31. Jul 2024, 22:27Ich "durchlaufe" bezüglich meines Bewusstseins nicht nur eine Überzeugung, sondern auch eine innere Gewahrung/Wahrnehmung desselben, die meine Überzeugung, kein bewusstloser, empfindungsloser "Automat" zu sein, voll und ganz rechtfertigt. Hat für dich der Begriff der epistemischen Rechtfertigung etwa keine Bedeutung?
Die zentralen Fragen hierbei sind aber:
- Wie macht er aus den Einzeleinwirkungen etwas?
- An was von dem, was er macht, kommt er wieder heran?
- Wie macht er wiederum daraus etwas?
In der Vermutung einer Bewusstseinsfunktion, also sprich "da ist etwas und es geht etwas vor sich, dem man die Funktion zuordnen kann" sehe ich kein Problem.
In der Vermutung einer Bewusstseinsexistenz, also sprich: "das Erleben/Phänomen existiert genauso, wie es der bewusste Akteur verwaltet" sehe ich wegen der Einzelaufteilung ein unüberwindliches Problem.
Du scheinst aktuell davon auszugehen, dass ich Bewusstsein komplett negiere und noch nicht einmal die Funktion zugestehe.
Ich gestehe der Introspektive eine bedingte Korrektheit zu, aber die Frage ist, für was sie in Bezug auf die Einzelaufteilung steht.
Ich bin sozusagen vorsichtig, weil ich konsequent das Nervensystem berücksichtige.
Du bist nicht so vorsichtig und setzt eine 1:1 Korrektheit deiner Überzeugungen voraus.
Du behauptest damit aber eine Unabhängigkeit von den Prinzipien im Nervensystem.
Die Antwort ist ganz einfach:Consul hat geschrieben : ↑Mi 31. Jul 2024, 22:27Ich bezweifle, dass die Gehirne tierischer Organismen ohne phänomenales Bewusstsein einen falschen unbewussten Glauben an das phänomenale Bewusstsein erzeugen können. Und selbst wenn dies möglich wäre, so bliebe völlig unverständlich, wie ein unbewusster falscher Glaube an das phänomenale Bewusstsein in mir einen bewussten nichtdoxastischen Anschein seines Daseins hervorrufen könnte. Wenn ich in Wirklichkeit gar kein subjektives Innenleben habe, wieso scheine ich dann nichtsdestoweniger eines zu haben?
Der Mensch führt tatsächlich ein "Innenleben" aus. Er hat ein Nervensystem.
Im Aufbau seiner Überzeugungen kommt er aber auf Basis der Einzelaufteilung nur bedingt an das heran, was vor sich geht.
Es ist somit nicht falsch, sondern es ist nicht das, wovon man überzeugt sein müsste, wenn man an alles herankommt.
Das ist dann auch die Antwort "wieso" jeder Mensch von einem "Innenleben/Introspektive" ausgeht: aus dem, was der Mensch zur Verfügung hat, baut er diesbezgl. korrekte Überzeugungen auf.
Nein, es setzt die Bewusstseinsfunktion voraus - das ist ein Unterschied, denn das, was tatsächlich vorliegt, kann ja durchaus mehr sein, als es durch die Bewusstseinsfunktion ohne analytisches Vorgehen erfasst werden kann.
Hier ist halt das Problem, dass du eine neue Disziplin ausrufst, die nichts mit den Prinzipien des Nervensystems zu tun haben kann.Consul hat geschrieben : ↑Mi 31. Jul 2024, 22:27Ich habe von der Ontologie der Glaubung/Überzeugung gesprochen und nicht von der Ontologie der Wahrnehmung. Ich weiß, dass für manche Philosophen Wahrnehmen nichts weiter ist als das Erwerben von Glaubungen; aber bewusste Sinneswahrnehmung ist nicht darauf zu reduzieren, weil sie wesentlich Empfindungen beinhaltet, die keine Glaubungen sind. Sinneswahrnehmung kann auch unbewusst, also ohne subjektive Empfindungen ablaufen, aber ihre bewusste Form enthält immer ein phänomenales "Miniaturwunderland"—was genau derjenige Aspekt oder Faktor ist, der sie von der unbewussten Form unterscheidet.
Das Nervensystem verkommt hierbei zu "einem Hersteller/Erreicher des Miniaturwunderlandes" - wie dies das Nervensystem machen können soll, ist unklar.
Wie es von "dort" aus dann weitergehen soll (Reaktion auf das Miniaturwunderland) und wieso das alles geschieht, wie es evolutionär dazu gekommen ist, ist völlig unklar.
Du versuchst das Problem zu entsorgen, indem du es "im Kleinen" nachstellst - das führt nirgendwo hin und mir fällt dazu lediglich die Bezeichnung "Problemverlagerung" ein.
Wenn ich dich richtig verstehe, dann sprichst du von auf sensorischen Daten basierenden technologischen/neurologischen Reaktionsalgorithmen/-mechanismen. Auf diese allgemein den psychologischen Begriff der Überzeugung anzuwenden, halte ich jedoch für unangemessen und irreführend.
Was ist denn der Unterschied zwischen einem "ontologischen Erfassungsversuch" und einem nichtontologischen?Körper hat geschrieben : ↑Sa 3. Aug 2024, 10:45Wenn man nun in der Betrachtung vom Roboter zum Menschen wechselt, dann fällt auf, dass auch dort eine Sensorik, einzelne Einwirkungen liefert und das Wahrnehmungssystem (Nervensystem) insgesamt in aktive Einzelknoten aufgeteilt ist (wichtig: hiermit ist noch nicht gesagt, was der Charakter der Einzelaktivität ist, es geht also nicht automatisch um Berechnung!)
An dem Prinzip "Einzeleinwirkung und Einzelknoten" ändert sich also nichts.
D.h. auch der Mensch muss, egal wie die Verwaltung der Einwirkung und wie der Aktivitätscharakter an den Knoten aussieht, zu einer Festlegung kommen, wie die aktuelle Situation zu verwalten ist -> "Überzeugung".
Der "Aufbau einer Überzeugung" ist sozusagen ein notwendiger Wahrnehmungsvorgang, wenn mit Einzeleinwirkungen und einer aufgeteilten "Auswertung" gearbeitet wird.
Jetzt könnte man meinen, dass damit der Begriff "Überzeugung" für etwas ganz Grundlegendes zweckentfremdet wird und mit der menschlichen Wahrnehmung, also mit der Einschätzung des Menschen "Überzeugungen zu haben", letztlich nichts zu tun hat.
Hier muss man aber vorsichtig sein, denn dies würde nur gelten, wenn der Aktivitätscharakter der Einzelknoten, also das Arbeitsprinzip, nichts mit der Einschätzung des Menschen zu tun hat.
Würde also z.B. ein Roboter durch sein mathematisches Verrechnungsprinzip zu Bewusstsein kommen, dann läge tatsächlich ein Sprung beim Begriff "Überzeugung" vor, denn der Übergang von "42" zu "Phänomen erleben" müsste ja nochmal irgendwie verankert sein.
Hierin steckt das zentrale Problem von allen ontologischen Erfassungsversuchen: das Nervensystem, also das Prinzip aus Einzeleinwirkungen und Einzelknotenaufteilung, stellt einen Fremdkörper dar, der nicht integrierbar ist.
Die Frage ist dann schlicht: wenn das phänomenale Bewusstsein eine Existenz sein soll, wie passt dies mit dem Einzelprinzip des Nervensystems zusammen?
Da du einem ontologischen Erfassungsversuch anhängst, hast du ein Problem, den Begriff "Überzeugung" für die Vorgänge im Nervensystem zu vergeben.
Gleichzeitig benötigst du aber den Begriff auf dieser Ebene, denn aus den Einzeleinwirkungen muss definitiv etwas gemacht werden: "die Überzeugung einer vorliegenden Gesamtsituation, in der die Einzeleinwirkungen nicht als solche auftauchen".
Ich kann dir die hochkomplizierten neuronalen Mechanismen des phänomenalen Bewusstseins leider nicht erklären.
Kritiker haben Daniel Dennett vorgeworfen, der Titel seines Buches Consciousness Explained sollte besser Consciousness Explained Away lauten; und mein Eindruck ist, dass auch du das (phänomenale) Bewusstsein "wegerklärst", d.h. für untatsächlich/unwirklich erklärst, anstatt es als gegebene Tatsache anzuerkennen und nach einer neurologischen Erklärung zu suchen.
Fußnote: Der Übergang von reaktiv-nonkognitiven Systemen (Organismen) zu reaktiv-kognitiven Systemen (Organismen) erfolgt, wenn Erstere fähig werden, (semantische Information encodierende) interne Repräsentationen von etwas zu bilden und für ihre Aktionen/Reaktionen zu nutzen. Das ist eine (evolutionär und existenziell) notwendige, aber noch keine hinreichende Bedingung für phänomenales Bewusstsein.
Keineswegs, denn ich bin der Meinung, dass alle psychischen und insbesondere alle subjektiven phänomenalen Zustände durch neuronale Mechanismen im Gehirn realisiert werden. Dazu zählen auch alle intentionalen Einstellungen (propositional attitudes).Körper hat geschrieben : ↑Sa 3. Aug 2024, 10:45Du scheinst aktuell davon auszugehen, dass ich Bewusstsein komplett negiere und noch nicht einmal die Funktion zugestehe.
Ich gestehe der Introspektive eine bedingte Korrektheit zu, aber die Frage ist, für was sie in Bezug auf die Einzelaufteilung steht.
Ich bin sozusagen vorsichtig, weil ich konsequent das Nervensystem berücksichtige.
Du bist nicht so vorsichtig und setzt eine 1:1 Korrektheit deiner Überzeugungen voraus.
Du behauptest damit aber eine Unabhängigkeit von den Prinzipien im Nervensystem.
Bewusste Erfahrungen mögen eine objektive funktionelle Seite haben; aber sie haben eben auch eine subjektive "experienzielle" Seite, ohne die sie nichts weiter als unbewusste (unerlebte) Gehirnvorgänge wären.
Nervenvorgänge sind natürlich Teil des körperlichen Innenlebens, da sie innerhalb des Körpers stattfinden. Aber das seelische Innenleben ist in einem besonderen, nicht rein räumlichen Sinn im Körper; und zwar in dem Sinn, dass es ein subjektives Innenleben, ein Innenerleben ist, das man als solches auf CT-Bildern des ZNS nicht zu sehen bekommt, weil es als solches nur introspektiv wahrnehmbar ist.Körper hat geschrieben : ↑Sa 3. Aug 2024, 10:45Die Antwort ist ganz einfach:
Der Mensch führt tatsächlich ein "Innenleben" aus. Er hat ein Nervensystem.
Im Aufbau seiner Überzeugungen kommt er aber auf Basis der Einzelaufteilung nur bedingt an das heran, was vor sich geht.
Es ist somit nicht falsch, sondern es ist nicht das, wovon man überzeugt sein müsste, wenn man an alles herankommt.
Das ist dann auch die Antwort "wieso" jeder Mensch von einem "Innenleben/Introspektive" ausgeht: aus dem, was der Mensch zur Verfügung hat, baut er diesbezgl. korrekte Überzeugungen auf.
Wie gesagt, das phänomenale Bewusstsein lässt sich nicht auf eine mentale/kognitive Funktion oder Operation reduzieren. Es gibt zwar unbewusste Sinneswahrnehmungen, aber die Erfahrungswissenschaftler sind gewiss keine phänomenalen Zombies.
Hä? Was für eine "neue Disziplin"?Körper hat geschrieben : ↑Sa 3. Aug 2024, 10:45Hier ist halt das Problem, dass du eine neue Disziplin ausrufst, die nichts mit den Prinzipien des Nervensystems zu tun haben kann.
Das Nervensystem verkommt hierbei zu "einem Hersteller/Erreicher des Miniaturwunderlandes" - wie dies das Nervensystem machen können soll, ist unklar.
Wie es von "dort" aus dann weitergehen soll (Reaktion auf das Miniaturwunderland) und wieso das alles geschieht, wie es evolutionär dazu gekommen ist, ist völlig unklar.
Du versuchst das Problem zu entsorgen, indem du es "im Kleinen" nachstellst - das führt nirgendwo hin und mir fällt dazu lediglich die Bezeichnung "Problemverlagerung" ein.
Im Gegensatz zu dir versuche ich jedenfalls nicht, das hard problem of (phenomenal) consciousness durch Bestreiten der Existenz des phänomenalen Bewusstseins zu "entsorgen"! (Zu sagen, es bestehe in nichts weiter als einer bestimmten mentalen/neuralen Funktion oder Reaktion, bedeutet, es als solches zu leugnen!)
Die neuronalen Mechanismen des phänomenalen Bewusstseins bilden nur einen Teil aller neuronalen Mechanismen des ZNS. Bewusste, subjektiv erlebte Nervenvorgänge sind nur die Spitze eines Eisbergs von unbewussten, subjektiv unerlebten Nervenvorgängen.
"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding
Ich habe es erklärt - du greifst es halt nicht auf.Consul hat geschrieben : ↑Mi 7. Aug 2024, 04:16Wenn ich dich richtig verstehe, dann sprichst du von auf sensorischen Daten basierenden technologischen/neurologischen Reaktionsalgorithmen/-mechanismen. Auf diese allgemein den psychologischen Begriff der Überzeugung anzuwenden, halte ich jedoch für unangemessen und irreführend.
Es ist grundsätzlich richtig, dass man dem Nervensystem (insbesondere dem Gehirn) keinen Akteurstatus andichten soll.
Mir ist z.B. bereits der Verdacht, es gäbe "subjektive bzw. bewusste Nervenvorgänge", zu viel.
Geht man aber soweit, dass man dem Nervensystem gar keine konkrete Verbindung mehr zur (menschlichen) Wahrnehmung gestattet (auch keinerlei Ablaufentsprechung), dann steckt man lediglich vorne rein, was hinten herauskommen soll.
Der Begriff "Überzeugung" ist (wie ich geschrieben habe) ein reiner Reaktionscharakter.
Der Mensch stellt diesen Charakter an sich nicht als bautechnisch hinterlegten Umstand fest (er hat ja keinen Einblick in sein Nervensystem), sondern schliesst aus konkreten Situationen auf seine Verhaltensweise.
Würde diese Verhaltensweise nicht tatsächlich ablaufen und man würde dem Nervensystem "Erzeugungscharakter" zuschreiben, dann wäre "Überzeugung" eine reine Erfindung, eine Art "virtuelles Design", das völlig in der Luft hängen würde.
Du solltest dies als "die Ausgangslage deines Ansatzes" ansehen.
Es ist eine Tatsache, dass das Nervensystem an Einzeleinwirkungen herankommt und diese über Einzelaktivitäten verwaltet.
Dein Ansatz steht und fällt unmittelbar mit der Voraussetzung, dass über dieses klar vorliegende Einzelkonzept, Phänomenal-Existenzgesamtheiten erzeugt/erreicht werden sollen.
Bist du dir darüber im Klaren, dass dies ein eklatanter Schwachpunkt ist, denn wenn es schlicht nicht so ist (genauso sieht es aktuell auch aus), dann kannst du deinen gesamten Ansatz vergessen.
Sorry, wenn du behauptest, dass das Nervensystem "etwas" realisiert, das nach "seiner" Realisierung eine "subjektiv experienzielle Seite" haben soll, dann gehört der "subjektiv experienzielle Vorgang" (was auch immer das sein soll) nicht mehr zum Realisierungsvorgang und damit nicht mehr zu den Vorgängen des Nervensystems.Consul hat geschrieben : ↑Mi 7. Aug 2024, 04:16Keineswegs, denn ich bin der Meinung, dass alle psychischen und insbesondere alle subjektiven phänomenalen Zustände durch neuronale Mechanismen im Gehirn realisiert werden. Dazu zählen auch alle intentionalen Einstellungen (propositional attitudes).
Bewusste Erfahrungen mögen eine objektive funktionelle Seite haben; aber sie haben eben auch eine subjektive "experienzielle" Seite, ohne die sie nichts weiter als unbewusste (unerlebte) Gehirnvorgänge wären.
Genau deshalb habe ich dir gesagt, dass du eine neue Disziplin ausrufst. Mir ist vollständig unklar, was dieser "subjektiv experienzielle Vorgang" sein soll.
Wenn du einen Phänomenal-Weltanteil ausrufen möchtest, musst du auch einen Umgang mit diesem Phänomenal-Weltanteil, also eine neue Disziplin, ausrufen.
Damit stehst du aber letztlich nur wieder vor der Problematik, Wahrnehmung realisieren zu müssen.
Es handelt sich dann nur um eine Problemverlagerung.
Wie gerade eben gesagt:
ein "ontologischer Erfassungsversuch" ist eine reine Problemverlagerung, denn am Ende stehst du wieder vor dem Problem, was aus dieser Existenzkonstellation gemacht werden soll, damit man von "Wahrnehmung" sprechen kann.
bei einer "nichtontologischen Erfassung" wird versucht, das eigentliche Problem zu lösen und zu klären - es geht darum, was Wahrnehmung ist.
Machen wir es mal konkret:
- "nichtontologische Erfassung"
Im Nervensystem regieren spezielle Sensorzellen auf Einwirkung, z.B. Strahlung (Licht einer bestimmten Wellenlänge).
Mit diesen Sensorzellen startet eine Reaktion bzw. Reaktionsbeeinflussung.
Wahrnehmung hat hier eine Aufgabe: "was wirkt auf den aktiven Körper über seine Augen ein?", also "was sind die Zusammenhänge der aktuellen Situation?"
An den Umstand von Strahlung kommt der Körper dabei nicht heran, sondern über seine Eigenaktivität "an etwas, dass aus der Entfernung eine Augenwirkung durchführt" -> Überzeugung "einer konkret farbigen Oberfläche".
Das Nervensystem muss durch die Sensorzellen getriggert und auf Basis einer Prägung auf die Körperumstände, die Zusammenhänge zur Lösung der Aufgabenstellung fortgesetzt durchlaufen. - "ontologische Erfassung"
Im Nervensystem regieren spezielle Sensorzellen auf Einwirkung, z.B. Strahlung (Licht einer bestimmten Wellenlänge).
Mit diesen Sensorzellen startet ein Existenzaufbau bzw. Existenzerreichungsvorgang (was auch immer das sein soll), der aus der Einwirkung den jeweils geeigneten Phänomenal-Weltanteil erzeugt/erreicht.
Nach dem Erzeugen/Erreichen geht es um "das Erleben", also eine Begegnung über einen "Phänomenal-Wahrnehmungsvorgang" (was auch immer das sein soll).
Bei der "ontologischen Erfassung" wird somit eine völlig unbekannte, nicht vorliegende Phänomenal-Existenz und darüber hinaus ein völlig unbekannter, nicht vorliegender Phänomenal-Existenz-Umgang ausgerufen.
Ganz extrem wird es bei der "ontologischen Erfassung", wenn das Vorliegende gar nicht die eigentliche Welt sein soll.
Das ist so eine Art "Beschäftigungstherapie": durch Beschäftigung soll das eigentliche Problem "vergessen" werden.
Du erhebst hier lediglich einen ungerechtfertigten Tatsachenanspruch für dein Weltbild.Consul hat geschrieben : ↑Mi 7. Aug 2024, 04:16Kritiker haben Daniel Dennett vorgeworfen, der Titel seines Buches Consciousness Explained sollte besser Consciousness Explained Away lauten; und mein Eindruck ist, dass auch du das (phänomenale) Bewusstsein "wegerklärst", d.h. für untatsächlich/unwirklich erklärst, anstatt es als gegebene Tatsache anzuerkennen und nach einer neurologischen Erklärung zu suchen.
Dass es bei Bewusstsein um Phänomenalexistenz geht, erreicht aktuell nicht den Tatsachenstatus.
Wie gesagt:
Bei "ontologischen Erfassungsversuchen" wird das Problem lediglich verlagert, und zwar nur behauptungstechnisch, d.h. es ist unklar, wie Existenz erreicht/realisiert werden können soll, es ist unklar, was eine Phönomenal-Existenz sein soll und es ist unklar wie der Umgang mit dieser Phönomenal-Existenz stattfinden können soll.
Wenn am Anfang die Frage steht "Wie funktioniert die (menschliche) Wahrnehmung?", dann machen "ontologische Erfassungsversuche" drei Fragen daraus:
- Wie wird Phänomenal-Existenz erreicht/erzeugt?
- Wie, wo was ist Phänomenal-Existenz?
- Wie funktioniert die (menschliche) Wahrnehmung von Phänomenal-Existenz?
Ein "ontologischer Erfassungsversuch" ist der Aufbau einer Fiktionswelt, ohne dass man der eigentlichen Fragestellung näher kommt.
Das ist kein vernünftiges Vorgehen bzw. wenn man schon damit anfängt, dann kann man sich beliebig umfangreich austoben.
Ich hoffe du merkst, dass von uns beiden du derjenige bist, der auf Repräsentationen abzielt, nicht ich.Consul hat geschrieben : ↑Mi 7. Aug 2024, 04:16Fußnote: Der Übergang von reaktiv-nonkognitiven Systemen (Organismen) zu reaktiv-kognitiven Systemen (Organismen) erfolgt, wenn Erstere fähig werden, (semantische Information encodierende) interne Repräsentationen von etwas zu bilden und für ihre Aktionen/Reaktionen zu nutzen. Das ist eine (evolutionär und existenziell) notwendige, aber noch keine hinreichende Bedingung für phänomenales Bewusstsein.
Ich strebe keinerlei Problemverlagerung an.
Wie bei "Farben" (Strahlung) liegt also auch beim "Innenleben" etwas vor (Aktivität des Nervensystems) und es ist trivial, dass der selbstlernende Körper nicht an die ganzen Details dieses Vorliegens herankommen kann, denn die Sensorik reicht hinten und vorne nicht aus.Consul hat geschrieben : ↑Mi 7. Aug 2024, 04:16Nervenvorgänge sind natürlich Teil des körperlichen Innenlebens, da sie innerhalb des Körpers stattfinden. Aber das seelische Innenleben ist in einem besonderen, nicht rein räumlichen Sinn im Körper; und zwar in dem Sinn, dass es ein subjektives Innenleben, ein Innenerleben ist, das man als solches auf CT-Bildern des ZNS nicht zu sehen bekommt, weil es als solches nur introspektiv wahrnehmbar ist.
Anstatt, dass du dir aber überlegst, wie er die wenigen Details in einer Situationsverwaltung plausibel berücksichtigen kann, schliesst du aus "seinem Berücksichtigen" heraus, welch "neue Existenzen" in der Welt benötigt werden.
Hast du da kein Fingerspitzengefühl, dass du in einer Sackgasse steckst?
Selbst wenn du explizit von "introspektiv wahrnehmbar" (in Abgrenzung zu den Nervensystemvorgängen) sprechen musst und ich dich auf das Ausrufen einer "neuen Disziplin" hinweise, verstehst du anschliessend nicht, wovon ich spreche.
Schau mal, die Überzeugung vom "Sehen einer blauen Oberfläche" ist eine plausible Reaktion für einen selbstlernenden Akteur, der über Augen verfügt, aber in seiner Reaktion zum "Hier und Jetzt" an keinerlei Umstände über die Detailvorgänge (Augen, Strahlung, Sinneszellen usw. usf.) herankommt.
Wieso sollte ich dann "die blaue Oberfläche" reduzieren?
Es geht nicht um "die blaue Oberfläche", sondern um die Überzeugung vom "Sehen einer blauen Oberfläche".
Es muss nicht "die blaue Oberfläche" erklärt werden, sondern "der Umgang mit den Zusammenhängen einer blauen Oberfläche", also um die Reaktion des Akteurs.
Du versucht lediglich deine Problemverlagerung zu begründen und ich erkenne, dass du dich nicht um Erklärung von Wahrnehmung kümmerst.
Nein, Nervenvorgänge werden nicht "subjektiv erlebt".
Nervenvorgänge erzeugen eine Veränderung im biochemischen Haushalt und damit eine Wirkung auf die anschliessenden Vorgänge, in denen wiederum manche Zusammenhänge zu diesen "Abweichungen" plausibel berücksichtigt werden (im Sinne des Gesamtakteurs - weil er die dominanteste Einwirkung darstellt).
Im Akteur findet damit eine Art "Geschichte seiner Vorgänge" statt, die sehr korrekt an das angelehnt ist, was tatsächlich vor sich geht, aber wegen der Einzelaufteilung nur in Teilen "identisch" sein kann.
Wahrnehmung ist kein Wunschkonzert, sondern zu dem, was erreicht werden kann, muss eine fortgesetzt plausible Reaktion stattfinden.
Versuch mal "die Phänomene" als Lösungen für konkrete Wahrnehmungsaufgaben zu sehen, also nicht "Mensch trifft auf Phänomenalexistenz" sondern "Mensch löst eine Wahrnehmungsaufgabe mit der Überzeugung von einem Phänomen"
Beispiel:
Was ist die Aufgabenstellung zum "Sehen von farbigen Oberflächen" wenn ich dir sage, dass der Mensch zuerst hell/dunkel-Sehen kann (Grauwerte entlang des Farbtons "Rot") und das differenzierte Farbsehen erst später hinzukommt?
(Link)
Ich kann dir leider nicht folgen. Was ich voraussetze, ist, dass es im Gehirn neuronale Mechanismen des phänomenalen Bewusstseins gibt. Diese genau zu beschreiben und zu erklären, ist Aufgabe der Neurowissenschaftler. Ob sie das große Rätsel des Bewusstseins, das hard problem of consciousness erfolgreich lösen werden, weiß ich nicht; aber ich sehe keinerlei wissenschaftliche Alternative zu ihrem materialistischen Ansatz.Körper hat geschrieben : ↑Sa 10. Aug 2024, 09:44Du solltest dies als "die Ausgangslage deines Ansatzes" ansehen.
Es ist eine Tatsache, dass das Nervensystem an Einzeleinwirkungen herankommt und diese über Einzelaktivitäten verwaltet.
Dein Ansatz steht und fällt unmittelbar mit der Voraussetzung, dass über dieses klar vorliegende Einzelkonzept, Phänomenal-Existenzgesamtheiten erzeugt/erreicht werden sollen.
Bist du dir darüber im Klaren, dass dies ein eklatanter Schwachpunkt ist, denn wenn es schlicht nicht so ist (genauso sieht es aktuell auch aus), dann kannst du deinen gesamten Ansatz vergessen.
Wenn ich von der Realisation eines Phänomens durch einen Mechanismus spreche, dann lasse ich zunächst die Frage offen, ob der betreffende Mechanismus das betreffende Phänomen produziert, ohne damit identisch zu sein, oder ob er es konstituiert, und damit identisch ist.Körper hat geschrieben : ↑Sa 10. Aug 2024, 09:44Sorry, wenn du behauptest, dass das Nervensystem "etwas" realisiert, das nach "seiner" Realisierung eine "subjektiv experienzielle Seite" haben soll, dann gehört der "subjektiv experienzielle Vorgang" (was auch immer das sein soll) nicht mehr zum Realisierungsvorgang und damit nicht mehr zu den Vorgängen des Nervensystems.Consul hat geschrieben : ↑Mi 7. Aug 2024, 04:16Keineswegs, denn ich bin der Meinung, dass alle psychischen und insbesondere alle subjektiven phänomenalen Zustände durch neuronale Mechanismen im Gehirn realisiert werden. Dazu zählen auch alle intentionalen Einstellungen (propositional attitudes).
Bewusste Erfahrungen mögen eine objektive funktionelle Seite haben; aber sie haben eben auch eine subjektive "experienzielle" Seite, ohne die sie nichts weiter als unbewusste (unerlebte) Gehirnvorgänge wären.
Genau deshalb habe ich dir gesagt, dass du eine neue Disziplin ausrufst. Mir ist vollständig unklar, was dieser "subjektiv experienzielle Vorgang" sein soll.
Wenn du einen Phänomenal-Weltanteil ausrufen möchtest, musst du auch einen Umgang mit diesem Phänomenal-Weltanteil, also eine neue Disziplin, ausrufen.
Damit stehst du aber letztlich nur wieder vor der Problematik, Wahrnehmung realisieren zu müssen.
Es handelt sich dann nur um eine Problemverlagerung.
Diese Unterscheidung entspricht der Unterscheidung zwischen dem nichtreduktiven (emergentiven/kausativen) Materialismus und dem reduktiven (äquativen) Materialismus.
Im reduktionistischen Sinn ist der nervliche Mechanismus eines subjektiv erlebten Vorganges oder Zustandes mit diesem identisch; und im nichtreduktionistischen Sinn besteht hier keine Identität, sondern nur Kausalität.
Aber auch im letzteren Fall sind alle subjektiven Erlebnisse Gehirnereignisse, wenngleich sie höherstufige Gehirnereignisse sind, die von niederstufigen unbewussten Nervenereignissen "von unten nach oben" im Sinn einer emergentistischen "Aufwärtsverursachung" hervorgerufen werden.
Was ist ein Mechanismus?
"A mechanism for a phenomenon consists of entities (or parts) whose activities and interactions are organized so as to be responsible for the phenomenon."
———
"Ein Mechanismus für ein Phänomen [eines Phänomens] besteht aus Entitäten (oder Teilen), deren Aktivitäten und Interaktionen derart organisiert sind, dass sie für das Phänomen verantwortlich sind."
[© meine Übers].
(Glennan, Stuart, and Phyllis Illari. "Introduction: Mechanisms and Mechanical Philosophies." In The Routledge Handbook of Mechanisms and Mechanical Philosophy, edited by Stuart Glennan and Phyllis Illari, 1-19. London: Routledge, 2018. p. 2)
Mein subjektives Innenleben ist alles andere als "eine völlig unbekannte, nicht vorliegende Phänomenal-Existenz"; denn es ist der mir bekannteste und zugänglichste Teil der Wirklichkeit, eben weil ich es unmittelbar erfahre (im Gegensatz zu den Gegenständen der äußeren Wahrnehmung). Es ist ein faktisches Datum & Explanandum, desen Leugnung der Gipfel der Aberwitzigkeit ist!Körper hat geschrieben : ↑Sa 10. Aug 2024, 09:44Wie gerade eben gesagt:
ein "ontologischer Erfassungsversuch" ist eine reine Problemverlagerung, denn am Ende stehst du wieder vor dem Problem, was aus dieser Existenzkonstellation gemacht werden soll, damit man von "Wahrnehmung" sprechen kann.
Bei einer "nichtontologischen Erfassung" wird versucht, das eigentliche Problem zu lösen und zu klären - es geht darum, was Wahrnehmung ist.
Machen wir es mal konkret:"ontologische Erfassungsversuche" drehen sich schlicht nicht um das eigentliche Problem, sondern verlagern es nur.
- "nichtontologische Erfassung"
Im Nervensystem regieren spezielle Sensorzellen auf Einwirkung, z.B. Strahlung (Licht einer bestimmten Wellenlänge).
Mit diesen Sensorzellen startet eine Reaktion bzw. Reaktionsbeeinflussung.
Wahrnehmung hat hier eine Aufgabe: "was wirkt auf den aktiven Körper über seine Augen ein?", also "was sind die Zusammenhänge der aktuellen Situation?"
An den Umstand von Strahlung kommt der Körper dabei nicht heran, sondern über seine Eigenaktivität "an etwas, dass aus der Entfernung eine Augenwirkung durchführt" -> Überzeugung "einer konkret farbigen Oberfläche".
Das Nervensystem muss durch die Sensorzellen getriggert und auf Basis einer Prägung auf die Körperumstände, die Zusammenhänge zur Lösung der Aufgabenstellung fortgesetzt durchlaufen.- "ontologische Erfassung"
Im Nervensystem regieren spezielle Sensorzellen auf Einwirkung, z.B. Strahlung (Licht einer bestimmten Wellenlänge).
Mit diesen Sensorzellen startet ein Existenzaufbau bzw. Existenzerreichungsvorgang (was auch immer das sein soll), der aus der Einwirkung den jeweils geeigneten Phänomenal-Weltanteil erzeugt/erreicht.
Nach dem Erzeugen/Erreichen geht es um "das Erleben", also eine Begegnung über einen "Phänomenal-Wahrnehmungsvorgang" (was auch immer das sein soll).
Bei der "ontologischen Erfassung" wird somit eine völlig unbekannte, nicht vorliegende Phänomenal-Existenz und darüber hinaus ein völlig unbekannter, nicht vorliegender Phänomenal-Existenz-Umgang ausgerufen.
Ganz extrem wird es bei der "ontologischen Erfassung", wenn das Vorliegende gar nicht die eigentliche Welt sein soll.
Das ist so eine Art "Beschäftigungstherapie": durch Beschäftigung soll das eigentliche Problem "vergessen" werden.
Die bzw. meine eigentliche Fragestellung ist, wie das subjektive Innenleben (vor allem Empfindungen) bewusstseinsbegabter Tiere von nervlichen Prozessen oder Mechanismen in deren Gehirnen realisiert wird. Die Naturwissenschaftler arbeiten bereits an der Beantwortung!Körper hat geschrieben : ↑Sa 10. Aug 2024, 09:44Wie gesagt:
Bei "ontologischen Erfassungsversuchen" wird das Problem lediglich verlagert, und zwar nur behauptungstechnisch, d.h. es ist unklar, wie Existenz erreicht/realisiert werden können soll, es ist unklar, was eine Phönomenal-Existenz sein soll und es ist unklar wie der Umgang mit dieser Phönomenal-Existenz stattfinden können soll.
Wenn am Anfang die Frage steht "Wie funktioniert die (menschliche) Wahrnehmung?", dann machen "ontologische Erfassungsversuche" drei Fragen daraus:Hinter Frage 3 verbirgt sich nichts weniger, als die Anfangsfrage.
- Wie wird Phänomenal-Existenz erreicht/erzeugt?
- Wie, wo was ist Phänomenal-Existenz?
- Wie funktioniert die (menschliche) Wahrnehmung von Phänomenal-Existenz?
Ein "ontologischer Erfassungsversuch" ist der Aufbau einer Fiktionswelt, ohne dass man der eigentlichen Fragestellung näher kommt.
Das ist kein vernünftiges Vorgehen bzw. wenn man schon damit anfängt, dann kann man sich beliebig umfangreich austoben.
Ich verstehe deinen Vorwurf der "Problemverlagerung" überhaupt nicht. Ich rede die ganze Zeit vom hard problem of (phenomenal) consciousness und der angestrebten neurowissenschaftlichen Lösung dieses Problems.
Wenn du mit der "neuen Disziplin" die Bewusstseinsneurologie (Neurowissenschaft des Bewusstseins) meinst, dann handelt es sich dabei in der Tat um ein vergleichsweise neues Fachgebiet.
Das Problem der sensorischen Wahrnehmung und das Problem des phänomenalen Bewusstseins sind nicht ein und dasselbe Problem!Körper hat geschrieben : ↑Sa 10. Aug 2024, 09:44Schau mal, die Überzeugung vom "Sehen einer blauen Oberfläche" ist eine plausible Reaktion für einen selbstlernenden Akteur, der über Augen verfügt, aber in seiner Reaktion zum "Hier und Jetzt" an keinerlei Umstände über die Detailvorgänge (Augen, Strahlung, Sinneszellen usw. usf.) herankommt.
Wieso sollte ich dann "die blaue Oberfläche" reduzieren?
Es geht nicht um "die blaue Oberfläche", sondern um die Überzeugung vom "Sehen einer blauen Oberfläche".
Es muss nicht "die blaue Oberfläche" erklärt werden, sondern "der Umgang mit den Zusammenhängen einer blauen Oberfläche", also um die Reaktion des Akteurs.
Du versucht lediglich deine Problemverlagerung zu begründen und ich erkenne, dass du dich nicht um Erklärung von Wahrnehmung kümmerst.
Bewusste Sinneswahrnehmung beinhaltet immer subjektive Empfindungen; aber es kommt auch unbewusste Sinneswahrnehmung vor, sodass im Falle Ersterer ein zusätzliches Explanandum besteht, nämlich die subjektiven Empfindungen oder Eindrücke—um deren Erklärung du dich nicht zu kümmern scheinst.
Freilich, wo nichts ist, gibt es auch nichts zu erklären; aber hier gibt es etwas—etwas das zweifelsohne da ist.
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Das "leugne" ich auch! Meines Erachtens ist es sicher nicht der dir bekannteste und zugänglichste Teil der Wirklichkeit, dass dein Erleben ein "Innenleben" und "subjektiv" ist. Damit ist dein Erleben bereits aus einer bestimmten Weltanschauung heraus beschrieben, bzw überformt.Consul hat geschrieben : ↑Mi 14. Aug 2024, 04:00Mein subjektives Innenleben ist alles andere als "eine völlig unbekannte, nicht vorliegende Phänomenal-Existenz"; denn es ist der mir bekannteste und zugänglichste Teil der Wirklichkeit, eben weil ich es unmittelbar erfahre (im Gegensatz zu den Gegenständen der äußeren Wahrnehmung). Es ist ein faktisches Datum & Explanandum, desen Leugnung der Gipfel der Aberwitzigkeit ist!
Bewusstsein selbst ist natürlich unbezweifelbar. Aber deine Beschreibung ist sehr wohl bezweifelbar, meines Erachtens ist sie ziemlich offensichtlich falsch.
Ja, du setzt voraus, dass die klar vorliegende Einzelaufteilung aus Zellaktivität im Nervensystem zu einer Phänomenal-Existenz führt (egal ob nun erzeugend oder erschliessend).
Du erkennst deine Reaktion nicht in dem, was die Nervenzellen machen, sondern sie sollen, mit dem was sie machen, erst noch die "eigentliche Existenz" erreichen.
Sorry, für mich ist das ist eine Sackgasse und du wirst kaum grossartige Ergebnisse dagegenstellen können.
Neurowissenschaftler untersuchen das Nervensystem.
Meine Empfehlung lautet:
man erkläre die (menschliche) Wahrnehmung über "Körper in Umwelt" und den Möglichkeiten des Nervensystems, und nicht umgekehrt von den "Inhalten" der Überzeugungen des Menschen ausgehend.
Neurowissenschaftler, die eine Motivation aus philosophischen Weltbildern ziehen, spüren früher oder später die Sackgasse, in der sie stecken.
Mal ungeachtet der Tatsache, dass eine enorme Schwammigkeit in diesen Phänomen-Behauptungen liegt, werden die Neurowissenschaftler aus meiner Sicht nie ein Konzept zum Erschliessen der Farb-Phänomen-Existenz aufstellen.
Wie ich schon einmal geschrieben habe, gibt es dieses allseits bekannte Spiel, dass man von einem grossen Photo nur einen kleinen Ausschnitt zu sehen bekommt und man dann sagen soll, was es ist.
Sagen wir: es kommt zu einer erstaunlich phantastischen Vorstellung.
Du entwirfst deine Rolle nach dem Motto:
"die phantastische Vorstellung zeigt, dass es eine phantastische Existenz geben musss und die Nervenzellen müssen irgendwie an diese herankommen".
Du bist dir sozusagen "des Spieles" nicht bewusst.
Mein Ansatz ist der, dass es in dem Spiel ja bereits ein "Vorliegen" gibt, und der Phänomen-Charakter deshalb zustande kommt, weil lediglich der Ausschnitt zur Verfügung steht, um von einem "Etwas" auszugehen.
Es ist unsinnig das "Etwas" zu suchen, sondern man muss die Zusammenhänge des Ausschnittes als Teil eines Vorliegenden suchen.
Man sollte also mit der Einsicht herangehen, dass man nur einen prinzipiellen Charakter in der Welt sucht und kein konkretes Phänomen.
Geht man so an die Sache heran, kommt man von "farbigen Oberflächen" zu "Strahlungsablenkung".
Das Ausgehen vom "Sehen von farbigen Oberflächen" ist korrekt in Bezug auf den eingeschränkten Zugang zu "Strahlungsablenkung", also "bedingt korrekt".
Verstehst du, die Aufgabenstellung ist eine andere, als du sie dir ausmalst.
Ja, in Bezug auf das obige Spiel "Photo->Ausschnitt->Vorstellung" legst du dich bei "Vorstellung" fest, dass es als Existenz vorhanden sein muss (dass Photo->Ausschnitt nicht ausreicht) und lässt nur noch die "Freiheit" offen, das es um "erzeugen" oder "erreichen" dieser Existenz gehen kann.Consul hat geschrieben : ↑Mi 14. Aug 2024, 04:00Wenn ich von der Realisation eines Phänomens durch einen Mechanismus spreche, dann lasse ich zunächst die Frage offen, ob der betreffende Mechanismus das betreffende Phänomen produziert, ohne damit identisch zu sein, oder ob er es konstituiert, und damit identisch ist.
Wenn du ehrlich bist, sind für dich "Photo->Ausschnitt" eher störende Anteile und du möchtest es den Neurowissenschaftlern zuschieben.
Ja, Materialismus wird hierbei als "ontologischer Erfassungsversuch" für Wahrnehmung eingesetzt.Consul hat geschrieben : ↑Mi 14. Aug 2024, 04:00Diese Unterscheidung entspricht der Unterscheidung zwischen dem nichtreduktiven (emergentiven/kausativen) Materialismus und dem reduktiven (äquativen) Materialismus.
Im reduktionistischen Sinn ist der nervliche Mechanismus eines subjektiv erlebten Vorganges oder Zustandes mit diesem identisch; und im nichtreduktionistischen Sinn besteht hier keine Identität, sondern nur Kausalität.
Beachte: ich bin kein Materialist - ich vertrete keine dieser beiden Varianten.
Der einzige Sinn von Emergenz in Bezug auf Wahrnehmung ist, dass ich mich in massivem Fremdschämen üben kann – weg mit diesem Blödsinn.Consul hat geschrieben : ↑Mi 14. Aug 2024, 04:00Aber auch im letzteren Fall sind alle subjektiven Erlebnisse Gehirnereignisse, wenngleich sie höherstufige Gehirnereignisse sind, die von niederstufigen unbewussten Nervenereignissen "von unten nach oben" im Sinn einer emergentistischen "Aufwärtsverursachung" hervorgerufen werden.
Ach, und wegen all dem Wissen, Einblick und Bekanntsein verwendest du das Wort "Phänomen" - "na da muss ich aber jetzt nicht beeindruckt sein"Consul hat geschrieben : ↑Mi 14. Aug 2024, 04:00Mein subjektives Innenleben ist alles andere als "eine völlig unbekannte, nicht vorliegende Phänomenal-Existenz"; denn es ist der mir bekannteste und zugänglichste Teil der Wirklichkeit, eben weil ich es unmittelbar erfahre (im Gegensatz zu den Gegenständen der äußeren Wahrnehmung)
Das, was dein Ausgangspunkt ist, ist lediglich eine Klarheit in der Reaktion, aber keineswegs der Anlass und die Erklärung dieser Reaktion.
Deine Argumentation wäre nur dann relevant, wenn du eine Unabhängigkeit vorlegen könntest, aber exakt dies ist ja nirgendwo der Fall.
Den Grad deiner Unabhängigkeit kannst du an den "schrägen Linien" ablesen: "nicht vorhanden!"
1.
Latein hilft da gar nichts, weg damit
2.
Ich halte dir das oben angesprochene Spiel entgegen und "leugne" nicht, sondern erkläre anders.
Mit "Leugnen" und "Gipfel der Aberwitzigkeit" erhebst du lediglich einen Anspruch auf dein Weltbild (Phänomenal-Existenz), für den du den Tatsachenstatus schuldig bleibst.
Im übertragenen Sinn sagst du, dass sich hier "auf dem Papier" eine langgezogene Schräge befinden muss.
Das ist reichlich ungünstig.
Ganz einfach, es kommt nicht zu einer Realisierung, auch nicht zu einem Erreichen und "kein Schwein" arbeitet daran.Consul hat geschrieben : ↑Mi 14. Aug 2024, 04:00Die bzw. meine eigentliche Fragestellung ist, wie das subjektive Innenleben (vor allem Empfindungen) bewusstseinsbegabter Tiere von nervlichen Prozessen oder Mechanismen in deren Gehirnen realisiert wird. Die Naturwissenschaftler arbeiten bereits an der Beantwortung!
Schau dir mal "Christof Koch" an.
Ein Neurowissenschaftler der zuerst mit mathematischen Beschreibungsversuchen für neuronale Vorgänge glänzte und heute irgendwo bei "Integrated Information Theory" (sprich: "es fühlt sich an, ein Gehirn zu sein" ), einem modernen Panpsychismus, gelandet ist.
Wenn also ein Neurowissenschaftler seine Einblicke ins Nervensystem aufbaut, sieht er keine Chance "auf legalem Weg" eine Phänomenal-Existenz zu erzeugen bzw. zu erreichen - er muss zur "dunklen Seite der Macht" wechseln.
Hinter "hard problem of (phenomenal) consciousness" sitzt bei dir der Anspruch auf Phänomenal-Existenz und dieser Anspruch ist eine Problemverlagerung.
Nein, ich habe beschrieben, worin die Problemverlagerung besteht und dass du nach dem Verlagern eine neue Art von Wahrnehmungsvorgang, also eine neue Disziplin, benötigst.
Ich weiss nicht, was diese Phänomenal-Existenz sein soll, ich weiss nicht was für ein Wahrnehmungsvorgang damit umgehen können soll, und du weisst es auch nicht.
Nö, es ist nur dein Weltbild, dein Anspruch.
Die Nervenzellen (Neuronen) arbeiten alle nach demselben Grundprinzip, d.h. du solltest nach einem Reaktionscharakter suchen, der sensorischer Wahrnehmung, Motorik und den "höheren Funktionen" zugrunde liegt.
Sieh mal "das Bewusstsein" als eine Art von "Mausspur" (vgl. Computer) an, d.h. es geht um eine Reaktionsentwicklung aus Aktuellem und kürzlich Zurückliegendem (mit Verblassungsfunktion).Consul hat geschrieben : ↑Mi 14. Aug 2024, 04:00Bewusste Sinneswahrnehmung beinhaltet immer subjektive Empfindungen; aber es kommt auch unbewusste Sinneswahrnehmung vor, sodass im Falle Ersterer ein zusätzliches Explanandum besteht, nämlich die subjektiven Empfindungen oder Eindrücke—um deren Erklärung du dich nicht zu kümmern scheinst.
Gesucht ist ein Reaktionscharakter, der sowohl die "Mausspur", als auch die "Nicht-Mausspur" verwalten kann.
Würdest du diesen Reaktionscharakter bei den Nervenzellen vorfinden, dann bräuchtest du nur noch eine Art "Reifungsprozess", so dass sich der Einfluss von Zurückliegendem mit der Zeit (und der Anwendung) verändert.
Das alles kannst du natürlich überhaupt nicht gebrauchen, denn du verlangst ja nach einer Phänomenal-Existenz.
Mein Erleben (die Gesamtheit meiner Erlebnisse) = mein subjektives Innenleben = meine Bewusstseinsinhalte (Empfindungen, Gefühle, Gedanken, Vorstellungen). Dieser Satz ist weltanschaulich neutral! (Dass ich hier unter Gedanken konkrete Denkvorgänge verstehe und keine abstrakten fregeschen Gedanken, sollte klar sein.)Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 14. Aug 2024, 08:29Das "leugne" ich auch! Meines Erachtens ist es sicher nicht der dir bekannteste und zugänglichste Teil der Wirklichkeit, dass dein Erleben ein "Innenleben" und "subjektiv" ist. Damit ist dein Erleben bereits aus einer bestimmten Weltanschauung heraus beschrieben, bzw überformt.Consul hat geschrieben : ↑Mi 14. Aug 2024, 04:00Mein subjektives Innenleben ist alles andere als "eine völlig unbekannte, nicht vorliegende Phänomenal-Existenz"; denn es ist der mir bekannteste und zugänglichste Teil der Wirklichkeit, eben weil ich es unmittelbar erfahre (im Gegensatz zu den Gegenständen der äußeren Wahrnehmung). Es ist ein faktisches Datum & Explanandum, desen Leugnung der Gipfel der Aberwitzigkeit ist!
Bewusstsein selbst ist natürlich unbezweifelbar. Aber deine Beschreibung ist sehr wohl bezweifelbar, meines Erachtens ist sie ziemlich offensichtlich falsch.
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Du sagst, es handle sich dabei um dein "subjektives Innenleben" und das ist keineswegs weltanschaulich neutral.
Das Einzige, das ich voraussetze, ist, dass es Wesen mit einem subjektiven Innenleben gibt, was von niemandem außer eliminativen Materialisten oder eliminativen Neutralisten bestritten wird. Ich kenne allerdings keinen einzigen bewusstseinseliminativen Neutralisten, und eliminative Materialisten wie Paul Churchland sind keine Bewusstseinseliminativisten; denn sie bestreiten nicht die Existenz subjektiver Empfindungen, sondern lediglich von propositional attitudes. Georges Rey ist einer der ganz wenigen, die die Existenz des Bewusstseins oder Erlebens ausdrücklich verneint haben.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Do 15. Aug 2024, 18:16Du sagst, es handle sich dabei um dein "subjektives Innenleben" und das ist keineswegs weltanschaulich neutral.
"I and a few others are prepared to conclude…that there really are no phenomena answering to our usual concepts of qualia, consciousness and experience."
(Rey, Georges. "Better to Study Human Than World Psychology." In: Galen Strawson et al., Consciousness and its Place in Nature, edited by Anthony Freeman, 110-116. Exeter: Imprint Academic, 2006. p. 113)
"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding
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Ich bestreite, dass der Ausdruck "subjektives Innenleben" ein angemesser Ausdruck für unser Erleben/Bewusstsein ist.
Dieser Ausdruck ist vollkommen angemessen. Alle Lebewesen haben ein objektives, physiologisches Innenleben, aber nicht alle haben auch ein subjektives, empiriologisches/phänomenologisches Innenleben = Innenerleben.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Do 15. Aug 2024, 20:14Ich bestreite, dass der Ausdruck "subjektives Innenleben" ein angemesser Ausdruck für unser Erleben/Bewusstsein ist.
Fußnote:
Das Substantiv "Empiriologie" (im Sinn von "Psychologie der subjektiven, unmittelbaren Erfahrung" = "Bewusstseinspsychologie") habe ich von Leonard Troland übernommen. (Nicht zu verwechseln mit der epistemologischen Theorie namens Empirismus!)
"The Definition of Psychology.—All of this means that physical science has now rendered unto psychology what is psychology's: the subjective attitude and data in their entirety. Perhaps it would be more appropriate to call the resulting science, 'empiriology', than psychology, but we must let history be our guide in the choice of names. So we must say that: Psychology is the systematic description of immediate experience in its own terms…"
(Troland, Leonard T. The Principles of Psychophysiology, Vol. 1: The Problems of Psychology; and Perception. 1929. Reprint, New York: Greenwood Press, 1969. p. 82)
"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding
Wenn du nicht mehr von subjektiven Farbeindrücken sprichst (die ein wesentlicher Teil aller bewussten Sehungen sind), sondern nur noch von objektiver Strahlungsablenkung, dann hast du das Thema gewechselt.Körper hat geschrieben : ↑Mi 14. Aug 2024, 13:05…Geht man so an die Sache heran, kommt man von "farbigen Oberflächen" zu "Strahlungsablenkung".
Das Ausgehen vom "Sehen von farbigen Oberflächen" ist korrekt in Bezug auf den eingeschränkten Zugang zu "Strahlungsablenkung", also "bedingt korrekt".
Verstehst du, die Aufgabenstellung ist eine andere, als du sie dir ausmalst.
Wenn ich nur wüsste, was du stattdessen vertrittst!Körper hat geschrieben : ↑Mi 14. Aug 2024, 13:05Ja, Materialismus wird hierbei als "ontologischer Erfassungsversuch" für Wahrnehmung eingesetzt.Consul hat geschrieben : ↑Mi 14. Aug 2024, 04:00Diese Unterscheidung entspricht der Unterscheidung zwischen dem nichtreduktiven (emergentiven/kausativen) Materialismus und dem reduktiven (äquativen) Materialismus.
Im reduktionistischen Sinn ist der nervliche Mechanismus eines subjektiv erlebten Vorganges oder Zustandes mit diesem identisch; und im nichtreduktionistischen Sinn besteht hier keine Identität, sondern nur Kausalität.
Beachte: ich bin kein Materialist - ich vertrete keine dieser beiden Varianten.
O doch! Jedes Mal, wenn jemand aus einem traumlosen Schlaf oder einer Vollnarkose aufwacht, wird sein Bewusstsein (und damit sein subjektives Innenleben) von seinem Gehirn aufs Neue verwirklicht.Körper hat geschrieben : ↑Mi 14. Aug 2024, 13:05Ganz einfach, es kommt nicht zu einer Realisierung, auch nicht zu einem Erreichen und "kein Schwein" arbeitet daran.Consul hat geschrieben : ↑Mi 14. Aug 2024, 04:00Die bzw. meine eigentliche Fragestellung ist, wie das subjektive Innenleben (vor allem Empfindungen) bewusstseinsbegabter Tiere von nervlichen Prozessen oder Mechanismen in deren Gehirnen realisiert wird. Die Naturwissenschaftler arbeiten bereits an der Beantwortung!
Die panpsychistischen Implikationen der IIT stellen für mich eine reductio ad absurdum dar. Aber es gibt eine Reihe anderer Theorien ohne solche Implikationen.Körper hat geschrieben : ↑Mi 14. Aug 2024, 13:05Schau dir mal "Christof Koch" an.
Ein Neurowissenschaftler der zuerst mit mathematischen Beschreibungsversuchen für neuronale Vorgänge glänzte und heute irgendwo bei "Integrated Information Theory" (sprich: "es fühlt sich an, ein Gehirn zu sein" ), einem modernen Panpsychismus, gelandet ist.
Ohne die Realität des phänomenalen Bewusstseins gäbe es natürlich kein schwieriges Erklärungsproblem hinsichtlich seiner Entstehung.
"How can technicolour phenomenology arise from soggy grey matter?"
———
"Wie kann Technicolor-Phänomenologie aus feuchter grauer Materie entstehen?"
[© meine Übers.]
(McGinn, Colin. "Can We Solve the Mind-Body Problem?" Mind 98/391 (1989): 349-366. p. 349)
Ich habe hinreichend oft verdeutlicht, dass "diese Phänomenal-Existenz" in deinem ganzen Innenerleben besteht, welches all deine Empfindungen, Fühlungen, Stimmungen, Denkungen und Vorstellungen umfasst. – Du wirst mir doch nicht weismachen wollen, dass du nicht wüsstest, wovon ich hier spreche!
Nix "nö"! Bewusste, erlebte Sinneswahrnehmung unterscheidet sich de facto von unbewusster, unerlebter Sinneswahrnehmung, die nicht mit irgendwelchen Empfindungen einhergeht. Wenn Letztere erklärt ist, dann ist Erstere damit noch nicht (vollständig) erklärt, da es hier mehr zu erklären gibt, nämlich das Zustandekommen von Empfindungen (Sinneseindrücken) als wesentlichen Elementen bewusster Sinneswahrnehmung.
"Verhältnismäßig leicht zu untersuchende Fragen beziehen sich darauf, wie das Gehirn Informationen verarbeitet und zur Steuerung von Verhalten nutzt. Das schwierige Problem des Bewusstseins hingegen besteht darin, wie unser subjektives Innenleben auf der Grundlage von Gehirnprozessen zustande kommt, und warum wir überhaupt eines haben, und nicht nur informationsverarbeitende, aber empfindungslos handelnde Automaten sind."
(Misselhorn, Catrin. Grundfragen der Maschinenethik. Ditzingen: Reclam, 2018. S. 36)
"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding