Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Do 16. Nov 2017, 11:13
... die richtigen Hirnaktivität gehören (für Wesen wie uns) zu den notwendigen Bedingungen [des Denkens]
Schon vor etwas längerer Zeit hat der Philosoph Richard Schröder das gleiche über das Lachen geschrieben. Hier ein längerer Ausschnitt aus dem schönen Text:
2. Juli 1998 DIE ZEIT
Aliens lachen nicht, Richard Schröder
[…] Kürzlich wurde berichtet, daß Itzhak Fried an der Klinik der University of California durch einen Zufall dasjenige Areal im Gehirn entdeckt hat, das für das Lachen zuständig ist. Bei der Untersuchung einer Epileptikerin hat er eine bestimmte Gehirnregion mit einer Elektrode gereizt, und plötzlich fing sie an zu lachen. Je stärker der Reiz war, um so witziger fand sie die Ärzte um sich herum und die Bilder, die ihr gezeigt wurden. Die Umstehenden dagegen sahen keinen Grund zum Lachen.
Was genau ist hier entdeckt worden, und was kann man aus dieser Entdeckung lernen? Entdeckt worden ist, daß diese Gehirnregion aktiv wird, wenn jemand lacht. Wir können folgern, daß jemand nicht lachen kann, wenn diese Gehirnregion beschädigt ist. Daß sie funktioniert, ist Voraussetzung für das Lachen, und zwar notwendige Voraussetzung (Conditio sine qua non), nicht aber zureichende Voraussetzung (Conditio qua), denn diese Patientin überraschte ja die Umstehenden durch ein Lachen ohne Grund, genauer: bloß mit Grund im Gehirn, aber ohne Grund in der Welt. Nichts Lächerliches war vorgefallen. Es war ein wertloses Lachen, und wenn wir nicht wüssten, daß es von der Elektrode kommt, würden wir sagen: Die Arme ist verrückt, das ist ja ein irres Lachen.
Wir können also aus dieser Entdeckung nicht erkennen, was Lachen ist, wo es angebracht oder deplaziert ist. Die Entdeckung eröffnet auch keine Wege, effektiver zu lachen - wenn es das überhaupt gibt - oder jemanden von chronischer Humorlosigkeit zu befreien. Es könnte aber sein, daß sich Wege eröffnen, jemandem, der aus physiologischen Gründen nichtlachen kann, durch eine Wiederherstellung dieses Gehirnareals, vielleicht einmal eine elektronische, zu heilen. Diese Aussicht lohnt die Forschung.
Woher wissen wir denn, was Denken, Fühlen, Trauern und Lachen ist? Wir wissen es aus Selbsterfahrung. Hätten die Umstehenden nicht aus Selbsterfahrung gewußt, was Lachen ist und wo es angebracht ist, hätten sie ja gar nicht bemerkt, daß die Patientin deplaziert lacht, sie hätten gar nicht gestaunt und demnach auch nichts über das Lachen entdeckt. Wenn es sich also zum Beispiel um Außerirdische gehandelt hätte, die nichts von Lachen wissen, da sie nicht lachen können, dann hätten sie nur Ursache und Wirkung feststellen können - also daß jene Reizung gewisse Laute und gewisse Muskelzuckungen bei der Patientin auslöst. Dann hätten sie alles exakt nach Parametern angegeben, aber das Wort Lachen wäre in ihrem Befund nicht vorgekommen. Sie hätten diese Daten zu den übrigen getan und nichts entdeckt.
[…]
Quelle