#Philosophisches Kopfkino > Was ist Glück?

Philosophische Gedankenexperimente in Form von Videos.
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Dia_Logos
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Mi 31. Jan 2018, 09:36

“Glückseligkeit ist der Sinn und der Zweck des Lebens, dem das ganze Tun und Trachten des menschlichen Seins gilt.” (Aristoteles)

Im philosophischen kopfkino gibt es etwas dazu:
https://youtu.be/rgqHnRve4DM
https://youtu.be/kMSctOKCTNw

Macht die dauernde Jagd nach dem Glück am Ende unglücklich? Der Philosoph Wilhelm Schmid warnt davor: Wohin wir uns wenden, überall werden wir mit “Glückversprechen” nahezu bombardiert. Plakatwänden versprechen es; Werbespots haben dazu Tipps auf Lager: “So werden Sie glücklich!” Prospekte versprechen: “Noch mehr Glück!” Bei machen Reiseveranstaltern kann man es sogar buchen: Reisen mit “Glücksgarantie!”.

Der Glücksimperativ lautet: “Du musst glücklich sein, sonst lohnt sich dein Leben gar nicht.” (Schmid) Wer dieser Anforderung nicht gerecht wird, macht sich Vorwürfe. (Was nicht gerade glücklich macht, vermutlich) Wer das Glück nicht gepachtet hat, hat offenkundig versagt. Denn wenn das Glück allenthalben verkündet wird, scheinen es alle Anderen scheinen ja zu schaffen … Viele unserer Facebookfreunde arbeiten ja hart daran, diesen Eindruck des Dauerglücklichseins bei uns zu erwecken. Manche Untersuchungen legen nahe, dass dieser "Stress" nicht gerade unser Wohlsein fördert. Denn was folgt ist Neid; und der zerfrisst die Seele des Unglücklichen. Er fängt an, sich ausgeschlossen zu fühlen, denn er wird keinen Anschluss an all die Glücklichen finden, diagnostiziert Wilhelm Schmid.

Der Hirnforscher Gerald Hüther "vervollständigt" dieses Bild. Er meint: Wer wirklich glücklich ist, der kauft nicht. Auf die Frage, wer wir wirklich sein wollen, ist die Antwort immer gleich meint Hüther: “Denn die Frage ist so grundlegend, dass es darauf nur eine Antwort gibt: Ich möchte jemand sein, der andere Menschen glücklich macht. Oder ich möchte jemand sein, der diese Natur erhält und der dazu beiträgt, dass hier alles wachsen kann. Es gibt keine Antwort wie „ich möchte jemand sein, der besonders viel Geld hat“. Quelle

Was ist Glück? Wie viel davon tut uns gut. Ist Glück Glücksache? Ist Unglück ein Unglück oder gehört es zu einem erfüllten Leben?




Tosa Inu
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Mi 31. Jan 2018, 11:13

Dia_Logos hat geschrieben :
Mi 31. Jan 2018, 09:36
Der Hirnforscher Gerald Hüther "vervollständigt" dieses Bild. Er meint: Wer wirklich glücklich ist, der kauft nicht.
Ist das ein Verschreiber, oder feht da was?
Wer wirklich glücklich ist, kuaft keine Glücksratgeber, aber gar nichts ... :shock:



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

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Jörn Budesheim
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Mi 31. Jan 2018, 14:39

Tosa Inu hat geschrieben :
Mi 31. Jan 2018, 11:13
Verschreiber,
Der Satz "Wer glücklich ist, der kauft nicht" kommt in dem Interview tatsächlich zwei mal vor. Es ist also kein Verschreiber :-) Weiter heißt es dort:
Gerald Hüther hat geschrieben : Menschen, die nicht wissen, wer sie sein wollen, kann man alles aufschwatzen. „Was ist eigentlich die Würde? Was für ein Mensch will ich sein?“ Das sind Fragen, die passen nicht in eine Konsumgesellschaft. Dabei sind das Fragen, die man für sich persönlich beantworten muss, damit man einen Kompass im Leben hat. Sonst kann man ja jederzeit von jedem beliebigen Angebot aus der Bahn geworfen werden. Und da wir in einer Gesellschaft leben, in der so viele ihre Angebote loswerden wollen, hat die Konsumgesellschaft kein Interesse daran, dass sich immer mehr Menschen mit dieser Frage auseinandersetzen.




Tosa Inu
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Mi 31. Jan 2018, 15:02

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 31. Jan 2018, 14:39
Tosa Inu hat geschrieben :
Mi 31. Jan 2018, 11:13
Verschreiber,
Der Satz "Wer glücklich ist, der kauft nicht" kommt in dem Interview tatsächlich zwei mal vor. Es ist also kein Verschreiber :-) Weiter heißt es dort:
Gerald Hüther hat geschrieben : Menschen, die nicht wissen, wer sie sein wollen, kann man alles aufschwatzen. „Was ist eigentlich die Würde? Was für ein Mensch will ich sein?“ Das sind Fragen, die passen nicht in eine Konsumgesellschaft. Dabei sind das Fragen, die man für sich persönlich beantworten muss, damit man einen Kompass im Leben hat. Sonst kann man ja jederzeit von jedem beliebigen Angebot aus der Bahn geworfen werden. Und da wir in einer Gesellschaft leben, in der so viele ihre Angebote loswerden wollen, hat die Konsumgesellschaft kein Interesse daran, dass sich immer mehr Menschen mit dieser Frage auseinandersetzen.
Eine an sich eher scwache These, wieder so ein Aufguss von Fromm.
Konsumkritik in Ehren, aber es gibt ja auch Menschen, die von einer Tütensuppe oder einem eigenen Haus nicht aus der Bahn geworfen werden.



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

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Jörn Budesheim
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Do 1. Feb 2018, 06:08

Hier findet man einen Bericht über die Glücksformel, die in dem Video erwähnt wird.
Alles eine Frage der Berechnung

Die Formel lautet: Glück = P + (5xE) + (3xH). ...

Und so geht´s: Die vier Fragen beantwortet Sie mit einem Wert zwischen eins (gar nicht) und zehn (trifft stark zu):
  1. Sind Sie extravertiert, voll Energie und flexibel?
  2. Haben Sie eine positive Lebenseinstellung, erholen sich schnell von Rückschlägen und fühlen, daß Sie die Kontrolle über Ihr Leben haben? Die Antworten auf diese Fragen addieren Sie, das ergibt den Wert für P.
  3. Sind Ihre Grundbedürfnisse hinsichtlich Gesundheit, Finanzen und Gemeinschaftssinn erfüllt? Das ergibt Ihren Wert für E.
  4. Haben Sie Unterstützung von Menschen, die Ihnen nahe sind, gefällt Ihnen, was Sie tun, sind Ihre Erwartungen erfüllt? Das Ergebnis hierfür ist Ihr H-Wert.
https://www.menshealth.de/artikel/gluec ... 17185.html




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Stefanie
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Do 1. Feb 2018, 07:48

Interessant ist der Schlusssatz in dem Men´s Health Artikel:
"Deshalb vergessen Sie bloß nicht, sich auch so zu fühlen."

Die bisherigen Quellen hier haben doch eines gemeinsam, auch mit Aristoteles, wenn ich das so in der Kürze überblicke: Es geht bei Glück nicht nur um das kurze, im Moment aufkommende Glücksgefühl, sondern auch um einen dauerhaften Glückszustand.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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Jörn Budesheim
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Ich schätze mal, dass die meisten davon schon mal gehört haben: "Als einziges Land der Welt misst Bhutan seinen Wohlstand nicht am Wirtschaftswachstum, sondern am Wohlbefinden seiner Menschen." (ARD)
SWR4 Gespräch
Glück kann man lernen

Bild
Bild: Wikipedia, Ani Modak

Dr. Ha Vinh Tho ist Programmdirektor einer staatlichen Kommission im Himalaya-Königreich Bhutan, die die Förderung des "Bruttonationalglücks" zur Aufgabe hat. Das Wohlbefinden der eigenen Bevölkerung hat laut Verfassung mehr Gewicht als ein rasches Wirtschaftswachstum. Im Gespräch mit SWR4 erklärt er die Voraussetzungen, um glücklicher zu werden.

https://www.swr.de/swr4/bw/programm/glu ... index.html




Tosa Inu
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psyheu hat geschrieben : Glück und Zufriedenheit (1)

Glück und Zufriedenheit sind nicht alles. Doch alle streben wir mehr oder weniger Glück und Zufriedenheit an. Unser Leben kann glücklich, gelungen, gut, wertvoll oder auch erfolgreich sein. Das ist nicht dasselbe, obwohl es Überschneidungen gibt. Das Leben eines Tyrannen kann erfolgreich gewesen sein, gut war es nicht. Ein für die Menschheit wertvolles Leben muss nicht zwingend glücklich gewesen sein, und so weiter.

Es gibt Grund zur Skepsis, wenn man vom Glück allzuviel redet, schreibt und liest, liegt der Verdacht ja schon nahe, dass es mit dem eigenen Glück nicht so weit her ist. Wer sucht schon Glück und Zufriedenheit, außer dem, der sie noch nicht gefunden hat? Auf der anderen Seite, ein bisschen mehr geht ja immer. Oder ist das schon Maßlosigkeit? Eventuell eine, die dem Glücklichsein sogar im Weg steht? Aber vielleicht ist auch das schon eine Anmaßung, das Glück mit moralischen Kategorien zu versehen. Dann wäre eben ein gutes oder wertvolles Leben nicht zwingend ein glückliches. Denn man kann auch ein mieser Mensch sein und dennoch glücklich, zumindest bis zum Beweis des Gegenteils.

Glück, oder noch mehr das Glücklichsein, gehört zu jenen Eigenschaften, die einem andere nicht zuschreiben können. Man weiß nur selbst, ob man glücklich ist. Andere können darüber befinden, ob das Leben des anderen erfolgreich oder gelungen war, das ist eine eher öffentliche Zuschreibung, aber glücklich? Man kann allenfalls noch erklären, in dieser oder jener Situation hätte jemand verdammtes Glück gehabt, etwa bei einem schlimmen Unfall mit heiler Haut davon gekommen zu sein. Aber das kann genau den gegenteiligen Effekt haben. Nicht wenige bekommen Schuldgefühle und werden depressiv, wenn ihnen ein solches „Glück“ widerfährt. „Warum ich?“, fragen sie sich. Gewöhnlich meinen wir es genau spiegelbildlich, wenn wir „Warum immer ich?“ fragen. Warum habe ich immer so ein Pech und den anderen geht es so gut? Doch auch das Gegenteil macht uns keinesfalls zwangsläufig froh, scheinbar unverdientes Glück können wir nicht gut annehmen.

Auf der anderen Seite ist das verdiente Glück natürlich irgendwann auch kein Glück mehr, sondern mehr oder weniger das, was man als gerechten Lohn empfindet. Wer intensiv für eine Prüfung lernt, wird weniger das Gefühl haben, riesiges Glück gehabt zu haben, er war ja an sich sehr gut vorbereitet. Glücklich kann man dennoch sein, wenn man ein Ziel erreicht hat, auf das man zusteuerte.

Der statistische Ansatz

Das irgendwie zur Mode gewordene Schimpfen über Glücksratgeber ist nicht mein Fall. ....
Quelle und weiterlesen



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

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Jörn Budesheim
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Fr 2. Feb 2018, 06:16

aus dem Artikel: Glücklich ist nicht, wer rebelliert, sich seinen eigenen Weg durch das Leben sucht. Glücklich ist, so lesen sich die Daten, vor allem der, der sich in der Erfüllung gesellschaftlicher Zuschreibungen übt. Der angepasst lebt und der Norm entspricht.

Denn Abweichungen machen Menschen Druck, und Druck macht auf Dauer unglücklich. Menschen messen sich selbst an den Erwartungen, mit denen sie aufwachsen, die sie bei Eltern und Freunden beobachten – und werden bei ihren eigenen Entscheidungen ständig damit konfrontiert.


Mehr lesen auf http://www.psyheu.de/10498/glueck-zufri ... jc8JvIU.99




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Fr 2. Feb 2018, 10:58

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Fr 2. Feb 2018, 06:16
aus dem Artikel: Glücklich ist nicht, wer rebelliert, sich seinen eigenen Weg durch das Leben sucht. Glücklich ist, so lesen sich die Daten, vor allem der, der sich in der Erfüllung gesellschaftlicher Zuschreibungen übt. Der angepasst lebt und der Norm entspricht.

Denn Abweichungen machen Menschen Druck, und Druck macht auf Dauer unglücklich. Menschen messen sich selbst an den Erwartungen, mit denen sie aufwachsen, die sie bei Eltern und Freunden beobachten – und werden bei ihren eigenen Entscheidungen ständig damit konfrontiert.


Mehr lesen auf http://www.psyheu.de/10498/glueck-zufri ... jc8JvIU.99
Erschreckend, gell?



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

Rosita
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Sa 3. Feb 2018, 00:15

Stefanie hat geschrieben :
Do 1. Feb 2018, 07:48
Interessant ist der Schlusssatz in dem Men´s Health Artikel:
"Deshalb vergessen Sie bloß nicht, sich auch so zu fühlen."

Die bisherigen Quellen hier haben doch eines gemeinsam, auch mit Aristoteles, wenn ich das so in der Kürze überblicke: Es geht bei Glück nicht nur um das kurze, im Moment aufkommende Glücksgefühl, sondern auch um einen dauerhaften Glückszustand.
Ich bezweifle, dass es einen dauerhaften Glückszustand gibt. Höchstens eine längere Abwesenheit von Unglück und schlechten Gefühlen.

Glücksgefühle sind kurz und rar. Aber das macht sie um so wertvoller.
Ein Freund in Südtirol verlor seine Tochter bei einem Bergunfall und war völlig amEnde. Er wollte nicht mehr weiterleben. Er war überzeugt, das er niemals mehr glücklich sein würde/könnte.
Ich habe ihm empfohlen morgens wenn er aufsteht, auf die Terrasse zu gehen und auf die schneebedeckten Berge zu schauen und sich in diesem wohligen Gefühl zu baden. Damit konnte er dann einen Teil des Tages überstehen.



Jeder Mensch hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten!

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Jörn Budesheim
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Sa 3. Feb 2018, 08:26

Was ist ein Glückszustand?

Man spricht zum Beispiel davon, dass jemand eine glückliche Kindheit hatte. War dieses Kind dann in einem dauernden Glückszustand? Doch wohl kaum. Zu einer glücklichen Kindheit gehören sicherlich auch Erfahrungen des (zumindest vorläufigen) Scheiterns bei der Selbsterprobung, oder? Solche Erfahrungen können das Glück sogar steigern, zum Beispielwenn man etwas nach einigen misslungen Anläufen am Ende doch schafft. Misserfolge und damit verbundene "Unglückmomente" gehören doch dazu, oder?

Glück - allgemein verstanden - ist nicht einfach ein bestimmtes Gefühl.




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Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 3. Feb 2018, 08:26
Was ist ein Glückszustand?
Es gibt die Unterscheidung zwischen einer Gipfelerfahrung, einer Plateauerfahrung, die Tage bis Wochen andauern kann und Zuständen, die eher dauerhafter verstanden werden.
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 3. Feb 2018, 08:26
Man spricht zum Beispiel davon, dass jemand eine glückliche Kindheit hatte. War dieses Kind dann in einem dauernden Glückszustand? Doch wohl kaum.
Stimmt, das sind in der Regel spätere Projektionen auf eine angeblich heile und glückliche Zeit, die 80% ausblendet.
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 3. Feb 2018, 08:26
Zu einer glücklichen Kindheit gehören sicherlich auch Erfahrungen des (zumindest vorläufigen) Scheiterns bei der Selbsterprobung, oder?
Der Unsicherheit, der Angst, der Ungeduld, der Frustration, der Desorientierung ...
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 3. Feb 2018, 08:26
Solche Erfahrungen können das Glück sogar steigern, zum Beispielwenn man etwas nach einigen misslungen Anläufen am Ende doch schafft. Misserfolge und damit verbundene "Unglückmomente" gehören doch dazu, oder?
Ja.
Einer der Klassiker ist, sich selbst gesetzte Ziele zu erreichen, gleich ob man die Steuererklärung macht, die Fenster putzt oder Joggen geht.
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 3. Feb 2018, 08:26
Glück - allgemein verstanden - ist nicht einfach ein bestimmtes Gefühl.
Doch, ein Glücksgefühl.



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

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Jörn Budesheim
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Tosa Inu hat geschrieben :
Sa 3. Feb 2018, 09:48
Doch, ein Glücksgefühl.
Das halte ich für falsch. Der Grund ist folgender: Wir sprechen von glücklichen Kindheiten, eine glücklichen Beziehung und sogar von glücklichem Leben. All das gibt es. Aber nicht weil es jeweils ein dauerhaftes Glücksgefühl ist.




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Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 3. Feb 2018, 09:54
Das halte ich für falsch. Der Grund ist folgender: Wir sprechen von glücklichen Kindheiten, eine glücklichen Beziehung und sogar von glücklichem Leben. All das gibt es. Aber nicht weil, es jeweils ein dauerhaftes Glücksgefühl ist.
Ich würde auch zwischen Zufriedenheit als hübsche Dauermelodie im Hintergrund und Glückgefühlen als überaus gelungenen Soli im Vordergrund unterscheiden.
Die glückliche Kindheit ist sicher eine Interpretation im Rahmen einer aktuellen Gesamtschau und nicht starr.

Ernsthafte Behauptungen der Möglichkeit einer dauerhaften Glückseligkeit gibt es in und aus der spirituellen Szene, wobei das auch nicht als Dauerhigh, ausgehnter Orgasmus oder minütlicher Lottogewinn verkauft wird, sondern als eine Erfahrung der, hm, Gnade im Irgendwo, die auch dann anhält, wenn man in die Welt zurückkehrt. Als Schlüssel dazu gilt ein Zustand erhöhter Aufmerksamkeit oder Achtsamkeit, aber das kann, wenn man ihn den falschen Leuten gibt, auch ziemlich krampfig werden, eine Idee, die auch Platon teilte.



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Mo 5. Feb 2018, 05:35

Glück und Ethik
Hrsg. Joachim Schummer
Würzburg: Königshausen & Neumann
Erscheinungsdatum: 1998
195 Seiten, ISBN: 3-8260-1503-7

Volltexte in PDF > http://www.joachimschummer.net/books/glueck-und-ethik/




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Jörn Budesheim
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Mo 5. Feb 2018, 05:48

Julian Nida-Rümelin: “Menschen, die immer besorgt sind, dass sie möglichst zufrieden sind, sind mit großer Wahrscheinlichkeit über kurz oder lang ziemlich unzufrieden. Und Menschen, die sorglos mit ihrem eigenen Glücksgefühl umgehen, haben die Chance gut zu leben. Das ist schon an der Grenze des Paradoxen. Aber ich glaube es ist trotzdem wahr.”




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Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 5. Feb 2018, 05:48
Julian Nida-Rümelin: “Menschen, die immer besorgt sind, dass sie möglichst zufrieden sind, sind mit großer Wahrscheinlichkeit über kurz oder lang ziemlich unzufrieden. Und Menschen, die sorglos mit ihrem eigenen Glücksgefühl umgehen, haben die Chance gut zu leben. Das ist schon an der Grenze des Paradoxen. Aber ich glaube es ist trotzdem wahr.”
Das sehe ich auch so, aber da muss man erst mal drauf kommen.
Für die Unglücklichen ist es immerhin ein Gewinn zu wissen, dass man sich helfen lassen kann, da wäre der Satz dann auch eher fatal.

Aber das zeigt, dass nicht jeder Satz für alle richtig ist, auch wenn er wahr ist. Man muss für diese Wahrheit reif sein, meinte auch Platon.



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Mo 5. Feb 2018, 11:59

Glück hat eine eingenartige Komponente, eigenartig deshalb, weil sie ziemlich dem entgegenläuft, was wir meinen gelernt zu haben.
Glück bedeutet für uns oft etwas zu haben und dies dann nach Möglichkeit festzuhalten. Dabei muss man oft von etwas loslassen, wenn man glücklich sein will und der vielleicht direkteste Weg zum Glück ist der, zu schauen, was man für anderen tun kann.



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Di 6. Feb 2018, 05:34

Können Blumen glücklich sein?

"...woher wissen wir, daß Chrysanthemen glücklich sind?"

"Hast du sie heute nicht gesehen ... Sie heben ihre Köpfe und strahlen uns an."

"Ach, du tust so, als seien sie Menschen... Dabei weißt du genau, daß sie in Wirklichkeit überhaupt keine Gefühle haben. Sie können sich nicht glücklich fühlen."

"Glaubst du, Glück ist ein Gefühl ... vielleicht ein warmes, milde prickelndes Gefühl, das sich über deinen ganzen Körper ausbreitet?"

-- "Davon weiß ich nichts."

"Wenn du denkst, Glück ist wie das Gefühl, wenn dir an einem kalten Tag heiße Schokolade durch die Kehle rinnt, dann sind Pflanzen vielleicht nicht glücklich ... Soweit wir wissen, haben sie diese Empfindung nicht. Aber einige unserer glücklichsten Augenblicke sind die, in denen wir etwas tun, was man gern tut - singen in einem großen Chor oder ein Spiel gut beherrschen. Du hast gar keine Zeit, innezuhalten und warme Gefühle zu bekommen. Dein Glück besteht eben darin, etwas zu tun, worin du gut bist, mit alldem, was in dir steckt. Blumen können ihre Köpfe hochhalten und ihre Blüten herzeigen mit alldem, was in ihnen steckt. Wenn sie gesund sind und gut versorgt, dann tun sie eben dies. Und das ist Glück für eine Blume."

(Ein Ausschnitt aus Gareth B. Matthews: Philosophische Gespräche mit Kindern, Berlin 1989 S. 29)

Quelle: https://wiki.zum.de/wiki/Glück




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