Den Alternativnamen "Panphysismus" habe ich bereits erwähnt. Es gibt zwei weitere (ungebräuchliche): "Hylismus" (gr. hyle = Stoff, Materie; hylisch = stofflich, materiell, körperlich) & "Physizismus".
Beide Wörter finden sich bereits in Texten aus dem 19. Jahrhundert. "Hylismus" & "hylisch" stehen im aktuellen DUDEN, und "physicism" steht im aktuellen Oxford Dictionary of English mit Ersterwähnung als englisches Wort im Jahr 1860. Es ist aber schon 1808 als französisches Wort—(le) physicisme—von Henri de Saint-Simon verwendet worden, der es auch als Erster gebraucht zu haben scheint.
"Sachlich besser [als „Physikalismus“—hinzugef.] wäre die Bezeichnung „Physizismus“, da die fragliche Position nicht innerlich-wesenhaft auf die Wissenschaft der Physik bezogen ist; aber jene Bezeichnung wäre andererseits auch völlig ungebräuchlich und daher ohne Anschlussfähigkeit an den bestehenden metaphysischen Diskurs."
(Meixner, Uwe. Metaphysik ohne Vorurteile. Darmstadt: wbg Academic, 2021. S. 130)
"Unter Physizismus versteht Saint-Simon die Verallgemeinerung der bei der Beobachtung der physikalischen Erscheinungen gewonnenen Erkenntnisse und ihre Anwendung auf die komplizierten Erscheinungen des Organischen, insbesondere auf den Menschen als Einzel- wie als Gesellschaftswesen. Diese Bezeichnung enthält die Idee der Einheit aller Wissenschaften, deren Grundlage die Beobachtung ist und deren Zusammenhang ein System von Gesetzen schafft."
(Zahn, Lola. Fußnote in Claude-Henri de Saint-Simon: Ausgewählte Schriften. Übers. u. hrsg. v. Lola Zahn. Berlin: Akademie-Verlag, 1977. S. 80fn2)
Anmerkung: Descartes ist als Substanzdualist zwar kein (absoluter/totaler) Materialist; aber was das Reich der res extensae (ausgedehnten Dinge) betrifft, so vertritt er einen reduktiven mechanistischen Materialismus in Bezug auf (nichtmenschliche) Lebewesen."Saint-Simon unterschied drei Phasen oder Stadien in der Entwicklung der menschlichen Erkenntnis: Polytheismus, Deismus und Physizismus. Als Physizismus bezeichnete er die Erforschung der Wirklichkeit selber und setzte ihn dem Deismus und erst recht dem Polytheismus entgegen. Als Begründer des Physizismus betrachtete Saint-Simon Descartes."
(Kedrow, B. M. Klassifizierung der Wissenschaften. Bd. 1. Berlin: Akademie-Verlag, 1975. S. 110)
Näheres dazu: SEP: Descartes' Physik [Google Translate]"In der Naturphilosophie können [Descartes] mehrere Errungenschaften zugeschrieben werden: Er veröffentlichte als Erster das Sinusgesetz der Brechung, entwickelte eine wichtige empirische Erklärung des Regenbogens und schlug eine naturalistische Erklärung für die Entstehung der Erde und der Planeten vor (ein Vorläufer der Nebelhypothese, nach der die Planeten aus loser, die Sonne umkreisender Materie entstanden). Noch wichtiger ist, dass er eine neue Vision der natürlichen Welt bot, die die moderne Physik prägte: eine Welt der Materie, die einige grundlegende Eigenschaften besitzt und gemäß einigen universellen Gesetzen interagiert. Diese natürliche Welt beinhaltete einen immateriellen Geist, der beim Menschen direkt mit dem Gehirn verbunden war – eine Auffassung, die zum modernen Leib-Seele-Problem führte." [Google Translate]
SEP: Descartes [Google Translate]
"Die Geschichte des Materialismus umfasst nicht nur Persönlichkeiten, die sich selbst Materialisten nennen oder es waren. Sie ist auch die Geschichte derjenigen, die erfolgreiche Theorien der Materie entwickeln und viele, wenn nicht alle Naturphänomene mit Hilfe der Materie erklären. René Descartes beispielsweise gehört aus diesen Gründen in die Geschichte des Materialismus. In einem berühmten Brief an Mersenne gesteht Descartes, dass seine Meditationen über die Erste Philosophie ein Trojanisches Pferd seien, das „alle Grundlagen [seiner] Physik“ enthalte. Er drängt Mersenne, es niemandem zu erzählen, in der Hoffnung, dass seine Leser seine neue Darstellung der Materie akzeptieren, bevor ihnen klar wird, dass sie „die Prinzipien des Aristoteles zerstört“ (28. Januar 1641, Brief an Mersenne, AT III 298/CSMK III 173). Descartes ebnet auch den Weg für einen konsequenteren Materialismus, indem er das Leben als materielles oder körperliches Prinzip neu begreift. Während Aristoteles und seine Anhänger die lebenswichtigen Funktionen eines lebenden Körpers – Ernährung, Atmung, Wachstum usw. – zuvor der Seele zugeschrieben hatten, erklärt Descartes diese Funktionen anhand der mechanischen Struktur des Körpers. Descartes verwandelt nicht-menschliche Tiere in geistlose oder seelenlose Automaten, durch und durch materiell." [Google Translate]
(Chamberlain, Colin. "Malebranche: A Materialist Malgré Lui?" In The History and Philosophy of Materialism, ed. by Charles T. Wolfe & John Symons, 157-172. Abingdon: Routledge, 2025. p. 158)