a) Was sollten sie anderes sein?
b) Wie kämen wir ohne dogmatische Setzungen aus?
a) Was sollten sie anderes sein?
Dann sprechen wir in keinem Fall vom selben, wenn Intuition für dich nichts mit Gefühlen zu tun hat.
Segler hat geschrieben : ↑Do 7. Dez 2017, 22:36Intuition kommt vor dem Argument, weil sie nicht von Argumenten abhängig ist. Selbstverständlich dienen Intuitionen als Argumente, sie sind gewissermaßen die Basis jeder Argumention. Jeder Begründungsversuch, der auf Intuitionen verzichtet, endet im Münchhausen-Trilemma.
Aristoteles hat geschrieben : Denn dass es überhaupt für alles einen Beweis gebe, ist unmöglich, sonst würde ja ein Fortschritt ins Unendliche eintreten und auch so kein Beweis stattfinden. (Aristoteles: Metaphysik, 1006a, S. 8– 10)
Toni Vogel Carey, in die 100 wichtigsten philosophischen Argumente hat geschrieben : [Das Folgende ist bezogen auf das Argument von Aristoteles.] Wenn man Gründe für oder gegen jede beliebige Aussage fordert, bleibt man, mit anderen Worten gesprochen, unweigerlich in einem unendlichen Regress der Rechtfertigung stecken, bei dem man nicht mehr in der Lage ist, irgendetwas mit Gewissheit zu behaupten. Oder wie es der Logiker und Mathematiker Charles Parsons einmal ausgedrückt hat: „Irgendjemand muss am Ende den Schwarzen Peter bekommen“. Natürlich bewahrt uns dieses Argument nicht davor, für viele, wenn nicht gar für die meisten unserer Aussagen Gründe anzugeben. Und selbst wenn wir für eine Aussage keine Gründe nennen können, so folgt daraus nicht zwangsläufig, dass wir deswegen nicht gerechtfertigt wären, von einer Aussage überzeugt zu sein. Einige Aussagen können beispielsweise selbstevident sein, das heißt, dass sie intuitiv erkannt werden. Sie sind „ohne Prüfung oder Beweisführung evident“, wie die neunte Auflage des amerikanischen Wörterbuchs Webster’s Dictionary das englische Wort ‚self-evident‘ erklärt. Dem entspricht auch die Art und Weise, in der Aristoteles den Satz vom Widerspruch verstanden hat, und wie – in vergleichbarer Form – moralische Regeln wie das Einhalten von Versprechen legitimiert werden. Auch die US-amerikanische Unabhängigkeitserklärung beginnt bekanntlich mit den berühmten Worten: „We hold these truths to be self-evident […]“.
[...]
Was Aristoteles’ Argument [...] zeigt, ist, dass jede gültige logische Inferenz selbst auf Aussagen beziehungsweise Axiomen beruht, von deren Wahrheit wir allein aus intuitiven Gründen überzeugt sind. Und dieser Umstand bezeichnet genau die Stelle, an welcher der Schwarze Peter unweigerlich liegenbleibt.
Intuitionen sind gewissermaßen Sonderfälle von Argumenten. Ihre Besonderheit ist die Selbst-Evidenz. Im Gegensatz zu Intuitionen bedürfen abgeleitete Argumente einer Begründung. Die kann man so lange fortführen, bis man eben bei selbst-evidenten Intuitionen ankommt. An diesem Punkt findet jeder Begründungsversuch sein Ende.
Es ist durchaus ok, wenn wir in Bezug auf die Definition nicht einer Meinung sind, ich vertrete mit meinem gefühlsbetonten Definitionsvorschlag offenbar eine etwas eigenwillige Position. Nur der Duden steht mir zur SeiteSegler hat geschrieben : ↑Fr 8. Dez 2017, 11:43Intuitionen sind gewissermaßen Sonderfälle von Argumenten. Ihre Besonderheit ist die Selbst-Evidenz. Im Gegensatz zu Intuitionen bedürfen abgeleitete Argumente einer Begründung. Die kann man so lange fortführen, bis man eben bei selbst-evidenten Intuitionen ankommt. An diesem Punkt findet jeder Begründungsversuch sein Ende.
Axiome werden übrigens nicht innerhalb eines Regelwerks aufgestellt, sondern sie sind die unverzichtbare Grundlage des Regelwerks. Wie bitte sollen mathematische Regeln aussehen, die nicht von Axiomen abgeleitet sind?
Da steht doch: ‚prior to argument‘: Ich verstehe das so, dass die Intuition das Apriori des Arguments ist. Sie steht, wenn nicht am Anfang des Reflektierens, so doch sicherlich vor dem Argument selbst.Segler hat geschrieben : ↑Do 7. Dez 2017, 12:31Dann stelle ich mal klar, was ich unter einer Intuition verstehe:
"Intuitions are mental states in which something appears to be the case upon intellectual reflection (as opposed to percepion, memory or introspection), prior to argument. (Micheal Huemmer: Ethical Intuitionism, 2005, Seite 232)."
Richtig, die Intuition ist das Apriori des Arguments.Alethos hat geschrieben : ↑Fr 8. Dez 2017, 13:23
Aber im Grunde teile ich ja die Auffassung, dass die Intuition eine Art von Setzung ist, insofern sie etwas zugrundelegt, was nicht weiter expliziert wird. Aber zu sagen, am Ende der argumentativen Reflexion stehe die Intuition, halte ich für verkehrt, denn für mich steht die Intuition am Anfang eines explanatorischen Vorgangs.
Wenn du sagst, dass die Intuition der letzte argumentative Grund ist, an den man am Ende einer argumentativen Kette anlangt, widerspricht das der folgenden Definition:
Da steht doch: ‚prior to argument‘: Ich verstehe das so, dass die Intuition das Apriori des Arguments ist. Sie steht, wenn nicht am Anfang des Reflektierens, so doch sicherlich vor dem Argument selbst.Segler hat geschrieben : ↑Do 7. Dez 2017, 12:31Dann stelle ich mal klar, was ich unter einer Intuition verstehe:
"Intuitions are mental states in which something appears to be the case upon intellectual reflection (as opposed to percepion, memory or introspection), prior to argument. (Micheal Huemmer: Ethical Intuitionism, 2005, Seite 232)."
Ich würde das jedoch weder eine Setzung noch dogmatisch nennen. Dem Begriff der Setzung haftet etwas willkürliches an und es fehlt auch das Moment des Erkennens.
Toni Vogel Carey, in die 100 wichtigsten philosophischen Argumente hat geschrieben : Das Problem der Intuition besteht darin, dass Menschen oft Unwillens sind, eine Anfechtung ihrer tief verwurzelten, intuitiven Überzeugungen zu akzeptieren ... Ein extremes Festhalten an intuitiven Überzeugungen kann indes zu toxischen Formen von Fanatismus führen … aus dieser Kritik folgt nicht, dass Intuitionen schlichtweg aufgegeben werden sollten ... auch jede Wahrnehmung fallibel ... Trotzdem würde niemand auch nur ansatzweise daran denken, sie deswegen aufgeben zu wollen.
Ok, ich weiss, was du meinst. Man kann die Argumente je neu durchdenken und sich fragen: ‚Warum gewichte ich das so und das andere weniger?‘ Und die Antwort könnte lauten, wegen der Intuition, dass Argument x schwerer wiegt als z.
Das Packeis hats auch weggetaut ... Du meine Güte @Alethos, warst Du nicht vor einigen Tagen noch bei der "Entstehung des Christentums"? Ganz schön flotter Durchgang -und ja, A.v.C. ist ein wundervolles Beispiel für die Evidenzenargumentation. Bauch und Gefühl führen nur in Irrgärten.Alethos hat geschrieben : Die sichere Basis, wo gibt es diese schon? Aber ich lese mich mal bei Russel ein (wobei ich doch erst bei Anselm von Canterbury bin - übrigens ein Meister der Intuition, wenn es um die Evidenz Gottes geht )
Doch, du hast recht. Aber ich habe eine neue Technik entdeckt. Zuerst den Überblick verschaffen, dann in die Tiefe und Breite lesen. Also zuerst zum Beispiel eine Einführung lesen z.B. zu Plotin, im Urlaub dann die Enneaden. Also ich bin erst einmal durch die Jahrhunderte gerauscht, dann gehts Back to the Past Wenn ich es Schritt für Schritt machen würde, erreiche ich erst im Greisenalter erst die neue Moderne.Friederike hat geschrieben : ↑Fr 8. Dez 2017, 19:15ot.Das Packeis hats auch weggetaut ... Du meine Güte @Alethos, warst Du nicht vor einigen Tagen noch bei der "Entstehung des Christentums"? Ganz schön flotter Durchgang -und ja, A.v.C. ist ein wundervolles Beispiel für die Evidenzenargumentation. Bauch und Gefühl führen nur in Irrgärten.Alethos hat geschrieben : Die sichere Basis, wo gibt es diese schon? Aber ich lese mich mal bei Russel ein (wobei ich doch erst bei Anselm von Canterbury bin - übrigens ein Meister der Intuition, wenn es um die Evidenz Gottes geht )
Ein paar Beispiele dafür habe ich weiter oben genannt.
Hat für mich mit allem anderen als mit Intuition zu tun, aber ich lasse das mal so stehen, denn ich kann mich nicht gegen meine Intuition meines Begriffs von Intuition richten.