Wachsende AfD kann die Demokratie abschaffen

Dieser Teil des Forums befaßt sich mit politischen, sozialen und historischen Aspekten der aktuellen gesellschaftspolitischen Debatten.
Wolfgang Endemann
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Mo 17. Feb 2025, 15:32

Das Aufsaugen ausländischer Fachkräfte und billiger Pflegekräfte ist geldgesteuerter Imperialismus pur, nationaler Egoismus.Vielleicht können wir uns bei den Geberländern mit Waffenlieferungen revanchieren.




Pragmatix
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Mo 17. Feb 2025, 15:58

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 17. Feb 2025, 14:09
Pragmatix hat geschrieben :
Mo 17. Feb 2025, 13:19
Das Asylrecht ist kein Instrument zur Lösung demographischer Probleme. Gegen kontrollierte, gesteuerte Zuwanderung ist nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil. Dafür braucht es keine Flüchtlinge, dafür braucht es qualifizierte Arbeitskräfte.
Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaft argumentiert, dass eine selektive Zuwanderungspolitik, die nur hochqualifizierte Fachkräfte bevorzugt und andere Migrantengruppen benachteiligt, nicht zielführend sei. Hochqualifizierte hätten „weltweit viele Optionen“ und suchten Länder, die „eine offene und integrative Haltung gegenüber allen Migranten zeigen“. Eine Diskriminierung bestimmter Gruppen sende negative Signale und könne sie abschrecken. Zudem sei Deutschland „angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels auf Zuwanderung angewiesen“. Eine Begrenzung auf bestimmte Qualifikationsniveaus reiche nicht aus, um den Arbeitskräftebedarf zu decken.

Quelle: https://www.diw.de/de/diw_01.c.890298.d ... hland.html

Hinzu kommt, dass eine Partei wie die AfD, die offen fremdenfeindliche Positionen vertritt, einen erheblichen Imageschaden für Deutschland als Einwanderungsland darstellt. Wer hochqualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland gewinnen will, kann es sich kaum leisten, ein gesellschaftliches Klima zu fördern, das Abschottung und Ressentiments begünstigt. Ein attraktiver Standort für Fachkräfte zeichnet sich nicht nur durch wirtschaftliche Faktoren aus, sondern auch durch kulturelle Vielfalt, Offenheit und ein reichhaltiges kulturelles Angebot – all das sind Aspekte, für die die AfD gerade nicht steht.

Das zeigt auch, dass die Einschätzung "Nebenschauplätze" von Wolfgang sicher nicht richtig ist. Wenn Deutschland wirtschaftlich stark sein will, dann muss es, wie Marcel Fratzscher nahelegt, insgesamt attraktiv sein; wie mit den Menschen hier umgegangen wird, ist daher auch kein Nebenschauplatz, sondern ein ganz wichtiger Punkt.
Ich habe auch nicht von hochqualifizierten Arbeitskräften gesprochen, sondern von Menschen, die arbeiten und die wir kontrolliert aussuchen. Mein Punkt ist, dass das Asylrecht kein demographisches Steuerungstool ist. Qualifizierte Menschen werden sowieso schwer zu finden sein. Das hat neben der Stimmung im Land auch damit etwas zu tun, dass die Sprache zu schwer ist, die Abgaben zu hoch sind. Wer zwischen einem englischsprachigen Land und Deutschland wählen kann, wählt nicht Deutschland.

Übrigens: hier das Ergebnis der U18-Bundestagswahl:

https://www.n-tv.de/politik/SPD-gut-Gru ... 68418.html




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Quk
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Mo 17. Feb 2025, 16:05

Wolfgang Endemann hat geschrieben :
Mo 17. Feb 2025, 15:32
Das Aufsaugen ausländischer Fachkräfte und billiger Pflegekräfte ist geldgesteuerter Imperialismus pur ...
Ich wurde auch mal aufgesaugt. Von einer Fabrik. Die war ganz schön imperialistisch. Diese Farbik hat mich jeden morgen aus dem Bett gesaugt, und dann setzte ich mich aufs Fahrrad, und das wurde dann ebenfalls von dieser imperialistischen Farbik angesaugt. Da gabs kein Entkommen. Einfach angsaugt. Darüberhinaus wurde ich mit Geld angelockt, das mir an jedem Monatsende überwiesen wurde. Die haben mich verführt.




Wolfgang Endemann
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Mo 17. Feb 2025, 16:42

Ich laß mich auch gerne von Sirenen verführen (selbstverständlich nicht bis in den Tod). Aber ich rede hier nicht von einem individuellen, sondern einem politischen Sachverhalt.




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Quk
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Mo 17. Feb 2025, 18:48

Ja, aber die Logik ist die selbe. Wenn ein Arbeitgeber-Angebot als Imperialismus, also als Expansion ins Ausland hinein, aufgefasst wird, zumal noch "aufsaugend", als hätten die ausländischen Fachkräfte keine Wahlfreiheit, dann erscheint mir diese Auffassung etwas übertrieben.

Was ich allerdings zugegebenermaßen tatsächlich für ein Problem halte, ist das Ergebnis, dass die Herkunftsländer ihre Fachkräfte verlieren. Das ist ein Dilemma. Aber was will man machen, wenn das eigene Land keine Arbeit anbietet und das Ausland aber wohl?




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Jörn Budesheim
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Mo 17. Feb 2025, 20:33

Pragmatix hat geschrieben :
Mo 17. Feb 2025, 15:58
Ich habe auch nicht von hochqualifizierten Arbeitskräften gesprochen, sondern von Menschen, die arbeiten und die wir kontrolliert aussuchen.
Und genau dagegen argumentiert Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaft. Er macht gelten, dass eine selektive Zuwanderungspolitik nicht zielführend sei.




Pragmatix
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Mo 17. Feb 2025, 20:34

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 17. Feb 2025, 20:33
Pragmatix hat geschrieben :
Mo 17. Feb 2025, 15:58
Ich habe auch nicht von hochqualifizierten Arbeitskräften gesprochen, sondern von Menschen, die arbeiten und die wir kontrolliert aussuchen.
Und genau dagegen argumentiert Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaft. Er macht gelten, dass eine selektive Zuwanderungspolitik nicht zielführend sei.
Dann machen Australier, Neuseeländer, Kanadier irgendwas falsch.




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Jörn Budesheim
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Mo 17. Feb 2025, 21:52

Marcel Fratzscher argumentiert in dem Artikel für die spezifische Situation in Deutschland, die sich in vielen Bereichen deutlich von Australien, Kanada und Neuseeland unterscheidet. Deutschland liegt im Herzen Europas mit offenen EU-Grenzen, während Australien und Neuseeland Inseln sind. Als Mitglied der EU unterliegt Deutschland ganz anderen politischen, rechtlichen und historischen Rahmenbedingungen. Zudem hat Deutschland einen großen, vielfältigen Arbeitsmarkt, während die Märkte in Australien und Neuseeland kleiner und spezialisierter sind. Diese und andere Unterschiede kann man nicht einfach unter den Teppich kehren.




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Jörn Budesheim
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Mo 17. Feb 2025, 22:09

Ergebnis der U18-Wahl zum Deutschen Bundestag:

Die Linke – 20,8%
SPD – 17,9%
CDU/CSU – 15,7%
AfD – 15,5%
Grüne – 12,5%
Tierschutzpartei – 3,8%
BSW und FDP – je 3,4%
Sonstige Parteien – 7%

In der Woche vom 7. bis 14. Februar hatten 166.443 Menschen unter 18 Jahren ihre Stimme abgegeben. Dazu hatten sie bundesweit 1812 Wahllokale eingerichtet. Die Wahlergebnisse sind nicht repräsentativ.

Quelle: https://www.n-tv.de/politik/SPD-gut-Gru ... 68418.html




Wolfgang Endemann
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Mo 17. Feb 2025, 23:50

Quk hat geschrieben :
Mo 17. Feb 2025, 18:48
Ja, aber die Logik ist die selbe.
Es ist das Recht des Stärkeren, das man hier propagiert. Das gilt für beide Gruppen, die Hochqualifizierten und die Billiglöhner im Dienstleistungsbereich, der sich nicht für die Kapitalisierung lohnt. Nun gut, die zweite Gruppe marginalisiert sich, sobald sie durch Maschinen profitabel ersetzt werden kann. Für die andere Gruppe kann man einen neuen Braindrain ansetzen, nicht nur den von uns gewünschten, sondern einen von Europa nach USA und den asiatischen Ländern. Alles in allem dürften wir dabei zu den vielen Verlierern gehören. Logisch ist das zweifellos (man könnte sich auch an die DDR erinnern, gut ausgebildete Fachkräfte, vor allem Ärzte, heute sind es Ukrainer und Syrer, die dann zum Geldverdienen in den goldenen Westen gegangen sind).

Die substantielle Idee des Rechts ist der Widerstand gegen das natürliche Prinzip des "Rechts des Stärkeren". Die Natur kann man nicht ignorieren, aber man kann bedauern, daß wir uns mit der Zivilisierung so schwertun. Degoutant ist es, solche Politik der Stärke als Humanismus auszugeben.




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Consul
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Di 18. Feb 2025, 01:45

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 17. Feb 2025, 06:12
Bild?
Und?!
Im Englischen gibt es die Redewendung "to kill the messenger": "to get angry at or punish someone who is simply delivering bad or undesirable news, though they are not responsible for it." ("Sich über jemanden ärgern oder jemanden bestrafen, der einfach nur schlechte oder unerwünschte Nachrichten überbringt, obwohl er nicht dafür verantwortlich ist.")



"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding

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Jörn Budesheim
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Di 18. Feb 2025, 07:28

Wolfgang Endemann hat geschrieben :
Mo 17. Feb 2025, 15:32
Das Aufsaugen ausländischer Fachkräfte und billiger Pflegekräfte ist geldgesteuerter Imperialismus pur, nationaler Egoismus.
Wolfgang Endemann hat geschrieben :
Mo 17. Feb 2025, 23:50
Es ist das Recht des Stärkeren, das man hier propagiert.
Aufsaugen? Das Recht des Stärkeren? Geld gesteuerter Imperialismus?

Viele Menschen, die in Deutschland als Pflegekräfte arbeiten könnten, fliehen vor Krieg, politischer oder religiöser Verfolgung, den Folgen der Klimakrise oder auch einfach wegen Perspektivlosigkeit in ihrer Heimat. Sie kommen nicht, weil Deutschland sie ‚aufsaugt‘, sondern weil sie Schutz und eine Zukunft suchen. Wenn sie hier eine Arbeit finden, ist das weder Imperialismus noch nationaler Egoismus, sondern eine Chance für beide Seiten: für die Migranten ein Neubeginn, für Deutschland eine dringend benötigte Unterstützung in der Pflege und anderen Bereichen.

Nicht alle ausländischen Fachkräfte in Deutschland kommen jedoch aus sog. "Entwicklungsländern". Die Herkunftsländer sind vielfältig und umfassen sowohl EU- als auch Nicht-EU-Staaten. Daher ist es wichtig, zwischen der Abwanderung von Fachkräften aus "Entwicklungsländern" – die möglicherweise zu einem ‚Brain Drain‘ führen könnte – und der internationalen Mobilität von Fachkräften auf den globalen Arbeitsmärkten zu unterscheiden.

Ausländische Beschäftigte in Deutschland. So viele Personen mit der Staatsbürgerschaft dieses Landes gingen in Deutschland Ende Juni 2024 einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach:
  • Türkei: 578.945
  • Polen: 531.627
  • Rumänien: 522.426
  • Italien: 283.822
  • Syrien: 224.943
  • Kroatien: 206.938
  • Ukraine: 206.061
  • Bulgarien: 183.790
  • Griechenland: 153.177
  • Indien: 145.441
Insgesamt: 5.578.959

Quelle: https://www.iwd.de/artikel/die-wichtigs ... er-643926/




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Quk
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Di 18. Feb 2025, 07:44

Consul, die Bildzeitung verbreitet systematisch Lügen. Das ist ihr Geschäftsmodell.

Nix mit "kill the messenger". Den Überbringer von wahren Nachrichten zu killen, ist albern. In der Bild geht es jedoch um falsche Nachrichten.




Pragmatix
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Di 18. Feb 2025, 10:32

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 17. Feb 2025, 21:52
Marcel Fratzscher argumentiert in dem Artikel für die spezifische Situation in Deutschland, die sich in vielen Bereichen deutlich von Australien, Kanada und Neuseeland unterscheidet. Deutschland liegt im Herzen Europas mit offenen EU-Grenzen, während Australien und Neuseeland Inseln sind. Als Mitglied der EU unterliegt Deutschland ganz anderen politischen, rechtlichen und historischen Rahmenbedingungen. Zudem hat Deutschland einen großen, vielfältigen Arbeitsmarkt, während die Märkte in Australien und Neuseeland kleiner und spezialisierter sind. Diese und andere Unterschiede kann man nicht einfach unter den Teppich kehren.
Ja, die Unterschiede sind in der Praxis vorhanden. Allerdings ist Deutschland rechtlich gesehen ebenfalls eine Insel. So lauten die rechtlichen Rahmenbedingungen, die aber, ohne dass jemals eine legislative Institution das entschieden hätte, einfach außer Kraft gesetzt wurden. Und allen Beteiligten fehlt es am Willen und an der Kraft, diesen Zustand zu ändern. Daher hat man sich eben das Problem AfD eingehandelt. Gestern sah man in einem Bericht in der ARD, wie man einem Dorf von 300 Seelen in Bayern eine Unterkunft mit 128 Flüchtlingen aufs Auge drücken möchte. Der grüne Bürgermeister leiert eine Initiative an, um das abzuwenden in dieser Größenordnung. Wenn das alles bleibt, wird die AfD 2029 wieder 10% mehr Wähler haben. Würde ich jedenfalls drauf wetten.




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Jörn Budesheim
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Di 18. Feb 2025, 11:03

perplexity.ai hat geschrieben : In Sachsen zeigt sich ein paradoxes Muster bei der Unterstützung für die AfD in Relation zur tatsächlichen Präsenz von Migranten und Flüchtlingen:
  • Die AfD erzielt ihre stärksten Ergebnisse in Regionen mit geringem Ausländeranteil. Im Kyffhäuserkreis in Thüringen beispielsweise, wo die AfD 46,5% der Stimmen erhielt, beträgt der Ausländeranteil nur 5,6%.
  • In Gebieten mit höherem Ausländeranteil schneidet die AfD tendenziell schlechter ab. In Jena, wo der Ausländeranteil 12,6% beträgt, erreichte die AfD nur 16,4% bis 19,3% der Stimmen.
  • Die Arbeitslosigkeit ist in Regionen mit geringem Ausländeranteil oft höher. Im Kyffhäuserkreis liegt sie bei 8,2%, während sie in Jena mit höherem Ausländeranteil nur 6% beträgt.
  • In Sachsen selbst lebten Ende 2023 nur 22.356 Asylbewerber, geduldete und ausreisepflichtige Personen, was einen relativ geringen Anteil an der Gesamtbevölkerung darstellt.
  • Trotz des geringen Anteils an Migranten und Flüchtlingen erreichte die AfD bei der letzten Landtagswahl in Sachsen 30,6% der Stimmen.
Diese Daten deuten darauf hin, dass die Unterstützung für die AfD in Sachsen und ähnlichen Regionen eher auf Ängste vor dem Unbekannten und wahrgenommene Bedrohungen als auf tatsächliche Erfahrungen mit Migranten zurückzuführen ist




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Jörn Budesheim
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Di 18. Feb 2025, 11:10

AfD schadet dem Wirtschaftsstandort Deutschland > https://www.iwkoeln.de/presse/pressemit ... hland.html




Wolfgang Endemann
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Di 18. Feb 2025, 11:12

Ich hatte mir vorgenommen (ich werde auch iA dabei bleiben), hier nicht mehr zu argumentieren, sondern nur sporadisch zu kommentieren, da Argumente weniger als (doppel)moralische Urteile zählen. Ich versuche es trotzdem @ Jörn Budesheim noch einmal:
1. geht es nicht um Asyl, sondern um Migration. Das Asylrecht sollte keinen Deut eingeschränkt werden. Und es geht nicht darum, die Möglichkeit für Asylanten oder Migrationswillige, eine neue Staatsbürgerschaft zu erlangen, grundsätzlich zu beschneiden. Aber es sollte neben dem Asylrecht kein uneingeschränktes Einwanderungsrecht geben, weil es Grenzen der Integrationsfähigkeit größerer Fremdpopulationen gibt. Auch ein IS-Kämpfer hat, wenn ihm Folter und Todesstrafe droht, ein Recht auf Asyl, er sollte kein Recht auf Einwanderung haben, es könnte höchstens im Einzelfall eine Ausnahme gemacht werden.
2. geht es nicht nur um das Recht oder die mow guten Gründe der Migranten auf Einwanderung, sondern auch um die mow starken Gründe einer Gesellschaft gegen die Einwanderung. Abgesehen von Kleinkindern sind Menschen keine unbeschriebenen Blätter, die sich leicht integrieren lassen, neu beschrieben werden können. Mit dem Fremden kommt eine fremde Gesellschaft zu uns, zB fundamentale Religiosität. Frankreich etwa hat sich der Illusion hingegeben, der staatliche Säkularismus könne verordnet werden und dieses Integrationsproblem lösen. Israel fürchtet sich - zurecht - vor einer demographischen Überfremdung des Judenstaats durch die kinderreicheren Palästinenser. Die Vorstellung, die Welt wird Mitte, eine einzige große Familie, ist grenzenlos, aber grenzenlos naiv.
3. zum Kernthema hier: die gezielte Aufnahme von nützlichen Arbeitskräften. Jeder Mensch ist eine Arbeitskraft. Auch der Muezzin in einem sich radikalisierenden arabischen Säkularstaat (Saddam, Assad) könnte sich zur Flucht gezwungen sehen. Wir können ihn integrieren, wenn wir ihm eine Moschee vermitteln, in der er ausrufen kann. Das war ein krasses Gedankenexperiment, das ist doch wohl nicht gemeint mit der Bereicherung unserer Gesellschaft durch ausländische Arbeitskräfte.
Nein. So wie der Kapitalist nicht aus Menschenliebe Arbeit gibt (tatsächlich nimmt er Arbeit, Arbeitgeber ist ein Euphemismus), sondern nur denen, die ihm nützlich sind und ihn wenig kosten, so möchte die bürgerliche Gesellschaft Migranten aufnehmen, die ihr nützlich sind und sie wenig kosten. Hier werden nicht die Menschen solidarisch geeint, sondern gespalten in die Klasse der Nützlichen und der Unnützen. Natürlich trifft es sich gut, daß diejenigen, die zu uns flüchten, aus dem Mittelstand ihrer Herkunftsländer stammen, die gut ausgebildet sind und sich die Flucht leisten können, die sind auch vergleichsweise leicht zu integrieren. Betrachtet man das Gesamtsystem der betroffenen Länder, so ist es eine Umverteilung zugunsten der Starken, eine Polarisierung. Aber ja, für unsere Volkswirtschaft als Ganzer ist es unter dem Strich ein Vorteil, allerdings nicht für die Schwachen, im Gegenteil. Statt daß wir bei uns die Arbeitskräfte ausbilden und dann angemessen in Lohn bringen, die wir brauchen, lassen wir unser eigenes "Humankapital" verkümmern und ersetzen es, indem wir den ärmeren Ländern "Humankapital" entziehen.




Pragmatix
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Di 18. Feb 2025, 11:15

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 18. Feb 2025, 11:03
perplexity.ai hat geschrieben : In Sachsen zeigt sich ein paradoxes Muster bei der Unterstützung für die AfD in Relation zur tatsächlichen Präsenz von Migranten und Flüchtlingen:
  • Die AfD erzielt ihre stärksten Ergebnisse in Regionen mit geringem Ausländeranteil. Im Kyffhäuserkreis in Thüringen beispielsweise, wo die AfD 46,5% der Stimmen erhielt, beträgt der Ausländeranteil nur 5,6%.
  • In Gebieten mit höherem Ausländeranteil schneidet die AfD tendenziell schlechter ab. In Jena, wo der Ausländeranteil 12,6% beträgt, erreichte die AfD nur 16,4% bis 19,3% der Stimmen.
  • Die Arbeitslosigkeit ist in Regionen mit geringem Ausländeranteil oft höher. Im Kyffhäuserkreis liegt sie bei 8,2%, während sie in Jena mit höherem Ausländeranteil nur 6% beträgt.
  • In Sachsen selbst lebten Ende 2023 nur 22.356 Asylbewerber, geduldete und ausreisepflichtige Personen, was einen relativ geringen Anteil an der Gesamtbevölkerung darstellt.
  • Trotz des geringen Anteils an Migranten und Flüchtlingen erreichte die AfD bei der letzten Landtagswahl in Sachsen 30,6% der Stimmen.
Diese Daten deuten darauf hin, dass die Unterstützung für die AfD in Sachsen und ähnlichen Regionen eher auf Ängste vor dem Unbekannten und wahrgenommene Bedrohungen als auf tatsächliche Erfahrungen mit Migranten zurückzuführen ist
Man kann das auch umdrehen und dem entgegenhalten, dass die Zustimmung zur Vielfalt dort ihren größten Rückhalt hat, wo der Anteil an Migranten in der Wohngegend und an den Schulen am geringsten ist. Jedenfalls kann man das an den Wahlergebnissen in den besseren Wohngebieten gut ablesen.

Ich glaube dann an Vielfalt, wenn in Hamburg-Blankenese oder München-Grünwald sowie in Waldorf- und anderen Privatschulen der Anteil von Migranten(Kinder ) genau so hoch/niedrig ist wie in Neukölln oder ähnlichen Orten.

Das Positive der Vielfalt in solchen Regionen ist also eher darauf zurückzuführen, dass man nicht mit den Problemen konfrontiert ist.




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Jörn Budesheim
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Di 18. Feb 2025, 14:00

Pragmatix hat geschrieben :
Di 18. Feb 2025, 11:15
Man kann das auch umdrehen und dem entgegenhalten, dass die Zustimmung zur Vielfalt dort ihren größten Rückhalt hat, wo der Anteil an Migranten in der Wohngegend und an den Schulen am geringsten ist.
Im Gegenteil: Die Zustimmung zur Vielfalt hatte dort ihren geringsten (und nicht ihren größten) Rückhalt, wo der Anteil an Migranten in der Wohngegend und an den Schulen am geringsten war: "Die AfD erzielt ihre stärksten Ergebnisse in Regionen mit geringem Ausländeranteil. Im Kyffhäuserkreis in Thüringen beispielsweise, wo die AfD 46,5% der Stimmen erhielt, beträgt der Ausländeranteil nur 5,6%."




Timberlake
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Di 18. Feb 2025, 22:50

Wolfgang Endemann hat geschrieben :
Mo 17. Feb 2025, 12:23
Nebenschauplätze.
Starke Migration bereichert nicht, sondern belastet soziale Systeme. Wer das bestreitet, hat sich von der Vernunft verabschiedet. Die Frage ist nur, wie man damit umgeht, mit Ressentiment, mit Eigeninteresse oder mit Vernunft.
Nur damit, dass das an dieser Stelle nicht unerwähnt bleibt!
bamf.de hat geschrieben :
Ablauf des Visumverfahrens

Informationen zum Visumverfahren erhalten Sie bei jeder deutschen Auslandsvertretung. Auf der Internetseite des Auswärtigen Amtes finden Sie eine Übersicht der deutschen Auslandsvertretungen.

Der Visumantrag für längerfristige Aufenthalte muss in der Regel von Ihnen persönlich gestellt werden. Sie müssen Angaben zum Einreise- und Aufenthaltszweck sowie Ort und Dauer des beabsichtigten Aufenthalts machen. Informationen zu möglichen Aufenthaltszwecken finden Sie unter "Arbeit", "Bildung" und "Familie".

Zusätzlich müssen Sie folgende allgemeine Voraussetzungen erfüllen:
  • Ihr Lebensunterhalt muss gesichert sein (inkl. Krankenversicherung),
....
  • Ihr Aufenthalt beeinträchtigt oder gefährdet nicht die Interessen der Bundesrepublik Deutschland.
Weil bei den Migranten ihr Lebensunterhalt in der Regel nicht gesichert ist , deren Aufenthalt demzufolge die Bundesrepublik Deutschland beeinträchtigt oder gefährdet und somit nicht in dessen Interesse ist, wird schon im Vorfeld, durch das Nichterteilen eines Visums, eine starke Migration verhindert.
mediendienst-integration.de hat geschrieben :
Wer reist irregulär ein?

Alle Personen, die keinen gültigen Aufenthaltstitel für Deutschland besitzen, reisen irregulär ein. Dazu gehören auch die meisten Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen. Denn wenn Menschen zum Beispiel im Falle eines Kriegsausbruchs plötzlich fliehen müssen, bleibt keine Zeit, um sich vorher um ein Visum zu kümmern.
Selbst wenn Personen aus Kriegsländern versuchen, ein Visum für Deutschland zu bekommen, bleibt dies meist erfolglos: Denn ein allgemeines humanitäres Visum für Menschen, die Schutz suchen, gibt es nicht.

Beförderungsunternehmen ist es verboten, Menschen ohne Aufenthaltsstatus nach Deutschland zu bringen.

Eine Fluggesellschaft würde zum Beispiel sanktioniert werden, wenn sie Flüchtlinge ohne Aufenthaltstitel nach Deutschland brächte. Daher bleibt einer Person, die fliehen muss, in den meisten Fällen nur die Möglichkeit, als „irregulärer“ Flüchtling – und damit meist auf umständlichen und gefährlichen Wegen – nach Deutschland zu kommen.
Somit wir es, weil von daher irregulär, grundsätzlich nur mit einer schwachen Migration zu tun haben. Das selbst infolge dieser schwachen Migration die AfD wachsen und ggf. die Demokratie abschaffen kann, zeigt die ganze Dimension dieses Problems auf. Stellt sie doch nur die Spitze des Eisbergs dar.

Man stelle sich nur in Gedanken vor ...

Beförderungsunternehmen ist es gestattet , Menschen ohne Aufenthaltsstatus nach Deutschland zu bringen.

Eine Fluggesellschaft würde zum Beispiel nicht sanktioniert werden, wenn sie Flüchtlinge ohne Aufenthaltstitel nach Deutschland brächte. Daher bleibt einer Person, die fliehen muss, in den meisten Fällen die Möglichkeit, als „regulärer“ Flüchtling – und damit meist auf einfachen und ungefährlichen Wegen – nach Deutschland zu kommen.

  • "Ein System von Gedanken muß allemal einen architektonischen Zusammenhang haben, d.h. einen solchen, in welchem immer ein Theil den andern trägt, nicht aber dieser auch jenen, der Grundstein endlich alle, ohne von ihnen getragen zu werden, der Gipfel getragen wird, ohne zu tragen. Hingegen ein einziger Gedanke muß, so umfassend er auch seyn mag, die vollkommenste Einheit bewahren. Läßt er dennoch, zum Behuf seiner Mittheilung, sich in Theile zerlegen; so muß doch wieder der Zusammenhang dieser Theile ein organischer, d.h. ein solcher seyn, wo jeder Theil eben so sehr das Ganze erhält, als er vom Ganzen gehalten wird, keiner der erste und keiner der letzte ist, der ganze Gedanke durch jeden Theil an Deutlichkeit gewinnt und auch der kleinste Theil nicht völlig verstanden werden kann, ohne daß schon das Ganze vorher verstanden sei"
    Arthur Schopenhauer ... Die Welt als Wille und Vorstellung




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