Was sind Begriffe?
Ich habe das gerade noch erweitert, weil es mir selbst zu mager war: "Ein umfassendes Verständnis der Sprache erfordert jedoch die Berücksichtigung weiterer Disziplinen wie z.B. Logik, Philosophie der Sprache, allgemeine Sprachwissenschaft, Ästhetik und andere, die sich mit den abstrakten, logischen, semantischen, leiblichen, ästhetischen und intentionalen Aspekten der Sprache befassen.“
Dieser abermals erweiterten Formulierung stimme ich vollständig zu.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mo 23. Dez 2024, 10:03"Ein umfassendes Verständnis der Sprache erfordert jedoch die Berücksichtigung weiterer Disziplinen wie z.B. Logik, Philosophie der Sprache, allgemeine Sprachwissenschaft, Ästhetik und andere, die sich mit den abstrakten, logischen, semantischen, leiblichen, ästhetischen und intentionalen Aspekten der Sprache befassen.“
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Beides. Ich sprach von "Elementen", weil ich "eigen" und "allgemein" trennen wollte, es wäre aber besser gewesen, von "Momenten" zu sprechen. Tatsächlich spreche ich ja, wenn ich "zu mir spreche", im inneren Monolog, ja zu niemandem, es wird nur künstlich im Theater hörbar gemacht (oder ist es in einem Krankheitszustand des Delirierens). Sobald ich Worte der natürlichen Sprache benutze, steckt etwas Objektives in meiner Subjektivität. Wenn ich mich privatsprachlich artikuliere, rede ich immer schon auf objektivierte Weise. Das wird dann auch verstanden, aber weil es nicht nur die allgemeine Bedeutung trägt, kann und wird es nur vage verstanden werden, man muß empathisch den Privatsinn erschließen.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mo 23. Dez 2024, 07:01Meinst du damit das, was in der Philosophie als 'Privatsprache' im Sinne Wittgensteins diskutiert wird, oder beziehst du dich eher auf das, was als 'Idiolekt' bezeichnet wird?
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@ Jörn, @ Consul
Ich denke, beide Positionen sind nicht ganz richtig, denn:
I "Bedeutung ist kein privates Ereignis im Gehirn, sondern etwas Öffentliches." - Ja, mit der Einschränkung meines Vorkommentars, des privaten Eigensinns jedes Sprachsubjekts. Aber: "Bedeutungen existieren schlichtweg nicht im Kopf" ist unpräzise. Sprache ist wie Denken nicht verstehbar ohne die Unterscheidung von Trägermedium und Inhalt. Das Trägermedium existiert in der extensionalen Welt, hat also einen raumzeitlichen Ort. Der Inhalt verweist auf ein Ding oder ist ein Gedankending, diese Verweisung ist nicht extensional, also ortlos. Wenn er auf ein Realding verweist, ist er nicht am Ort des Realdings, aber er ist auch nicht am Ort, an dem er gedacht wird, an diesem Ort wird er nur vorgestellt. An dem Ort, wo er gedacht wird, realisiert sich der Verweis. Ich wüßte nicht, wie man diese Doppelstruktur der Verortung des materiellen Trägers des Gedankens und des rein geistigen, ortlosen, des Inhalts umgehen kann. Materielle Träger von Geist sind die neuronalen, hirnphysiologischen Zustände bzw Vorgänge, sind die akustisch und optisch materialisierten Sprachausdrücke, wo sie sich ereignen oder wo sie dinglich geronnen sind.
II "Die Bedeutung eines Zeichens X ist selbst ein Zeichen Y" - Das gilt nur für eine formale Sprache wie Mathematik und Logik. Da kann ich definieren, die Bedeutung des Definiens ist die Bedeutung des Definiendums. Und es gilt für ein (fremdsprachliches) Wörterbuch mit der allgemeinen Umfangsbestimmung der Sprachausdrücke, die Identifikation der Ausdrücke. Die Bedeutung, ihr Inhalt muß interpretiert werden. Das nur umbenannte Soprachobjekt hat nur den Träger gewechselt, ist so uninterpretiert wie vorher. Im enzyklopädischen Wörterbuch wird der implizite Gehalt wieder expliziert, das ist aber keine Interpretation.
Ich denke, beide Positionen sind nicht ganz richtig, denn:
I "Bedeutung ist kein privates Ereignis im Gehirn, sondern etwas Öffentliches." - Ja, mit der Einschränkung meines Vorkommentars, des privaten Eigensinns jedes Sprachsubjekts. Aber: "Bedeutungen existieren schlichtweg nicht im Kopf" ist unpräzise. Sprache ist wie Denken nicht verstehbar ohne die Unterscheidung von Trägermedium und Inhalt. Das Trägermedium existiert in der extensionalen Welt, hat also einen raumzeitlichen Ort. Der Inhalt verweist auf ein Ding oder ist ein Gedankending, diese Verweisung ist nicht extensional, also ortlos. Wenn er auf ein Realding verweist, ist er nicht am Ort des Realdings, aber er ist auch nicht am Ort, an dem er gedacht wird, an diesem Ort wird er nur vorgestellt. An dem Ort, wo er gedacht wird, realisiert sich der Verweis. Ich wüßte nicht, wie man diese Doppelstruktur der Verortung des materiellen Trägers des Gedankens und des rein geistigen, ortlosen, des Inhalts umgehen kann. Materielle Träger von Geist sind die neuronalen, hirnphysiologischen Zustände bzw Vorgänge, sind die akustisch und optisch materialisierten Sprachausdrücke, wo sie sich ereignen oder wo sie dinglich geronnen sind.
II "Die Bedeutung eines Zeichens X ist selbst ein Zeichen Y" - Das gilt nur für eine formale Sprache wie Mathematik und Logik. Da kann ich definieren, die Bedeutung des Definiens ist die Bedeutung des Definiendums. Und es gilt für ein (fremdsprachliches) Wörterbuch mit der allgemeinen Umfangsbestimmung der Sprachausdrücke, die Identifikation der Ausdrücke. Die Bedeutung, ihr Inhalt muß interpretiert werden. Das nur umbenannte Soprachobjekt hat nur den Träger gewechselt, ist so uninterpretiert wie vorher. Im enzyklopädischen Wörterbuch wird der implizite Gehalt wieder expliziert, das ist aber keine Interpretation.
Der Unterschied zwischen deiner und meiner Position scheint vor allem darin zu liegen, dass du eine scharfe Trennung zwischen der sogenannten Innen- und Außenwelt vornimmst. Meine Kritik konzentriert sich auf drei Aspekte: erstens die Annahme, dass Organismen die Welt einteilen, zweitens die Vorstellung von „Gedankendingen“ und drittens die These einer Privatsprache.Wolfgang Endemann hat geschrieben : ↑Mo 23. Dez 2024, 00:19Die hier hitzig entflammte Debatte zeigt, wie sehr wir noch in einer babylonischen Sprachverwirrung stecken. Ich möchte folgendes Konzept anbieten:
Unmittelbares Sein. Dinge sind, was sie sind. Sie haben Auswirkungen und sie werden bewirkt.
Lebende Dinge, Organismen, geben manchen Wirkungen eine Bedeutung, teilen die Welt in (je für sie) Bedeutsames und Bedeutungsloses. Dadurch bekommen Wirkungen Signal-/Informationscharakter. Indem Wirkungen signalhaft, als Informationsträger eingesetzt werden, kommt es zur Kommunikation zwischen Artgenossen.
Es ist noch ein sehr weiter Schritt bis zu den Gedankendingen, also über die signalhafte zur repräsentativen Bedeutung.
Der nächste Schritt, ein ebenfalls sehr langwieriger und komplizierter Prozeß, ist die Versprachlichung. Die unflexiblen mimetischen, gestischen Signale werden durch die Technik eines Lauterzeugungssystems für die gesprochene Sprache und dann eines verbalen Ausdruckssystems für die Schriftsprache zu dem, was wir unsere natürliche Sprache nennen.
Selbstverständlich können wir nach wie vor unmittelbar-vorsprachlich denken, es ist ja unsere ursprüngliche Denkkompetenz, aber aufgrund der Vorzüge der entwickelten Sprache denken wir auch immer sprachvermittelter, also in sprachlichen Ausdrücken. Mein individueller aktiver und passiver Wortschatz ist in mir und nur in mir, einschließlich privatsprachlicher, eigensprachlicher Elemente, in denen ich meine sprachunvermittelten Gedanken wie Sprachobjekte behandle, was sie selbstverständlich nicht sind, denn Sprache ist per definitionem intersubjektiv, ein Komminikationsmittel; und sie sind selbstverständlich nicht kommunizierbar, wie das, was Schmitz wohl subjektiv nennt, sie müssen erst in die vorhandene Sprache transformiert werden, eine Objektivierung.
Du schreibst erstens, dass Organismen die Welt in für sie Bedeutsames und Bedeutungsloses einteilen. Das scheint dem zu entsprechen, was Donald Davidson als den „Mythos von Schema und Inhalt“ kritisiert. Paul Boghossian hat diese Vorstellung treffend als „Förmchen-Konstruktivismus“ bezeichnet: Die kritisierte Idee ist, dass es "da draußen" einen ungeformten Weltteig gibt, in den wir oder andere Organismen ihre Förmchen einprägen und so der Welt einteilen. Die Annahme, dass Organismen die Welt aktiv in Bedeutsames und Bedeutungsloses einteilen, scheint mir dieser Vorstellung zu entsprechen. Du schreibst: „Lebende Dinge, Organismen, geben manchen Wirkungen eine Bedeutung, teilen die Welt in (je für sie) Bedeutsames und Bedeutungsloses.“ Genau diese Aussage, dass Organismen die Welt einteilen, kritisiere ich.
Das sehe ich anders. Eine Maus teilt die Wirklichkeit nicht in Essbares und Nicht-Essbares, Gefährliches und Ungefährliches ein. Sie findet sie so vor, denn die Dinge sind gefährlich für sie, und sie sind an sich selbst essbar. Das Leben fällt ja nicht vom Himmel auf eine ihm fremde Wirklichkeit. Mäuse und ihre natürliche Umgebung sind durch eine gemeinsame Koevolution entstanden. Die Dinge sind zwar, wie du sagst, das, was sie sind, aber ihre Bedeutung für die Lebewesen ist keine nachträgliche Zuschreibung, sondern ein Produkt dieser gemeinsamen Entwicklung. Durch die Koevolution sind Organismen und Umwelt untrennbar miteinander verbunden. Die Umwelt ist bereits bedeutsam, u.a. weil der Organismus in ihr entstanden ist, sie geformt hat und zugleich im großen und ganzen bis auf Widerruf auf sie abgestimmt ist. Die Bedeutung liegt also in den objektiven Relationen selbst, nicht in einer "subjektiven Einteilung" durch den Organismus. Diese Bedeutsamkeit zeigt sich in der Praxis des Lebens, im Umgang mit der Welt. Das Universum ist meines Erachtens keineswegs kalt und normativ stumm, es bedarf nicht erst unserer Sinngebung.
Zweitens sprichst du von „Gedankendingen“. Ich halte die Vorstellung für problematisch. Unsere Gedanken beziehen sich in der Regel auf etwas von ihnen Verschiedenes – auf die Wirklichkeit, in der wir leben und aus der sie stammen, auf die sie sich beziehen. Gedanken sind unter anderem Werkzeuge, mit denen wir uns in der Wirklichkeit orientieren und handeln. Sie sind Teil unseres Lebens in der Wirklichkeit und nicht von ihr getrennt. Es gibt keine abgeschlossene Innenwelt mit solchen „Gedankendingen“, die von der Außenwelt mit den „echten“ Dingen isoliert wäre. Genau diese Vorstellung einer solchen Trennung von Innen und Außen kritisiert nach meinem Verständnis der amerikanische Philosoph Donald Davidson. Er bezeichnet diese Vorstellung als den „Mythos des Subjektiven“ – also die Annahme eines rein privaten Bereichs des Geistes, der gleichsam Bedeutungen erzeugt. Das sogenannte Subjektive ist nicht der primäre, in sich abgeschlossene Bereich, der erst noch zur Welt kommen muss. Nach Davidson entsteht Bedeutung nur in einem Netzwerk von Wirklichkeit, Kommunikation und Praxis, nicht in einer isolierten Innenwelt. Sprache, Denken und Wirklichkeit sind miteinander verwoben.
Drittens erwähnst du die sogenannte Privatsprache und sprichst von einem Wortschatz, der sich in jemandem befindet. Aber Wörter sind keine Dinge, die irgendeinen raumzeitlichen Ort haben könnten – sie haben keine Ausdehnung, kein Gewicht, keinen Platz. Wörter haben einen Sinn. Der Sinn der Wörter hat, anders als die Tinte, mit der wir sie schreiben, keinen physikalischen Ort; er kann sich also auch nicht „in“ jemandem befinden. Eine Privatsprache (im philosophischen Sinn des Wortes) ist meines Erachtens unmöglich, weil Sprache immer kommunikativ und öffentlich ist. Du selbst schreibst ja, dass Sprache „intersubjektiv“ ist. Das ist richtig, auch wenn ich den Ausdruck „intersubjektiv“ nicht bevorzuge, aber Sprache ist mehr als das: Sie ist weltgesättigt. Sprache dient nicht nur dem Austausch zwischen Subjekten, sondern ermöglicht unter anderem die gemeinsame Orientierung in einer geteilten Welt. Eine private Sprache im oben genannten philosophischen Sinn ist meines Erachtens ein Widerspruch in sich. Dass wir alle einen Idiolekt sprechen und individuelle Gedanken hegen, ist hingegen völlig unproblematisch; dies ist jedoch nichts Privates im Sinne des stehenden philosophischen Begriffs Privatsprache, sondern prinzipiell verstehbar. Du schreibst: „Mein individueller aktiver und passiver Wortschatz ist in mir und nur in mir, einschließlich privatsprachlicher, eigensprachlicher Elemente…“ Diese Vorstellung eines „in mir“ befindlichen Wortschatzes, der sogar „privatsprachliche Elemente“ enthalten könnte, halte ich für verfehlt.
Alle drei Kritiken beziehen sich auf eine meines Erachtens zu scharfen Trennung von sogenannter Innen- und Außenwelt.
Die Sprache hat natürlich auch noch andere Aspekte, die in meiner Antwort und hier bisher überhaupt zu kurz gekommen sind: Wir können sie zum Grooming nutzen, sie hat poetische und ästhetische Aspekte, wir können damit Quatsch machen und vieles andere mehr. Der Fokus richtet sich bei solchen Betrachtungen oft zu schnell auf die Erkenntnis- und Überlebensebene, als gäbe es nicht noch viele weitere Aspekte.
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Ich versuche, mit der begrifflichen Trennung eine reale nachzuzeichnen. Ohne Trennung kein Verstehen. Zu Deinen drei Kritikpunkten:Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mo 23. Dez 2024, 12:28
Der Unterschied zwischen deiner und meiner Position scheint vor allem darin zu liegen, dass du eine scharfe Trennung zwischen der sogenannten Innen- und Außenwelt vornimmst.
I Die Trennung von Innen und Außen ist für Organismen überlebensnotwendig. Ein Organismus stößt in der Regel Fremdmaterial ab, manche Transplantationen sind nur mit den allernächsten Verwandten möglich. Richtig ist freilich auch, daß Tiere nicht ausschließlich im Sinn des rein individuellen Eigeninteresses programmiert sind, sondern auch im Überlebensinteresse der Art, einen angeborenen Altruismus besitzen, der Mensch ist eine besonders soziale Spezies. Soweit man bei Tieren von Denken sprechen kann, wird der Austausch mit der Welt auf das beschränkt, was für das Überleben des Individuums und der Art von Bedeutung ist. Ich rede natürlich von dieser Einteilung der Welt für das Individuum und[ b]für die Gattung[/b], es ist keine Einteilung oder Trennung der/in der Welt. Der Welt, der Wirklichkeit ist diese Trennung völlig egal, sie wirkt in ihrer Gesamtheit auf die Organismen. Also keine Rede davon, daß ich die Welt in objektives und subjektives spalte, keine Rede davon, daß die Welt durch die Entwicklung einer Eigenperspektive gespalten würde, der Organismus legt für-sich einen Filter zwischen sich und die Welt, mit dem er diese Eigenperspektive schafft. Für den Rest der Welt, das Nichtich, ist er ein unveränderter, ganz normaler Teil dieser Welt (die Welt ist kein Ich, das sich trennt).
Übrigens: die Ratten sind Meister der Einteilung in Eßbares und Ungenießbares, wenn sie bemerkt haben, daß ein Artgenosse eine Nahrunsaufnahme nicht überlebt hat, rühren sie dieses Fressangebot nicht mehr an.
II Ich redete in meiner kleinen Gedankenskizze von dem "weiten Schritt über die signalhafte zur repräsentativen Bedeutung", es kann keine Rede davon sein, daß die Gedanken keinen Bezug zur Wirklichkeit haben, hätten sie das nicht, würden sie nichts repräsentieren. Und da die Gedankendinge das Verhalten des Denkenden mitbestimmen, wirken sie auf die Welt zurück, sind ein Teil des Weltzusammenhangs, ein objektiver Tatbestand. Nicht der Geist, sondern ein denkender Organismus erzeugt Geist, und das Denken des Organismus ist selbstverständlich im neuronalen Organ des Organismus lokalisiert, wo denn sonst? Das ist ein abgeschlossener Bereich. Das Denken verläßt diesen Bereich, wenn es kommuniziert wird oder sich in Handeln vergegenständlicht (zB in der Veröffentlichung eines Buchs).
Richtig ist: Das Denken entsteht und bildet sich im Zusammenhang von Praxis, der Auseinandersetzung des Individuums und der Gemeinschaft mit der Wirklichkeit, und Kommunikation, ohne die das Denken sich überhaipt nicht hätte entwickeln können.
III Es gibt keine Gedanken ohne materielle Träger. Und die haben einen Ort. Wer das bestreitet, verfügt über magisches Denken. Oder ist absoluter Idealist.
Liegt beides nicht vor, gibt es möglicherweise reine, unmittelbare Faktizität, und ein Sein, das geistig strukturiert ist, und ein Bewußtsein, das mit diesen Strukturen die Ordnung der Welt partiell spiegeln kann.
Wolfgang: „Die Trennung von Innen und Außen ist für Organismen überlebensnotwendig.“
Nur kurz: Die Trennung von Innen und Außen ist für Organismen nicht überlebensnotwendig, sondern tödlich. Was Organismen zum Überleben brauchen, ist die Verbindung mit der Umwelt, in die sie eingebettet sind. Sie existieren als offene Systeme, die fortwährend Materie (wie Nährstoffe und Sauerstoff), Energie (wie Wärme und Licht) und Informationen (wie chemische Signale) mit ihrer Umgebung austauschen, um ihre operative Geschlossenheit zu bewahren. Eine Trennung von Innen und Außen wäre das Ende.
Wolfgang: „Ich versuche, mit der begrifflichen Trennung eine reale nachzuzeichnen. Ohne Trennung kein Verstehen.“
Ich glaube das Gegenteil ist der Fall: Nur durch Zusammenhänge können wir verstehen. Deshalb versuche ich, mit begrifflichen Zusammenhängen reale Zusammenhänge zu erfassen.
Nur kurz: Die Trennung von Innen und Außen ist für Organismen nicht überlebensnotwendig, sondern tödlich. Was Organismen zum Überleben brauchen, ist die Verbindung mit der Umwelt, in die sie eingebettet sind. Sie existieren als offene Systeme, die fortwährend Materie (wie Nährstoffe und Sauerstoff), Energie (wie Wärme und Licht) und Informationen (wie chemische Signale) mit ihrer Umgebung austauschen, um ihre operative Geschlossenheit zu bewahren. Eine Trennung von Innen und Außen wäre das Ende.
Wolfgang: „Ich versuche, mit der begrifflichen Trennung eine reale nachzuzeichnen. Ohne Trennung kein Verstehen.“
Ich glaube das Gegenteil ist der Fall: Nur durch Zusammenhänge können wir verstehen. Deshalb versuche ich, mit begrifflichen Zusammenhängen reale Zusammenhänge zu erfassen.
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Aber Jörn, selbstverständlich sind Organismen nicht autonom, wo sage ich denn sowas? Sie benötigen input aus ihrer Umwelt. Aber das ist kein symmetrischer Austausch, das ist Entnahme und Abgabe, aber nur für die eine Seite. Es ist ja schön und nett, wenn man die Natur als die große lebensspendende Mutter verherrlicht, aber: sie gibt nicht, und sie nimmt nicht, sie ist die Umgebung, aus der sich der Organismus manchmal sehr mühevoll nehmen muß, was er braucht, und er muß sich gegen die Zumutungen dieser Umgebung behaupten. ZB indem er die Körpertemperatur gegen die Umwelt auf einem hohen Niveau aufrechterhält. Alle Organismen haben gegen diese Zumutungen eine trennende Außenhaut, die Pelztiere sind in vielen Regionen bevorzugt ausgestattet, der Mensch hat Geist und kann sich so schützen. Und das sagst Du doch selber: "Sie existieren als offene Systeme, die fortwährend Materie (wie Nährstoffe und Sauerstoff), Energie (wie Wärme und Licht) und Informationen (wie chemische Signale) mit ihrer Umgebung austauschen, um ihre operative Geschlossenheit zu bewahren." In dieser Aussage ist nur der Ausdruck "austauschen" deplaziert (s.o.), und als geschlossenes System könnte kein Organismus existieren. Aber auch für offene Systeme ist die Innen-Außen-Grenze fundamental. Ich wundere mich, ich habe hier gelesen, daß Du sehr stark von Luhmann beeinflußt bist, da müßte Dir das doch klar sein. Es hat nur einen Wechsel gegeben von dem anfänglichen Parsons-Schüler, der die Grenze im AGIL-Schema natürlich anders gesehen hat als in der späteren funktionalistischen Theorie. Allerdings die Aufgabe der Trennung wäre das Ende.
Verstehen ist die Dialektik von Trennen, Analysieren, und Integrieren, als Ganzes verstehen, Synthetisieren. Letzteres ist der anspruchsvollere Part.
Mit Begriffen integrieren wir und trennen gegen andere Begriffe ab. Begrifflich müssen wir das Zusammenhängende und das Getrennte bis zum Inkompatiblen hin erfassen. Ich finde es sehr merkwürdig, wie Du Dich der Negation und Kritik zu entledigen versuchst. Sie sind das Salz in der wissenschaftlichen Suppe.
Verstehen ist die Dialektik von Trennen, Analysieren, und Integrieren, als Ganzes verstehen, Synthetisieren. Letzteres ist der anspruchsvollere Part.
Mit Begriffen integrieren wir und trennen gegen andere Begriffe ab. Begrifflich müssen wir das Zusammenhängende und das Getrennte bis zum Inkompatiblen hin erfassen. Ich finde es sehr merkwürdig, wie Du Dich der Negation und Kritik zu entledigen versuchst. Sie sind das Salz in der wissenschaftlichen Suppe.
Heute ist ja Weihnachten, daher gibt es ausnahmsweise mal Geschenke hier im Forum; zugeschaltet sind unsere fleißigen Leser:innen Ulrike und Werner.
Liebe Ulrike, schön, dass du hier im Forum vorbeischaust. Hier ist schon mal dein Weihnachtsgeschenk. Leg es dir am besten gleich unter dem Baum, dann kannst du es heute Abend auspacken. Heute möchte ich dir erklären, warum Bäume so wichtig sind. Stell dir vor, es gäbe keine Bäume. Keine Wälder, keine Blumen, kein Gras. Für uns Menschen und viele Tiere gäbe es kein Leben. Warum? Weil Bäume etwas Besonderes können: Sie atmen anders als wir und verwandeln dabei etwas, das für uns lebenswichtig ist.
Bäume leben in ihrer Umgebung und tauschen sich ständig mit ihr aus. Sie nehmen einen besonderen Stoff, den man Kohlendioxid nennt, aus der Luft, Wasser aus dem Boden und Licht von der Sonne auf. Daraus stellen sie Zucker zum Wachsen her und geben Sauerstoff an die Luft ab. Diesen Sauerstoff brauchen wir zum Atmen, das weißt du ja bestimmt.
Dieser Austausch ist super wichtig für uns. Die Bäume nehmen nämlich etwas, das wir nicht brauchen (Kohlendioxid), und machen daraus etwas, ohne das wir nicht leben könnten (Sauerstoff).
Aber nicht nur Bäume wirken in ihrer Umwelt. Das ganze Leben auf der Erde funktioniert so. Tiere fressen Pflanzen, Pilze zersetzen tote Pflanzen und Tiere und geben Nährstoffe an den Boden zurück, die wieder von Pflanzen aufgenommen werden. Alles hängt in der Natur auf unserem Planeten Erde zusammen.
Bäume sind also ein wichtiger Teil des Lebens auf der Erde. Sie sind nicht von ihrer Umgebung getrennt, sondern wirken in ihr und tauschen sich ständig mit ihr aus und ermöglichen so das Leben, wie wir es kennen.
Bäume leben in ihrer Umgebung und tauschen sich ständig mit ihr aus. Sie nehmen einen besonderen Stoff, den man Kohlendioxid nennt, aus der Luft, Wasser aus dem Boden und Licht von der Sonne auf. Daraus stellen sie Zucker zum Wachsen her und geben Sauerstoff an die Luft ab. Diesen Sauerstoff brauchen wir zum Atmen, das weißt du ja bestimmt.
Dieser Austausch ist super wichtig für uns. Die Bäume nehmen nämlich etwas, das wir nicht brauchen (Kohlendioxid), und machen daraus etwas, ohne das wir nicht leben könnten (Sauerstoff).
Aber nicht nur Bäume wirken in ihrer Umwelt. Das ganze Leben auf der Erde funktioniert so. Tiere fressen Pflanzen, Pilze zersetzen tote Pflanzen und Tiere und geben Nährstoffe an den Boden zurück, die wieder von Pflanzen aufgenommen werden. Alles hängt in der Natur auf unserem Planeten Erde zusammen.
Bäume sind also ein wichtiger Teil des Lebens auf der Erde. Sie sind nicht von ihrer Umgebung getrennt, sondern wirken in ihr und tauschen sich ständig mit ihr aus und ermöglichen so das Leben, wie wir es kennen.
Hallo Werner, schön dass du hier vorbeischaust, hier nun der kurze Text, den ich dir als Weihnachtsgeschenk versprochen habe.
In funktional differenzierten Gesellschaften operieren autopoietische Systeme in selbstreferentieller Geschlossenheit (was freilich keine Trennung impliziert!). Diese operative Geschlossenheit konstituiert jedoch keine Systemisolation oder gar Trennung, vielmehr ist sie die Bedingung der Möglichkeit für strukturelle Kopplungen und Interpenetrationen, welche ihrerseits konstitutiv für die Funktionserfüllung des jeweiligen gesellschaftlichen Teilsystems sind.
Das Gesundheitssystem, codiert über die binäre Codierung gesund/krank, kann seine spezifische Systemleistung – die Gewährleistung der somatischen Integrität – nur im Modus der rekursiven Verschränkung mit seiner Umwelt erbringen. Die notwendige Ressourcensicherung durch das Wirtschaftssystem manifestiert sich als Interpenetration: Ökonomische Imperative irritieren die Selektionskriterien des Gesundheitssystems, während dessen Output wiederum Rückwirkungen auf die ökonomische Leistungsfähigkeit zeitigt (auch hier manifestiert sich die Nicht-Trennung!).
Die operative Geschlossenheit des Gesundheitssystems ermöglicht zwar die spezifische Bearbeitung von Gesundheitsstörungen, jedoch würde absolute Autonomie die Funktionserfüllung des Systems selbst in Frage stellen. Die konstitutive strukturelle Kopplung (keine Trennung!) mit dem Wirtschaftssystem, dem Rechtssystem (beispielsweise in Bezug auf Haftungsfragen) und dem politischen System (etwa bei der Allokation von Ressourcen) erweist sich als notwendig. Ohne diese rekursiven Interaktionen wäre die performative Realisierung der Systemfunktion des Gesundheitssystems für die Gesamtgesellschaft nicht möglich.
In funktional differenzierten Gesellschaften operieren autopoietische Systeme in selbstreferentieller Geschlossenheit (was freilich keine Trennung impliziert!). Diese operative Geschlossenheit konstituiert jedoch keine Systemisolation oder gar Trennung, vielmehr ist sie die Bedingung der Möglichkeit für strukturelle Kopplungen und Interpenetrationen, welche ihrerseits konstitutiv für die Funktionserfüllung des jeweiligen gesellschaftlichen Teilsystems sind.
Das Gesundheitssystem, codiert über die binäre Codierung gesund/krank, kann seine spezifische Systemleistung – die Gewährleistung der somatischen Integrität – nur im Modus der rekursiven Verschränkung mit seiner Umwelt erbringen. Die notwendige Ressourcensicherung durch das Wirtschaftssystem manifestiert sich als Interpenetration: Ökonomische Imperative irritieren die Selektionskriterien des Gesundheitssystems, während dessen Output wiederum Rückwirkungen auf die ökonomische Leistungsfähigkeit zeitigt (auch hier manifestiert sich die Nicht-Trennung!).
Die operative Geschlossenheit des Gesundheitssystems ermöglicht zwar die spezifische Bearbeitung von Gesundheitsstörungen, jedoch würde absolute Autonomie die Funktionserfüllung des Systems selbst in Frage stellen. Die konstitutive strukturelle Kopplung (keine Trennung!) mit dem Wirtschaftssystem, dem Rechtssystem (beispielsweise in Bezug auf Haftungsfragen) und dem politischen System (etwa bei der Allokation von Ressourcen) erweist sich als notwendig. Ohne diese rekursiven Interaktionen wäre die performative Realisierung der Systemfunktion des Gesundheitssystems für die Gesamtgesellschaft nicht möglich.
Ach so, was hat das ganze eigentlich mit dem Thema des Fadens "Begriffe" zu tun? Genau genommen gar nichts. Oder doch?
PS: Auf den ersten Blick scheinen diese beiden obigen Texte im Stil von zwei Karikaturen wenig mit dem Thema „Begriffe“ zu tun zu haben. Doch bei genauerer Betrachtung wird eine Analogie deutlich: Auch Begriffe bilden ein System. Sie existieren nicht isoliert oder getrennt, sondern sind miteinander verbunden. Ähnlich wie Bäume in einem Ökosystem oder Systeme in einer Gesellschaft ist ihr Zusammenhang entscheidend. Der Begriff „Baum“ beispielsweise ist mit Begriffen wie „Stamm“, „Krone“, „Wald“, „Natur“ und ähnlichen verwoben. Diese Begriffe sind zwar verschieden und unterscheidbar, stehen aber nicht getrennt nebeneinander. Sie bilden ein logisches, holistisches begriffliches Netzwerk, das nur im Bezug zur Wirklichkeit – den realen Bäumen in der Natur – seinen vollen Sinn entfaltet.
PS: Auf den ersten Blick scheinen diese beiden obigen Texte im Stil von zwei Karikaturen wenig mit dem Thema „Begriffe“ zu tun zu haben. Doch bei genauerer Betrachtung wird eine Analogie deutlich: Auch Begriffe bilden ein System. Sie existieren nicht isoliert oder getrennt, sondern sind miteinander verbunden. Ähnlich wie Bäume in einem Ökosystem oder Systeme in einer Gesellschaft ist ihr Zusammenhang entscheidend. Der Begriff „Baum“ beispielsweise ist mit Begriffen wie „Stamm“, „Krone“, „Wald“, „Natur“ und ähnlichen verwoben. Diese Begriffe sind zwar verschieden und unterscheidbar, stehen aber nicht getrennt nebeneinander. Sie bilden ein logisches, holistisches begriffliches Netzwerk, das nur im Bezug zur Wirklichkeit – den realen Bäumen in der Natur – seinen vollen Sinn entfaltet.
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Nun gut, weil heute Weihnachten ist, will ich mal zustimmen.
Obwohl. Die Trennung von Lebendem und Totem möchte ich doch nicht aufgeben. Die autopoietischen Systeme beginnen mit dem Leben. Umwelt ist kein System. In der Hierarchie von Systemen und Subsystemen gibt es relative Autonomie und komplementären Austausch. Aber, weil heute Weihnachten ist, darf die ganze Welt animiert werden. Laßt die Steine und den Windhauch sprechen.
Obwohl. Die Trennung von Lebendem und Totem möchte ich doch nicht aufgeben. Die autopoietischen Systeme beginnen mit dem Leben. Umwelt ist kein System. In der Hierarchie von Systemen und Subsystemen gibt es relative Autonomie und komplementären Austausch. Aber, weil heute Weihnachten ist, darf die ganze Welt animiert werden. Laßt die Steine und den Windhauch sprechen.
Danke für deine weihnachtliche Antwort! Ich sehe das allerdings, wie üblich, etwas anders:
Du schreibst: "Die Trennung von Lebendem und Totem möchte ich doch nicht aufgeben. Die autopoietischen Systeme beginnen mit dem Leben."
Jein. Dennoch sind Tod und Leben nicht per se getrennt, sondern bedingen einander, nicht nur begrifflich – auch in der Evolution. Eckart Voland formuliert es treffend: "[Unsterblichkeit] wäre – zumindest bei „höheren" Organismen – der Lebensweise mit Sex und Tod evolutionär unterlegen." Der Tod ist ein wichtiger Motor der Evolution und somit untrennbar mit dem Leben verbunden.
Du schreibst weiter: "Umwelt ist kein System."
Die Umwelt von Systemen ist jedoch voller anderer Systeme, so formuliert es Niklas Luhmann: "Selbstreferentielle Geschlossenheit geht von einer Ökologie der Systeme aus; und daher gibt es in der Umwelt von Systemen Systeme."
Und schließlich: "Aber, weil heute Weihnachten ist, darf die ganze Welt animiert werden."
Beziehungen verschiedenster Art prägen die verschiedenen Bereiche der Wirklichkeit insgesamt, nicht nur die belebte Natur. Man muss diese nicht extra animieren, denn Beziehungen sind bereits fundamental. Hier ein Beispiel aus der Physik: „Die wahre Botschaft der Quantenmechanik ist genau die, wie sehr das Denken in Beziehungen tatsächlich eine wirkungsvollere Denkweise ist als das Denken in Objekten“ (Carlos Rovelli).
Ungeachtet unserer unterschiedlichen Ansichten wünsche ich dir frohe Weihnachten!
Du schreibst: "Die Trennung von Lebendem und Totem möchte ich doch nicht aufgeben. Die autopoietischen Systeme beginnen mit dem Leben."
Jein. Dennoch sind Tod und Leben nicht per se getrennt, sondern bedingen einander, nicht nur begrifflich – auch in der Evolution. Eckart Voland formuliert es treffend: "[Unsterblichkeit] wäre – zumindest bei „höheren" Organismen – der Lebensweise mit Sex und Tod evolutionär unterlegen." Der Tod ist ein wichtiger Motor der Evolution und somit untrennbar mit dem Leben verbunden.
Du schreibst weiter: "Umwelt ist kein System."
Die Umwelt von Systemen ist jedoch voller anderer Systeme, so formuliert es Niklas Luhmann: "Selbstreferentielle Geschlossenheit geht von einer Ökologie der Systeme aus; und daher gibt es in der Umwelt von Systemen Systeme."
Und schließlich: "Aber, weil heute Weihnachten ist, darf die ganze Welt animiert werden."
Beziehungen verschiedenster Art prägen die verschiedenen Bereiche der Wirklichkeit insgesamt, nicht nur die belebte Natur. Man muss diese nicht extra animieren, denn Beziehungen sind bereits fundamental. Hier ein Beispiel aus der Physik: „Die wahre Botschaft der Quantenmechanik ist genau die, wie sehr das Denken in Beziehungen tatsächlich eine wirkungsvollere Denkweise ist als das Denken in Objekten“ (Carlos Rovelli).
Ungeachtet unserer unterschiedlichen Ansichten wünsche ich dir frohe Weihnachten!
Brauchen wir in den Themen des Lebens eigentlich noch den Begriff "trennen" oder kann das weg?
Bei einer Ehetrennung, beispielsweise, geht man ja auch nicht zum Trennungsrichter, sondern zum Scheidungsrichter. Da wird man dann unterschieden.
Nach einer Geburt wird die Nabelschnur nicht getrennt, sondern es wird entbunden. Aus der Schnur-Bindung wird eine Schmuse-Bindung.
Nirgends im Leben wird getrennt. Oder doch?
Bei einer Ehetrennung, beispielsweise, geht man ja auch nicht zum Trennungsrichter, sondern zum Scheidungsrichter. Da wird man dann unterschieden.
Nach einer Geburt wird die Nabelschnur nicht getrennt, sondern es wird entbunden. Aus der Schnur-Bindung wird eine Schmuse-Bindung.
Nirgends im Leben wird getrennt. Oder doch?
Wenn man sich die Hand mit dem Beil abhackt, kann man wohl zurecht von einer Trennung sprechen.
Aber ist das dann noch "Leben"?Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Di 24. Dez 2024, 12:06Wenn man sich die Hand mit dem Beil abhackt, kann man wohl zurecht von einer Trennung sprechen.
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Ja, eben. Der Körper ohne Hand lebt weiter, wenn er nicht verblutet, also sehr viel mehr verliert als eine Hand. Die Hand lebt nicht weiter, weil sie getrennt ist. Und das ist der Übergang von Leben zu Tod. Im Leben ist die anorganische Masse zu einer Einheit eines Funktionszusammenhangs verschmolzen, beim Sterben verliert sie diesen, zerfällt in die Einzelteile.
Das Individuum stirbt, und das zweifle ich nicht an. Im Gegenteil, ich habe sogar hervorgehoben, dass der Tod ein Motor der Evolution ist. Aber sein Körper geht zurück in den Kreislaufs des Lebens, ohne den es das Individuum nicht gegeben hätte. Das Leben auf der Erde hat sich seit seiner Entstehung (die noch nicht vollständig geklärt ist) vor etwa 4,32 bis 4,52 Milliarden Jahren kontinuierlich erhalten und entwickelt. Diese erstaunlich lange Zeitspanne macht das Leben zu einer der beständigsten Erscheinungen auf unserem Planeten.
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In der Leiche lebt nichts weiter. Oder glaubst Du an Wiedergeburt?
Ich habe nichts gegen den Begriff "Leben", aber ist die Metapher Leben nicht ein bißchen problematisch, als wäre Leben selbst ein Organismus? Nicht ich, sondern ein bestimmtes organisches Material lebt in meinen Kindern weiter, würde das sterben, würde der Lebensstrom versiegen.
Ich habe nichts gegen den Begriff "Leben", aber ist die Metapher Leben nicht ein bißchen problematisch, als wäre Leben selbst ein Organismus? Nicht ich, sondern ein bestimmtes organisches Material lebt in meinen Kindern weiter, würde das sterben, würde der Lebensstrom versiegen.