Also kurz zu den Gewinnern. Als kürzeste Definition fiele mir ein, dass es sich um jene handelt, die am erfolgreichsten ihre Interessen der möglichen Einflussnahme der Politik bzw. des Elektorats entziehen können. Das wären neben Teilen der Wirtschaft auch jene, die über den „legalen Konstitutionalismus“ (Richard Bellamy) eben das Politische durch Recht ersetzen.Timberlake hat geschrieben : ↑So 14. Jul 2024, 21:56Lucian Wing hat geschrieben : ↑Sa 13. Jul 2024, 19:05
Manow sagt irgendwo in seinem jüngsten Buch, dass es ein Fehler sei, nicht einmal den Gewinnern zu fragen sondern immer nur über angebliche Verlierer zu spekulieren. Die Gewinner, so meine Einschätzung, fliegen tatsächlich immer unterm Radar hindurch, während die Verlierer dann als alleinige Feinde der Demokratie dastehen.
Ich habe mich mal , so wie es meine (Un-) Art ist , bezüglich Manows jüngsten Buch kundig gemacht. Über diesen Fehler konnte ich nur folgendes finden ..
Da bekanntermaßen die AfD als Feinde der Demokratie dastehen, sind das für dich jene Verlierer , die es den Gewinnern ermöglicht unter den Radar zu fliegen ? Wenn ja , wer sind dann die Gewinner? Etwa diese neuen sendungsbewussten Mittelklassen?fr.de hat geschrieben :
Philip Manow „Unter Beobachtung“ – Die liberale Demokratie bringt ihre Feinde selbst hervor
Zu den Vorarbeiten des aktuellen Buches zählt auch der 2023 in der Zeitschrift „Merkur“ erschienene Aufsatz „Der Geist der Gesetze“. In „Unter Beobachtung“ empfiehlt er jetzt, „sich doch nicht nur andauernd mit den neuen, echten oder eingebildeten Verlierern zu beschäftigen, sondern auch einmal mit den Gewinnern, also den neuen sendungsbewussten Mittelklassen“. Erst so lassen sich für ihn „die neuen Zeitdiagnosen von den Selbstgefährdungen der elektoralen Demokratie“ richtig verstehen.
Wie dem auch sei, ich konnte da von Manow etwas ganz anderes finden und zwar seine Einstellung zu dem, worauf man hier insbesondere sein Focus richtet , die Rolle der Verfassung , bei der Bewertung der AfD ..
Wer schützt eigentlich die Politik vor dem Recht bzw. weil man angeblich darüber nachdenkt das Bundesverfassungsgericht gegen Übergriffe des Gesetzgebers zu schützen : Wer schützt eigentlich die Politik vor der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgericht?fr.de hat geschrieben :
Philip Manow „Unter Beobachtung“ – Die liberale Demokratie bringt ihre Feinde selbst hervor
In Deutschland denkt man derzeit darüber nach, ob das Bundesverfassungsgericht mit Blick auf bevorstehende Landtagswahlen gegen Übergriffe des Gesetzgebers geschützt werden sollte. Das Recht werde „durch die Konstitutionalisierung vor der Politik geschützt und gegen demokratische Gestaltung immunisiert“, unterstreicht der Autor einen Gedanken seiner Kollegin Claire Moulin-Doos. Und er setzt eine von ihr formulierte Frage hinzu: „Wer schützt eigentlich die Politik vor dem Recht?“
Sicherlich , wenn man sich vergegenwärtigt , was im Vergleich dazu das Oberste Gericht in Amerika beschlossen hat, so unberechtigt ist die Frage nicht. Bei uns allerdings undenkbar .. ich korrigiere .. in Anbetracht der Wahlerfolge der AfD .. noch ! ..undenkbar. Da müssen wir wohl auch Angst um die Zukunft unserer Demokratie haben. Einer Demo. .. bzw, Autokratie ohne "Verbotschilder" ..fr.de hat geschrieben :
USA : Das oberstes Gericht hat eine Einladung zur Autokratie vergeben
Richterin Sonia Sotomayor erklärte dazu, dass sie Angst um die Zukunft der Demokratie habe. Ihre abweichende Meinung resultiere aus der Sorge, dass der Präsident nach dem jetzigen Urteil „seine offiziellen Befugnisse auf irgendeine Weise einsetzt“ und von strafrechtlichen Konsequenzen befreit ist. „Er befiehlt dem Seal Team 6, einen politischen Rivalen zu ermorden? Und ist immun. Er organisiert einen Militärputsch, um an der Macht zu bleiben? Und ist immun. Er lässt sich bestechen, um jemanden zu begnadigen? Und ist immun.“
Quk hat geschrieben : ↑So 14. Jul 2024, 11:16Hinter den Sieben Bergen war einmal ein Land mit Straßen ohne Verbotsschilder. Die Menschen lebten frei, ohne Parkverbot und dergleichen. Doch eines Tages beschloss die Regierung, Verbotsschilder aufzustellen: Ab sofort herrschten an bestimmten Plätzen Parkverbot, Vorfahrtsregeln und einiges mehr. Daraufhin wurde ein Teil des Volkes sehr wütend. Sie hielten sich nicht an die Verbote; im Gegenteil, sie parkten nun aus Trotz nur noch mehr kreuz und quer wo immer und wann immer sie wollten, nahmen die Vorfahrt nach Belieben, und fuhren viel zu schnell durch Wohngebiete. Das ist der Grund, warum es auf der Welt keine Verbotsschilder mehr gibt. --- Die gibt es noch? Nein. Doch? Aber ... das geht doch nicht ...
Nachtrag: In dem Manow-Artikel im Merkur ist zur Frage des Streits um die Verfassungsgerichte folgende hübsche Pointe zu lesen:
Solange die Arbeiterpartei die Geschicke des Landes exklusiv bestimmen konnte, behandelte sie die Frage nach einer Verfassung dilatorisch. Angesichts des Aufstiegs von Likud entdeckte sie dann, wie unerlässlich in einer Demokratie doch eigentlich eine verfassungsrechtliche Einhegung des Mehrheitswillens ist. Was heute, im Kontext der notorischen israelischen Justizreform, zu der bemerkenswerten Pointe führt, dass Netanjahus rechts- religiöse Koalition mit der einfachen Mehrheit von 61 Stimmen in der Hundertzwanzig-Sitze Knesset ein neues Grundgesetzkapitel verabschiedet hat, das erlaubt, Beschlüsse des Supreme Court mit einfacher parlamentarischer Mehrheit zu überstimmen, und der Supreme Court daraufhin ankündigt, dieses neue Grundgesetzkapitel auf der Basis eines in den 1990er Jahren mit einfacher Mehrheit verabschiedeten anderen Grundgesetzkapitels für verfassungswidrig erklären zu wollen.

https://www.merkur-zeitschrift.de/artik ... mr-77-8-5/