Reinhart Koselleck

Ethische Fragen und ihre rationale Begründbarkeit bewegen das philosophische Denken in einer Zeit, in der die Politik wieder über "Werte" debattiert und vertraute Grundlagen des politischen Handelns zur Disposition stehen.
Nauplios

Mo 19. Feb 2024, 19:43

Stefanie hat geschrieben :
Mo 19. Feb 2024, 13:08
... wie kann sie nur ...
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 19. Feb 2024, 17:49
Ich habe nicht den Eindruck, dass Sidonie Kellerer für diese Aufgabe zu unqualifiziert ist ...
Beide Haltungen mache ich mir nicht zueigen.

Es geht um das Prozedere. Die Universität Bielefeld oder die Fakultät für Geschichte, Philosophie und Theologie könnten zum Beispiel ein Gutachten in Auftrag geben, daß der Frage nachgeht, ob es in Akten, in privaten Aufzeichnungen, im wissenschaftlichen Nachlaß Kosellecks, der im Deutschen Literaturarchiv und im Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte erschlossen wird, Anhaltspunkte für das Vorliegen "rechtsradikalen Gedankenguts" gibt.

"Im Jahr 2008 übernahmen das Deutsche Literaturarchiv Marbach und das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg den wissenschaftlichen Nachlass des Bielefelder Historikers Reinhart Koselleck (1923-2006). In einem kooperativen Forschungsprojekt haben beide Institutionen den Nachlass erschlossen und für die Recherche online verzeichnet.

Während der schriftliche Nachlass nach Marbach ging, verwahrt das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte den umfangreichen Bildnachlass. Dieser Teilbestand dokumentiert Kosellecks jahrzehntelange Forschungen zur politischen Ikonologie des gewaltsamen Todes und der Geschichte des Reiterdenkmals und zeugt gleichzeitig von breiten kunsttheoretischen und bildwissenschaftlichen Interessen, die vielfältige Bezüge zu seinem historischen Werk bereitstellen. Neben einem handschriftlichen Bestand und einer Auswahl an Büchern aus der privaten Bibliothek des Historikers umfasst der Bildnachlass eine medial komplexe Bildsammlung auf der Basis eigenhändiger Fotografien, die vollständig im Bildindex der Kunst und Architektur verzeichnet ist." (Link)

Aufarbeitung des Nachlasses von Reinhart Koselleck




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Jörn Budesheim
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Mo 19. Feb 2024, 19:49

Nauplios hat geschrieben :
Mo 19. Feb 2024, 19:43
Beide Haltungen mache ich mir nicht zueigen.
Was meinst du damit?





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Jörn Budesheim
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Mo 19. Feb 2024, 19:55

Nauplios hat geschrieben :
Mo 19. Feb 2024, 19:43
Es geht um das Prozedere. Die Universität Bielefeld oder die Fakultät für Geschichte, Philosophie und Theologie könnten zum Beispiel ein Gutachten in Auftrag geben, daß der Frage nachgeht, ob es in Akten, in privaten Aufzeichnungen, im wissenschaftlichen Nachlaß Kosellecks, der im Deutschen Literaturarchiv und im Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte erschlossen wird, Anhaltspunkte für das Vorliegen "rechtsradikalen Gedankenguts" gibt.
Sidonie Kellerer kann doch forschen worüber sie will, oder?




Nauplios

Mo 19. Feb 2024, 19:59

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 19. Feb 2024, 19:49
Nauplios hat geschrieben :
Mo 19. Feb 2024, 19:43
Beide Haltungen mache ich mir nicht zueigen.
Was meinst du damit?
Ich zweifle nicht an der Qualifiziertheit Sidonie Kellerers. Ich zweifle, daß sie in ihrem Artikel ausreichend Gebrauch davon gemacht hat.

Und die Formel "wie kann sie nur" hebt darauf ab, daß man Koselleck gegenüber Denkmalpflege betreibt. Auch das ist nicht meine Haltung.




Nauplios

Mo 19. Feb 2024, 20:03

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 19. Feb 2024, 19:55

Sidonie Kellerer kann doch forschen worüber sie will, oder?


Ja, das kann sie. Das ist aber doch überhaupt nicht der Punkt.





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Stefanie
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Mo 19. Feb 2024, 22:02

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 19. Feb 2024, 13:38
Stefanie hat geschrieben :
Mo 19. Feb 2024, 13:08
Also wird jetzt diskutiert, ob es Wissenschaft ist, ob es Politik, ob es noch Philosophie und wie kann sie nur.
Und währenddessen darüber diskutiert wird und "Nettigkeiten" ausgetauscht werden, machen die Rechten fröhlich weiter.
Nun gut...
Was stellst du dir stattdessen vor?
Eine Überprüfung, ob die Autorin recht hat oder sich geirrt hat.
Wie das hier.
Nauplios
Es geht um das Prozedere. Die Universität Bielefeld oder die Fakultät für Geschichte, Philosophie und Theologie könnten zum Beispiel ein Gutachten in Auftrag geben, daß der Frage nachgeht, ob es in Akten, in privaten Aufzeichnungen, im wissenschaftlichen Nachlaß Kosellecks, der im Deutschen Literaturarchiv und im Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte erschlossen wird, Anhaltspunkte für das Vorliegen "rechtsradikalen Gedankenguts" gibt.



Der, die, das.
Wer, wie, was?
Wieso, weshalb, warum?
Wer nicht fragt bleibt dumm!
(Sesamstraße)

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Stefanie
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Mo 19. Feb 2024, 22:31

Der Artikel ist zunächst ein Mal ein Artikel in einer populär wissenschaftlichen Zeitung. Das mögen manche als Nachteil oder als nicht passend empfinden. Ich dagegen findet das gut, denn so können mehr Menschen dies lesen und das Thema bleibt nicht im wissenschaftlichen Betrieb, zu dem nicht alle Zugang haben.

Anstatt der Autorin erstmal wohlwollend gegenüber zu treten, kritisiert ein Kollege ohne Substanz den Inhalt , es werden Forderungen gestellt, dann müsste sie aber noch dies oder jenes untersuchen, ohne zu Wissen, ob dies nicht bereits geschieht.
Das liest sich "wie kann sie nur".
Anstatt darüber zu diskutieren, dass sich die Rechten schon 2010 Koselleck ermächtigt haben. Ohne einen großen Protest.
Die Fröhlichkeit der Rechten hat ihren Grund darin, daß ihre Vordenker durch Vergleich mit Nachdenkern an Reputation gewinnen. Solche Vergleiche stellen sie selber an (Blumenberg/Blaue Narzisse) und sie profitieren, wenn sie andere anstellen (Koselleck, Kellerer). Auf ihre kruden Theorien fällt damit das Licht des Diskutablen, man beschäftigt sich mit ihnen. Das ist ihr Geschäftsmodell, in den Geisteswissenschaften Tritt zu fassen, eine Art Geldwäsche fürs Unseriöse. Hauptsache: ihre "Denker" kommen vor und ihr Vorkommen wird normal. Das Abtreten ganzer Territorien als ohnehin "rechtsradikales Gedankengut" kommt ihren "kulturellen Hegemonieansprüchen" entgegen. Damit bekommen sie einen Fuß in die Tür. Und offen steht die Tür, wenn die Student*innen eines Tages Seminararbeiten schreiben mit Titeln wie "Die Umvolkungstheorie Martin Sellners vor dem Hintergrund von Kosellecks Begriffsgeschichte."
ich hoffe mal nicht, dass man deshalb nicht mehr Themen, Personen zur Diskussion stellen kann, die eventuell dazu geeignet sein könnten, den Rechten indirekt eine "Reputation" zu ermöglichen. Dann verpassen wir uns ja selber einen Maulkorb. Das kann es doch nicht sein, denn dann haben die Rechten das erreicht, was sie wollen. Keinen Widerstand mehr und Schweigen.



Der, die, das.
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(Sesamstraße)

Lucian Wing

Di 20. Feb 2024, 11:33

Stefanie hat geschrieben :
Mo 19. Feb 2024, 22:31

ich hoffe mal nicht, dass man deshalb nicht mehr Themen, Personen zur Diskussion stellen kann, die eventuell dazu geeignet sein könnten, den Rechten indirekt eine "Reputation" zu ermöglichen. Dann verpassen wir uns ja selber einen Maulkorb. Das kann es doch nicht sein, denn dann haben die Rechten das erreicht, was sie wollen. Keinen Widerstand mehr und Schweigen.
Die Alternative ist, praktisch jeden bürgerlichen Philosophen der Nachkriegszeit nun auf "Nazi" wissenschaftlich zu untersuchen, was immer "wissenschaftlich" dabei bedeuten soll. Dann aber wirfst du diejenigen alle den Rechten zur weiteren Verwertung vor.

Wie weit soll diese Art wissenschaftlicher Inquisition denn gehen? Ich hatte ja schon die Frage nach Rorty, Taylor, Dreyfus, Lyotard, Deleuze und Derrida gestellt: müsste man deren Unfähigkeit, Heidegger "richtig" gelesen zu haben, nicht auch vors "Tribunal" ziehen? Haben die ihn falsch und Sellner richtig gelesen?

Ich glaube nicht, dass man mit dieser Art der Politisierung der Philosophie dieser (und aller Demokratie) einen Gefallen erweist. Vielleicht sei einmal daran erinnert, dass Adorno mit Arnold Gehlen zivilisiert im Fernsehen saß und diskutiert hat. Von diesem Geist scheint heute nichts mehr übrig zu sein. Alle orientieren sich an Schmitts Freund-Feind-Gedanken.




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Jörn Budesheim
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Di 20. Feb 2024, 15:45

Lucian Wing hat geschrieben :
Di 20. Feb 2024, 11:33
Die Alternative ist, praktisch jeden bürgerlichen Philosophen der Nachkriegszeit nun auf "Nazi" wissenschaftlich zu untersuchen, was immer "wissenschaftlich" dabei bedeuten soll. Dann aber wirfst du diejenigen alle den Rechten zur weiteren Verwertung vor.
Relevante Personen der Geistesgeschichte werden ohnehin wissenschaftlich erforscht. Dagegen ist nichts einzuwenden. Und wenn einzelne Forscher zu Ergebnissen kommen, die das bisherige Bild infrage stellen, dann bleibt nur der wissenschaftliche Disput. Was sonst?




Nauplios

Di 20. Feb 2024, 16:53

Stefanie hat geschrieben :
Mo 19. Feb 2024, 22:31

Das kann es doch nicht sein, denn dann haben die Rechten das erreicht, was sie wollen. Keinen Widerstand mehr und Schweigen.
Was wollen denn die Rechten erreichen? - Sie möchten eine Landnahme anerkannter geistesgeschichtlicher Territorien. Sie möchten Themenfelder und Traditionen besetzen, um an Autoren wie Koselleck und jetzt auch Blumenberg andocken zu können, was natürlich zu Prestige- und Reputationsgewinnen führt. Man nimmt einen Theoriekomplex wie "Präfiguration" und schaut, was man damit anfangen kann (s. Blaue Narzisse). Es geht ihnen dabei nicht um das Verstehen einer Theorie des politischen Mythos, wie Blumenberg sie konzipiert hat. Was sollten sie damit? - Es geht ihnen um die Umschreibung und Umbesetzung von Begriffen wie Präfiguration, Staat, Nation, Geschichte, Gesellschaft, Kultur u.a. Sie wollen einen Wandel in der semantischen Pragmatik dieser Begriffe, der ihren politischen Vorstellungen zuarbeitet, eine Neubeschreibung der historischen Begriffsgeschichte.

Der Historiker, der sich zeitlebens mit dem geschichtlichen Wandel von Begriffen beschäftigt hat, war Reinhart Koselleck.




Lucian Wing

Di 20. Feb 2024, 17:01

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 20. Feb 2024, 15:45
Lucian Wing hat geschrieben :
Di 20. Feb 2024, 11:33
Die Alternative ist, praktisch jeden bürgerlichen Philosophen der Nachkriegszeit nun auf "Nazi" wissenschaftlich zu untersuchen, was immer "wissenschaftlich" dabei bedeuten soll. Dann aber wirfst du diejenigen alle den Rechten zur weiteren Verwertung vor.
Relevante Personen der Geistesgeschichte werden ohnehin wissenschaftlich erforscht. Dagegen ist nichts einzuwenden. Und wenn einzelne Forscher zu Ergebnissen kommen, die das bisherige Bild infrage stellen, dann bleibt nur der wissenschaftliche Disput. Was sonst?
Mal angenommen, Kellerers Thesen würden in diesem Prozess als "falsch" zurückgewiesen. Das würde doch bedeuten, dass die Neurechten, die Heidegger und Koselleck rezipieren, demokratische Philosophie rezipieren, womit man ihnen wiederum bescheinigen müsste, sich auf demokratischem Boden zu bewegen. Hätte Kellerer dagegen recht, könnte man das zwar gegen die Neurechte verwenden, aber gleichzeitig auch gegen alle, die diejenigen an den Unis behandeln, die auf der Basis von Heideggers und Koselleks Philosophie ihre Theorien ausgearbeitet haben, also auf der Basis dann nazistisch beurteilter Quellen. Egal also, was herauskommt, diejenigen, die man fürchtet, haben immer gewonnen.




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Jörn Budesheim
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Di 20. Feb 2024, 17:30

Diejenigen, die ich fürchte, gewinnen, wenn die Wahrheit nicht mehr zählt, sondern Ideologie.




Lucian Wing

Di 20. Feb 2024, 17:43

Ideologie hat in den USA an den Unis und in der Politik längst gewonnen. Wir sind halt wie immer ein bisschen später dran.

Davon abgesehen, die "Wahrheit" hat ja nun wahrhaftig keine Konjunktur. In postmodernen/poststrukturalistischen/dekonstruktivistischen Philosophien und Politikansätzen doch ebenso wenig wie in (rechts)populistischen oder identitätspolitischen Ansätzen. In Bezug auf den Wahrheitsbegriff herrscht doch schon lange Querfront. Wo gibt es da noch Ideologiefreiheit?




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Jörn Budesheim
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Di 20. Feb 2024, 17:51

Und deshalb ist das Forschungsprojekt von Sidonie Kellerer in Frage gestellt?




Nauplios

Di 20. Feb 2024, 19:21

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 20. Feb 2024, 17:30
Diejenigen, die ich fürchte, gewinnen, wenn die Wahrheit nicht mehr zählt, sondern Ideologie.
Lucian Wing hat geschrieben :
Di 20. Feb 2024, 17:43
Davon abgesehen, die "Wahrheit" hat ja nun wahrhaftig keine Konjunktur. In postmodernen/poststrukturalistischen/dekonstruktivistischen Philosophien und Politikansätzen doch ebenso wenig wie in (rechts)populistischen oder identitätspolitischen Ansätzen.
Eine gute Gelegenheit, an dieser Stelle sich durch die Drehtür des Pro und Contra in Sicherheit zu bringen - hinter Sonne, Mond und Sternen.




Lucian Wing

Di 20. Feb 2024, 19:51

Nauplios hat geschrieben :
Di 20. Feb 2024, 19:21
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 20. Feb 2024, 17:30
Diejenigen, die ich fürchte, gewinnen, wenn die Wahrheit nicht mehr zählt, sondern Ideologie.
Lucian Wing hat geschrieben :
Di 20. Feb 2024, 17:43
Davon abgesehen, die "Wahrheit" hat ja nun wahrhaftig keine Konjunktur. In postmodernen/poststrukturalistischen/dekonstruktivistischen Philosophien und Politikansätzen doch ebenso wenig wie in (rechts)populistischen oder identitätspolitischen Ansätzen.
Eine gute Gelegenheit, an dieser Stelle sich durch die Drehtür des Pro und Contra in Sicherheit zu bringen - hinter Sonne, Mond und Sternen.
Ich glaube nicht mehr daran, dass es noch irgendwo einen Ort der Sicherheit gibt. Auch den Platz hinter Sonne, Mond und Sternen werden sie dir dekonstruieren - ob rechts- oder linksmaschig, wird sich weisen. Um die Melancholie kommst du nicht rum - die Mühlräder drehen sich.




Timberlake
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Mi 21. Feb 2024, 00:58

Lucian Wing hat geschrieben :
Di 20. Feb 2024, 19:51

Ich glaube nicht mehr daran, dass es noch irgendwo einen Ort der Sicherheit gibt.
... dennoch kann man davon träumen, wenngleich ggf. nur als seinen eignen Morgen, seine eigne Erlösung, seine eigne Morgenröte ...
  • "In diesem Buche findet man einen »Unterirdischen« an der Arbeit, einen Bohrenden, Grabenden, Untergrabenden. Man sieht ihn, vorausgesetzt, daß man Augen für solche Arbeit der Tiefe hat –, wie er langsam, besonnen, mit sanfter Unerbittlichkeit vorwärts kommt, ohne daß die Not sich allzusehr verriete, welche jede lange Entbehrung von Licht und Luft mit sich bringt; man könnte ihn selbst bei seiner dunklen Arbeit zufrieden nennen. Scheint es nicht, daß irgendein Glaube ihn führt, ein Trost entschädigt? Daß er vielleicht seine eigne lange Finsternis haben will, sein Unverständliches, Verborgenes, Rätselhaftes, weil er weiß, was er auch haben wird: seinen eignen Morgen, seine eigne Erlösung, seine eigne Morgenröte?
    Nietzsche .. Morgenröte
fr.de hat geschrieben :
Historiker Koselleck: Die Suche nach der verlorenen Zeit
...
Sein Vater schickt ihm Goethes „Faust“ und Kants „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“ zur Lektüre ins Lazarett.
.. wie dem auch sei, in dem was Kosellecks Vater , ihm als Lektüre ins Lazarett geschickt hat, ließe sich vermutlich nur bei Einem die Arbeit, eines Bohrenden, Grabenden, Untergrabenden finden, von dem man weiß, dass er seinen eignen Morgen, seine eigne Erlösung, seine eigne Morgenröte haben wird.




Lucian Wing

Mi 21. Feb 2024, 08:41

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 20. Feb 2024, 17:30
Diejenigen, die ich fürchte, gewinnen, wenn die Wahrheit nicht mehr zählt, sondern Ideologie.
Die gewinnen dann, und zwar ohne selbst zu gewinnen, wenn verfahren wird wie jemand das tut, der sich vor dem Tod fürchtet und deshalb Suizid begeht. Dass sie selbst gewinnen könnten, dieser Glaube ist völlig absurd.




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