Ich habe jetzt mal das erste Video geschaut und würde das zum Start mal zusammenfassen:
******************** Start Zusammenfassung ********************
Zuerst erklärt er "Theorie der Gesellschaft" an sich und was er in der Vorlesung vor hat. Er nennt zwei Komponenten:
1. Historische Perspektive: Spricht davon, dass wenn man von "moderner Gesellschaft" spricht, automatisch ein Abstandbewusstsein zu "traditioneller Gesellschaft" herstellt (vorindustrielle, tribale, etc.). Er warnt, dass die historische Komponente und der Bezugsrahmen jeweils nicht explizit erwähnt würden.
2. Abstrakte Theoriegrundlage: Er spricht vom interdisziplinären Zusammenhang der Systemtheorie und sie nicht wirklich eine soziologische Theorie ist. Die begriffliche Erfahrung stamme aus der Kybernetik, Informationstheorie, Biologie, Computertechnologie ("Programm").
Es wird betont, dass die beiden Aspekte/Perspektive in gegenseitiger Wechselwirkung stehen.
[7:50] Form der Darstellung
Er zeigt Verständnis mit dem Problem, in das ich schon in dieser ersten Vorlesung reingeloffen bin: Das Mitdenken ist schwierig weil die Inhalte sehr abstrakt sind.
Ab [10:55] dann beschreibt er das Problem, dass er durch Form der Vorlesung an eine lineare Darstellung gebunden ist, diese aber der Theorie nicht gerecht wird. Er hätte sie in der Vergangenheit auch schon anders strukturiert sei aber damit auch nicht zufrieden gewesen. Die Theorie folge nicht dem Schema Axiom-->Anwendung sondern sie ein Netzwerk abstrakter Begriffe und vergleicht mit einem Gehirn mit Frequenzen und Einflusslinien. Die Darstellung der Theorie sei relativ beliebig.
[14:35] Er beschreibt die Gliederung der Vorlesung:
- 1. Teil: Er plant zu erklären, auf was man sich so einlässt, wenn man Gesellschaft als (soziales) System betrachtet. Er beschreibt Vorteile die das hat: Die Interdisplinarität und das man sieht, was ausgegrenzt wird. Darunter nennt er den Menschen und normative Erwartungen und sieht in letzterem Unterschiede zu Habermas. Wobei er betont, dass die Systemtheorie trotzdem kritisch sei, etwa "Warum"-Fragen stelle und Bewegungsspielräume analysiert. Es geht insgesamt also darum vertraut zu machen mit der Behauptung "die Gesellschaft ist ein System".
- [19:25] 2. Teil Kommunikation: Er gibt eigentlich schon eine rudimentäre Definition: System = durch Operationen produziert und reproduziert. Es geht also um diese Vorgänge um die Operationsweisen des Systems. Als Analogien werden die Biologie und das Bewusstsein (prozessiert Aufmerksamkeit) genannt. Operationen im Sozialen sind dann Kommunikationen. Damit sei auch eine Entscheidung gefallen: Kommunikation, nicht Handlung, nicht Leben, nicht Aufmerksamkeitsprozesse.
- [21:55] 3. Teil Evolution: Beschreibt er als Begrifflichkeit gegen Planen, Design, Modellbildung als Voraussetzung, stattdessen gibt es eine Zufallskomponente und nennt die Operationen der Biologie: Variation, Mutation, Selektion. Der Abschnitt ab etwa [23:00] fand ich sehr spannend. Er sagt, dass neuere Überlegungen einen Zusammenhang zwischen Evolutionstheorie und Systemtheorie verdichten würden. Er erwähnt als alternative Sprache für die Evolutionstheorie die Spieltheorie.
- [25:45] 4. Teil Differenzierung: Das sei ein klassisches soziologisches Thema (strukturelle Differenzierung der Gesellschaft). Doch es geht darum, was man nun zusätzlich durch die Systemtheorie gewinnt? Er betont, dass der 3. Teil und dieser 4. Teil in engem Zusammenhang stehen.
- [28:50] 5. Teil: Semantik / Ideenwelt der Geschichte und modernen Gesellschaft: Die Gesellschaft operiert nicht nur mit Kommunikation sondern würde auch bewahrenswerte Formen ausbilden, Ideen, Begriffe, "Bewährtes". Sie legt sich auch über sich selber Rechenschaft ab. In einem religiösen Kontext etwa "worum es überhaupt auf dieser Welt geht". Ab [30:16] geht es um Beschreibung der Gesellschaft, die in der Gesellschaft angefertigt wird. Dabei geht es auch um die Frage der Form der Kommunikation (schriftlich/mündlich, Buchdruck, Computer) und er fragt sich, ob wir womöglich die Grenzen der Informationsaufbewahrung von Wissen dabei sind zu sprengen. Zum Schluss betont er, die Vorlesung in sich selber einzuordnen sei auch Gesellschaft.
Die Vorlesung sei nicht klassische Soziologie in höherer Tonlage, abstrakter, sondern es geht um Gesellschaft als ein Ganzes in exakter Beschreibung. Die Theorie des umfassenden Systems sei aber nicht eine vollständige Theorie der Soziologie. [44:00] In der Systemtheorie wird das System und die Umwelt deutlicher beleuchtet, man hat Ausschliessungseffekte und er fragt sich, wie man diese kontrolliert. Andernfalls würde man Gesellschaft als "endogenes Problem" betrachten, ein Objekt mit Eigenschaften ohne das dadurch Ausgeschlossene. Beispiele dafür seien Marx und die Klassentheorie und Weber mit der Rationalität. Da geht es um das Innere der Gesellschaft, man brauche für diese Theorien auch den Begriff "Gesellschaft" eigentlich nicht wirklich.
[48:00] Es geht um die Frage "Was wird in er Soziologie als Theorie der Gesellschaft angeboten?". Die schnelle Antwort: "Gar nichts!". Die Soziologie habe keine Führung durch die Tradition, keinen Traditionsplatz für Gesellschaftstheorien. Diese seien Ideologiebelastet und leidet an unkontrollierten Unvoreingenommenheiten (hab ich so verstanden: Mit Marx etwa ist man bereits im Klassenkampf). [55:47] Die Empirie, als übliches Werkzeug, sei auch kein ausreichendes Instrument für eine solche Theorie der Gesellschaft, das liege auch an der Komplexität.
Ab [1:00:17] spricht er über die Erwartungen an die Soziologie, Auskunftswünsche und Prognosen, die aber nicht von dieser nicht erfüllt werden. Er sagt, dass er nicht auf Prognosen hinaus will, keine diesbezüglichen Ansprüche habe, die Systemtheorie aber Beschreibungsformen und Interdependenzen bereitstellt, die auf politische Erfahrungen und Entwicklungen reagieren können. Er sagt, Prognosen seien nicht prinzipiell ausgeschlossen.
[1:14:10] Hier endet die Vorlesung, "weil ich noch ein wenig Zeit habe, eine etwas weitergehende Analyse": Es geht darum, was es so schwierig macht, eine soziologische Gesellschaftstheorie vorzustellen oder zu entwickeln und spricht dabei von "obstacle epistemologique". Es würde normalerweise eine Gesellschaft als eine Ansammlung von Menschen verstanden, Menschen quasi als Atome.
Er gibt einen kurzen Ausblick auf die nächste Vorlesung mit zwei weiteren "obstacles epistemologiques": 1. Das Gesellschaft regionale Grenzen aufweise und 2. erkenntnistheoretische Probleme (das im Objekt sein, das man beschreibt).
******************** Ende Zusammenfassung ********************
Ist natürlich aus meiner Perspektive (soll auch mir selber als Referenz dienen), Ergänzungen, Richtigstellungen oder Präzisierungen sind natürlich willkommen, schon nur um abzugleichen ob ich das halbwegs richtig verstanden habe.
Ich würde im nächsten Post mal schreiben, was mir da so durch den Kopf ging.
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#lesemontag Die Wissenschaft der Gesellschaft hat geschrieben : Niklas Luhmann: "Die Wissenschaft der Gesellschaft" wird abschnittsweise vorgelesen und von uns ausführlich diskutiert. Wir versuchen, uns gemeinsam mit euch das Verständnis von Niklas Luhmanns Systemtheorie zu erarbeiten. Quelle: Niklas Luhmann: "Die Wissenschaft der Gesellschaft" wird abschnittsweise vorgelesen und von uns ausführlich diskutiert. Wir versuchen, uns gemeinsam mit euch das Verständnis von Niklas Luhmanns Systemtheorie zu erarbeiten.
Quelle: https://www.youtube.com/playlist?list=P ... VpAQeP3SSr