Was ist der Mensch?
- Jörn Budesheim
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Die Frage "Was ist der Mensch?" ist sicherlich eine philosophische Grundfrage, also eine Frage der Anthropologie. Meiner Meinung nach ist dies keine reine "akademische" Frage, denn in gewisser Weise hat jede Person eine vage (oder implizite) Vorstellung davon, was "der Mensch" und damit diese Person selbst ist. Und wie implizit diese Vorstellung auch sein mag, auf die eine oder andere Weise wird sie das Leben dieser Person beeinflussen. Deswegen kann es vermutlich hilfreich sein, das Implizite explizit zu machen :-)
Daß die Frage nach dem Menschen zu diesem frühen Zeitpunkt bereits keine "akademische" Frage ist, ist entmutigend, ist sie doch in einem Verbund geisteswissenschaftlicher und -geschichtlicher, ästhetischer und literarischer Kontexte verankert. Deren Offenlegung ermöglicht überhaupt erst, die Frage nach dem Menschen auf eine Weise zu stellen, die "implizite" Vorstellungen mit ihren geschichtlichen Voraussetzungen koordiniert.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Do 19. Okt 2023, 15:49Die Frage "Was ist der Mensch?" ist sicherlich eine philosophische Grundfrage, also eine Frage der Anthropologie. Meiner Meinung nach ist dies keine "akademische" Frage, denn in gewisser Weise hat jede Person eine vage (oder implizite) Vorstellung davon, was "der Mensch" und damit diese Person selbst ist.
Es steht im Startbeitrag folgendes:
Nauplios, was ist denn Deine vage oder auch implizite Vorstellung über "was ist der Mensch" ? Nicht die in Jahrzehnten von verschiedenen Wissenschaften diskutierte Vorstellung. Deine.Jörn
(...) denn in gewisser Weise hat jede Person eine vage (oder implizite) Vorstellung davon, was "der Mensch" und damit diese Person selbst ist. Und wie implizit diese Vorstellung auch sein mag, auf die eine oder andere Weise wird sie das Leben dieser Person beeinflussen. Deswegen kann es vermutlich hilfreich sein, das Implizite explizit zu machen
Der, die, das.
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Das will ich gar nicht bestreiten, ich will eigentlich nur sagen, dass das eine Frage ist, die alle angeht.
Es gibt in dieser Hinsicht kein "Mein". Ich weiß nicht, was der Mensch ist. Auch ich bin hier gewissermaßen falsch.
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Aber da haben wir ja schon eine deiner Vorstellungen, nämlich, dass du nicht weißt, was der Mensch ist.
"Ich weiß nicht, was der Mensch ist." Der Mensch ist, wie Nietzsche gesagt haben soll, nämlich "das unbestimmte Tier", das sich und seine Rolle immer wieder neu definieren muss.
Und laut Arnold Gehlen ein "Mängelwesen" (das als solches wohl Vieles zu "kompensieren" hat ...):
https://de.m.wikipedia.org/wiki/M%C3%A4ngelwesen
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Ich finde, dieses Gedicht ist für die Fragestellung "Was ist der Mensch?" In verschiedenen Hinsichten sehr sprechend:
https://www.lyrikline.org/de/gedichte/der-provinz-5-73
Auf der einen Seite natürlich, weil der Mensch für die Amsel meistens Gefahr bedeutet und auf der anderen Seite, weil die Amsel offenbar nicht so etwas wie den Lauf der Geschichte kennt. Sicherlich gibt es weitere Aspekte in dem Gedicht die für uns bedeutsam sein könnten.
https://www.lyrikline.org/de/gedichte/der-provinz-5-73
Auf der einen Seite natürlich, weil der Mensch für die Amsel meistens Gefahr bedeutet und auf der anderen Seite, weil die Amsel offenbar nicht so etwas wie den Lauf der Geschichte kennt. Sicherlich gibt es weitere Aspekte in dem Gedicht die für uns bedeutsam sein könnten.
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Ich habe (irgendwo) ein Bändchen von Hans Blumenberg, Theorie der Unbegrifflichkeit. Leider kann ich im Moment nicht mit Zitaten daraus dienen, weil ich das Buch verlegt habe.
Blumenberg beginnt einen Text in dem Bändchen mit einem ganz einfachen Gedanken: Weil der Mensch irgendwann in seiner Geschichte als einziger unter den Primaten dauerhaft stehen und gehen kann, kann er zwei Dinge besonders gut: sehen - und gesehen werden. Vor allem aber - und das ist mir besonders in Erinnerung geblieben - kann er den Blick nach oben richten, zu den Sternen. Das ist ein einfacher Gedanke, der mich aber fasziniert, weil der Blick zu den Sternen auch heute noch jeden Menschen beeindruckt und immer wieder die Frage aufwirft, wo wir eigentlich sind.
Blumenberg beginnt einen Text in dem Bändchen mit einem ganz einfachen Gedanken: Weil der Mensch irgendwann in seiner Geschichte als einziger unter den Primaten dauerhaft stehen und gehen kann, kann er zwei Dinge besonders gut: sehen - und gesehen werden. Vor allem aber - und das ist mir besonders in Erinnerung geblieben - kann er den Blick nach oben richten, zu den Sternen. Das ist ein einfacher Gedanke, der mich aber fasziniert, weil der Blick zu den Sternen auch heute noch jeden Menschen beeindruckt und immer wieder die Frage aufwirft, wo wir eigentlich sind.
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Der Wind, dem alles egal ist, war immer dabei, wenn Daker und Hunnen, Mongolenpferde und Motorräder auf der Römerstraße unterwegs waren. Mit ihnen war die Gefahr da, und die Amsel versuchte über die Jahrhunderte hinweg wieder und wieder mit ihrem Gezeter von der Nähe ihres Geleges abzulenken. Für mich ist das eine Mini Anthropologie im Gedichtformat.Durs Grünbein hat geschrieben : Ob Daker und Hunnen, Mongolenpferde und Motorräder –
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Folgendes, was auch gut zu dem Gedicht passt, habe ich mal bei einem Vortrag (online) von Julian Nida-Rümelin aufgeschnappt. Angesichts mancher grausamer Verbrechen sagen wir oft: Das ist unmenschlich! Das heißt im Grunde: Ethik setzt Anthropologie voraus. Und zugleich ist diese "Fähigkeit" zu unmenschlicher Gewalt von Menschen gegen Menschen auch eine "Besonderheit" unserer Spezies, die in dieser krassen Ausprägung bei anderen Tieren nicht zu finden ist.
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philosophie-indebate.de hat geschrieben :
InDepth – shortread: Blumenbergs Beschreibung des Menschen
Anna Sophie Reuter
1 Einleitende Worte
„Der Mensch ist das Tier, das einen aufgerichteten Gang hat.“[1] Auf dieser zunächst einfachen, an eine Formulierung Herders angelehnten, Feststellung fußt Hans Blumenbergs philosophische Anthropologie, wenn er den aufrechten Gang für die Entwicklung und Eigenart des Menschen als entscheidend klassifiziert.[2] Zugleich beschreibt er den Menschen als ein Mängelwesen, das sich selbst nur deshalb an die Spitze der Evolution setzen kann, da „jeder vermeintliche Fortschritt der Entwicklung nicht ein Superadditum, sondern die Lösung einer akuten Schwierigkeit der Selbsterhaltung gewesen ist“
.....
Für die Frage nach der Natur oder dem Wesen des Menschen eröffnet sich die Frage nach dem Begriff der "conditio humana". Was sind die wesentlichen Eigenschaften des Menschen und wie ist sein Leben gestaltet.
Für die Beantwortung dieser Frage ist es möglich mehrere Betrachtungsweisen in Erwägung zu ziehen.
1. Punkt: Mit Sicherheit kann man von einer Sonderstellung des Menschen im Tierreich sprechen. Durch seinen aufrechten Gang und damit seine zum Greifen freien Hände sowie sein großes Gehirn ermöglichen ihm den Umgang mit Gegenständen. Sein differenziertes Ausdrucksverhalten z.B und vor allem mittels der Sprache führen so zu komplexen Gesellschaftlichen Verhaltensweisen und dem entstehen von Kultur (Entdeckung des Feuers).
2. Punkt: In der Analyse seines geistigen Wesen stellt sich außerdem folgendes Aggregat von Eigenschaften heraus. Sein freier Wille und damit seine grundsätzliche Weltoffenheit ermöglichen es ihm sich zu Entscheiden. Damit stehen ihm Möglichkeiten offen die er wählen kann.
3. Punkt: Bereits in der Bibel im Buch Genesis steht geschrieben (Gen 1,26-28), "Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie und waltet über ... alle Tiere..."
Damit ist wohl der Mensch auch bezeichnet als Krone der Schöpfung gemeint, der intelligenter und geschickter als alle anderen Tiere.
4. Punkt: in einer Stufenleiter vom niederen zum höheren Wesen der Lebensformen (Mikroorganismen, Pilze, Pflanzen, Tiere und Affen) steht der Mensch an der Spitze der Systematik. Als Leerstelle zwischen den Affen (mit Selbstbewusstsein und Werkzeuggebrauch ausgestattet) und dem Göttlichen (unsterblich und allwissend) ist sein Wesen, das des Menschen offen. Er weiß, nicht wer er ist bzw. 'er weiß dass er ein Tier ist und damit ist er keines mehr'.
5. Punkt: Wie das Leben eines Menschen sich nun im genaueren vollzieht lässt sich nur feststellen, wenn man innerhalb der Gesellschaft 'historisch und struktrell' genau definiert wann, welches Leben, in welchem Stand, in welcher Klasse gemeint sein könnte. Im allgemeinen kann man nach Adorno und Marx im übertragenden Sinne sagen: der Mensch ist Arbeiter als Teil der Produktivkräfte. Ob allerdings im Altertum in Mesopotamien als Bauer, zu Beginn der Neuzeit in Europas in der Industrialisierung an der Maschine oder Bergwerk oder heutzutage im Büro eines Medienunternehmens sei dahingestellt. Vor allem wie sich das Leben abgesehen von der Arbeit gestalten lässt, heutzutage mit Kino, Sport, so ganz grundsätzlich im Konsumieren, sei für andere Zeitalter fraglich.
Für die Beantwortung dieser Frage ist es möglich mehrere Betrachtungsweisen in Erwägung zu ziehen.
1. Punkt: Mit Sicherheit kann man von einer Sonderstellung des Menschen im Tierreich sprechen. Durch seinen aufrechten Gang und damit seine zum Greifen freien Hände sowie sein großes Gehirn ermöglichen ihm den Umgang mit Gegenständen. Sein differenziertes Ausdrucksverhalten z.B und vor allem mittels der Sprache führen so zu komplexen Gesellschaftlichen Verhaltensweisen und dem entstehen von Kultur (Entdeckung des Feuers).
2. Punkt: In der Analyse seines geistigen Wesen stellt sich außerdem folgendes Aggregat von Eigenschaften heraus. Sein freier Wille und damit seine grundsätzliche Weltoffenheit ermöglichen es ihm sich zu Entscheiden. Damit stehen ihm Möglichkeiten offen die er wählen kann.
3. Punkt: Bereits in der Bibel im Buch Genesis steht geschrieben (Gen 1,26-28), "Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie und waltet über ... alle Tiere..."
Damit ist wohl der Mensch auch bezeichnet als Krone der Schöpfung gemeint, der intelligenter und geschickter als alle anderen Tiere.
4. Punkt: in einer Stufenleiter vom niederen zum höheren Wesen der Lebensformen (Mikroorganismen, Pilze, Pflanzen, Tiere und Affen) steht der Mensch an der Spitze der Systematik. Als Leerstelle zwischen den Affen (mit Selbstbewusstsein und Werkzeuggebrauch ausgestattet) und dem Göttlichen (unsterblich und allwissend) ist sein Wesen, das des Menschen offen. Er weiß, nicht wer er ist bzw. 'er weiß dass er ein Tier ist und damit ist er keines mehr'.
5. Punkt: Wie das Leben eines Menschen sich nun im genaueren vollzieht lässt sich nur feststellen, wenn man innerhalb der Gesellschaft 'historisch und struktrell' genau definiert wann, welches Leben, in welchem Stand, in welcher Klasse gemeint sein könnte. Im allgemeinen kann man nach Adorno und Marx im übertragenden Sinne sagen: der Mensch ist Arbeiter als Teil der Produktivkräfte. Ob allerdings im Altertum in Mesopotamien als Bauer, zu Beginn der Neuzeit in Europas in der Industrialisierung an der Maschine oder Bergwerk oder heutzutage im Büro eines Medienunternehmens sei dahingestellt. Vor allem wie sich das Leben abgesehen von der Arbeit gestalten lässt, heutzutage mit Kino, Sport, so ganz grundsätzlich im Konsumieren, sei für andere Zeitalter fraglich.
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Ich denke die Frage nach dem Wesen und der Natur des Menschen ist nur möglich wenn ich gleichsam biologische, anthropologische und philosophische Aspekte, vielleicht auch theologische zusammen voneinander differenziert annehme, um die Fragestellung flächendeckend zu beantworten.
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Hier ein Vorschlag, der biologisch, anthropologisch, philosophisch, und theologisch ist, vermute ich: Der Mensch ist ein Lebewesen, das über sich selbst und seinen Platz in der Wirklichkeit nachdenken und sein Leben daran orientieren kann.
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Der Mensch ist keine Person.
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Dazu nur mal zu Info . Wenn man denn die Existenz des Menschen auf das Ziffernblatt einer Uhr abbildet , so begann , zumindest meines Wissens , dieses Altertum erst in etwa 10 min vor Zwölf. Der Mensch ist also für das , was daraufhin bis heute folgte nicht gemacht. . Es hätte dazu eigentlich eine weitere .. dem angepasste! .. biologische Evolution erfolgen müssen. So zumindest meine These ..CedJo hat geschrieben : ↑Mi 13. Dez 2023, 13:10Im allgemeinen kann man nach Adorno und Marx im übertragenden Sinne sagen: der Mensch ist Arbeiter als Teil der Produktivkräfte. Ob allerdings im Altertum in Mesopotamien als Bauer, zu Beginn der Neuzeit in Europas in der Industrialisierung an der Maschine oder Bergwerk oder heutzutage im Büro eines Medienunternehmens sei dahingestellt. Vor allem wie sich das Leben abgesehen von der Arbeit gestalten lässt, heutzutage mit Kino, Sport, so ganz grundsätzlich im Konsumieren, sei für andere Zeitalter fraglich.
Mein Fazit ..deutschlandfunkkultur.de hat geschrieben : Gehirne aus der Steinzeit
Haben wir Angst, schaltet unser Steinzeitgehirn automatisch in den Überlebensmodus. Der besteht aus genau zwei möglichen Reaktionen: kämpfen oder rennen. Das Angstgehirn versetzt unseren gesamten Körper in einen Alarmzustand, sodass wir schnell – aber eben unüberlegt – reagieren. Um uns am Leben zu halten, sind die Hirnregionen für langfristiges Planen entsprechend blockiert, wie bei einer Sackgasse ist die Zufahrt auf neuronaler Ebene gesperrt. ...Denn im Angesicht von Bär oder Löwe über den beruflichen oder privaten Zehn-Jahres-Plan nachzudenken, wäre wenig sinnvoll. ..
Doch um den großen Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen, brauchen wir vor allem eins: Eine Lang- oder mindestens mittelfristige Perspektive beziehungsweise Gehirne, die weiter als bis zur nächsten sicheren Höhle, dem nächsten Wahlsieg oder dem nächsten Shareholder-Meeting denken.
Der Mensch "ist" ab dem Altertum nicht mehr das , was er ist und zwar ein Jäger und Sammler bzw. Wild- und Feldbeuter.