Burkart hat geschrieben : ↑ Do 12. Jan 2023, 22:53
Tishk hat geschrieben : ↑ Do 12. Jan 2023, 18:25
Ein Gedanke ist eine mentale Repräsentation einer Idee oder eines Konzepts. Es kann eine Vorstellung, eine Überlegung oder ein Gefühl sein, das im Gehirn entsteht und durch die Verarbeitung von Informationen und Erfahrungen beeinflusst wird. Gedanken können bewusst oder unbewusst sein und können verbal oder nonverbal sein.
Können sich Gedanken fortpflanzen und weiterentwickeln? Sie bestehen ja nicht aus Materie...oder?
Nur methaporisch; Gedanken sind ja nichts Eigenständiges. Sie exististieren nur durch uns Denkende, z.B. uns Menschen; wir können Gedanken durch unser Denken natürlich weiterentwickeln.
Vielleicht kann man die Frage: "Was ist ein Gedanke" erst beantworten
nachdem man eine Vorstellung vom Denkprozess entwickelt hat.
Ein Versuch:
Mindestens drei Aspekte zählen zu dem, was als "Gedanke" bezeichnet werden könnte:
Es gibt einen Prozess; einen passiven Inhalt und das Gedächtnis.
Der Prozess ist die Verstandestätigkeit. Der passive Inhalt ist ein kurzfristig
stabiler Zustand des Arbeitsgedächtnisses. Dieser Zustand ist die Proposition,
an der sich der Denkprozess "abarbeitet".
Gesteuert wird dieser Denkprozess vom Gedächtnis, indem es eine Abfolge
von Denkakten initiiert, die seine Instrumente sind. Denn es kennt das Ziel
und die Instrumente, um den Prozess in eine gewünschte Richtung abzuwickeln.
Mit jedem dieser Denkakte wird eine Kopie dieses Zustands angefertigt,
wobei etwas weggelassen oder hinzugefügt wird. Das ist dann ein zielorientiert
modifiziertes Nachfolgemodell von der Ursprünglichen Proposition,
und wiederum "statischer" Zustand.
Dieser Prozess wiederholt sich so lange, bis das Ergebnis mit dem Ziel
übereinzustimmen scheint.
Das Ergebnis, wiederum eine stabile Proposition, hat sich dann inhaltlich
von der Ursprünglichen entfernt.
Die Annahme einer Abfolge von diskreten, kurzfristig stabilen und modifizierten
"Kopien" der Zustände ist notwendig, da sich ein Denkprozess immer auch
durch den Rückgriff auf das, was er gerade gedacht hat, auf Kurs hält.
Denkprozesse sind rekursive Vorgänge, und eine Veränderung an der Ausgangsproposition
führt zum Abbruch oder zu Fehlern in der Gedankenführung und auch im Verhalten.
Wer kennt das nicht, wenn man auf dem Weg vom Zimmer zur Küche vergessen hat,
was man da wollte. Vielleicht weil es eine kurze Ablenkung gab. In diesem Fall ist die
ursprüngliche Absicht, die auch nur eine Proposition ist, durch Störungen überlagert worden.
Oder schlimmer, wenn man bevor, oder noch während man spricht, vergisst was man sagen wollte.
Dann ging dieser Rückgriff ins Leere oder etwas unsinniges.
Das ist natürlich eine sehr vereinfachte Darstellung des Denkprozesses
da noch viel mehr Einflüsse das Ergebnis eines Denkprozesses
mitbestimmen. Aber es beschreibt schon mal einen wichtigen Aspekt,
da es hier nicht darum geht welche Einflüße den Inhalt eines Denkprozesses
mitbestimmen.
Was könnte man nun aus diesem Modell extrahieren, das als "Gedanke"
bezeichnet werden könnte?
Dafür bieten sich die kurzfristig stabilen Zustände des
Arbeitsgedächtnisses an. Denn diese sind es, die wir als
sinnhafte oder bildhafte mentale Objekte wahrnehmen.
Aber die auch als langfristige Zustände im Gedächtnis
bleiben können.
P.S: Das ist zwar nur meine Ansicht, aber ich war dabei gewesen als ich sie
formuliert habe. Ausgangsproposition war die Frage: "Was ist ein Gedanke?"
