Donald Davidson hat geschrieben : Ein Urteil ist objektiv, wenn es wahr oder falsch oder möglicherweise keins von beidem ist, der Wahrheitswert (wahr, falsch oder keins von beidem) aber feststeht. Der Wahrheitswert des Urteils ist unabhängig von der Person des Urteilenden sowie von der Gesellschaft oder Zeit, in der er lebt. Der Wahrheitswert eines Urteils hängt nur von zweierlei ab: den Tatsachen und dem Inhalt des Urteils [...]"
Der Begriff "objektiv" ist meines Erachtens brauchbarer als der Begriff "subjektiv". Ob man Spaghetti mit roter Soße lieber mag als mit Sahnesoße, könnte man eventuell als "subjektiv" bezeichnen, auch wenn das für mich mehr als seltsam klingt. Unser phänomenales Bewusstsein, also das "Wie es ist", könnte man "subjektiv" nennen, aber auch das klingt für mich seltsam. Aber als Fachbegriff könnte es funktionieren. Jedenfalls sollte man diese beiden Formen von "Subjektivität" nicht verwechseln. In der Philosophie hat sich seit John Searle die Unterscheidung zwischen "epistemischer Subjektivität" und "ontologischer Subjektivität" eingebürgert.
Ein Beispiel für "ontologische Subjektivität": Ich kneife mich mit der rechten Hand in die linke. Dieser Vorgang wird mir bewusst, indem ich ihn als leichten Schmerz empfinde. Schmerz existiert aber nur insofern, als er von jemandem (einem "Subjekt") empfunden wird, das könnte man subjektiv nennen. Der amerikanische Philosoph John Searle spricht deshalb von einer "subjektiven Ontologie". Damit ist zugleich gesagt, dass der Schmerz objektiv ist, dass es ihn wirklich gibt. Ein Beispiel für "epistemische Subjektivität" wäre dann die Spaghettisoße oder dergleichen.
Als Karikatur: Es gibt wahrscheinlich auch Leute, die sagen würden, dass die Körpergröße subjektiv ist. Denn wenn man sie misst, kommt bei jedem etwas anderes heraus :-) Manche würden sogar sagen, sie sei relativ, sogar kulturrelativ, denn schließlich hängt die gemessene Zahl vom Maßsystem ab. Das wäre lustig, wenn es nicht traurig wäre.