Erscheinung und Wirklichkeit

Dieses Unterforum beschäftigt sich mit dem Umfang und den Grenzen der menschlichen Erkenntnisfähigkeit sowie um die speziellen Gesichtspunkte des Systems der modernen Wissenschaften.
Nauplios

Do 27. Okt 2022, 19:20

Timberlake hat geschrieben :
Do 27. Okt 2022, 17:02

Bin mal gespannt , ob wenigstens das "verstanden" wird. Wenn nicht, so ist wohl davon aus zu gehen , dass mit Kant , hier zum Thema "Erscheinung und Wirklichkeit" kein Blumentopf zu gewinnen ist. Was mich zumindest im Hinblick auf Nauplios , doch schon sehr wundert. Möglicherweise sieht er darin statt Blumen nur Unktraut. Für jemanden , der auf "Blumen"berg steht , wiederum nicht verwunderlich. ;)
An anderer Stelle hab' ich das schon mal erzählt und laufe damit Gefahr, mich wie ein Opa zu wiederholen, der von Früher berichtet. Alle wissen es längst und verdrehen die Augen. Sei's drum:

Wir Studenten lagen in unserem persönlichen Tun und Lassen Hans Blumenberg nicht am Herzen. Und dennoch hat er in seine Vorlesungen Winke eingestreut, die nicht zu überhören waren: "Lesen Sie täglich einen Abschnitt aus Kants Kritik der reinen Vernunft, meine Damen und Herren! Schreiben Sie einen Tag später aus dem Gedächtnis auf, was Sie davon behalten haben. Dann vergleichen Sie es mit dem Originaltext. Arbeiten Sie auf diese Weise die gesamte Kritik durch! (*allgemeines Gelächter*). Ich verstehe Ihre Heiterkeit. Machen Sie's trotzdem!"

Mit Kant "keinen Blumentopf gewinnen" ... "Möglicherweise sieht er darin nur Unkraut".

Unkraut ist das, was du rauchst und was dir offensichtlich den Verstand vernebelt.




Benutzeravatar
AufDerSonne
Beiträge: 1294
Registriert: Do 1. Sep 2022, 19:44

Do 27. Okt 2022, 19:29

Ja, gut, aber Raum und Zeit gehören in eine Diskussion über die Wirklichkeit dazu.
Also ich habe nicht den Mut, die ganze Physik über Bord zu werfen, bei der nun einmal Raum und Zeit nach wie vor elementar sind.
Und unter der Annahme der Richtigkeit des Satzes, dass die Physik die Wirklichkeit beschreiben soll.



Ohne Gehirn kein Geist!

Benutzeravatar
AufDerSonne
Beiträge: 1294
Registriert: Do 1. Sep 2022, 19:44

Do 27. Okt 2022, 20:31

Na gut, wieder einmal sagt niemand was. Da nehme ich es mir heraus etwas zu sagen, was ich gerade will.
Ja klar, man muss sich ja zuerst wieder sammeln, über das Geschriebene nachdenken, das verstehe ich ja. Ich bin halt nicht so.
Ich reagiere lieber sofort oder gar nicht.

Die Wirklichkeit und die Physik lassen sich nicht trennen. Wenn die Philosophie über die Wirklichkeit etwas herausfinden will, dann braucht sie also die Physik. Oder der Philosoph ist per Zufall auch ein Physiker.
In einem gewissen Sinne sollte er das sein, wenn er etwas über die Wirklichkeit erfahren will. Physik wiederum braucht Mathematik. Die meisten Physiker sind ja tatsächlich auch ein bisschen Mathematiker.
Insgesamt wären Philosophie, Physik und Mathematik ein harmonisches Dreigespann, wenn da nicht eine Kluft wäre zwischen Philosophie und Physik. Wieso gibt es da eine Schlucht zwischen beiden und keine Brücke?
Es könnt einmal damit zu tun haben, dass Physiker eine viel strengere Vorstellung von Begriffen haben als Philosophen. In der Physik kann man nicht schnell einmal einen Begriff so oder anders brauchen. Nein, man braucht ihn immer genauso wie er gemeint ist.
Dann könnte ich mir vorstellen, dass auch die unterschiedliche Vorstellung von Materie ein Grund ist für diese Schlucht. Da kommt dann auch die Kausalität ins Spiel.
Die Quantenmechanik scheint mir auf diesem Gebiet mehr Verwirrung zu stiften als Klarheit, also wenn es um Materie geht. Wie kennen wir Materie aus dem Alltag? Sie hat ein Gewicht. Ist schwer.

Ich werfe nun den Philosophen vor, dass sie mehr träumen als die Physiker und auch mehr als die normalen Menschen, also Durchschnittsmenschen.
Das kommt daher, dass sie die Existenz von materiellen Gegenständen zu einer problematischen macht und auch über Raum und Zeit sich zu wenig Gedanken macht. Eigentlich zu viel, anstatt einfach hinzunehmen, was gegeben ist.
Und zudem den Alltag oft meint vernachlässigen zu können. Dabei ist das klare Denken (in der Physik) nur eine systematischere Form des Alltagsdenkens. Der Alltag steht bisher leider nicht in den Büchern. Aber mit der Physik werden wir im Alltag sehr oft konfrontiert. Nach wie vor fällt alles zu Boden usw...



Ohne Gehirn kein Geist!

Timberlake
Beiträge: 2409
Registriert: Mo 16. Mai 2022, 01:29
Wohnort: Shangrila 2.0

Do 27. Okt 2022, 22:19

Nauplios hat geschrieben :
Do 27. Okt 2022, 19:20
Timberlake hat geschrieben :
Do 27. Okt 2022, 17:02

Bin mal gespannt , ob wenigstens das "verstanden" wird. Wenn nicht, so ist wohl davon aus zu gehen , dass mit Kant , hier zum Thema "Erscheinung und Wirklichkeit" kein Blumentopf zu gewinnen ist. Was mich zumindest im Hinblick auf Nauplios , doch schon sehr wundert. Möglicherweise sieht er darin statt Blumen nur Unktraut. Für jemanden , der auf "Blumen"berg steht , wiederum nicht verwunderlich. ;)
An anderer Stelle hab' ich das schon mal erzählt und laufe damit Gefahr, mich wie ein Opa zu wiederholen, der von Früher berichtet. Alle wissen es längst und verdrehen die Augen. Sei's drum:

Wir Studenten lagen in unserem persönlichen Tun und Lassen Hans Blumenberg nicht am Herzen. Und dennoch hat er in seine Vorlesungen Winke eingestreut, die nicht zu überhören waren: "Lesen Sie täglich einen Abschnitt aus Kants Kritik der reinen Vernunft, meine Damen und Herren! Schreiben Sie einen Tag später aus dem Gedächtnis auf, was Sie davon behalten haben. Dann vergleichen Sie es mit dem Originaltext. Arbeiten Sie auf diese Weise die gesamte Kritik durch! (*allgemeines Gelächter*). Ich verstehe Ihre Heiterkeit. Machen Sie's trotzdem!"


Mit Kant "keinen Blumentopf gewinnen" ... "Möglicherweise sieht er darin nur Unkraut".

Unkraut ist das, was du rauchst und was dir offensichtlich den Verstand vernebelt

Was ja dann so viel heißt , dass man nach Ansicht von Blumenberg Kants "Kritik der reinen Vernunft" getrost durch die Pfeife rauchen kann. In diesem Sinne hast du wohl so unrecht damit nicht , dass ich mit dem , was ich da diesbezüglich an Unkraut rauche , mir offensichtlich meinen Verstand verneble.
  • Höhlenausgänge
    Blumenbergs Höhlenausgänge haben ihre Stelle im Entwurf einer Theorie der Unbegrifflichkeit, die sich mit der Identifizierung von Philosophie und Abstraktion nicht abfinden lassen will. Dabei ist weder an eine Gegenwelt noch an eine Unterwelt zur Rationalität zu denken: Die Arroganz des Begriffs gegenüber der Anschauung, der Deduktion gegenüber der Beschreibung wird auf ihr Maß »reduziert«, das im Anlehnungsbedürfnis aller theoretischen Begrifflichkeit an imaginative - mythische, metaphorische, narrative - Orientierungen besteht.
Vielleicht sollte ich mal zur Abwechselung mir meine Pfeife mit Blumenbergs "Höhlenausgänge" stopfen. Ob dieses Kraut , im Vergleich zu Kants "Unkraut" mir meinen Verstand wieder klar macht, würde ich allerdings in Anbetracht dieser Beschreibung bezweifeln wollen. Nur mal zum Vergleich ..
  • Kritik der reinen Vernunft
    Die Kritik der reinen Vernunft (KrV; im Original Critik der reinen Vernunft) ist das erkenntnistheoretische Hauptwerk des Philosophen Immanuel Kant, in dem er den Grundriss für seine Transzendentalphilosophie liefert. Die KrV wird als eines der einflussreichsten Werke in der Philosophiegeschichte betrachtet und kennzeichnet einen Wendepunkt und den Beginn der modernen Philosophie.
Zuletzt geändert von Timberlake am Do 27. Okt 2022, 22:50, insgesamt 2-mal geändert.




Benutzeravatar
NaWennDuMeinst
Beiträge: 4640
Registriert: Sa 30. Mai 2020, 12:37

Do 27. Okt 2022, 22:21

Manche Leute hören sich selber einfach gerne reden.



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

Benutzeravatar
AufDerSonne
Beiträge: 1294
Registriert: Do 1. Sep 2022, 19:44

Do 27. Okt 2022, 22:26

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Do 27. Okt 2022, 22:21
Manche Leute hören sich selber einfach gerne reden.
Was hast du gesagt? :lol:



Ohne Gehirn kein Geist!

Timberlake
Beiträge: 2409
Registriert: Mo 16. Mai 2022, 01:29
Wohnort: Shangrila 2.0

Do 27. Okt 2022, 22:33

AufDerSonne hat geschrieben :
Do 27. Okt 2022, 19:29
Ja, gut, aber Raum und Zeit gehören in eine Diskussion über die Wirklichkeit dazu.
Also ich habe nicht den Mut, die ganze Physik über Bord zu werfen, bei der nun einmal Raum und Zeit nach wie vor elementar sind.
Und unter der Annahme der Richtigkeit des Satzes, dass die Physik die Wirklichkeit beschreiben soll.
um einmal dazu nochmal Kant zu zitieren ..
  • Von dem Unterschiede der reinen und empirischen Erkenntnis
    Daß alle unsere Erkenntnis mit der Erfahrung anfange, daran ist gar kein Zweifel; denn wodurch sollte das Erkenntnisvermögen sonst zur Ausübung erweckt werden, geschähe es nicht durch Gegenstände, die unsere Sinne rühren und teils von selbst Vorstellungen bewirken, teils unsere Verstandestätigkeit in Bewegung bringen, diese zu vergleichen, sie zu verknüpfen oder zu trennen, und so den rohen Stoff sinnlicher Eindrücke zu einer Erkenntnis der Gegenstände zu verarbeiten, die Erfahrung heißt?
    Kant .. Kritik der reinen Vernunft

Die Erkenntnis von Raum und Zeit werden uns lt. Kant durch die Erfahrung gegeben.
  • Von dem Unterschiede der reinen und empirischen Erkenntnis
    Es ist also wenigstens eine der näheren Untersuchung noch benötigte und nicht auf den ersten Anschein sogleich abzufertigende Frage: ob es ein dergleichen von der Erfahrung und selbst von allen Eindrücken der Sinne unabhängiges Erkenntnis gebe. Man nennt solche Erkenntnisse a priori, und unterscheidet sie von den empirischen, die ihre Quellen a posteriori, nämlich in der Erfahrung, haben.
    Kant .. Kritik der reinen Vernunft


Was würdest du denn meinen , kann es Raum und Zeit von der o.g. Erfahrung und selbst von allen Eindrücken der Sinne unabhängig geben , so das man sie a priori nennen kann ? Nur mal zum Vergleich bzw. zur Erklärung , im Unterschied zu empirischen Erkenntnissen , die ihre Quellen a posteriori in der Erfahrung, haben. ...
  • So sagt nun von jemand, der das Fundament seines Hauses untergrub: er konnte es a priori wissen, daß es einfallen würde, d.i. er durfte nicht auf die Erfahrung, daß es wirklich einfiele, warten. Allein gänzlich a priori konnte er dieses doch auch nicht wissen. Denn daß die Körper schwer sind, und daher, wenn ihnen die Stütze entzogen wird, fallen, mußte ihm doch zuvor durch Erfahrung bekannt werden.
    Kant .. Kritik der reinen Vernunft
Zuletzt geändert von Timberlake am Do 27. Okt 2022, 23:01, insgesamt 1-mal geändert.




Benutzeravatar
AufDerSonne
Beiträge: 1294
Registriert: Do 1. Sep 2022, 19:44

Do 27. Okt 2022, 22:54

Timberlake hat geschrieben :
Do 27. Okt 2022, 22:33

  • Von dem Unterschiede der reinen und empirischen Erkenntnis
    Es ist also wenigstens eine der näheren Untersuchung noch benötigte und nicht auf den ersten Anschein sogleich abzufertigende Frage: ob es ein dergleichen von der Erfahrung und selbst von allen Eindrücken der Sinne unabhängiges Erkenntnis gebe. Man nennt solche Erkenntnisse a priori, und unterscheidet sie von den empirischen, die ihre Quellen a posteriori, nämlich in der Erfahrung, haben.
    Kant .. Kritik der reinen Vernunft

Vor Kepler wusste niemand, auf was für Bahnen sich die Planeten bewegen. Niemand auf der Erde konnte diese Kenntnis aus Erfahrung wissen. Wie denn auch?
Kepler hat durch schwierige Forschungen herausgefunden, dass sich die Planeten auf Ellipsenbahnen bewegen müssen.
Jetzt meine Frage. Wäre das nach Kant eine reine oder eine empirische Erkenntnis?



Ohne Gehirn kein Geist!

Timberlake
Beiträge: 2409
Registriert: Mo 16. Mai 2022, 01:29
Wohnort: Shangrila 2.0

Do 27. Okt 2022, 23:13

AufDerSonne hat geschrieben :
Do 27. Okt 2022, 22:54
Timberlake hat geschrieben :
Do 27. Okt 2022, 22:33

  • Von dem Unterschiede der reinen und empirischen Erkenntnis
    Es ist also wenigstens eine der näheren Untersuchung noch benötigte und nicht auf den ersten Anschein sogleich abzufertigende Frage: ob es ein dergleichen von der Erfahrung und selbst von allen Eindrücken der Sinne unabhängiges Erkenntnis gebe. Man nennt solche Erkenntnisse a priori, und unterscheidet sie von den empirischen, die ihre Quellen a posteriori, nämlich in der Erfahrung, haben.
    Kant .. Kritik der reinen Vernunft

Vor Kepler wusste niemand, auf was für Bahnen sich die Planeten bewegen. Niemand auf der Erde konnte diese Kenntnis aus Erfahrung wissen. Wie denn auch?
Kepler hat durch schwierige Forschungen herausgefunden, dass sich die Planeten auf Ellipsenbahnen bewegen müssen.
Jetzt meine Frage. Wäre das nach Kant eine reine oder eine empirische Erkenntnis?
Weil dazu .. zuvor! .. a prio eine Erkenntnis der Schwerkraft vorliegen musste , handelt es sich dabei ganz klar eine empirische Erkenntnis.
  • Die empirische Allgemeinheit ist also nur eine willkürliche Steigerung der Gültigkeit, von der, welche in den meisten Fällen, zu der, die in allen gilt, wie z.B. in dem Satze: alle Körper sind schwer; wo dagegen strenge Allgemeinheit zu einem Urteile wesentlich gehört, da zeigt diese auf einen besonderen Erkenntnisquell desselben, nämlich ein Vermögen des Erkenntnisses a priori. Notwendigkeit und strenge Allgemeinheit sind also sichere Kennzeichen einer Erkenntnis a priori, und gehören auch unzertrennlich zu einander.
    Kant .. Kritik der reinen Vernunft

Wir sprechen dabei von einer "willkürliche Steigerung der Gültigkeit" der reinen Erkenntnis , das a priori. alle Körper schwer sind. Das sich die Planeten auf Ellipsenbahnen bewegen müssen , ist .. wenn man man so will .. eine "Besonderheit" , der Allgemeinheit und der Notwendigkeit der Schwerkraft.
AufDerSonne hat geschrieben :
Do 27. Okt 2022, 20:31

Insgesamt wären Philosophie, Physik und Mathematik ein harmonisches Dreigespann, wenn da nicht eine Kluft wäre zwischen Philosophie und Physik. Wieso gibt es da eine Schlucht zwischen beiden und keine Brücke?
  • "Mathematik und Physik sind die beiden theoretischen Erkenntnisse der Vernunft, welche ihre Objekte a priori bestimmen sollen, die erstere ganz rein, die zweite wenigstens zum Teil rein, denn aber auch nach Maßgabe anderer Erkenntnisquellen als der der Vernunft"
    Kant .. Kritik der reinen Vernunft


.. wobei die Mathematik und Physik die Objekte auf den Ellipsenbahnen a priori bestimmen sollen. und Kants Philosophie baut uns dazu , wie hier beschrieben , eine Brücke.

Nur mal zum Vergleich ...
  • Höhlenausgänge
    Blumenbergs Höhlenausgänge haben ihre Stelle im Entwurf einer Theorie der Unbegrifflichkeit, die sich mit der Identifizierung von Philosophie und Abstraktion nicht abfinden lassen will. Dabei ist weder an eine Gegenwelt noch an eine Unterwelt zur Rationalität zu denken: Die Arroganz des Begriffs gegenüber der Anschauung, der Deduktion gegenüber der Beschreibung wird auf ihr Maß »reduziert«, das im Anlehnungsbedürfnis aller theoretischen Begrifflichkeit an imaginative - mythische, metaphorische, narrative - Orientierungen besteht.
Eigentlich wäre nach dieser Beschreibung der Titel "Höhleneingänge" zutreffender. Eine Brücke , hin zur Mathematik und Physik sieht sicherlich anders aus.
Zuletzt geändert von Timberlake am Do 27. Okt 2022, 23:40, insgesamt 6-mal geändert.




Benutzeravatar
AufDerSonne
Beiträge: 1294
Registriert: Do 1. Sep 2022, 19:44

Do 27. Okt 2022, 23:26

Timberlake hat geschrieben :
Do 27. Okt 2022, 23:13
Weil dazu .. zuvor! .. a prio eine Erkenntnis der Schwerkraft vorliegen musste , handelt es sich dabei ganz klar eine empirische Erkenntnis.
Jetzt müssen wir aufpassen. Das Gesetz der Schwerkraft wurde erst nach Kepler von Newton entdeckt. Also das Gravitationsgesetz.
Kepler hat eigentlich nur gewusst, dass die Planeten irgendwie um die Sonne "kreisen". Soviel ich weiß, ging er dann mehr von geometrischen Überlegungen aus.

Den letzten Satz von Kant verstehe ich noch nicht ganz.

Ich denke, wir können auf rein theoretischem Weg zu neuen Erkenntnissen kommen. Aber so ganz ohne Erfahrungen geht es wohl auch nicht.



Ohne Gehirn kein Geist!

Nauplios

Fr 28. Okt 2022, 00:07

Timberlake hat geschrieben :
Do 27. Okt 2022, 22:19
Nauplios hat geschrieben :
Do 27. Okt 2022, 19:20
Timberlake hat geschrieben :
Do 27. Okt 2022, 17:02

Bin mal gespannt , ob wenigstens das "verstanden" wird. Wenn nicht, so ist wohl davon aus zu gehen , dass mit Kant , hier zum Thema "Erscheinung und Wirklichkeit" kein Blumentopf zu gewinnen ist. Was mich zumindest im Hinblick auf Nauplios , doch schon sehr wundert. Möglicherweise sieht er darin statt Blumen nur Unktraut. Für jemanden , der auf "Blumen"berg steht , wiederum nicht verwunderlich. ;)
An anderer Stelle hab' ich das schon mal erzählt und laufe damit Gefahr, mich wie ein Opa zu wiederholen, der von Früher berichtet. Alle wissen es längst und verdrehen die Augen. Sei's drum:

Wir Studenten lagen in unserem persönlichen Tun und Lassen Hans Blumenberg nicht am Herzen. Und dennoch hat er in seine Vorlesungen Winke eingestreut, die nicht zu überhören waren: "Lesen Sie täglich einen Abschnitt aus Kants Kritik der reinen Vernunft, meine Damen und Herren! Schreiben Sie einen Tag später aus dem Gedächtnis auf, was Sie davon behalten haben. Dann vergleichen Sie es mit dem Originaltext. Arbeiten Sie auf diese Weise die gesamte Kritik durch! (*allgemeines Gelächter*). Ich verstehe Ihre Heiterkeit. Machen Sie's trotzdem!"


Mit Kant "keinen Blumentopf gewinnen" ... "Möglicherweise sieht er darin nur Unkraut".

Unkraut ist das, was du rauchst und was dir offensichtlich den Verstand vernebelt

Was ja dann so viel heißt , dass man nach Ansicht von Blumenberg Kants "Kritik der reinen Vernunft" getrost durch die Pfeife rauchen kann.
Die Empfehlung, sich mit Kant zu beschäftigen, bedeutet das genaue Gegenteil. Blumenberg knüpft in seinen Schriften mehrfach in systematischer Hinsicht an den Paragraphen 59 der Kritik der Urteilskraft an. Er reformuliert die Großfragen Kants (Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch?) so:

"Was war es, was wir wissen wollten?"

"Was war es, was wir erhoffen durften?"

"Welches war die Welt, die man haben zu können glaubte?"

"Wie ist der Mensch möglich?"

Das ist eine deutliche Anlehnung an Kant.

Gerade gestern schrieb ich an Eiwa:
Nauplios hat geschrieben :
Do 27. Okt 2022, 14:08

Solides Erlernen von Grundlagen, Vertrautwerden mit Grundtexten der Philosophiegeschichte, historisch und systematisch, ist angesagt.
"Vertrautwerden mit Grundtexten der Philosophiegeschichte": geh' mal davon aus, daß die Kritik der reinen Vernunft dabei mitgemeint war.




Körper
Beiträge: 679
Registriert: Fr 18. Feb 2022, 20:14

Fr 28. Okt 2022, 18:36

AufDerSonne hat geschrieben :
Do 27. Okt 2022, 17:50
Das ist mir jetzt zu pingelig. Ich denke, wichtig sind erst einmal die menschlichen Handlungen, das, was der Mensch tut jeden Tag.
Wenn ich einem Kollegen einen Brief schreibe, dann interessiert, was ich geschrieben habe, nicht, welche Zelle wie reagiert hat.
Das kannst du gerne so machen.
Wenn es aber irgendwann um die "innere Vorstellungswelt" und "das Bewusstsein" des Menschen geht, dann erinnere dich einfach daran, dass auch Zellaktivität die Realität verändert, was wiederum die nächste Reaktion mit konstruiert.




Körper
Beiträge: 679
Registriert: Fr 18. Feb 2022, 20:14

Fr 28. Okt 2022, 18:56

Timberlake hat geschrieben :
Do 27. Okt 2022, 18:41
Dir ist doch wohl schon klar, dass du hier diesen Startpunkt ausblendest. Es sei dir allerdings unbenommen das , was die Stimulation auslöst , nachträglich zu ergänzen. Weil wir uns daraufhin mitten in einer unsinniger Ontologie befinden , dürfte ein Gegenstand schon mal dafür ausfallen.
Ich habe nicht über den Startpunkt gesprochen, weil ich das an anderer Stelle schon getan habe.
Bei Sinneszellen geht es um Wechselwirkungen. Das ist sozusagen die Einwirkung aus der Realität heraus.
Die Auswirkung an der Sinneszelle ist der nervöse Impuls bzw. besser: eine Impulssequenz.
Entscheidend ist, dass bei unterschiedlicher Einwirkung, die Impulssequenz unterschiedlich ist.

Eine Aussage über "Gegenstand" ist hier tatsächlich nicht angebracht.
Timberlake hat geschrieben :
Do 27. Okt 2022, 18:41
Was wäre denn , wenn wir mit der Realität starten ? Weil man die Wahrnehmung (teilweise) als unzulänglich in Bezug zur Realität erkennt, müsste man deshalb nicht auch von der Realität wegkommen? Um auf dein Beispiel mit den "schrägen Linien" zurück zu kommen. In der Realität sind da tatsächlich keine schrägen Linien. Das gilt aber auch für den Gegenstand. Wie in der Realität , so verlaufen auch beim Gegenstand, die Linien parallel.
Mit Realität zu starten, ist genau richtig, und zwar mit einzelnen Wechselwirkungen aus der Realität, also einem Realitäts-Anteil.
Das erklärt bereits die "schrägen Linien", denn das, was im Wahrnehmungsvorgang zur Verfügung steht, ist ein Realitäts-Anteil, der vom Wahrnehmenden aber als "die gesamte Realität" verwaltet werden muss, denn er hat ja nichts anderes.
Das, was wir bei den "schrägen Linien" zur Verfügung haben, ergibt unsere Überzeugung, dass eine lange Schräge vor uns liegt - ist aber halt nicht die ganze Realität.
Wichtig ist aber: es ist keine Schein-Realität, keine "andere Realität" und auch keine Repräsentation.
Realität konstruiert die Reaktion, aber es ist halt nur der einwirkende Realitäts-Anteil.




sybok
Beiträge: 374
Registriert: Mi 7. Sep 2022, 17:36

Fr 28. Okt 2022, 19:17

Nauplios hat geschrieben :
Do 27. Okt 2022, 14:43
sybok hat geschrieben :
Mi 26. Okt 2022, 22:43
Nauplios hat geschrieben :
Mi 26. Okt 2022, 17:07

Das ist aber am Ende ein schwieriges Terrain; die Forschungsgruppe Poetik und Hermeneutik hatte hier einen ihrer Schwerpunkte.
Wenn du mal Lust und Zeit hast, darüber noch zusätzlich ein, zwei Sätze zu verlieren, ich würde sie lesen.
Wir können das gerne auf einen späteren Zeitpunkt verlegen, etwa nach meiner REHA. Ich muß mich erst einmal wieder ein wenig in mein altes Leben zurückkämpfen. ;)
Ok :) . Gute Zeit in der REHA, schnelle und nachhaltige Genesung wünsch ich!
Nauplios hat geschrieben :
Do 27. Okt 2022, 15:03
viewtopic.php?f=6&t=1132&p=50173&hilit= ... ire#p50173

Zu Baudelaire habe ich tatsächlich noch "ein, zwei Sätze" gefunden.

Hier ein Aufsatz zu Baudelaire, der eine erste Hinführung zu Baudelaire Begriff der "modernité" ist:

"Avec Sa jambe de statue" - Baudelaires elliptische Ästhetik der Modernität
Oh, Danke. Werd ich mal durchgehen. (allerdings bin ich auch immer noch mit "Metapher, Kognition, künstliche Intelligenz" beschäftigt, da kommen vielleicht dann auch noch Fragen oder Kommentarwünsche ;) )




Nauplios

Sa 29. Okt 2022, 14:40

sybok hat geschrieben :
Fr 28. Okt 2022, 19:17

Ok :) . Gute Zeit in der REHA, schnelle und nachhaltige Genesung wünsch ich!
Vielen Dank! - Ich hoffe, daß was Nachhaltiges dabei herauskommt. ;)




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 28254
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 29. Okt 2022, 15:14

Erscheinung und Wirklichkeit
Erscheinung und Wirklichkeit sind kein Gegensatzpaar, sie sind gewissermaßen nicht auf derselben "logischen Ebene". Denn jede Erscheinung ist natürlich auch eine Wirklichkeit, aber nicht jede Wirklichkeit ist eine Erscheinung.




Benutzeravatar
AufDerSonne
Beiträge: 1294
Registriert: Do 1. Sep 2022, 19:44

Sa 29. Okt 2022, 15:59

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 29. Okt 2022, 15:14
Erscheinung und Wirklichkeit
Erscheinung und Wirklichkeit sind kein Gegensatzpaar, sie sind gewissermaßen nicht auf derselben "logischen Ebene". Denn jede Erscheinung ist natürlich auch eine Wirklichkeit, aber nicht jede Wirklichkeit ist eine Erscheinung.
Ja schon. Aber ist es nicht so gemeint, dass wir Menschen nur Erscheinungen "haben"? Also müssen wir doch damit arbeiten.
Und es geht ja darum, was in unseren Erscheinungen genau so ist wie in der Wirklichkeit. Wo können wir uns auf die Erscheinung verlassen.
Wann können wir sicher sein, dass es so auch in der Wirklichkeit ist.
Aber ich finde die Idee interessant, dass es in der Wirklichkeit Sachen geben könnte, die uns nicht erscheinen können? Was wären denn das für sonderbare Objekte?



Ohne Gehirn kein Geist!

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 28254
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 29. Okt 2022, 17:40

Wir haben in keiner Hinsicht "nur" Erscheinungen, sonst wären wir in jeder Hinsicht blind. Und darüber hinaus sind Erscheinungen selbst eine Wirklichkeit, indem wir Erscheinungen haben, haben wir Wirklichkeit.




Timberlake
Beiträge: 2409
Registriert: Mo 16. Mai 2022, 01:29
Wohnort: Shangrila 2.0

So 30. Okt 2022, 01:14

AufDerSonne hat geschrieben :
Do 27. Okt 2022, 23:26
Timberlake hat geschrieben :
Do 27. Okt 2022, 23:13
Weil dazu .. zuvor! .. a prio eine Erkenntnis der Schwerkraft vorliegen musste , handelt es sich dabei ganz klar eine empirische Erkenntnis.
Jetzt müssen wir aufpassen. Das Gesetz der Schwerkraft wurde erst nach Kepler von Newton entdeckt. Also das Gravitationsgesetz.
Kepler hat eigentlich nur gewusst, dass die Planeten irgendwie um die Sonne "kreisen". Soviel ich weiß, ging er dann mehr von geometrischen Überlegungen aus.

Den letzten Satz von Kant verstehe ich noch nicht ganz.

Ich denke, wir können auf rein theoretischem Weg zu neuen Erkenntnissen kommen. Aber so ganz ohne Erfahrungen geht es wohl auch nicht.
Respekt .. so viel Allgemeinwissen ist alles andere , als Selbstvetständlich .


Um einmal von den Erkenntnissen weg zu kommen. Was hätte denn deiner Meinung nach , im Sinne von a prio, Priorität ? Der Raum , die Zeit, die Schwerkraft auf der einen oder die drei Keplerschen Gesetze auf der anderen Seite ? Oder um es mal, mit der Überschrift dieses Threads zu formulieren. Was würde der eher Wirklichkeit und was eher der Erscheinung entsprechen?
Zuletzt geändert von Timberlake am So 30. Okt 2022, 02:11, insgesamt 1-mal geändert.




Timberlake
Beiträge: 2409
Registriert: Mo 16. Mai 2022, 01:29
Wohnort: Shangrila 2.0

So 30. Okt 2022, 01:22

Nauplios hat geschrieben :
Fr 28. Okt 2022, 00:07
Timberlake hat geschrieben :
Do 27. Okt 2022, 22:19
Nauplios hat geschrieben :
Do 27. Okt 2022, 19:20


An anderer Stelle hab' ich das schon mal erzählt und laufe damit Gefahr, mich wie ein Opa zu wiederholen, der von Früher berichtet. Alle wissen es längst und verdrehen die Augen. Sei's drum:

Wir Studenten lagen in unserem persönlichen Tun und Lassen Hans Blumenberg nicht am Herzen. Und dennoch hat er in seine Vorlesungen Winke eingestreut, die nicht zu überhören waren: "Lesen Sie täglich einen Abschnitt aus Kants Kritik der reinen Vernunft, meine Damen und Herren! Schreiben Sie einen Tag später aus dem Gedächtnis auf, was Sie davon behalten haben. Dann vergleichen Sie es mit dem Originaltext. Arbeiten Sie auf diese Weise die gesamte Kritik durch! (*allgemeines Gelächter*). Ich verstehe Ihre Heiterkeit. Machen Sie's trotzdem!"


Mit Kant "keinen Blumentopf gewinnen" ... "Möglicherweise sieht er darin nur Unkraut".

Unkraut ist das, was du rauchst und was dir offensichtlich den Verstand vernebelt

Was ja dann so viel heißt , dass man nach Ansicht von Blumenberg Kants "Kritik der reinen Vernunft" getrost durch die Pfeife rauchen kann.
Die Empfehlung, sich mit Kant zu beschäftigen, bedeutet das genaue Gegenteil.
Na dann frage ich mich doch "ernsthaft" , was es mit dem *allgemeinem Gelächter* und der Heiterkeit auf sich hat.




Antworten