Die Mereologie ist ein Teilgebiet der Ontologie, die sich mit allgemeinen Fragen der Existenz beschäftigt.
Was haben Doppelbrötchen damit tun?
Doppelbrötchen sind ein harmloses und simples Beispiel für mereologische Probleme.
https://www.spektrum.de/kolumne/das-dop ... ma/1701700
Warkus Welt
Das Doppelbrötchen-Dilemma
Wenn mir jemand am Frühstückstisch sagt, er habe noch »ein halbes Doppelbrötchen« übrig – meint er damit die vollständige Hälfte einer »Doppeleinheit« oder bloß die Hälfte der Hälfte (also ein Ober- oder Unterteil)? Ist mit »ein Doppelbrötchen« das komplette Backprodukt gemeint oder nur eine seiner aneinanderklebenden Hälften?
Beide Redeweisen lassen sich rechtfertigen: Die Hälfte eines kompletten Doppelbrötchens hat alle Eigenschaften eines »einfachen« Brötchens (flacher Boden, knuspriger, gewölbter Deckel, …). Sie ist ein Brötchen. Das Doppelbrötchen insgesamt, also die Zusammenstellung von zwei Hälften, wird in der Bäckerei als ein Stück verkauft und benimmt sich auch sonst wie ein einzelnes Brötchen, solange man es nicht auseinanderreißt. Es ist ebenfalls ein Brötchen. Ist ein Doppelbrötchen nun ein Brötchen oder zwei? Oder irgendwie beides.
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Die Frage, ob ein Doppelbrötchen ein einzelner Gegenstand ist oder in Wirklichkeit zwei Gegenstände, die irgendwie zusammengehören (wie ein Paar drahtlose Kopfhörer), ist eine Frage nach der Zusammensetzung eines Gegenstands.
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Auf allgemeinster Ebene klären zu wollen, was zu einem Gegenstand gehört, ist wesentlich schwieriger, als es sich anhört. Ist ein locker aufgetürmter Steinhaufen ein Gegenstand oder nur eine Gruppe mehrerer Gegenstände, die sich beieinander befinden? Ist der abschraubbare Deckel eines Salzstreuers ein Teil davon? Warum ist das Salz darin es nicht? Ist ein fest am Fuß sitzender Schuh Teil des Menschen, der ihn trägt? Wenn nein: Was unterscheidet den Schuh vom Schraubdeckel?
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Wenn die Philosophie darauf hinweist, dass es schwierig ist, für unsere allgemeinsten umgangssprachlichen Begriffe vollkommen allgemein gültige, präzise Definitionen zu finden, dann heißt dies nicht, dass wir sie nicht mehr verwenden dürften. Die allgemeine Schlussfolgerung, dass unser Denken selbst bei den einfachsten Angelegenheiten nicht so klar und problemlos ist, wie wir es gerne hätten, hat an sich schon einen Wert.