Steinmetz hat geschrieben : ↑ Fr 26. Aug 2022, 04:38
Kann denn die Bedeutung einem anderen Wahrnehmenden erklärt werden?
Klar, indem man den anderen Wahrnehmenden mit Anlässen zum Aufbauen der relevanten Zusammenhängen konfrontiert.
Das kann über Hilfsstrategien wie Schrift und Sprache erfolgen, es kann aber auch durch eine geeignete Situation erfolgen, in der er selbst auf die Zusammenhänge kommt.
Über das Heranwachsen wird der Körper (für sich selbst) zum Werkzeug um neue Zusammenhänge über die Umwelt zu erschliessen - durch Interaktion.
Es ist erstaunlich, was geschieht, wenn man diese Interaktion sehr früh blockiert:
Kätzchenexperiment
(das ist auch ein interessantes Experiment in Bezug auf ein Ziel ausgerichtet zu sein "Intentionalität", denn das aktive Kätzchen erschliesst sich ein Verstehen, von dem es gar nicht weiss, dass es um eine Zielgerichtetheit geht - das passive Kätzchen entwickelt keine "Intentionalität/Subjektivität" in Bezug auf das Gesehene - "Intentionalität" ist damit eher nicht vor dem Verstehen und auch nicht vor Intelligenz da)
Steinmetz hat geschrieben : ↑ Fr 26. Aug 2022, 04:38
Die Bedeutung eines Begriffs ist ja mit anderen Begriffen beladen, die dann wiederum eigene Bedeutungen haben etc.
Na, die Bedeutung des Begriffes sind die Zusammenhänge des Begriffes - bleiben wir bei deiner ursprünglichen Aussage.
Will man einen dieser Zusammenhänge erklären, greift man zu einer Menge an Zusammenhängen (Bedeutung), in der er eine zentrale Rolle einnimmt.
Wenn du dieses Konzept nachhaltig durchdenkst, wird dir auffallen, dass man eigentlich nie irgendwo ankommt.
Hier wird wieder die Interaktion mit der Umwelt wichtig, denn alles, was dort an Zusammenhängen erschlossen wird, wird als "phänomenal" (-> "Erleben") eingeordnet und nicht weiter aufgespalten.
Durch Interaktion/"Erleben" bilden wir die Überzeugung, "es verstanden zu haben".
Steinmetz hat geschrieben : ↑ Fr 26. Aug 2022, 04:38
Wenn ich also nun einen Begriff erkläre mit der Verknüpfung zu anderen Begriffen, dann übermittle ich ja letztlich nur eine Art Wegbeschreibung an jemanden, der sich nicht am selben Ort befindet wie ich. Wenn der Wahrnehmende der Beschreibung folgt, kommt er zwar an ein Ziel, ob dieses aber meiner Bedeutung nahe kommt ist fraglich und lässt sich umgekehrt ja auch nicht überprüfen. Denn, wird mir dann von dessen Seite eine Bedeutung erklärt spielt sich in mir das selbe ab.
Klar, in wieweit die Menge an Zusammenhängen, die der andere aufbaut, vergleichbar mit der eigenen Menge ist, kann nicht exakt bestimmt werden.
Oft gibt es Missverständnisse, aus denen dann hervorgeht, dass eine grosse Abweichung vorliegen muss.
Das zeigt aber auch, dass Bedeutung eher kein vom Wahrnehmenden unabhängiges "Ding" ist.
Steinmetz hat geschrieben : ↑ Fr 26. Aug 2022, 04:38
Anders wäre dies natürlich, wenn meine Begriffe aus genormten Erfahrungen bestehen könnte. Dies ist aber schon auf Grund der unterschiedlichen Körperlichkeit nicht der Fall. Die Umwelt, wie sie wirklich ist, nehmen wir in ihrer Gänze nicht wahr, da wir auf unsere Sinne beschränkt sind.
Ja schon, aber die körperliche Erfahrung bringt dennoch die grösste Übereinstimmung.
Dies liegt vielleicht auch daran, dass es der "Endpunkt" der Zusammenhangsammlung ist und nicht noch durch weiteres Erklären "belastet" wird.
Steinmetz hat geschrieben : ↑ Fr 26. Aug 2022, 04:38
Dann kommen noch schwierige Prädigatoren darauf wie "Flauschig" .
Bei diesen Prädigatoren kommt nun die oft erwähnte "Paradoxie des Haufens" zum Einsatz. Wenn ich die Paradoxie richtig verstanden habe. Wie viele Haare brauchtman für "Flauschigkeit". Irgendwo muss doch die Grenze liegen? Tut sie aber nicht. Das Problem haben wir bei unzähligen Möglichkeiten.
Das zeigt auch wieder, dass "Flauschig" nicht als Objekt zu behandeln ist, sondern es geht um Zusammenhänge, die der Wahrnehmende bei der Interaktion aufbaut.
Auslöser sind die Haareinwirkungen auf die taktilen Sensorzellen (sagen wir an der Hand).
Es müssen genügend Haare vorhanden sein, so dass die Sensorzellen eine flächige Einwirkung (samt Verlauf) in Reize umsetzen können.
Steinmetz hat geschrieben : ↑ Fr 26. Aug 2022, 04:38
Also ist Flauschigkeit, obwohl bei mir eine reale Empfindung, nicht als Begriff Übermittelbar.
Das gilt für alles "Erleben" - hier ist das Hoheitsgebiet der Interaktion.
Das ist nicht weiter erstaunlich, denn bei Interaktion ist der Körper automatisch ein Teil der aufgebauten Zusammenhänge.
Wird ein Begriff per Sprache oder Schrift erklärt, fehlen diese Zusammenhänge.
Sind sie aber ein notwendiger Teil des Begriffes (wie es bei "flauschig" der Fall ist), dann geht das nicht.
"Farbe" wäre ein anderes Beispiel (->
"Mary-Experiment").
Steinmetz hat geschrieben : ↑ Fr 26. Aug 2022, 04:38
Ich käme nun nicht zu dem Schluss, dass ein Zusammenhang eine Menge von Bedeutungen ist.
Nö, anders herum, Bedeutung ist eine Menge an Zusammenhängen

Du hast von einer "Wegbeschreibung" gesprochen.
Gehen wir bei Wahrnehmung von einer Reaktion aus, dann ist ein Zusammenhang sozusagen eine Art "Abbiegekonstellation" durch die eine andere Richtung eingeschlagen wird.