Künstliche Intelligenz

Es gibt heute kaum Bereiche des alltäglichen Lebens, die nicht in irgendeiner Weise mit dem World-Wide-Web zusammenhängen. Das Gleiche gilt für "künstliche Intelligenz". Was hat die Philosophie dazu zu sagen?
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NaWennDuMeinst
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Di 23. Aug 2022, 22:04

Lucian Wing hat geschrieben :
Di 23. Aug 2022, 21:23
Wir müssten die Verwendung des Begriffes der "Person" sowohl unter Identitätsgesichtspunkten als auch unter rechtlichen Gesichtspunkten klären. Zum Beispiel. Oder wir bleiben noch einmal bei Bedeutung und den anderen Begriffen.
Du hast das alles noch nicht richtig durchblickt.
Ein Computer kann lernen, denken, sprechen, ist intelligent und ist keine Sache einfach weil Burkart sich das wünscht.
Und weil nichts unmöglich ist. Flugzeuge gab es früher nicht und heute gibt es sie schliesslich.
So einfach ist das. Mehr Argumente braucht es ja nicht.
Warum nur will das hier keiner einsehen? Bornierte Bande.
:D



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

Burkart
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Di 23. Aug 2022, 22:47

Lucian Wing hat geschrieben :
Di 23. Aug 2022, 21:23
Burkart hat geschrieben :
Di 23. Aug 2022, 19:44
Lucian Wing hat geschrieben :
Di 23. Aug 2022, 19:28


Burkart, was sollen diese Strohmänner? Bei mir steht klipp und klar: Was nicht lebt, ist eine Sache. Impliziert das irgendwie, Tiere seien Sachen?

Ich bitte um ein bisschen Diskussionskultur. Wir werden uns nicht einig, aber trotzdem kann man Begriffe klären, ohne solche Einwürfe wie Flossen oder Elefantenrüssel und jetzt diesen Tiere-Strohmann.
Ich kenne keine "Strohmänner". Ich wollte nur darauf hinweisen, dass der Mensch gerne Vieles nur als Sachen ansiehst, was ist daran bitte verkehrt?
Dass du keine Gründe nennen magst, warum man einer Sache einen Personenstatus einräumen sollte.
Das stimmt nicht, nur hattest du da im vorigen Beitrag auch nicht danach gefragt.
Ich hatte schon darauf hingewiesen, dass Verantwortung in interessanter Punkt ist. Wer soll wann Verantwortung haben bzw. tragen? Wann die ursprünglichen Entwickler, wann z.B. ein Trainer/Lehrer? Und was hieße es überhaupt, einer KI/Maschine Verantwortung zu übertragen?
Wir müssten die Verwendung des Begriffes der "Person" sowohl unter Identitätsgesichtspunkten als auch unter rechtlichen Gesichtspunkten klären. Zum Beispiel. Oder wir bleiben noch einmal bei Bedeutung und den anderen Begriffen.
Können wir gerne machen.
Aber du polemisierst lieber und fackelst Strohmänner ab.
Schaffst du es, dein Vorurteil zu überwinden?

Ein wichtiger Punkt ist, dass "Person" nicht absolut, sondern durch "künstliche Person" o.ä. abgeschwächt wird.



Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.

Steinmetz
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Di 23. Aug 2022, 23:15

Ein wichtiger Punkt ist, dass "Person" nicht absolut, sondern durch "künstliche Person" o.ä. abgeschwächt wird.
Müssen wir wirklich aufpassen. Es gibt ja auch die juristische Person, welche eine GmbH sein kann. Juristisch ist eine andere Sprache.




Steinmetz
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Di 23. Aug 2022, 23:23

Lucian Wing hat geschrieben :
Di 23. Aug 2022, 18:33
Steinmetz hat geschrieben :
Di 23. Aug 2022, 15:56

Der selbstlernende Akteur kann sich Intentionalität erschließen?
Das wäre dann Emergenz, weil das Prinzip des Selbstlernens ja bottom-up funktioniert.

Wenn ich ihn richtig verstehe, geht es ihm aber genau darum nicht. Ich komme auf seinen Beitrag an mich zurück.
Emergenz bringt mich Tatsächlich weiter. Danke dafür.




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AndreaH
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Mi 24. Aug 2022, 00:46

Timberlake hat geschrieben :
Mo 22. Aug 2022, 12:12

Eine komplett andere Richtung , im Sinne des Allgemeinen und damit lt. Hegel , dem Wesen des Menschen , kann erst dann eingeschlagen werden , wenn der Mensch , so wie von Nietzsche hier beschrieben , etwas über sich hinausschafft .
Mit dem etwas über sich hinausschaffen wäre dann nicht so weit weg, wenn der Mensch mit der KI zusammenwachsen würde. Dann wäre die KI in irgendeiner Form lebendig geworden und der Mensch hätte ein Upgrade seiner Holzveredelung auf ein neues Maximum erweitert. Ob das Holz dann noch immer krumm ist?! Das sollten wir dann die KI berechnen lassen. ;) :D




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AndreaH
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Mi 24. Aug 2022, 00:56

Nauplios hat geschrieben :
Di 23. Aug 2022, 17:20

Dabei wäre es lohnenswert, das Thema der Künstlichen Intelligenz im Zusammenhang einer Philosophie der Technik anzugehen, den Zoom von der Künstlichen Intelligenz aufzuweiten und die Technik nicht allein als einen gesonderten Gegenstandsbereich zu verstehen, sondern den geschichtlichen Prozess der Technisierung ins Auge zu fassen. In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts hat sich infolge der Technikkritik Heideggers, Günther Anders' u.a. eine Auffassung eingebürgert, die in der Technik ein Bedrohungsszenario für den Menschen gesehen hat - insbesondere auch unter dem Eindruck der beiden Atombomben-Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. Einen neuen Schub in diese Richtung hat dann 1979 das Erscheinen von Das Prinzip Verantwortung von Hans Jonas ausgelöst, ein Buch, das sich als eine Ethik für die technologische Zivilisation verstand. Die Technik ist schnell mit dem Zauberlehrlingssyndrom versehen oder man setzt ihr die Natur entgegen oder die Lebenswelt ... als Ergebnis einer "instrumentellen Vernunft" erweckt sie den Argwohn der Philosophen. - Selten wird in ihr ein Instrument der Selbstbehauptung des Menschen gesehen, gleichwohl sich ja die Frage aufdrängt, ob und wenn ja, welcher geistesgeschichtliche Verbund mit dem Beginn der Neuzeit diesbezüglich besteht. Auch auf die Reduktion der Technik auf das "Werkzeug" fällt von daher ein anderes Licht. -

Vielleicht kann man all das irgendwann mal etwas genauer beleuchten.
Warum irgendwann etwas genauer beleuchten, wenn sich nicht jetzt gerade der perfekte Zeitpunkt anbietet ?! ;)




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NaWennDuMeinst
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Mi 24. Aug 2022, 10:43

AndreaH hat geschrieben :
Mi 24. Aug 2022, 00:46
Timberlake hat geschrieben :
Mo 22. Aug 2022, 12:12

Eine komplett andere Richtung , im Sinne des Allgemeinen und damit lt. Hegel , dem Wesen des Menschen , kann erst dann eingeschlagen werden , wenn der Mensch , so wie von Nietzsche hier beschrieben , etwas über sich hinausschafft .
Mit dem etwas über sich hinausschaffen wäre dann nicht so weit weg, wenn der Mensch mit der KI zusammenwachsen würde. Dann wäre die KI in irgendeiner Form lebendig geworden und der Mensch hätte ein Upgrade seiner Holzveredelung auf ein neues Maximum erweitert. Ob das Holz dann noch immer krumm ist?! Das sollten wir dann die KI berechnen lassen. ;) :D
Worauf wollt ihr hier hinaus? Auf die Maschine als den besseren Menschen? Glaubt ihr das wirklich?



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Mi 24. Aug 2022, 21:29

Wolfgang Ertel und Ulrike Herrmann: Künstliche Intelligenz im taz lab 2021:



(Falls das von Interesse ist...)




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AndreaH
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Mi 24. Aug 2022, 22:27

Interessantes Video! Danke




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AndreaH
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Mi 24. Aug 2022, 22:31

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mi 24. Aug 2022, 10:43

Worauf wollt ihr hier hinaus? Auf die Maschine als den besseren Menschen? Glaubt ihr das wirklich?
Nein, es geht nicht darum, ob Maschinen die besseren Menschen wären.

NaWennDuMeinst, ehrlich gesagt möchte ich mit dir nicht mehr diskutieren. Ich finde die Art wie du hier manchmal im Forum mit anderen kommunizierst nicht in Ordnung. Es ist aber nur meine Haltung.
Es ist schade, denn in vielen  Threads finde ich deine Beträge auch sehr bereichernd. Aber wie gesagt, es interessiert mich nicht mehr mit dir zu kommunizieren.




Burkart
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Mi 24. Aug 2022, 23:59

Steinmetz hat geschrieben :
Di 23. Aug 2022, 23:15
Ein wichtiger Punkt ist, dass "Person" nicht absolut, sondern durch "künstliche Person" o.ä. abgeschwächt wird.
Müssen wir wirklich aufpassen. Es gibt ja auch die juristische Person, welche eine GmbH sein kann. Juristisch ist eine andere Sprache.
Klar, die unterschiedlichen Begriffe zur Person muss man sich ggf. klar vor Augen halten, wenn die Unterschiede im Kontext gerade wichtig sind.

Die Frage war hier halt, ob es irgendwann Sinn macht, einer KI einen anderen, "höheren" Status zuzuordnen als einem "völlig toten" Gegenstand ohne jegliche "Verantwortung" durch Interaktion mit der Umwelt. Z.B. wird man ein klassisches Auto sicher nicht analysieren, ob es Schuld an einem Unfall war (höchstens wegen technischer Fehler wie z.B. kaputte Bremsen); bei einem selbstfahrenden Auto kann eine Analyse aber wichtig sein, z.B. wegen Software-Problemen.



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Do 25. Aug 2022, 02:09

AndreaH hat geschrieben :
Mi 24. Aug 2022, 22:31
NaWennDuMeinst, ehrlich gesagt möchte ich mit dir nicht mehr diskutieren.
Kein Problem, ich denke das ist kein großer Verlust.



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Nauplios

Do 25. Aug 2022, 12:25

AndreaH hat geschrieben :
Mi 24. Aug 2022, 00:56
Nauplios hat geschrieben :
Di 23. Aug 2022, 17:20

Dabei wäre es lohnenswert, das Thema der Künstlichen Intelligenz im Zusammenhang einer Philosophie der Technik anzugehen, den Zoom von der Künstlichen Intelligenz aufzuweiten und die Technik nicht allein als einen gesonderten Gegenstandsbereich zu verstehen, sondern den geschichtlichen Prozess der Technisierung ins Auge zu fassen. In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts hat sich infolge der Technikkritik Heideggers, Günther Anders' u.a. eine Auffassung eingebürgert, die in der Technik ein Bedrohungsszenario für den Menschen gesehen hat - insbesondere auch unter dem Eindruck der beiden Atombomben-Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. Einen neuen Schub in diese Richtung hat dann 1979 das Erscheinen von Das Prinzip Verantwortung von Hans Jonas ausgelöst, ein Buch, das sich als eine Ethik für die technologische Zivilisation verstand. Die Technik ist schnell mit dem Zauberlehrlingssyndrom versehen oder man setzt ihr die Natur entgegen oder die Lebenswelt ... als Ergebnis einer "instrumentellen Vernunft" erweckt sie den Argwohn der Philosophen. - Selten wird in ihr ein Instrument der Selbstbehauptung des Menschen gesehen, gleichwohl sich ja die Frage aufdrängt, ob und wenn ja, welcher geistesgeschichtliche Verbund mit dem Beginn der Neuzeit diesbezüglich besteht. Auch auf die Reduktion der Technik auf das "Werkzeug" fällt von daher ein anderes Licht. -

Vielleicht kann man all das irgendwann mal etwas genauer beleuchten.
Warum irgendwann etwas genauer beleuchten, wenn sich nicht jetzt gerade der perfekte Zeitpunkt anbietet ?! ;)
Ich bin mir nicht ganz sicher, Andrea, ob Du meinst, "jetzt gerade" wäre doch der perfekte Zeitpunkt für eine genauere Beleuchtung oder ob Du das Gegenteil davon meinst. ;)




Nauplios

Do 25. Aug 2022, 12:48

Burkart hat geschrieben :
Di 23. Aug 2022, 19:19


Damit hast du recht, eine Metapher soll das wirklich nicht sein.

Ich sage nicht, dass Maschinen genau so lernen (müssen) wie Menschen, aber schon, dass sie auch real lernen können und nicht nur metaphorisch oder simuliert.
Vielleicht liegt hier ein Mißverständnis vor, Burkart. Ich meinte es so, daß der Gebrauch des Ausdrucks "Lernen", sofern er auf Maschinen über-tragen (meta-pherein) wird ein metaphorisches Sprechen ist. Was die Maschine macht, wenn sie "lernt": sie lernt. ;) Das macht sie dann ganz real im Rahmen ihrer Möglichkeiten.

Ich komm' deswegen drauf, weil Du ja den "Teddybären" und die "Glühbirne" angeführt hast, also ebenfalls figurative Ausdrücke. So wie diese Ausdrücke als bildliche akzeptiert sind, so hätte das Lernen der Maschine auch für mich Akzeptanz. Nur handelt es sich dann - eben wie bei "Glühbirne" oder "Briefkopf" u.ä. - auch beim "Lernen" der Maschine um eine metaphorische REDEweise, gleichwohl bei der Maschine REALE "Lernvorgänge" vonstatten gehen.
Zuletzt geändert von Nauplios am Do 25. Aug 2022, 13:07, insgesamt 1-mal geändert.




Nauplios

Do 25. Aug 2022, 13:07

A propos Glühbirne:

Das Gehirn braucht etwa 200 bis 400 Kilokalorien am Tag. Das entspricht etwa 30 Watt. Eine Glühbirne. ;)




Körper
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Do 25. Aug 2022, 14:14

Steinmetz hat geschrieben :
Di 23. Aug 2022, 23:23
Emergenz bringt mich Tatsächlich weiter. Danke dafür.
Moment :-)
Ausgangspunkt war dieser Beitrag von "Lucian Wing" mit folgender Aussage:
"Das wäre dann Emergenz, weil das Prinzip des Selbstlernens ja bottom-up funktioniert."

Das Problem hierbei ist, dass "bottom-up" ein Begriff der Emergenz ist, d.h. die Weil-Begründung gehört auch zur Emergenz-Idee.
Hier wird also einfach nur eine Emergenz-Vorstellung mit einer Emergenz-Vorstellung "begründet".
So darf das natürlich nicht sein und meine Aussage hat nichts mit Emergenz zu tun.

Emergenz hat, wenn man es vom Funktionieren her betrachtet, drei grosse Probleme (bestimmt sind da noch viel mehr):
  • Emergenz ist ein Wahrnehmungsbegriff, d.h. für das "Auftauchen" wird ein Wahrnehmender benötigt.
    Es ist sozusagen immer ein Beobachter notwendig, für den die "neuen" Umstände "aufzutauchen" scheinen.
    Geht es aber um die Herstellung eines Beobachters, dann ist der Beobachter für diese "Emergenz" ja noch gar nicht da.
  • Mir ist kein einziges Beispiel bekannt, bei dem man die Anzahl der notwendigen Einzelelemente angeben kann, bei der Emergenz einsetzen soll.
    Hierfür ist "Paradoxie des Haufens" ein prima Ausgangspunkt. Solange hier keine Anzahl angegeben wird, kann man die Idee "Emergenz" vergessen.
    Diesen Punkt übersieht man leicht, weil die gängigen Beispiele (-> "Wasser" oder "Wetter") auf Umständen basieren, bei denen schon im Ausgangspunkt unzählig viele Einzelelemente vorliegen.
    Da fällt die Frage nach der genauen Anzahl einfach unter den Tisch.
    Den Übergang von Einzelteilen zum "Neuen" hat man nicht wirklich im Griff.
  • Die Idee, dass die "Phänomene in der Wahrnehmung" aus Einzelaktivitäten als "neue Existenz" hervorgehen, scheitert an der Tatsache, dass Wahrnehmung den Anlässen aus der realen Welt folgen muss, um zu funktionieren.
    Das hat nämlich zur Folge, dass ein Kontrollsystem notwendig ist, um die reale Welt korrekt abzubilden.
    Egal ob man die menschliche Wahrnehmung in einzelne Teil-Emergenzen oder eine Gesamt-Emergenz aufteilt, es muss immer der Verlauf der realen Welt eingehalten werden.
    Wenn mit Emergenz ein Sprung von einer „einfachen“ Existenz zu einer "höheren" Existenz behauptet wird („bottom-up“), sagen wir "das Mentale", dann muss es einen Herstellungsregelkreis geben, d.h. durch irgendetwas muss sichergestellt sein, dass aus den Einzelteilen ein korrekter Sprung entsteht (es geht ja nicht nur darum irgendetwas zu produzieren).
    Das Kontrollsystem müsste die sich fortgesetzt verändernden Anlässe aus der realen Welt (vorliegend als einzelne Zellaktivitäten) mit dem abgleichen, was nach dem Sprung "vorliegen soll", d.h. das Kontrollsystem müsste beide "Existenz-Ebenen" erreichen und es müsste die behauptete Irreduzibilität auflösen, um nachregulieren zu können.
    Im Grunde enthält damit die behauptete Irreduzibilität einen Widerspruch.
Mit Emergenz liegt für mich kein Ansatz vor, so dass dem Menschen Existenz-Umstände zugeordnet werden, die man einer KI absprechen muss.
Emergenz ist im Grunde immer noch das uralte Ontologie-Spielchen der Philosophie.
Steinmetz hat geschrieben :
Di 23. Aug 2022, 15:56
Der selbstlernende Akteur kann sich Intentionalität erschließen?
Das, was ein selbstlernender Akteur an Zusammenhängen in seinen Wahrnehmungsvorgängen verwaltet, muss erschlossen sein -> sonst wäre er ja nicht "selbstlernend".
Wenn sich so ein Akteur als "auf ein Ziel ausgerichtet" versteht, dann muss er dies von irgendwoher abgeleitet haben.
Beim Menschen (und auch bei Tieren) wird dies durch einen Ablauf in der vorgeburtlichen Phase gewährleistet.
Ausgehend von einem Nervensystem/Gehirn, das alle Unterschiede aus Körper und Umwelt aufsaugt und sich entlang dieser Einflüsse entwickelt, wird irgendwann die Ausrichtung (entweder bei Bewegungen von Körperteilen oder ganzen Körperbewegungen) erschlossen.

Das "Ausgerichtet-Sein" ist ein körperlicher Umstand, sei es als Bewegungsziel oder als Ziel der Ausrichtung eines Sinnesorgans.
Das ist letztlich der Ursprung von Subjektivität. Subjektivität ist in der Situation des Körpers enthalten.
Das "Ausgerichtet-Sein" ist kein Umstand, der erst bei "Bewusstsein/Bedeutung" vorliegt.

Dass mit "Intentionalität" auch "das Ziel" in den Fokus kommt, sehe ich nur als kleine Erweiterung von Subjektivität, wenn es überhaupt eine Erweiterung ist.
Mit dem Begriff "Intentionalität" habe ich aber dann ein Problem, wenn er von Philosophen Akteurunabhängig auf "alles Mentale" angewandt wird - und das ist vermutlich die eigentliche philosophische Übung, um die es bei diesem Begriff gehen soll.
Hier liegt dann eine Verdrehung von Subjektivität vor.
Es soll dann nicht mehr um den Körper gehen, der einen Blickwinkel auf ein Ziel einnimmt, sondern der "mentale Sachverhalt" (z.B. "das Gesehene")), soll ein "Gegenstand" sein, dessen Merkmal das "Ausgerichtet-Sein" ist.
Da sind wir dann wieder mitten im Ontologie-Spielchen angekommen, denn "wie existiert denn dieser Gegenstand, so dass er das besagte Merkmal haben kann?".
Steinmetz hat geschrieben :
Di 23. Aug 2022, 12:46
Ein Begriff, nehmen wir an dieser Stelle als Beispiel einen Hund, wird von uns mit Zusammenhängen in der Welt beladen und zusätzlich noch mit Gefühlen und Erinnerungen unserer Geschichte.
Das ist eine bemerkenswerte Aussage.
Woher hast du den Begriff "Zusammenhang"?
Ich frage deshalb, weil ich diesen Begriff rauf und runter verwende und du ihn evtl. bewusst oder unbewusst von mir aufgeschnappt hast.
Optimal wäre es, wenn du unabhängig von meinen Beiträgen darauf gekommen wärst.
Wie genau bist du auf "Zusammenhänge" gekommen, welche Überlegungen stecken dahinter?

Kannst du „Zusammenhang“ mit dem Nervensystem/Gehirn und Computer/KI in Verbindung bringen?




Timberlake
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Do 25. Aug 2022, 17:23

Nauplios hat geschrieben :
Do 25. Aug 2022, 12:48
Burkart hat geschrieben :
Di 23. Aug 2022, 19:19


Damit hast du recht, eine Metapher soll das wirklich nicht sein.

Ich sage nicht, dass Maschinen genau so lernen (müssen) wie Menschen, aber schon, dass sie auch real lernen können und nicht nur metaphorisch oder simuliert.
Vielleicht liegt hier ein Mißverständnis vor, Burkart. Ich meinte es so, daß der Gebrauch des Ausdrucks "Lernen", sofern er auf Maschinen über-tragen (meta-pherein) wird ein metaphorisches Sprechen ist. Was die Maschine macht, wenn sie "lernt": sie lernt. ;) Das macht sie dann ganz real im Rahmen ihrer Möglichkeiten.

Ich komm' deswegen drauf, weil Du ja den "Teddybären" und die "Glühbirne" angeführt hast, also ebenfalls figurative Ausdrücke. So wie diese Ausdrücke als bildliche akzeptiert sind, so hätte das Lernen der Maschine auch für mich Akzeptanz. Nur handelt es sich dann - eben wie bei "Glühbirne" oder "Briefkopf" u.ä. - auch beim "Lernen" der Maschine um eine metaphorische REDEweise, gleichwohl bei der Maschine REALE "Lernvorgänge" vonstatten gehen.
Womit sich jemand in eine erbitterte Debatte eingeschaltet haben dürfte, von der festgestellt wurde , dass von diesem Licht die Metaphorologie besser unbeleuchtet bleiben sollte. ...

Nauplios hat geschrieben :
Mo 22. Aug 2022, 19:14
Die Diskussion über Metaphorologie, Unbegrifflichkeit, Mythos/Logos ... usw. haben wir vor Jahren im Forum ja bereits geführt ... Eine Neuauflage der Debatte von damals bietet sich nicht an. (Ich persönlich denke zwar, daß von dort ein anderes Licht auf die Streitigkeiten um "richtige" und "falsche" Metaphern auch zur Frage der Künstlichen Intelligenz fallen würde, doch so erbittert wie diese Debatte inzwischen geführt wird, bleibt sie von diesem Licht besser unbeleuchtet.)




Timberlake
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Do 25. Aug 2022, 17:36

Körper hat geschrieben :
Do 25. Aug 2022, 14:14

Steinmetz hat geschrieben :
Di 23. Aug 2022, 12:46
Ein Begriff, nehmen wir an dieser Stelle als Beispiel einen Hund, wird von uns mit Zusammenhängen in der Welt beladen und zusätzlich noch mit Gefühlen und Erinnerungen unserer Geschichte.
Das ist eine bemerkenswerte Aussage.
Woher hast du den Begriff "Zusammenhang"?
Ich frage deshalb, weil ich diesen Begriff rauf und runter verwende und du ihn evtl. bewusst oder unbewusst von mir aufgeschnappt hast.
Optimal wäre es, wenn du unabhängig von meinen Beiträgen darauf gekommen wärst.
Wie genau bist du auf "Zusammenhänge" gekommen, welche Überlegungen stecken dahinter?

Kannst du „Zusammenhang“ mit dem Nervensystem/Gehirn und Computer/KI in Verbindung bringen?
Nur mal dazu zur Info ..
  • Emergenz
    Das Phänomen der emergenten Selbstorganisation wird als Autopoiesis bezeichnet.


    Autopoiesis
    Eine weitere wesentliche Voraussetzung für das Vorhandensein eines Systems ist die Fähigkeit, sich selbst (wieder-)herzustellen, also die Autopoiesis. Der Merksatz im Luhmannschen Sinne lautet: Wenn es sich nicht selbst macht, ist es kein System. Dabei bezog sich Luhmann auf das Konzept der chilenischen Neurobiologen Humberto Maturana und Francisco Varela. Diese wendeten das Konzept der Autopoiesis auf organische Prozesse an und meinten damit, dass Systeme sich mit Hilfe ihrer eigenen Elemente selbst herstellen. Lebewesen sind die ursprünglichen Beispiele für autopoietische Systeme. Für den Beobachter ereignet sich Leben von selbst, ohne dass ein äußerer herstellender Prozess eingreift. Luhmann überträgt dieses Konzept nicht nur auf biologische Systeme, sondern auch auf psychische Systeme und insbesondere soziale Systeme. Auch diese reproduzieren sich selbst mit Hilfe ihrer systemeigenen Operationen
Wo würde sich denn eine KI selbst machen , als das man gemäß dem "Phänomen der emergenten Selbstorganisation" ein Nervensystem/Gehirn mit einem Computer/KI in Verbindung bringen könnte ?

  • Replikatoren
    Die Replikatoren sind ein Maschinenvolk, die von der Androidin Reese erschaffen wurden und deren Ziel es ist, sich zu reproduzieren. Sie sind eine große Einheit, die durch ein Netzwerk über den Subraum verbunden ist und verfügen über künstliche Intelligenz
    Evolution
    Bei der ersten Erscheinung der Replikatoren handelt es sich bei ihnen ausschließlich um Käfer und Spinnen, auch tritt eine Art Königin auf, die neue Replikatoren herstellt, indem sie sich an die Energieversorgung anschließt.Nachdem die Replikatoren von den Asgard in ein Zeiterweiterungsfeld gesperrt wurden, das durch einen Fehler jedoch den gegenteiligen Zweck erfüllte, sind sie deutlich weiter fortgeschritten: Es treten zum ersten Mal Replikanten auf. Replikanten sind Replikatoren, die sich zu einem menschlichen Abbild formiert haben. Der Replikant Fünfter ist sogar dazu in der Lage, Gefühle zu empfinden, die anderen Replikatoren sehen das jedoch als Fehler an

.. in Anbetracht dessen , können wir eine solche emergente Selbstorganisation von KIs bzw. einen geglückten Versuch "Bratkartoffeln anzubauen" nicht wirklich wollen. ...
  • KI ist ein Missverständnis
    Schon im Begriff der „Künstlichen Intelligenz“ entsteht ein Missverständnis. Er beruht auf dem, was Niklas Luhmann einen „Kategorienfehler“ nannte. Ein Kategorienfehler ist es, wenn ein Bauer versucht, Bratkartoffeln anzubauen. Im Wortspiel der „Künstlichen Intelligenz“ verwechseln wir zwei fundamental verschiedene Kategorien: das Lösen strategischer Probleme, das sich als Intelligenz interpretieren lässt. Und das Bewusstsein, das in der Fähigkeit besteht, auf die Komplexität der Welt durch Kreativität und Gefühl zu antworten.




Steinmetz
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Do 25. Aug 2022, 20:05

Das ist eine bemerkenswerte Aussage.
Woher hast du den Begriff "Zusammenhang"?
Ich frage deshalb, weil ich diesen Begriff rauf und runter verwende und du ihn evtl. bewusst oder unbewusst von mir aufgeschnappt hast.
Optimal wäre es, wenn du unabhängig von meinen Beiträgen darauf gekommen wärst.
Wie genau bist du auf "Zusammenhänge" gekommen, welche Überlegungen stecken dahinter?
Es ist gut möglich, dass ich dass Wort "Zusammenhang" übernommen habe.
Bei einer anderen Diskussion, außerhalb des Forums, bei der ich versuchte herauszufinden ob das "Denken" begrenzt ist, drückte ich diesen Gedanken anders aus. Die Worte die ich da wählte würden hier aber durchfallen. Ich meinte: "Begriffe sind leere Gefäße, die wir mit Bedeutungen füllen."

Im Zusammenhang mit einer KI ist ein Begriff dann ein Speicherplatz der mit Daten gefüllt wird. Wobei es das nicht trifft da Daten etwas passives sind. Ich tue mich mit dem Transfer ins digitale schwer.




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Do 25. Aug 2022, 20:18

Timberlake hat geschrieben :
Do 25. Aug 2022, 17:36
Wo würde sich denn eine KI selbst machen , als das man gemäß dem "Phänomen der emergenten Selbstorganisation" ein Nervensystem/Gehirn mit einem Computer/KI in Verbindung bringen könnte ?
Langsam, die Aufgabenstellung, die du von mir zitiert hast, lautet
  • "Zusammenhang" mit Nervensystem/Gehirn in Verbindung zu bringen
  • "Zusammenhang" mit Computer/KI in Verbindung zu bringen
Du darfst diese beiden Aufgaben gerne übernehmen.
Mal sehen, was dabei herauskommt und was man damit anfangen kann.
(Tipp: du musst nicht Nervensystem/Gehirn und Computer/KI in Verbindung bringen)

Aus meiner Sicht sind wir immer noch an "Bedeutung" dran und "Zusammenhang" spielt dort eine gewisse Rolle ("Steinmetz" scheint das ja irgendwie nachvollziehen zu können).
Es könnte sich ein erster Antwortversuch auf die Frage "Was ist Bedeutung?" ergeben, der dann für KI vielleicht sogar handfest verwertbar wäre - das wäre doch mal etwas.




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