Steinmetz hat geschrieben : ↑ Di 23. Aug 2022, 23:23
Emergenz bringt mich Tatsächlich weiter. Danke dafür.
Moment

Ausgangspunkt war
dieser Beitrag von "Lucian Wing" mit folgender Aussage:
"
Das wäre dann Emergenz, weil das Prinzip des Selbstlernens ja bottom-up funktioniert."
Das Problem hierbei ist, dass "bottom-up" ein Begriff der Emergenz ist, d.h. die Weil-Begründung gehört auch zur Emergenz-Idee.
Hier wird also einfach nur eine Emergenz-Vorstellung mit einer Emergenz-Vorstellung "begründet".
So darf das natürlich nicht sein und meine Aussage hat nichts mit Emergenz zu tun.
Emergenz hat, wenn man es vom Funktionieren her betrachtet, drei grosse Probleme (bestimmt sind da noch viel mehr):
- Emergenz ist ein Wahrnehmungsbegriff, d.h. für das "Auftauchen" wird ein Wahrnehmender benötigt.
Es ist sozusagen immer ein Beobachter notwendig, für den die "neuen" Umstände "aufzutauchen" scheinen.
Geht es aber um die Herstellung eines Beobachters, dann ist der Beobachter für diese "Emergenz" ja noch gar nicht da.
- Mir ist kein einziges Beispiel bekannt, bei dem man die Anzahl der notwendigen Einzelelemente angeben kann, bei der Emergenz einsetzen soll.
Hierfür ist "Paradoxie des Haufens" ein prima Ausgangspunkt. Solange hier keine Anzahl angegeben wird, kann man die Idee "Emergenz" vergessen.
Diesen Punkt übersieht man leicht, weil die gängigen Beispiele (-> "Wasser" oder "Wetter") auf Umständen basieren, bei denen schon im Ausgangspunkt unzählig viele Einzelelemente vorliegen.
Da fällt die Frage nach der genauen Anzahl einfach unter den Tisch.
Den Übergang von Einzelteilen zum "Neuen" hat man nicht wirklich im Griff.
- Die Idee, dass die "Phänomene in der Wahrnehmung" aus Einzelaktivitäten als "neue Existenz" hervorgehen, scheitert an der Tatsache, dass Wahrnehmung den Anlässen aus der realen Welt folgen muss, um zu funktionieren.
Das hat nämlich zur Folge, dass ein Kontrollsystem notwendig ist, um die reale Welt korrekt abzubilden.
Egal ob man die menschliche Wahrnehmung in einzelne Teil-Emergenzen oder eine Gesamt-Emergenz aufteilt, es muss immer der Verlauf der realen Welt eingehalten werden.
Wenn mit Emergenz ein Sprung von einer „einfachen“ Existenz zu einer "höheren" Existenz behauptet wird („bottom-up“), sagen wir "das Mentale", dann muss es einen Herstellungsregelkreis geben, d.h. durch irgendetwas muss sichergestellt sein, dass aus den Einzelteilen ein korrekter Sprung entsteht (es geht ja nicht nur darum irgendetwas zu produzieren).
Das Kontrollsystem müsste die sich fortgesetzt verändernden Anlässe aus der realen Welt (vorliegend als einzelne Zellaktivitäten) mit dem abgleichen, was nach dem Sprung "vorliegen soll", d.h. das Kontrollsystem müsste beide "Existenz-Ebenen" erreichen und es müsste die behauptete Irreduzibilität auflösen, um nachregulieren zu können.
Im Grunde enthält damit die behauptete Irreduzibilität einen Widerspruch.
Mit Emergenz liegt für mich kein Ansatz vor, so dass dem Menschen Existenz-Umstände zugeordnet werden, die man einer KI absprechen muss.
Emergenz ist im Grunde immer noch das uralte Ontologie-Spielchen der Philosophie.
Steinmetz hat geschrieben : ↑ Di 23. Aug 2022, 15:56
Der selbstlernende Akteur kann sich Intentionalität erschließen?
Das, was ein selbstlernender Akteur an Zusammenhängen in seinen Wahrnehmungsvorgängen verwaltet, muss erschlossen sein -> sonst wäre er ja nicht "selbstlernend".
Wenn sich so ein Akteur als "auf ein Ziel ausgerichtet" versteht, dann muss er dies von irgendwoher abgeleitet haben.
Beim Menschen (und auch bei Tieren) wird dies durch einen Ablauf in der vorgeburtlichen Phase gewährleistet.
Ausgehend von einem Nervensystem/Gehirn, das alle Unterschiede aus Körper und Umwelt aufsaugt und sich entlang dieser Einflüsse entwickelt, wird irgendwann die Ausrichtung (entweder bei Bewegungen von Körperteilen oder ganzen Körperbewegungen) erschlossen.
Das "Ausgerichtet-Sein" ist ein körperlicher Umstand, sei es als Bewegungsziel oder als Ziel der Ausrichtung eines Sinnesorgans.
Das ist letztlich der Ursprung von Subjektivität. Subjektivität ist in der Situation des Körpers enthalten.
Das "Ausgerichtet-Sein" ist kein Umstand, der erst bei "Bewusstsein/Bedeutung" vorliegt.
Dass mit "Intentionalität" auch "das Ziel" in den Fokus kommt, sehe ich nur als kleine Erweiterung von Subjektivität, wenn es überhaupt eine Erweiterung ist.
Mit dem Begriff "Intentionalität" habe ich aber dann ein Problem, wenn er von Philosophen Akteurunabhängig auf "alles Mentale" angewandt wird - und das ist vermutlich die eigentliche philosophische Übung, um die es bei diesem Begriff gehen soll.
Hier liegt dann eine Verdrehung von Subjektivität vor.
Es soll dann nicht mehr um den Körper gehen, der einen Blickwinkel auf ein Ziel einnimmt, sondern der "mentale Sachverhalt" (z.B. "das Gesehene")), soll ein "Gegenstand" sein, dessen Merkmal das "Ausgerichtet-Sein" ist.
Da sind wir dann wieder mitten im Ontologie-Spielchen angekommen, denn "wie existiert denn dieser Gegenstand, so dass er das besagte Merkmal haben kann?".
Steinmetz hat geschrieben : ↑ Di 23. Aug 2022, 12:46
Ein Begriff, nehmen wir an dieser Stelle als Beispiel einen Hund, wird von uns mit Zusammenhängen in der Welt beladen und zusätzlich noch mit Gefühlen und Erinnerungen unserer Geschichte.
Das ist eine bemerkenswerte Aussage.
Woher hast du den Begriff "Zusammenhang"?
Ich frage deshalb, weil ich diesen Begriff rauf und runter verwende und du ihn evtl. bewusst oder unbewusst von mir aufgeschnappt hast.
Optimal wäre es, wenn du unabhängig von meinen Beiträgen darauf gekommen wärst.
Wie genau bist du auf "Zusammenhänge" gekommen, welche Überlegungen stecken dahinter?
Kannst du „Zusammenhang“ mit dem Nervensystem/Gehirn und Computer/KI in Verbindung bringen?