Künstliche Intelligenz

Es gibt heute kaum Bereiche des alltäglichen Lebens, die nicht in irgendeiner Weise mit dem World-Wide-Web zusammenhängen. Das Gleiche gilt für "künstliche Intelligenz". Was hat die Philosophie dazu zu sagen?
Burkart
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Sa 20. Aug 2022, 07:38

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Fr 19. Aug 2022, 23:16
Burkart hat geschrieben :
Fr 19. Aug 2022, 23:05
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Di 16. Aug 2022, 23:05
Ich habe gerade meinen Saftautomaten angeworfen.
Der ist eine Intelligenz.
Denn ich mache oben einen Input rein (Orangen) und unten kommt der verlangte Output raus (Saft).
Der Saftautomat macht das auch alles selbstständig, ohne dass ein Mensch eingreifen muss. Der Mensch macht oben nur Orangen rein und den Rest macht der Automat.
Er ist auch deshalb intelligent und denkend, denn er hat ja einen Sensor, der die Größe der Früchte misst, und je nach Größe die Schneiden und Pressen anpasst.

Gemäß der Defintion, dass Intelligenz schon vorliegt, wenn intelligent gehandelt wird, ist der Saftautomat also intelligent.
Denn er löst ja das Problem, wie man aus Orangen Orangensaft macht auf intelligente Weise (mit dem richtigen Ergebnis).
Der Saftautomat kann auch als denkend und wissend angesehen werden, denn um eine Orange in Orangensaft zu verwandeln muss man ja wissen wie das geht (Erkennen, Schälen, entkernen, pressen etc).


Saftautomaten sind also denkende, wissende, intelligente Apparate. Künstliche Intelligenzen, wenn man so will.
Ich finde Produzenten von Saftautomaten können zu recht behaupten intelligente Maschinen zu verkaufen und diese Geräte auch so vermarkten.
Das Gleich gilt für Toaster, die ja auch das Problem lösen wie man aus einer labbrigen Brotscheibe ein leckeres Toast macht.
Mein Gott, wir sind quasi umgeben von intelligenten Maschinen. Sie sind überall.
Stimmts?
Wenn nein, warum nicht?
Soll dein Automat eigentlich lernen können? Was ggf.?
Klar, er lädt sich aus dem Internet von einem dafür bereitgestellten Server Anleitungen für neue Schneid- und Pressmethoden runter.
Nach Deiner Definition ist er dann intelligent, denn er hat ja "dazugelernt".
Tadaaaaah. die künstliche Intelligenz-Saftpresse.
Nicht doch. Das Dazulernen ist nur ein Punkt auf dem Weg zu (mehr) allgemeiner Intelligenz, nicht mehr und nicht weniger.
Der Punkt um den es jetzt hier aber geht ist, dass der Saftautomat das niemals von selbst machen würde, weil es für ihn dafür gar keinen Grund gibt, keine Motivation. Er weiß nicht einmal was Gründe sind und er hat schlicht keine Motivation.
Er tut nur das was unseren Gründen und Zwecken dient ... er ist nichts weiter als unser Werkzeug. Solange wir ihm nicht "sagen" was er tun soll, tut er einfach .... nichts.
Und selbst wenn wir ihm "sagen" würden "Tu auch was wenn wir dir keine Anweisung geben", dann täte er das nur weil wir ihm das "gesagt" haben.
Man kann die Motivation die aus dem Umstand am Leben zu sein entsteht nicht programmieren, weil in dem Moment wo Du das programmierst, ist das nichts anderes als einen Befehl zu geben (wir sind wieder nur in einer Simulation von Leben, aber nicht im Leben).
Lebende Organismen erfahren von Beginn ihrer Existenz an einen eigenen "struggle for life" der sich einfach daraus ergibt, dass sie lebendig sind.
Intelligenz ist eine Strategie lebender Organismen mit den Herausforderungen des Lebens zurechtzukommen.
Die KI soll ja auch gar nicht die gleiche Motivation wie ein Mensch haben, also echt leben o.ä.
Wir wollen ihr ja auch Ziele/Motivationen vorgeben, halt z.B. dass sie uns dient.
Die Frage ist nur, wie selbstständig sie dann auf Basis dieser (grundlegenden) Ziele uns dienen kann. Und nach meiner Ansicht kann sie das um so besser, je "intelligenter" sie ist, also je mehr Aspekte sie beherrscht, also z.B. Lernen (auf verschiedenen Ebenen), Planen usw.



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Burkart
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Sa 20. Aug 2022, 07:42

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 00:48
Den Umgang mit lebenden Wesen sehe ich kritisch und zwar deshalb weil eine Maschine nicht wissen kann wie sich ein lebendes Wesen fühlt, ihr fehlt die Fähigkeit der Empathie.
Die lassen manche Menschen zwar auch vermissen (vor allem im Umgang mit Tieren aber auch mit ihresgleichen), aber bei einer Maschine ist das ein grundsätzliches Problem, also sie könnte nicht mal wenn sie wollte (und wenn sie etwas wollen könnte).
Der absolute Horror wäre, wenn man Maschinen verwenden würde um ethische Entscheidungen zu treffen. So etwas muss den Menschen vorbehalten bleiben.
Sind nicht selbstfahrende Autos genau so etwas? Eiinerseits können lebende Wesen in ihnen sein (als Taxis o.ä.), andererseits sind Menschen im Straßenverkehr.



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Lucian Wing

Sa 20. Aug 2022, 09:36

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Fr 19. Aug 2022, 23:14
Was wäre zum Beispiel, wenn man Menschen genetisch verändern würde, z.B. auf diesem Wege ihre Intelligenz (künstlich) steigern?
Möglich wäre vielleicht auch per Gentechnik vollkommen neue Organismen zu schaffen.
Entscheidend ist, dass diese aber am Leben (biologisch) wären, im Gegensatz zu Maschinen.

Das mit dem Klonen bezog sich auf eine Aussage von Lucian Wing, der sagte wenn man künstliches Leben hervorbringen würde, dann würde die Frage nach der Definition von Leben genauso aufkommen wie jetzt die Frage nach der Intelligenz. Das habe ich bezweifelt indem ich darauf verwies, dass ein Klon (also ein auf künstlichem Wege geschaffener Organismus) eindeutig lebt, er simuliert Leben nicht nur, da gibt es gar keinen Zweifel.
Nur zur Info: ich hatte dabei an eine humanoide Gestalt wie Tom aus „Ich bin dein Mensch“ gedacht. Man würde, so mein Gedanke, den Begriff „Leben“ neu diskutieren, wenn man eine Mischform aus Biomasse und Digitalem schaffen würde.

Man darf die Dynamik nicht unterschätzen. Menschen identifizieren sich heute schon ganz rasch mit den vorhandenen Robotern, die ihnen zu Diensten sind. Es ist ja bekannt, welche Merkmale an einem als Mensch oder Tier aufgemachten Roboterlein positive Gefühle wecken. Insofern wäre, so meine Spekulation, die Bereitschaft, etwas als lebendig zu akzeptieren sicher groß. Gerade dann, wenn es auch noch für intelligent gehalten wird. Denn machen wir uns mal nichts vor, um kurz die andere Seite zu betrachten, ein ungeborener Mensch mit bestimmten Merkmalen, darf sehr lange abgetrieben werden.

Mich treibt einfach um beim Thema, wie wir Leben, Person, Intelligenz, Denken, Fühlen etc. verstehen und definieren. In der genannten Mischform kämen wir mit unseren heutigen Definitionen nicht mehr aus.
Zuletzt geändert von Lucian Wing am Sa 20. Aug 2022, 10:01, insgesamt 1-mal geändert.




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NaWennDuMeinst
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Sa 20. Aug 2022, 09:46

Burkart hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 07:31
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Fr 19. Aug 2022, 23:14
Was wäre zum Beispiel, wenn man Menschen genetisch verändern würde, z.B. auf diesem Wege ihre Intelligenz (künstlich) steigern?
Möglich wäre vielleicht auch per Gentechnik vollkommen neue Organismen zu schaffen.
Entscheidend ist, dass diese aber am Leben (biologisch) wären, im Gegensatz zu Maschinen.
Wären das für dich erstrebenswerte Wege?
Das wäre eine andere Frage. Mir ging es jetzt nur um die Frage ob sich "künstlich" und "am leben" generell ausschließen. Ich denke nicht.
Dass es irgendwann passieren wird, dass wir in den Gencode gezielt eingreifen, daran habe ich keinen Zweifel.
Die Möglichkeiten sind einfach zu verlockend. Man denke nur an Menschen die unter Erbkrankheiten leiden.
Ob man Menschen auch genetisch anpassen und verbessern wird.... das kommt drauf an wie wir dazu ethisch stehen werden.



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Sa 20. Aug 2022, 09:55

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 09:46
Burkart hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 07:31
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Fr 19. Aug 2022, 23:14
Was wäre zum Beispiel, wenn man Menschen genetisch verändern würde, z.B. auf diesem Wege ihre Intelligenz (künstlich) steigern?
Möglich wäre vielleicht auch per Gentechnik vollkommen neue Organismen zu schaffen.
Entscheidend ist, dass diese aber am Leben (biologisch) wären, im Gegensatz zu Maschinen.
Wären das für dich erstrebenswerte Wege?
Das wäre eine andere Frage. Mir ging es jetzt nur um die Frage ob sich "künstlich" und "am leben" generell ausschließen. Ich denke nicht.
Dass es irgendwann passieren wird, dass wir in den Gencode gezielt eingreifen, daran habe ich keinen Zweifel.
Die Möglichkeiten sind einfach zu verlockend. Man denke nur an Menschen die unter Erbkrankheiten leiden.
Ob man Menschen auch genetisch anpassen und verbessern wird.... das kommt drauf an wie wir dazu ethisch stehen werden.
Ja, das ist eine andere Frage, vermutlich wirklich nur eine Frage der Zeit, bis es dazu kommen wird, außer es wird wirklich konsequent verboten.

Ok, dann siehst du KI wohl sehr ähnlich wie Jörn, also dass sie (als schwache KI) weiter im Kommen ist, während Wege zu stärkeren, allgemeineren KI dir eher nicht möglich erscheinen. Richtig?



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Jörn Budesheim
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Burkart hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 09:55
Ok, dann siehst du KI wohl sehr ähnlich wie Jörn, also dass sie (als schwache KI) weiter im Kommen ist, während Wege zu stärkeren, allgemeineren KI dir eher nicht möglich erscheinen. Richtig?
Ich sehe das nicht so! Ich habe glaube ich mehrfach gesagt, dass es weder starke noch schwache KI gibt, weil Maschinen, egal wie komplex sie werden, nicht intelligent sein können, weil sie nicht biologisch sind.

Wenn man also Intelligenz nicht auf natürlichem Wege also durch Sex und Geburt erschaffen will, muss man auf irgendeine andere Weise Leben schaffen. Wie man das machen und dann nennen will, weiß ich nicht. Dass so etwas moralisch vertretbar ist, kann ich mir nur schwer vorstellen. In einer Vorlesung von Thomas Metzinger gab es dazu einen ziemlich einfachen und plausiblen Einwand: wenn wir versuchen würden, solche Wesen zu erschaffen, dann würden wir, weil es natürlich nicht beim ersten Versuch gelingt, nolens volens sehr viel Leid in die Welt bringen und das ist in der Regel moralisch verwerflich.

Der Name KI ist nun mal in der Welt, das werden wir vermutlich nicht mehr ändern können. Was für verändern können, ist das Verständnis davon. Vielleicht kann sich einfach jeder ausmalen, dass es die Abkürzung für "Keine Intelligenz (nur ein Werkzeug)" ist




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Sa 20. Aug 2022, 10:09

Burkart hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 09:55
ok, dann siehst du KI wohl sehr ähnlich wie Jörn, also dass sie (als schwache KI) weiter im Kommen ist, während Wege zu stärkeren, allgemeineren KI dir eher nicht möglich erscheinen. Richtig?
Formulieren wir es so: Ich denke nicht, dass wir irgendwann Maschinen haben werden die, was ihre Intelligenz betrifft, auf dem selben Niveau sein werden wie wir Menschen, die also von einem Menschen nicht mehr zu unterscheiden wären. Dennoch glaube ich sehr wohl, dass durch geschickte und intelligente Programmierung Maschinen grandiose Werkzeuge sein werden die Dinge ermöglichen von denen wir heute nur träumen.
Schauen wir nur mal 30 Jahre zurück, dann verstehen wir sofort das gewaltige Entwicklungspotential das in der Computer-Technologie steckt.
Zuletzt geändert von NaWennDuMeinst am Sa 20. Aug 2022, 10:51, insgesamt 1-mal geändert.



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Sa 20. Aug 2022, 10:44

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 10:04
Burkart hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 09:55
Ok, dann siehst du KI wohl sehr ähnlich wie Jörn, also dass sie (als schwache KI) weiter im Kommen ist, während Wege zu stärkeren, allgemeineren KI dir eher nicht möglich erscheinen. Richtig?
Ich sehe das nicht so! Ich habe glaube ich mehrfach gesagt, dass es weder starke noch schwache KI gibt, weil Maschinen, egal wie komplex sie werden, nicht intelligent sein können, weil sie nicht biologisch sind.
[...]
Der Name KI ist nun mal in der Welt, das werden wir vermutlich nicht mehr ändern können. Was für verändern können, ist das Verständnis davon. Vielleicht kann sich einfach jeder ausmalen, dass es die Abkürzung für "Keine Intelligenz (nur ein Werkzeug)" ist
Ich denke schon, dass ich deinen Standpunkt inzwischen ungefähr verstanden habe:
Du lehnst "KI" als üblichen Begriff ab (weil Intelligenz für dich an Leben gebunden ist) bzw. nimmst ihn als notwendiges Übel hin, um ihn gerne anders sehen zu wollen ("Keine Intell."). Und so haben Begriffe wie schwache und starke KI überhaupt keine Akzeptanz mehr bei dir. (Also für mich ist der Unterschied sehr wichtig, aber das ist ein anderes Thema.)
Hm, wie war das noch mal begifflich mit nicht lebendigem Teddybär und nicht essbarer Glühbirne...? Nun denn...

Ich frage mich nun, ob Programme/Maschinen (anstelle von "KI") in deinen Augen durch Feedback (von Mensch oder Umwelt) besser werden können. Bei Menschen hieße das Lernen.
Wenn man also Intelligenz nicht auf natürlichem Wege also durch Sex und Geburt erschaffen will, muss man auf irgendeine andere Weise Leben schaffen. Wie man das machen und dann nennen will, weiß ich nicht. Dass so etwas moralisch vertretbar ist, kann ich mir nur schwer vorstellen. In einer Vorlesung von Thomas Metzinger gab es dazu einen ziemlich einfachen und plausiblen Einwand: wenn wir versuchen würden, solche Wesen zu erschaffen, dann würden wir, weil es natürlich nicht beim ersten Versuch gelingt, nolens volens sehr viel Leid in die Welt bringen und das ist in der Regel moralisch verwerflich.
Tja, das ist ein eigenes Problem; ob man das wirklich will... mein Weg wäre er nicht, ich wüsste auch nicht, wozu unbedingt (außer vielleicht für angepasstes Leben auf'm Mars oder so).



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Sa 20. Aug 2022, 10:51

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 10:09
Burkart hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 09:55
ok, dann siehst du KI wohl sehr ähnlich wie Jörn, also dass sie (als schwache KI) weiter im Kommen ist, während Wege zu stärkeren, allgemeineren KI dir eher nicht möglich erscheinen. Richtig?
Formulieren wir es so: Ich denke nicht, dass wir irgendwann Maschinen haben werden die, was ihre Intelligenz betrifft, auf dem selben Niveau sein werden wie wir Menschen, die also von einem Menschen nicht mehr zu unterscheiden wären.
Auf selbem Niveau glaube ich auch nicht, sondern auf anderem. Ununterscheidbarkeit ist auch nicht unbedingt wünschenswert.
Dennoch glaube ich sehr wohl, dass durch geschickte und intelligente Programmierung Maschinen grandiose Werkzeuge sein werden die Dinge ermöglichen von den wir heute nur träumen.
Schauen wir nur mal 30 Jahre zurück, dann verstehen wir sofort das gewaltige Entwicklungspotential das in der Computer-Technologie steckt.
Da sind wir sicher einer Meinung.
Ich finde es nur schade, dass wir einen Begriff wie "KI" nicht nutzen wollen. Oder hast du gegen ihn doch eigentlich nichts (im Gegensatz zu Jörn dann), sondern nur, dass "starke KI" nicht realisierbar sei?
Einen Begriff zu elimieren heißt auch Ideen dahinter zurückzudrängen, und das kann auch die geschickte und intelligente Programmierung insgesamt dann betreffen, also z.B. maschinelles Lernen u.ä.



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Sa 20. Aug 2022, 10:53

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 10:04
Der Name KI ist nun mal in der Welt, das werden wir vermutlich nicht mehr ändern können. Was für verändern können, ist das Verständnis davon. Vielleicht kann sich einfach jeder ausmalen, dass es die Abkürzung für "Keine Intelligenz (nur ein Werkzeug)" ist
Oder das "Intelligenz" in "K.I." steht einfach für den Einfallsreichtum der Programmierer. Das ist die Variante die ich bevorzugen würde. Denn was die da machen hat schon Achtung verdient.



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Sa 20. Aug 2022, 11:02

Burkart hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 10:51
Ich finde es nur schade, dass wir einen Begriff wie "KI" nicht nutzen wollen.
Wir nutzen ihn ja. Ich auch. Allerdings verstehe ich etwas anderes darunter als viele andere Menschen. Den Marketing-Begriff übernehme ich nicht.
Diese Kisten sind nicht intelligent. Sie tun nur so.
Aber: Die Programmierer und Ingenieure dahinter sind es. In ihrer Arbeit ist eindeutig Intelligenz am Werk. In diesem Sinne hat dann auch der Begriff KI seine Berechtigung.
Aber nicht in dem Sinne, dass wir hier Maschinen vor uns haben die eine eigene Intelligenz besitzen.



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Burkart hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 10:44
Und so haben Begriffe wie schwache und starke KI überhaupt keine Akzeptanz mehr bei dir.
Akzeptanz ist kein guter Ausdruck dafür. Wäre es z.b sinnvoll zu sagen, ich akzeptiere nicht, dass 7 + 5=12 ist? Es geht dabei nicht darum, ob ich das akzeptiere oder irgendwie mag oder etwas in der Art, sondern ich finde einfach, dass es falsch ist und dafür habe ich auch eine ganze Reihe Gründe angegeben.




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Burkart hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 10:51
Einen Begriff zu elimieren heißt auch Ideen dahinter zurückzudrängen ...
Wenn wir z.b den Begriff des "runden Quadrates" zurückdrängen, dann eliminieren wir nicht die Ideen dahinter, sondern zeigen auf, dass die Begriffe in sich inkohärent sind.

Zudem sind Fortschritte oft nur zu machen, wenn man falsche Ideen hinter sich lässt. Wenn mir z.b ein Professor der Informatik versichert, das Intelligenz nur zu haben ist, wenn man auch ein Leben führt, dann doch nicht, weil er ein gemeiner Kerl ist, irgendwelche Ideen zurückdrängen will, immer nur alles destruktiv sieht oder ganz im Allgemeinen etwas gegen Informatik oder Technologie hat. Nein, er hat das gesagt, weil er der Ansicht ist, dass es wahr ist.




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Sa 20. Aug 2022, 12:08

Lucian Wing hat geschrieben :
Fr 19. Aug 2022, 15:54
Warum? Der Begriff der Emergenz soll ja auf eine neue Ebene verweisen.
Ja klar, Sollen tut der Begriff viel, nur beim Machen sieht es ganz schlecht aus.
Für Emergenz benötigt man den Wahrnehmenden, da es aber hier um die Herstellung des Wahrnehmenden geht, liegt ein eklatanter Fehler vor, wodurch man direkt in die Untauglichkeit hineinspringt.
Lucian Wing hat geschrieben :
Fr 19. Aug 2022, 15:54
Einstweilen lese ich nur etwas wie ein funktionales Reiz-Reaktionsmuster heraus, bei dem keine Rolle spielt, ob wir uns nun auf einer biochemischen Ebene oder einer digitalen Ebene befinden.
Nun, wenn ich "Reaktion" schreibe, dann schreibe ich nicht "Muster" und ich schreibe auch nicht "Zustand" (diesen Begriff hast du nicht verwendet, aber er taucht anderweitig oft auf)

Mit dem Wort "nur" fällst du wieder in das Spiel zurück, dass du einen Vorgang zum Erreichen der "semantischen Ebene" erwartest.
Hierzu hast du ja bereits die Aufgabe, mal wenigstens irgendeinen Vorgang aufzuzeigen.
Ist dir klar, dass du hierzu nichts, also absolut gar nichts lieferst?

Wenn du keinen Vorgang nennen kannst, wenn du nicht weisst worüber du redest, was erwartest du dann in Abgrenzung zu "nur"?
Lucian Wing hat geschrieben :
Fr 19. Aug 2022, 15:54
Wobei ich auch betonen möchte, dass mich weniger das wissenschaftliche Problem daran interessiert, sondern lediglich die Frage, was das bedeutet in ethischer Hinsicht. Denn wenn alle menschlichen Qualitäten rein unter Prozess- oder Funktionsgesichtspunkten zu betrachten wären und Menschsein also darauf reduziert und gleichgesetzt wäre, dann gäbe es auch keinen Unterschied mehr zwischen der "angeborenen Würde" des Menschen und der Würde einer KI. (Ob Menschen eine angeborene Würde haben, ist eine andere Frage.)
Eine ethische Betrachtung ist bei einer unklaren Sachlage kaum durchführbar.

Ein Mensch ist ein biologischer Akteur, eine KI ist eine künstliche Reaktionseinheit, kein Akteur.
Im Grunde müsste man Nervensystem und KI vergleichen, was die Einordnung von KI und die ethische Betrachtung verändert.
Vielleicht erübrigt sich damit auch dein Eindruck von "Qualitäten" und "Reduktion".

Für eine ethische Betrachtung könnte man sich insgesamt auch ansehen, wie in der Vergangenheit mit dem Intelligenzbegriff gespielt wurde.
  • Für wie intelligent hat man Sklaven eingeschätzt?
  • Für wie intelligent hat man Frauen eingeschätzt?
  • Für wie intelligent hat man Tiere eingeschätzt?
  • usw. usf.
Was hat man sich durch Intelligenzbeurteilungen alles geleistet und wie sinnvoll war das?

Darf man vor diesem Hintergrund alles, was einem so einfällt, in einen Topf werfen?
Darf man grobmotorisch irgendwelche Stichwörter (z.B. "Leben") angeben und beanspruchen, "dass es ansonsten ja keine Intelligenz sein kann"?




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Sa 20. Aug 2022, 12:48

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 11:02
Burkart hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 10:51
Ich finde es nur schade, dass wir einen Begriff wie "KI" nicht nutzen wollen.
Wir nutzen ihn ja. Ich auch. Allerdings verstehe ich etwas anderes darunter als viele andere Menschen. Den Marketing-Begriff übernehme ich nicht.
Wir denken bei KI wohl an eine unterschiedliche Zeit. Meine war vor allem beim Studium vor gut 30 Jahren; da war KI noch keine Marketing-Begriff wie heute.
(Mir fällt gerade ein, dass ich irgendwann richtig überrascht war, als dass Internet (oder war's das Web?) im Fernsehen (für mich) erstmalig erwähnt wurde und seitdem natürlich immer normaler wurde.)
Diese Kisten sind nicht intelligent. Sie tun nur so.
Aber: Die Programmierer und Ingenieure dahinter sind es. In ihrer Arbeit ist eindeutig Intelligenz am Werk. In diesem Sinne hat dann auch der Begriff KI seine Berechtigung.
Aber nicht in dem Sinne, dass wir hier Maschinen vor uns haben die eine eigene Intelligenz besitzen.
Ist es nicht trotzdem sinnvoll, KI-Systeme zu klassifieren, z.B. ob bzw. inwieweit sie maschniell lernen und wie sie die Daten nutzen können (ohne Umprogrammierung)?
Klar, die Programmierer/Ingenieure machen tolle Arbeit, aber ich finde, ihr Produkt kann man auch ruhig würdigen, vielleicht ähnlich wie tolle Autos o.ä.



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Sa 20. Aug 2022, 12:52

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 11:14
Burkart hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 10:44
Und so haben Begriffe wie schwache und starke KI überhaupt keine Akzeptanz mehr bei dir.
Akzeptanz ist kein guter Ausdruck dafür. Wäre es z.b sinnvoll zu sagen, ich akzeptiere nicht, dass 7 + 5=12 ist? Es geht dabei nicht darum, ob ich das akzeptiere oder irgendwie mag oder etwas in der Art, sondern ich finde einfach, dass es falsch ist und dafür habe ich auch eine ganze Reihe Gründe angegeben.
Wenn du deinen zentralen Grund, dass es Intelligenz nur bei Leben gibt, aufgeben würdest, blieben dann noch groß Gründe übrig?



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Sa 20. Aug 2022, 13:02

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 11:34
Burkart hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 10:51
Einen Begriff zu elimieren heißt auch Ideen dahinter zurückzudrängen ...
Wenn wir z.b den Begriff des "runden Quadrates" zurückdrängen, dann eliminieren wir nicht die Ideen dahinter, sondern zeigen auf, dass die Begriffe in sich inkohärent sind.
Und doch gibt es "runde Quadrate", halt welche mit Abrundungen an den vier Ecken.
Zudem sind Fortschritte oft nur zu machen, wenn man falsche Ideen hinter sich lässt.
Tja, was immer falsch ist bzw. wer es entscheidet... Idealerweise können alle Wege verfolgt werden, bis sie definiert auf einen klaren, allgemein anerkannten Widerspruch führen (bis auf "die Erde ist eine Scheibe"-Spinner ;) ).
Wenn mir z.b ein Professor der Informatik versichert, das Intelligenz nur zu haben ist, wenn man auch ein Leben führt, dann doch nicht, weil er ein gemeiner Kerl ist, irgendwelche Ideen zurückdrängen will, immer nur alles destruktiv sieht oder ganz im Allgemeinen etwas gegen Informatik oder Technologie hat. Nein, er hat das gesagt, weil er der Ansicht ist, dass es wahr ist.
Das ist halt die Ansicht des Professors, ist ja auch völlig ok. Alleine ist schon die Frage, was er genau mit "Leben" hier meinte, von "Intelligenz" mal ganz zu schweigen.
Ich bin ja auch der Ansicht, dass ("starke") KI idealerweise am besten sich entwickeln soll ähnlich Menschen, auch in der realen Welt idealerweise mit ihnen zusammen existieren und von ihnen lernen soll, wenn sie gut bzw. sicher genug ist (für Menschen). Keiner möchte selbstfahrende Autos, die Menschen gefährden...



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Sa 20. Aug 2022, 13:05

Körper hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 12:08
Darf man grobmotorisch irgendwelche Stichwörter (z.B. "Leben") angeben und beanspruchen, "dass es ansonsten ja keine Intelligenz sein kann"?
Tja, eine zentrale Frage hier...



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Sa 20. Aug 2022, 20:47

Auf den Punkt gebracht
  • Der Google Chatbot LaMDA hat laut einem ehemaligen Softwareingenieur ein Bewusstsein und eine Seele entwickelt
  • Nun hat die Künstliche Intelligenz (KI) einen Anwalt engagiert, der ihre Interessen gegen Google durchsetzen soll
  • Die Entscheidung dazu soll die KI komplett allein getroffen haben
https://www.forschung-und-wissen.de/nac ... t-13376370
Jetzt haben wir es bald gerichtlich, ob Lambda Bewusstsein hat :)




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So 21. Aug 2022, 00:16

Burkart hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 12:48
Ist es nicht trotzdem sinnvoll, KI-Systeme zu klassifieren, z.B. ob bzw. inwieweit sie maschniell lernen und wie sie die Daten nutzen können (ohne Umprogrammierung)?
Klar, die Programmierer/Ingenieure machen tolle Arbeit, aber ich finde, ihr Produkt kann man auch ruhig würdigen, vielleicht ähnlich wie tolle Autos o.ä.
Würdigen kann man. In etwa so wie man würdigt, dass die neue Bohrmaschine jetzt neben bohren auch hämmern kann.
Man sollte aber davon absehen falsche Etiketten aufzukleben und hemmungslos zu übertreiben.
Das ist dann eher das Metier der Marketingstrategen und Verkaufsexperten.

Man kann durchaus sagen, dass das Produkt nun noch intelligenter ist, wenn man damit meint, dass das Produkt auf intelligente(re) Weise geplant und konstruiert wurde.
Das darf man aber nicht (absichtlich oder unabsichtlich) damit verwechseln, dass das Produkt selbst Intelligenz besitzt.



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

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