Das Thema Zeit macht mir Kopfzerbrechen. Es ist so widersprüchlich.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mo 25. Feb 2019, 13:49Meines Erachtens stehen uns nie keine Messinstrumente zur Verfügung. Sie sind immer da. Wir sind immer eingebettet in eine Umwelt, die in vielen ihrer Facetten aus ZeitZyklen besteht, zu denen wir essentiell dazu gehören. Wir selbst sind ein Leib mit/aus Zeitzyklen: Puls und Herzschlag, unser Atmen, Schlaf- und Wach-Rhythmus, unser Gehen, Tanzen, Singen und so weiter und so fort.
Nehmen wir das einmal an. Daraus würde dann meines Erachtens folgen, dass es einen Zeitsinn gibt, der durch die Beteiligung mehrerer anderer Sinne entsteht.
Rüdiger Safranski liefert dazu noch ein biologisches Detail.Mit anderen Worten, in meinem Verständnis: die "inneren und äußeren" Rhythmen sind miteinander verknüpft.Rüdiger Safranski, in Zeit hat geschrieben : Auch [am eigenen Leibe] ticken Uhren. Paarweise hinter der Nasenwurzel angeordnete winzige Nervenknoten synchronisieren das Körpergeschehen und fungieren als Taktgeber. Von diesem Zentrum – dem sogenannten suprachiasmatischen Nucleus – gehen elektrische Signale aus, die etwa der Periode von 24 Stunden folgen und einen Aktivitätsrahmen schaffen für Atmung, Herzschlag, Schlaf- und Wachphasen, Nahrungsaufnahme, Verdauung. Diese Steuerung wird mit der Wahrnehmung des natürlichen Tages verknüpft, aber über eine gewisse Zeit gewährleistet sie auch unabhängig davon einen Tagesrhythmus. ...
Ein Beispiel. Kein schönes, weil es oft als Folter verwendet wurde und wahrscheinlich auch wird.
Ein Mensch wird in einen fensterlosen Raum gesperrt. Dazu Isolation, d.h. kein Kontakt mit anderen Menschen, keine Geistesnahrung usw. Es brennt immer Licht. Nahrung wird in unterschiedlichen Abständen gebracht, beim schlafen kann man geweckt werden.
Hier wird komplett das äusserte Umfeld ausgeschaltet, nach dem sich dieser Mensch richten könnte. Es gibt keinen zeitzyklus, der einen einen Anhaltspunkt liefert.
Menschen, die in einer solchen oder ähnlichen Situation waren, berichten, sie haben irgendwann völlig das Zeitgefühl verloren. Es entstand auch nicht, wie Safranski schreibt, ein unabhängiger Tagesrythmus. Denn alles was er beschreibt, wird systematisch, durch nicht vorhersehbare Aktionen gestört, der Körper kann sich auf nichts einstellen. Es gibt kein eine Messinstrumente mehr.
Das Beispiel zeigt doch zweierlei. Zum einen, dass ein Zeitsinn durch eine Umwelt und anderer Sinne bestehen kann, aber auch, dass wenn alles wegfällt, kein Zeitsinn mehr vorhanden ist, obwohl andere Sinne wie sehen, riechen, schmecken, usw. weiter funktionieren. Es zeigt doch, dass es keinen Zeitsinn geben kann.
Ist etwas ein Sinn, wenn er nur unter bestimmten Voraussetzungen überhaupt funktionieren kann? Es ist kein Irrtum, der Zeitsinn ist in diesem Beispiel nicht vorhanden.
Oder?