PS. zu Elke Heidenreich, Rassismus usw.
Ich sehe das so, NaWennDuMeinst: Die Frage nach der Herkunft ist keine Frage wie jede andere. Das ist sie schon ohne den Kontext der Rassismus-Debatte nicht. Herkunft ist für jeden Menschen der Ausgangspunkt seines Eingebundenseins in Geschichten. Daß der Mensch "in Geschichten verstrickt" (Wilhelm Schapp) ist, zu denen auch seine Herkunftsgeschichte zählt, ist hermeneutisches Grundwissen. Zum Verstehen zählt Herkunftswissen. Menschen, die um ihre Herkunft nicht wissen, leiden nicht selten daran, ihre Wurzeln nicht zu kennen; ihnen fehlen Bindungen, Traditionen. - Zu Beginn von Dantes Göttlicher Komödie verirrt sich der Protagonist in einem finsteren Wald. Er weiß nicht mehr, woher er gekommen ist und wohin er sich wenden soll. Seine Herkunft, im mehrfachen Wortsinne, liegt im Dunklen. - "Zukunft braucht Herkunft" sagt Odo Marquard. Insofern ist die Frage nach der Herkunft eine, von der wir philosophisch gesehen alle betroffen sind. Die Frage geht auf etwas Fundamentales. Sie geht Menschen nahe.
Wird die Herkunft eines Menschen durch unbedachtes, gar mehrmaliges Nachfragen als klärungsbedürftig problematisiert, können damit Entwertungseffekte einhergehen, die verletzen. Gadamer stellt an den Anfang von Wahrheit und Methode ein Kapitel über Takt. Mithilfe des Taktes gelingt es uns, Abstand zu halten. Das Anstößige (man kann das beinahe wörtlich nehmen) wird durch den Takt vermieden und verhilft dazu, dem Anderen nicht zu nahe zu kommen. Die Raffinesse des Taktes liegt nicht darin, dem Anderen nahe zu kommen, ohne daß er es merkt, sondern darin, daß man etwas (taktvoll) übergeht. Deswegen kann man nicht gut über etwas taktvoll sprechen, wohl aber über etwas taktvoll schweigen.
So kann also die Frage nach der Herkunft sowohl Ausdruck dafür sein, die Nähe eines Menschen zu suchen, an seiner Geschichte teilzuhaben als auch Ausdruck eines taktlosen Vordringens in seine Intimität. - Der Ausweg: das Gespräch. Was bei einem Gespräch "herauskommt", weiß keiner vorher. Denn die, die ein Gespräch führen, "die Partner des Gesprächs sind weit weniger die Führenden als die Geführten". (Gadamer)
Erstaunlich - über die Herkunft läßt sich ganz ohne Schwarz/Weiß und ohne Rassismus nachdenken.
Wird die Herkunft eines Menschen durch unbedachtes, gar mehrmaliges Nachfragen als klärungsbedürftig problematisiert, können damit Entwertungseffekte einhergehen, die verletzen. Gadamer stellt an den Anfang von Wahrheit und Methode ein Kapitel über Takt. Mithilfe des Taktes gelingt es uns, Abstand zu halten. Das Anstößige (man kann das beinahe wörtlich nehmen) wird durch den Takt vermieden und verhilft dazu, dem Anderen nicht zu nahe zu kommen. Die Raffinesse des Taktes liegt nicht darin, dem Anderen nahe zu kommen, ohne daß er es merkt, sondern darin, daß man etwas (taktvoll) übergeht. Deswegen kann man nicht gut über etwas taktvoll sprechen, wohl aber über etwas taktvoll schweigen.
So kann also die Frage nach der Herkunft sowohl Ausdruck dafür sein, die Nähe eines Menschen zu suchen, an seiner Geschichte teilzuhaben als auch Ausdruck eines taktlosen Vordringens in seine Intimität. - Der Ausweg: das Gespräch. Was bei einem Gespräch "herauskommt", weiß keiner vorher. Denn die, die ein Gespräch führen, "die Partner des Gesprächs sind weit weniger die Führenden als die Geführten". (Gadamer)
Erstaunlich - über die Herkunft läßt sich ganz ohne Schwarz/Weiß und ohne Rassismus nachdenken.
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Na ich mach das immer so: Ich gehe an jedem 2. Sonntag auf die Strasse, picke mir wildfremde Menschen raus denen ihre Herkunft "ins Gesicht geschrieben steht" laufe direkt auf sie zu und sage: "Entschuldigung, wo kommen sie denn her?".
So mache ich das immer. Warum? Na weil ich ein Rassist bin, der gerne Menschen diskriminiert.
Die Frage verstehe ich nicht.Bei der Frage nach der sexuellen Orientierung, nach der Religion, schon mal was geklaut, nach einem Drogenkonsum, nach dem Alkoholkonsum, sind sie Analphabet, an eine Frau: auch schon mal belästigt worden.
Willst Du darauf hinaus, dass die Frage nach der Herkunft etwas ganz Intimes ist das man nur seinen Partner im stillen Kämmerlein fragt und auch nur wenn man jahrelang verheiratet ist?
Nochmal: Das mögen alles deine Vorstellungen davon sein wie mit dieser Frage umzugehen ist. Aber begreife doch auch mal, dass Deine Vorstellung nicht das Zentrum der Welt ist. Es gibt viele Menschen die haben damit einfach kein fucking Problem, auch dann nicht wenn man ihnen jetzt einreden will dass sie ein Problem damit haben müssten.
Es sind und empfnden nicht alle so wie Stefanie oder Migrant x der bei der Frage zu weinen anfängt.
Und ich mache mir auch nicht ins Hemdchen, wenn mich in Bayern einer fragt ob ich aus Berlin komme, weil ich nun mal so spreche und er das gemerkt hat. Das ist einfach kein Grund sich darüber aufzuregen. Da sagt man "Ja", oder "Nein", oder "geht dich'n Scheissdreck an". Man muss deshalb nicht der ganzen Welt das Fragen verbieten.
So, und nun geht mir der Mist hier einmal zu viel auf die Nerven.
Ich frage die Frage weiter wann und so oft es mir passt und lasse mir hier deshalb kein schlechtes Gewissen einreden.
Warum? Weil es dich einen feuchten Kehricht angeht wie zwei Menschen sich miteinander unterhalten wollen, geht das in deinen Kopf?
Danke. Tschüs.
But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
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Nein, eben nicht. Seit einiger Zeit geht das eben nicht mehr, weil gewisse Menschen diese Frage zu einem angeblichen Erkennungsmerkmal in Bezug auf rassistische Grundeinstellungen gemacht haben, was komplett absurd ist.
Menschen, die vorher niemals auch nur auf die Idee gekommen wären, dass eine solche Frage mehr sein könnte als eben einfach nur die Frage nach der Herkunft, meinen nun plötzlich überall Rassisten zu sehen.
Ich bin hier im Irrenhaus.
Der eine erzählt mir drüben wir sind alle "erfolgsgetrieben" und hier erzählen sie mir wir wären alle "rassismusgetrieben".
Wahnsinn. Einfach nur Wahnsinn.
Und nun möchte ich nicht mehr. Das ist mir wirklich zu schräg.
Ich rede darüber in Zukunft nur noch mit normalen Leuten.
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Geschichten aus dem Irrenhaus.
Im Taxi:
Ich: "Hallo. Ich möchte gerne zur Bismarckstrassee"
Er: "Bismarckstrasse, ok".
[wir fahren schweigend 5 Minuten]
Er: "Und? Feierabend!"
Ich lächle: "Ja, endlich"
Er: "Was machen sie denn so?"
Ich": Ich arbeite in der IT"
Er" Mit Computer und so?"
Ich: "Genau. Mit Computer und so":
Er "ich fahre seit 40 Jahren Taxi in Berlin. Damals bin ich aus der Türkei hierher gekommen".
Ich: "Das habe ich sie aber nicht gefragt"
[Ich ignoriere seinen erstaunten Blick]
Ich: "Wie kommen sie eigentlich darauf, dass mich ihre Herkunft interessieren könnte? Sie sind doch Deutscher, oder?"
Er (noch verunsicherter): "Ja."
Ich : "Also, wieso erzählen sie dann einem wildfremden Menschen etwas über ihre nicht-deutsche Herkunft? Wissen sie denn gar nicht, dass sie damit Diskriminierung, Vorurteilen und rassistischen Denkmustern Vorschub leisten? Und wissen sie denn gar nicht wie intim diese Informationen sind?"
Er: "Aber ich wollte doch bloß ein lockeres Gespräch führen. Ich liebe meine alte Heimat, denke gerne an sie und erzähle gerne von ihr. Für gewöhnlich interessiert meine Fahrgäste das auch und ich finde das jetzt auch als Thema nicht zu intim".
Ich: "Das sollten sie aber und es hat auch Niemanden zu interessieren. Sie sind Deutscher, also benehmen sie sich gefälligst auch so".
Er: murmelt irgendwas auf türkisch.
[wir sind am Ziel]
Ich zahle mit Trinkgeld, lächle den Mann freundlich an und sage: "Erzählen sie nie wieder ungefragt von ihrer Herkunft. Solche Gespräche sind gefährlich. Denken sie mal drüber nach. Alle Gute."
...
Später am Abend erzähle ich meinem Kumpel von der Fahrt.
Er: "Du hast dem armen Mann verboten über seine Wurzeln zu sprechen?"
Ich: "Ja."
Er: "Wieso?"
Ich: "Na, die wollen das doch alle so. Über die nicht-deutschen Wurzeln zu sprechen ist ein Akt der Diskriminierung der die Betroffenen daran erinnert, dass sie anders und nicht von hier sind., auch wenn es nicht so gemeint oder gewollt ist und keiner der Beteiligten das so empfindet. Wusstest Du das nicht? "
Er: "Das ist verrückt."
Ich: "Wem sagst Du das!"
---
Liebe Deutsche mit Migrationshintergrund: Hört bitte damit auf uns Deutsche ungefragt mit rührseligen Geschichten von Eurer Herkunft vollzuschwallen.
Das macht man einfach nicht. Wer als Deutscher gelten und anerkannt werden will, soll sich auch so verhalten, sonst wird das nichts mit der Integration wenn ihr die Einheimischen immer wieder mit der Nase darauf stoßt, dass ihr nicht von hier seid.
Im Taxi:
Ich: "Hallo. Ich möchte gerne zur Bismarckstrassee"
Er: "Bismarckstrasse, ok".
[wir fahren schweigend 5 Minuten]
Er: "Und? Feierabend!"
Ich lächle: "Ja, endlich"
Er: "Was machen sie denn so?"
Ich": Ich arbeite in der IT"
Er" Mit Computer und so?"
Ich: "Genau. Mit Computer und so":
Er "ich fahre seit 40 Jahren Taxi in Berlin. Damals bin ich aus der Türkei hierher gekommen".
Ich: "Das habe ich sie aber nicht gefragt"
[Ich ignoriere seinen erstaunten Blick]
Ich: "Wie kommen sie eigentlich darauf, dass mich ihre Herkunft interessieren könnte? Sie sind doch Deutscher, oder?"
Er (noch verunsicherter): "Ja."
Ich : "Also, wieso erzählen sie dann einem wildfremden Menschen etwas über ihre nicht-deutsche Herkunft? Wissen sie denn gar nicht, dass sie damit Diskriminierung, Vorurteilen und rassistischen Denkmustern Vorschub leisten? Und wissen sie denn gar nicht wie intim diese Informationen sind?"
Er: "Aber ich wollte doch bloß ein lockeres Gespräch führen. Ich liebe meine alte Heimat, denke gerne an sie und erzähle gerne von ihr. Für gewöhnlich interessiert meine Fahrgäste das auch und ich finde das jetzt auch als Thema nicht zu intim".
Ich: "Das sollten sie aber und es hat auch Niemanden zu interessieren. Sie sind Deutscher, also benehmen sie sich gefälligst auch so".
Er: murmelt irgendwas auf türkisch.
[wir sind am Ziel]
Ich zahle mit Trinkgeld, lächle den Mann freundlich an und sage: "Erzählen sie nie wieder ungefragt von ihrer Herkunft. Solche Gespräche sind gefährlich. Denken sie mal drüber nach. Alle Gute."
...
Später am Abend erzähle ich meinem Kumpel von der Fahrt.
Er: "Du hast dem armen Mann verboten über seine Wurzeln zu sprechen?"
Ich: "Ja."
Er: "Wieso?"
Ich: "Na, die wollen das doch alle so. Über die nicht-deutschen Wurzeln zu sprechen ist ein Akt der Diskriminierung der die Betroffenen daran erinnert, dass sie anders und nicht von hier sind., auch wenn es nicht so gemeint oder gewollt ist und keiner der Beteiligten das so empfindet. Wusstest Du das nicht? "
Er: "Das ist verrückt."
Ich: "Wem sagst Du das!"
---
Liebe Deutsche mit Migrationshintergrund: Hört bitte damit auf uns Deutsche ungefragt mit rührseligen Geschichten von Eurer Herkunft vollzuschwallen.
Das macht man einfach nicht. Wer als Deutscher gelten und anerkannt werden will, soll sich auch so verhalten, sonst wird das nichts mit der Integration wenn ihr die Einheimischen immer wieder mit der Nase darauf stoßt, dass ihr nicht von hier seid.
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Ich denke, daß der Begriff "Schwelle" die Sache, um die es (mir) geht, etwas besser veranschaulicht als der Begriff "Grenze".Stefanie hat geschrieben : ↑Di 2. Nov 2021, 22:33Wo zieht Ihr denn die Grenze? Bei welchen Fragen an einen gerade erst kennengeernten Menschen, nach dem Motto ich falle mal mit der Tür in Haus, zieht Ihr die Grenze?
Bei der Frage nach der sexuellen Orientierung, nach der Religion, schon mal was geklaut, nach einem Drogenkonsum, nach dem Alkoholkonsum, sind sie Analphabet, an eine Frau: auch schon mal belästigt worden.
Die Schwelle hat eine größere Ausdehnung als die Grenze. Zwar ist auch die Grenze - denken wir uns einen Strich - ausgedehnt, aber die Schwelle umfaßt die größere Fläche. Auf der Grenze stehend schaut man in zwei Bereiche: schon mit einem Schritt hat man die Grenze entweder in den einen oder in den anderen Bereich hin überschritten; die beiden Bereiche, die die Grenze voneinander trennt, stoßen an der Grenze gleichsam aneinander (das stimmt nicht so ganz, weil ja auch selbst die schmalste Grenze immer noch eine, wenn auch minimale Ausdehnung hat; aber das lasse ich jetzt der Einfachheit halber mal unberücksichtigt). - Die Schwelle hingegen läßt sich breiter denken.
Die Schwelle denke ich mir nun in ihrer Ausbreitung nebelverhangen. Zwar kann ich nun von beiden Seiten der Schwelle aus in diese ein Stück weit hineinschauen, aber ich kann den Schwellenbereich in seiner Gesamtheit nicht durchschauen. Die Schwelle ist von keiner Seite aus in ihrer Breite durchschaubar, nur ein kleines Stück einsehbar. Ich weiß also nicht einmal die genaue Breite der Schwelle. Ich weiß nur, daß es sie gibt und ich kann klar erkennen, was sich diesseits und jenseits der Schwelle befindet. Dort ist es klar. Die Schwelle selbst ist der Bereich des Vagen, Unklaren.
Ich beschränke mich auf das Beispiel mit der Frau: Was liegt diesseits der Schwelle?
- Ein Mann hält einer Frau die Tür auf.
- Ein Mann bietet einer Frau seine Hilfe beim Tragen eines Gegenstandes an.
- Ein Mann lächelt eine Frau an.
Was liegt jenseits der Schwelle?
- Ein Mann starrt einer Frau in den Ausschnitt.
- Ein Mann drängt sich im Aufzug an eine Frau heran.
- Ein Mann fragt eine Frau: "So wie Sie ausschauen, werden Sie doch bestimmt desöfteren von Männern belästigt, oder?"
Nicht alle Begegnungen zwischen Mann und Frau laufen diesseits oder jenseits der Schwelle ab. Flirt als Kunst der Halbdistanz wäre ein Kommunikationsgeschehen im Bereich der nebelverhangenen Schwelle.
Wie etwas nach diesem Schema einsortiert wird, bestimmt im Extremfall das Gesetz, im Allgemeinen jedoch die kommunikative Praxis der Beteiligten. In der höfischen Gesellschaft war nahezu alles nach der Moral paraphiert. In Castigliones Hofmann ist jede Begegnung eines Mannes mit einer Frau bei Hofe genauestens geregelt. Es konnte nichts schiefgehen, weil die Schwelle schmal und hell ausgeleuchtet war.
In der modernen, liberalen Gesellschaft kann einiges schiefgehen, weil die Schwelle breit und unübersichtlich ist. Vieles ist deshalb "grenzwertig". Je mehr man regelt, desto weniger muß man sich auf Überraschungen einstellen. Ordnungen, auch moralische, helfen beim Abbau von Kontingenz. Je mehr Ordnung, desto weniger bleibt dem Zufall überlassen. Je weniger Ordnung, desto mehr muß mit "allem Möglichen" (Kontingenz) gerechnet werden.
Moral beobachtet mit der Unterscheidung gut/böse bzw. gut/schlecht. Je "tiefer" man diese Unterscheidung ansetzt, desto größer wird der Bedarf an Regelung. Das Lächeln wird zur obszönen Geste, Höflichkeit zur Invisibilisierung von Aufdringlichkeit, Ansprache zur Anmache usw. Alles muß dann wieder moralisch kodifiziert werden. Castigliones Hofmann muß neu gefaßt werden, damit sich im Schwellenbereich die Nebel lichten.
"Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann." (Böckenförde) Zu diesen Voraussetzungen gehört der souveräne Umgang mit Schwellen aller Art, die weder der Staat mit Gesetzen ausleuchten kann (s. unbestimmte Rechtsbegriffe) noch die Moral mit Normen und Vorschriften. - Die kommunikative Praxis regelt sozusagen im Vollzug und vor Ort, mit Schwellen umzugehen. - So können zwar Routinen für das Unvorhergesehene ausgebildet werden, im Einzelfall wird es aber auch auf Improvisation ankommen, also auf Kreativität.
"Welt zu haben ist immer das Resultat einer Kunst" (Hans Blumenberg)
Moral ist für eine Gesellschaft unverzichtbar. Der Staat ist - siehe Böckenförde - angewiesen darauf, daß die Bürger die "guten Sitten" u.ä. bewahren, durchaus auch weiterentwickeln.
Das Politische ist allerdings nicht das Moralische. Wir haben uns angewöhnt, das Politische unter die Optik des Moralischen zu bringen. So haben wir Außenpolitik betrieben und sind damit im August in Afghanistan gescheitert. Und so ist die Klimapolitik ("how dare you") eine moralisch imprägnierte, ebenso die Agrarpolitik (Fleisch zu essen, ist moralisch zweifelhaft), die Gesundheitspolitik (Impfung aus Solidarität). Meldeportale für Steuerhinterzieher, SUV-Fahrer müssen sich erklären, Literaturkritiker, Fußballspieler, für Schauspieler (#allesdichtmachen) werden Berufsverbote gefordert ...
Das Politische im neuzeitlichen Sinne entsteht gerade durch den Verzicht auf Moral, durch Differenzierung von Politik und Moral. Dazu müßte der ideengeschichtliche Gang von Machiavelli über Hobbes zu Hegel, Max Weber, Ernst Cassirer und Carl Schmitt durchmessen werden. Das kann man nicht so ohne weiteres leisten, aber das ließe das Politische in seiner Spezifik erscheinen.
Das Politische ist allerdings nicht das Moralische. Wir haben uns angewöhnt, das Politische unter die Optik des Moralischen zu bringen. So haben wir Außenpolitik betrieben und sind damit im August in Afghanistan gescheitert. Und so ist die Klimapolitik ("how dare you") eine moralisch imprägnierte, ebenso die Agrarpolitik (Fleisch zu essen, ist moralisch zweifelhaft), die Gesundheitspolitik (Impfung aus Solidarität). Meldeportale für Steuerhinterzieher, SUV-Fahrer müssen sich erklären, Literaturkritiker, Fußballspieler, für Schauspieler (#allesdichtmachen) werden Berufsverbote gefordert ...
Das Politische im neuzeitlichen Sinne entsteht gerade durch den Verzicht auf Moral, durch Differenzierung von Politik und Moral. Dazu müßte der ideengeschichtliche Gang von Machiavelli über Hobbes zu Hegel, Max Weber, Ernst Cassirer und Carl Schmitt durchmessen werden. Das kann man nicht so ohne weiteres leisten, aber das ließe das Politische in seiner Spezifik erscheinen.
Na ja eigentlich wollte ich darauf hinaus, welchen Fragen bei einem gerade erst kennenlernen in einer Alltagssituation, entweder unhöflich oder übergriffig sind.
Der, die, das.
Wer, wie, was?
Wieso, weshalb, warum?
Wer nicht fragt bleibt dumm!
(Sesamstraße)
Wer, wie, was?
Wieso, weshalb, warum?
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Wie kann und wie sollte man hier differenzieren? Ich für meinen Teil denke, dass wir es hier mit sehr vielen verschiedenen Feldern zu tun haben. Felder, die je verschiedene "Eigenlogiken" aufweisen, jedoch oft zusammenhängen und überlappen, sowie in "Spannung" geraten können. Die folgende Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie soll nur skizzieren und begründen, warum ich denke, dass die Bereiche überlappen (und auch konkurrieren). Als Beispiel nehme ich die Situation, die sich Elke Heidenreich vorgestellt hat. Man bestellt ein Taxi und es stellt sich die Frage, ob man mit dem netten dunkelhäutigen Taxifahrer, der perfekt "kölsch" spricht, einen Smalltalk startet mit der Frage "Wo kommen sie her?" Ziel ist dabei nicht, eine Antwort auf die Frage zu geben, sondern eben - wie gesagt - eine einfache und grobe Skizze des jeweiligen Bereiches zu machen.
Die Bereiche, die man hier in den Blick nehmen kann, sind neben anderen:
- der Bereich der individuellen Handlungsgründe
- der Bereich der Konventionen
- der Bereich der Ethik
- der Bereich der Politik
- ...
Wenn ich nach den Konventionen frage, dann frage ich in anderen Worten nach "den (regionalen) Üblichkeiten". Dazu ein Beispiel: In manchen Landstrichen ist es üblich, wenn man in eine Kneipe kommt, sich an den Tisch zu setzen, an dem schon jemand sitzt. In anderen Landstrichen sucht man sich den Tisch aus, der "frei" ist. Die Konvention steht jedoch nicht unverbunden neben den individuellen Handlungsgründen, denn die Konvention formt schließlich auch, wer ich bin, sie kann (muss aber nicht) Teil meiner individuellen Dispositionen werden. Die Konventionen können in der Taxisituation ganz sicher eine gewichtige Rolle spielen, das kann man sich leicht ausmalen.
Wenn ich nach der Ethik frage, liegen die Dinge wieder etwas anders. Dann kommt es oft darauf an, von den eigenen, sprich individuellen Handlungsgründen abzusehen, denn was in dieser Hinsicht für mich ein Grund ist, muss kein Grund für die anderen sein. Wenn ich ethisch frage, frage ich im Grunde nicht einfach, was ich tun sollte. Sondern, ich frage, was dieser Mensch tun sollte, der zufälligerweise ich ist. Als Beispiel und zur Veranschaulichung dafür könnte man sich dazu den Gedanken vom "Schleier des Nichtwissens" von John Rawls vorstellen. Grob vereinfacht: wenn ich nicht wüsste, welchen Platz ich in der fraglichen Taxi-Szene einnehme, für welche Optionen würde ich dann votieren. Dazu braucht es natürlich Einfühlungsvermögen, aber auch eine große Portion Wissen. Manche individuellen Handlungsgründe von mir muss ich dann womöglich suspendieren, aber der Umstand, dass jede:r und nicht nur ich (grundsätzlich betrachtet) ein Recht hat, sich an seinen ganz eigenen Vorstellungen zu orientieren, ist hier natürlich von höchstem Belang. Niemand (auch keine Gruppe) ist einfach moralisch herausgehoben oder hinab gesetzt.
Frage ich politisch, kommen wieder andere Dinge in den Blick. Dann könnte ich auf die (wie ich finde, äußerst abwegige) Idee kommen, dass solche Gesprächssituationen verbindlich, sprich gesetzlich reguliert werden sollten. Bußgelder für "Herkunftsfrager:innen" Das ist abwegig. Daher, um es etwas realistischer zu machen: Unsere Politiker:innen fragen sich doch hoffentlich, wie sie politisch auf die Rüge der UN reagieren. Denn der UN-Menschenrechtsrat hatte Deutschland vor einigen Jahren dazu aufgefordert, stärker gegen Rassismus, Fremdenhass und Intoleranz vorzugehen. Die Bundesregierung hatte ein Rassismusproblem bereits eingeräumt. Dann gilt es, verbindliche Maßnahmen zu ergreifen, etwa im Bildungsbereich, denn "Aufklärung ist die einzige Lösung gegen Unwissenheit" (Mai Thi Nguyen-Kim). Diese politische Frage hängt aber natürlich mit all den Bereichen, die zuvor genannt wurden, zusammen. Und die Frage nach dem (tatsächlichen oder vermeintlichen) Alltagsrassismus ist ganz fraglos auch ethisch motiviert, denn es geht dabei um das (moralisch) richtige Handeln.
Also: nach meinem Gefühl kann und soll man all diese Bereiche (und sicher auch noch andere) unterscheiden, weil sie je (berechtigte) "Eigenlogiken" darstellen. Daher hängen auch das "Politische" und das Moralische zusammen - und können in Spannung geraten. Denn die Bereiche stehen nicht unverbunden nebeneinander, sondern überlappen und sind miteinander verwoben. Sie können natürlich auch - wie schon gesagt - miteinander in Konflikt geraten, zum Beispiel da, wo die regionalen Konventionen rassistisch sind.
Wo Politik sich "durch den Verzicht auf Moral" ausweist, dann kann es nicht für alle ein gutes Leben geben.
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Da dürfen sie sich gerne an den Holländern orientieren, denen das Gleiche vorgeworfen wurde.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 3. Nov 2021, 09:49Unsere Politiker:innen fragen sich doch hoffentlich, wie sie politisch auf die Rüge der UN reagieren. Denn der UN-Menschenrechtsrat hatte Deutschland vor einigen Jahren dazu aufgefordert, stärker gegen Rassismus, Fremdenhass und Intoleranz vorzugehen.
Die holländische Regierung wurde aufgefordert den "zwarte Piet" abzuschaffen.
Diese Aufforderung hat man mit dem Verweis auf Zuständigkeiten zurückgewiesen.
Das Ganze sei ein gesellschaftliches Thema, kein Politisches.
In der breiten Bevölkerung ist eine massive Protestwelle mit besonders heftiger Emotionalität entstanden. Laut einer Umfrage wollen 92 Prozent der Befragten Zwarte Piet behalten, eine Facebook-Unterstützerseite namens Pietitie (Kofferwort aus Piet und petitie, niederländisch für Petition) erhielt innerhalb von zwei Tagen 2 Millionen Likes.
https://de.wikipedia.org/wiki/Zwarte_Pi ... Reaktionen
92%. Alles Rassisten. Und dann wundert man sich über den Erfolg der Rechtspopulisten?
Zuletzt geändert von NaWennDuMeinst am Mi 3. Nov 2021, 11:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Und das ist eben das Problem. Es wird nur noch in eine Richtung gedacht.
Die Befürworter des "zwarte Piet" haben ihre Einstellung natürlich auch gut begründet. Aber das zählt alles nicht. Was zählt sind nur die Worte einiger weniger.
Entweder man ist mit jeder Forderung einverstanden oder man ist ein Rassist (wahlweise auch ein "Frauenunterdrücker" oder ein "ekeliger, weißer Mann").
Was das noch mit Demokratie zu tun haben soll weiß ich nicht.
Zuletzt geändert von NaWennDuMeinst am Mi 3. Nov 2021, 12:06, insgesamt 2-mal geändert.
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Das wundert mich überhaupt nicht.NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑Mi 3. Nov 2021, 11:40Und dann wundert man sich über den Erfolg der Rechtspopulisten?
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Ne, mich auch nicht. Mir scheint der eine oder andere hat langsam die Schnauze voll. Und wenn sich das jetzt nicht bald in vernünftige Bahnen lenkt, prophezeie ich Dir, dass die Gegenwehr sich ausweiten wird.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 3. Nov 2021, 12:03Das wundert mich überhaupt nicht.NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑Mi 3. Nov 2021, 11:40Und dann wundert man sich über den Erfolg der Rechtspopulisten?
Und dann haben wir endlich Gründe zur Sorge.
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Ich habe mich immer gefragt was eigentlich mit diesen ganzen Menschen los ist, die europaweit rechtspopulistische Parteien wählen.
Ich habe immer gedacht das sei ein Konglomerat von Nationalisten, Rassisten, Ausländerhassern, Frauenunterdrückern und Homophoben.
Aber inzwischen glaube ich, dass diese Wählerschaft zu einem guten Teil aus Menschen besteht, die die ständigen Gängelleien und teilweise ungerechtfertigten Vorwürfe und Anschuldigungen satt haben und sich - zugegeben auf nicht sehr klugem Wege - mit der Wahl solcher Parteien dagegen zur Wehr setzen wollen.
Die Moral ist da wie ein Gummiband. Je mehr man es überdehnt, desto härter schnellt es zurück.
Ich habe immer gedacht das sei ein Konglomerat von Nationalisten, Rassisten, Ausländerhassern, Frauenunterdrückern und Homophoben.
Aber inzwischen glaube ich, dass diese Wählerschaft zu einem guten Teil aus Menschen besteht, die die ständigen Gängelleien und teilweise ungerechtfertigten Vorwürfe und Anschuldigungen satt haben und sich - zugegeben auf nicht sehr klugem Wege - mit der Wahl solcher Parteien dagegen zur Wehr setzen wollen.
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Vielleicht sollte man einfach aufhören Fragen wie die wann und wo ein Rassismus oder eine Diskriminierung vorliegt irgendwelchen radikalen "Anstandswächtern" mit einseitigen Interessen zu überlassen.
Viele Menschen wollen sich deren Auffassungen nicht einfach "überstülpen" lassen, sondern verlangen, dass sie da mitentscheiden dürfen.
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Wie zum Beispiel die UN und die damalige Bundesregierung.NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑Mi 3. Nov 2021, 13:00... radikalen "Anstandswächtern" mit einseitigen Interessen zu überlassen.
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Im Auftrag bestimmter Interessengruppen.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 3. Nov 2021, 13:20Wie zum Beispiel die UN und die damalige Bundesregierung.NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑Mi 3. Nov 2021, 13:00... radikalen "Anstandswächtern" mit einseitigen Interessen zu überlassen.
Beim Fall "Piet" sind vorher Beschwerden eingegangen.
Das ist auch ok soweit. Jeder soll ja vortragen was er vorzutragen hat. Und es kann ja auch kein Problembewusstsein entstehen, wenn keiner vermerkt dass es ein Problem gibt.
Bei der Entscheidung sollten dann aber, finde ich, nicht die alleinigen Interessen bestimmter Gruppen eine Rolle spielen (wenn die Betroffen sagen es ist rassistisch, dann ist es das auch, einfach weil sie das so empfinden).
Ich finde das eigentlich ganz gut wie die holländische Regierung da reagiert hat: "Lasst das doch die Leute in unserem Land selbst entscheiden und regeln".
Der Kompromiss bildet sich dann schon heraus. Viele Holländer wollen den Piet jetzt anders gestalten, damit er nicht mehr so starke, negative Assoziationen weckt.
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Ja natürlich nicht. Genau deswegen gab es ja die Rüge der UN. Es gibt leider fast überall große Interessengruppen, die nichts am Status quo ändern wollen, sondern ihn am liebsten noch etwas zurückdrehen würden. Sie glauben, so wie es früher war, war es normal. Sich andere Stimmen überhaupt nur anzuhören, halten sie für eine Form der Gängelung.NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑Mi 3. Nov 2021, 13:56Bei der Entscheidung sollten dann aber, finde ich, nicht die alleinigen Interessen bestimmter Gruppen eine Rolle spielen
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Das kann ich mir gut vorstellen, dass sie das wollen. Die Frage ist aber ob wir sie lassen.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 3. Nov 2021, 14:47Ja natürlich nicht. Genau deswegen gab es ja die Rüge der UN. Es gibt leider fast überall große Interessengruppen, die nichts am Status quo ändern wollen, sondern ihn am liebsten noch etwas zurückdrehen würden. Sie glauben, so wie es früher war, war es normal. Sich andere Stimmen überhaupt nur anzuhören, halten sie für eine Form der Gängelung.NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑Mi 3. Nov 2021, 13:56Bei der Entscheidung sollten dann aber, finde ich, nicht die alleinigen Interessen bestimmter Gruppen eine Rolle spielen
Ich meine die meisten Menschen in unserem Land (und in anderen Ländern) gehören weder der einen Gruppe an, noch der anderen. Sie stehen irgendwo dazwischen.
But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)
Ich gewinne immer mehr den Eindruck, daß wir über zwei verschiedene Dinge reden - einerseits über ein gesellschaftliches Phänomen, das sich nicht leugnen läßt, über Rassismus, der in einem Erfahrungsbericht einer schwarzen Journalistin aus konkreten Alltagserfahrungen heraus neu formatiert wird, gleichsam eine Neuprägung erhält.
Andererseits über ein Kapitel, ein Kapitel aus der politischen Ideengeschichte und seine Entfaltung, zu dessen Kern die Ausdifferenzierung von Politik und Moral gehört und an das Autoren wie Herfried Münkler, Niklas Luhmann, Norbert Bolz u.a. anschließen.
Sich andere Stimmen überhaupt nur anzuhören, empfinde ich durchaus nicht als eine Form der Gängelung. Da man aber Schwerhörigkeit meist selbst nicht bemerkt und ich sie in meinem Alter nicht ausschließen kann, habe ich mir das Buch von Alice Hasters entgegen ursprüngliche Absicht nun bestellt. -
Andererseits über ein Kapitel, ein Kapitel aus der politischen Ideengeschichte und seine Entfaltung, zu dessen Kern die Ausdifferenzierung von Politik und Moral gehört und an das Autoren wie Herfried Münkler, Niklas Luhmann, Norbert Bolz u.a. anschließen.
Sich andere Stimmen überhaupt nur anzuhören, empfinde ich durchaus nicht als eine Form der Gängelung. Da man aber Schwerhörigkeit meist selbst nicht bemerkt und ich sie in meinem Alter nicht ausschließen kann, habe ich mir das Buch von Alice Hasters entgegen ursprüngliche Absicht nun bestellt. -