Mai Thi Nguyen-Kim hat geschrieben : #2 Die Absicht ist wichtig.
Aus Unwissenheit können wir andere verletzen, z.B. weil wir nicht wissen wie sich andere fühlen.
Trotzdem ist es wichtig, ob ich die Absicht habe, Jemanden zu verletzen oder nicht.
...
Das ist doch nicht egal.
(Zitiert nach nwdm)
Das ist nur ein Beispiel, andere Autor:innen argumentieren ähnlich. Aikins sagt hier hier ja nicht, dass die Absicht in jeder Hinsicht egal ist. Sondern er moniert, dass die Absicht oftmals als die Maßeinheit schlechthin genommen wird. Als würde sich daran alles entscheiden. Bei den anderen Autor:innen habe ich es nach meiner Erinnerung genauso gelesen. Nicht wird behauptet, dass die Absicht völlig egal ist, sondern dass die verletzende Wirkung auch bei bester Absicht eintreten kann. Und das sagt Mai Thi Nguyen-Kim genau so auch: "Aus Unwissenheit können wir andere verletzen."Aikins hat geschrieben : »Problematisch ist in Deutschland das verengte Verständnis von Rassismus. Sehr viel gewonnen wäre bereits, wenn die Menschenrechte und insbesondere die UN-Antirassismus-Konvention zugrunde gelegt würden, wann wir es mit Rassismus zu tun haben – immerhin hat Deutschland sich schon vor 40 Jahren verpflichtet, dieses Menschenrecht umzusetzen. Das geschieht leider nicht. Hierzulande wird zu oft die persönliche Meinung, genauer die herabsetzende Absicht, als maßgeblich für die Frage angesehen, ob Rassismus vorliegt. Dabei fallen all jene Fälle hinten runter, in denen der Täter zwar keine rassistische Absicht verfolgte, aber dennoch eine solche Wirkung auslöste. Ebenso unberücksichtigt bleibt die institutionelle rassistische Diskriminierung. Beides ist menschenrechtlich ganz klar als rassistische Diskriminierung definiert.«
Alice Hasters beschreibt in ihrem Buch sehr anschaulich über die inneren Kämpfe die sie ausficht, wenn ihr so etwas begegnet. Die Frage nach der Absicht spielt dabei natürlich auch eine große Rolle. Aber auch mit bester Absicht und aus Unwissenheit können wir andere verletzen.
Wie die angesprochene Person zu der Frage steht, das wissen wir nämlich nicht. Das ist der erste Punkt, den Mai Thi Nguyen-Kim geltend macht, von dem sie hofft, dass man sich ganz allgemein darauf einigen kann:
Natürlich wissen wir oft recht gut, wie andere sich fühlen. Ich schätze mal, gemeint sind eher Fälle, wie sie Elke Heidenreich beschreibt im Gespräch mit dem fremden Taxifahrer. Und auch hier ist es natürlich gut denkbar, dass man aus dem Kontext heraus ziemlich gut abschätzen kann, dass der Gesprächspartner die Frage nach der Herkunft okay findet. Aber es gibt eben auch sehr viele Fälle, wo wir bei Wildfremden einfach nicht wissen können wie sie sich fühlen, wenn sie diese Frage gestellt bekommen. Mai Thi Nguyen-Kim beschreibt schließlich auch sehr anschaulich, warum genau diese Frage problematisch ist! Es geht dabei schließlich nicht um irgendwelche idiosynkratischen Empfindlichkeiten. Im Gegenteil, was sie sagt ist sehr gut begründet und auch sehr gut nachvollziehbar.#1 Wir können nicht wissen, wie andere sich fühlen.
Und jetzt muss man nur noch eins und eins zusammenzählen, um zu erkennen, was an dem, was Elke Heidenreich gesagt hat, daneben ist. Sie sagt: "wenn einer aussieht wie sie [Sarah-Lee Heinrich], dann frage ich natürlich, wo kommen sie her." Mai Thi Nguyen-Kim: "Aus Unwissenheit können wir andere verletzen, z.B. weil wir nicht wissen, wie sich andere fühlen."