"Hier streiten eben noch verschiedene Götter miteinander, und zwar für alle Zeit. Es ist wie in der alten, noch nicht von ihren Göttern und Dämonen entzauberten Welt, nur in anderem Sinne: Wie der Hellene einmal der Aphrodite opferte und dann dem Apollon (...), so ist es, entzaubert und entkleidet der mytischen, aber innerlich wahren Plastik jenes Verhaltens, noch heute. Und über diesen Göttern und in ihrem Kampf waltet das Schicksal, aber ganz bestimmt keine 'Wissenschaft'. (...) Die alten vielen Götter, entzaubert und daher in Gestalt unpersönlicher Mächte, entsteigen ihren Gräbern, streben nach Gewalt über unser Leben und beginnen untereinander wieder ihren ewigen Kampf." (Wissenschaft als Beruf; a.a.O., S. 500ff.) -
"Es ist wie in der alten, noch nicht von ihren Göttern und Dämonen entzauberten Welt, nur in anderem Sinne" - So wie ich NWDM verstehe, meint er diesen "anderen Sinn". In der Moderne opfern wir zwar nicht mehr den Göttern, aber dennoch wirkt die Magie dieser Mächte (z.B. die Liebe) auf uns. Die Götter "entsteigen ihren Gräbern". Das leugnet ja nicht die Rationalisierung durch Wissenschaft und Technik, es legt den Akzent nur auf etwas, auf das ja Max Weber selbst hinweist: "Es ist wie in der alten ... Welt". - Wie in der alten Welt die Götter, so ist es in der neuen Welt das "Schicksal" (Weber), das uns - beispielsweise in Liebesdingen - bestimmt.
In der Phänomenologie nennt man genau das: "Lebenswelt". Die Lebenswelt ist Welt, in der sich das Leben - und die Liebe - vollzieht. Hier werden nicht Hirnströme gemessen, man lauscht dem Herzklopfen am Busen des geliebten Wesens. In der Lebenswelt werden keine Daten ausgewertet, sondern Werte gedatet.
(ja, ich weiß, ein furchtbarer Kalauer).
Das durch Rationalisierung Entzauberte und das sich jeder Rationalisierung entziehende Zauberhafte - zwei Sinnfelder. (Vielleicht klingt das den Sinnfeldontologen etwas sympathischer.)
Wissenschaft - Leidenschaft
Am Urgrund des Lebens: das Dämonische (Nietzsche), das Dionysische.