Gleichwertig ist allerdings nicht dasselbe wie gleichartig oder beliebig.
NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑ So 24. Jan 2021, 23:48
Ich nehme nämlich nicht an, dass die Axt im Fanatsyfilm für mich genauso gefährlich werden kann wie eine echte Axt.
Und ich sage absichtlich "echte Axt", weil die andere nunmal nicht echt ist, auch wenn Alethos beteuert sie sei genauso existent wie die echte.
Wenn du nicht alles daran geben würdest, die SF nicht zu verstehen, sondern gerade einen Fantasy Film schauen würdest, dann lägen die Dinge allerdings sicher anders. Dann könntest du nämlich unterscheiden, was innerhalb des Films passiert und was nicht. Innerhalb des Filmes gibt es Streitäxte, die
innerhalb des Filmes genauso echt sind, wie die Filmungeheuer, die es ebenso nur innerhalb des Filmes, aber nicht außerhalb des Filmes gibt. Der Film "behauptet" das auch nicht, weil er nicht als Dokumentation daherkommt.
Was du bei deinem Einwänden im Grunde weg lässt, ist das, was die Sinnfeld Ontologie wirklich sagt: existieren heißt irgendwo vorkommen. Und "irgendwo vorkommen" heißt Teil einer Ordnung sein.
Das ist das wichtigste!
Es gibt in der Sinn Feld Ontologie niemals ein Existieren schlechthin, bzw existieren als Teil der einzigen großen Ordnung. Es geht immer darum, in welchem der vielen verschiedenen Bereiche etwas wirklich vorkommt. Und alles was überhaupt existiert, existiert immer in irgendeinem Bereich.
Den zweiten wichtigen Teil lässt du andauernd weg. Natürlich ist es ein riesen Unterschied, ob die Axt
im Film vorkommt oder bei dir auf dem Tisch liegt. Die Sinnfeld Ontologie ist nicht da, um diesen Unterschied zu leugnen, sondern um ihn zu machen. Denn das ist der Kern der Theorie!
Äxte in Filmen können dir natürlich nicht gefährlich* werden, weil sie in Filmen existieren und nicht in deiner Lebenswelt. Aber
im Film ist die Axt natürlich gefährlich, sie kann den Figuren
im Film das Leben kosten, aber eben nur dort. Die Sinn Feld Ontologie behauptet gerade
nicht, dass das, was in einem Sinn Feld existiert automatisch auch in einem anderen (oder gar jedem anderen) Sinn Feld existiert.
NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑ So 24. Jan 2021, 23:48
Ja, aber nur für eine echte Pizza, und nicht für eine die in irgendeinem beliebigen Sinnfeld existiert.
Andere Sinnfelder sind da einfach irrelevant.
Nichts anderes behauptet die Sinnfeld-Ontologie. Was echt ist, entscheidet sich im vorliegenden Fall innerhalb des Bereiches Pizzeria. Alle anderen Felder sind
für deine Bestellungen und die Bezahlung einfach irrelevant.
Und wenn jetzt jemand daherkommt und behauptet, dass die Pizza in Wahrheit gar nicht existiert, weil in Wahrheit nur subatomare Partikel im Kraftfeldern existieren und die Pizza im Grunde eine Illusion ist, dann würde ihn die Sinnfeld Ontologie zurechtweisen und deine Pizza in der Pizzeria als echt verteidigen.
Ein Kerngedanke der Sinnfeld-Ontologie ist, dass die Wirklichkeit in vielfältiger Art und Weise lesbar ist, weil sie in sich selbst bunt ist.
By the way: Das steht nicht im Widerspruch zu naturwissenschaftlichen Erkenntnissen. Dazu ein Ausschnitt aus einem Interview von Markus Gabriel: "Ich habe jüngst bei den Physikern an der Universität Tokio einen Vortrag über meine Sinnfeldontologie gehalten, da meldete sich ein Stringtheoretiker und sagte: »Das ist doch ganz konservative Quantenmechanik, was Sie da machen!« Dem habe ich gesagt, ich hätte damit nichts zu tun, ich sei ja kein Physiker. »Doch, das ist reine Quantenmechanik«, sagte der daraufhin! Er konnte keinen Unterschied sehen zwischen dem, was ich anbiete, und der sogenannten relationalen Interpretation der Quantenmechanik. Die wird in der Philosophie wenig diskutiert. Am ehesten noch von Carlo Rovelli, einem im Moment sehr populären Physiker, der, nebenbei gesagt, auch ein durchaus guter Philosoph ist. Carlo hat mir als Erster beibringen wollen, der Neue Realismus sei im Grunde eine Form von Quantenmechanik."
Und an andere Stelle nochmal - Markus Gabriel, in Fiktionen:
"Ohne dem an dieser Stelle zu viel argumentativen, philosophischen Wert zumessen zu wollen, scheint es sogar der Fall zu sein, dass viele Interpretationen der nächsten größeren Durchbrüche der Mikrophysik in ihrem ontologischen Format ziemlich genau wie eine naturalistische Variante einer SFO aussehen, worauf mich als einer der Ersten Carlo Rovelli hingewiesen hat. Rovelli selbst interpretiert den physikalischen Feldbegriff (der freilich Pate für die SFO gestanden hat) so, dass die Raumzeit keine Grundlage für alle Felder ist und schon gar kein Behälter, in dem Ereignisse stattfinden (diese Newtonianische Vorstellung wurde durch die Relativitätstheorie widerlegt).
Carlo Rovelli:
Die Raumzeit ist das Gravitationsfeld (und umgekehrt). Wie Newton intuitiv erkannte, existiert sie auch ohne Materie an sich. Aber sie ist keine von den übrigen Dingen der Welt geschiedene Entität – wie Newton annahm –, sondern ein Feld wie die anderen. Eher als ein Gemälde auf einer einzelnen Leinwand ist die Welt eine Überlagerung vieler Leinwände, vieler Schichten, von denen das Gravitationsfeld nur ein Feld unter anderen ist. Wie die anderen ist es weder absolut noch gleichförmig oder fest. Vielmehr krümmt, streckt, kontrahiert und ballt es sich zusammen mit den anderen. Gleichungen beschreiben die wechselseitige Beeinflussung sämtlicher Felder. Und die Raumzeit ist ein solches Feld."
Das, was Rovelli metaphorisch als einzelne Leinwand bezeichnet, ist gewissermaßen einer der Hauptgegner der Sinnfeld Ontologie. Das ist nämlich die Idee, dass alles nur auf eine einzige Art und Weise lesbar ist und zugleich die Idee, dass es einen basalen alles bestimmenden Teppich der Tatsachen gibt =ein einziges Bild. Dagegen wendet Gabriel ein, dass immer entscheidend ist, welche wirkliche Leinwand (=Bereich) man gerade in den Blick nimmt. Existieren heißt immer auf so einer Leinwand von vielen zu existieren, denn die Dinge existieren ja nicht isoliert, sondern immer in Zusammenhängen. Diese wirklichen Zusammenhänge nennt Gabriel eben Sinnfelder.
* es sei denn du erschrickst dich so sehr, dass du einen Herzkasper bekommst.