
Aber unter der Voraussetzung einer Welt von vielen

Nun, das Besondere ist eben, dass der Solipsist glaubt, dass es im Grunde nur ihn gibt. Meines Erachtens ist es selbstevident, dass solche Behauptung begründet werden müssen, während die Behauptung, dass es neben mir noch viele andere gibt, nicht begründet werden muss.
Das mag für Behauptungen gelten, die eindeutig dem "Common Sense" zuwiderlaufen. Da liegt die Beweislast bei der Position, die sich im Lichte gegenteiliger Evidenzen "rechtfertigen" muss. Aber warum eine Haltung, die ganz selbstverständlich von vielen geteilt wird, also eben gerade "Common Sense ist, nicht auch beweisend erklärt werden soll, kann man sich schon fragen. Dann sprechen wir natürlich nicht mehr von Beweislast, sondern vielleicht von Beweislust oder dem Willen zum Austausch von Gründen. Man darf sich ja gelegentlich auch fürs Allgemeingültige "ins Zeug legen", vielleicht auch motiviert durch einen didaktischen Willen zur Vernünftigkeit.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 13. Sep 2017, 18:07Wie verstehen beide offensichtlich unter Beweislast etwas ganz anderes. Beweislast heißt für mich nicht, dass man etwas letztgültig beweisen muss. Beweislast heißt nach meiner Ansicht, dass derjenige, der sie trägt, Argumente vorzutragen hat, während es für die andere Partei, genügt diese Argumente zu entkräften.
Der Elefantenkäfer ist ein guter Versuch, aber wahrscheinlich kein hinreichender Grund, einen Gattungsbegriff so mir nichts, dir nichts umzustürzenTommy hat geschrieben : ↑Mi 13. Sep 2017, 21:32Machen wir das doch mal. Ich behaupte jetzt ein Elefant ist ein Insekt und liefere gleich dazu ein dutzend Gründe warum ein Elefant ein Insekt ist, und stelle damit Deine Behauptung, ein Elefant sei kein Insekt in Frage.
Und jetzt ist Jörn der Meinung dieses InFrageStellen bedürfe keiner Antwort, weil der "common sense" sich nicht rechtfertigen muss?
Ne, das kann nicht sein. Das sehe ich komplett anders.
https://de.wikipedia.org/wiki/Elefantenk%C3%A4fer
Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 13. Sep 2017, 18:07Wie verstehen beide offensichtlich unter Beweislast etwas ganz anderes. Beweislast heißt für mich nicht, dass man etwas letztgültig beweisen muss. Beweislast heißt nach meiner Ansicht, dass derjenige, der sie trägt, Argumente vorzutragen hat, während es für die andere Partei, genügt diese Argumente zu entkräften.
Dieser Ansicht bin ich nicht, wie du oben leicht sehen kannst.Tommy hat geschrieben : Und jetzt ist Jörn der Meinung dieses InFrageStellen bedürfe keiner Antwort, weil der "common sense" sich nicht rechtfertigen muss?
Letzteres mag in extremen Fällen so sein, aber das ist mE nicht der Regelfall.
Das sehe ich unter Gutwilligen nicht als Problem an und zwischen nicht Gutwilligen kommt es ohnehin nicht zu einem Diskurs.Herr K. hat geschrieben : ↑Do 14. Sep 2017, 23:46Es ist ja nun auch so, dass, wenn jemand sagt "xy ist die Mainstream-Ansicht" das ebenfalls eine Behauptung ist, die der Andere nicht unbesehen akzeptieren muss. Da ich meine, dass Behauptungen auf Anfrage begründet werden sollten, wäre dann ggf. auch diese Behauptung zu begründen.
Gründe sollte man immer vorlegen, aber man muss nicht alles im Detail wissen, um sich darauf zu berufen, man kann auch Berechtigungen erben.
Klar, aber es geht ja darum, wer in der Pflicht steht, seine Position zu begründen.Herr K. hat geschrieben : ↑Do 14. Sep 2017, 23:46Wobei das nun immer davon auszugehen scheint, dass Parteien aufeinandertreffen, die feste entgegengesetzte Positionen hätten. Das muss ja aber nicht so sein, es kann ja auch sein, dass jemand gar keine bestimmte Position einnimmt, er nur eine bestimmte Position kritisiert. Was mE auch in Ordnung wäre.
Vom Mainstream.
Meines Erachtens ist das überhaupt nicht der Punkt. Es geht bei dieser Beweislastfrage keineswegs darum, dass irgendeine Partei von vornherein Recht hat und schon gar nicht darum, dass irgendjemand grundsätzlich Recht hat.
Ich sehe das genau so wie du. Es gibt kein Schuldgefälle von einem wahreren Argument zum anderen. Ich denke, wenn man überhaupt von Schuld und Last sprechen will, dann sind die an einer Diskussion Beteiligten gemeinsam Verschuldete. Und schon der gegenseitige Respekt verlangt es, dass sich beide auf Augenhöhe austauschen. Aber, und das geht daraus implizit hervor, das bedeutet auch, dass die "Minderheitsposition" genauso gute Gründe ins Feld führen muss. Es kann nicht sein, dass wir alle Meinungen als gleich wahrheitsberechtigt gelten lassen, ohne alle demselben Stresstest zu unterziehen.Tommy hat geschrieben : ↑Do 14. Sep 2017, 21:56Warum nicht?Alethos hat geschrieben : ↑Mi 13. Sep 2017, 23:41Der Elefantenkäfer ist ein guter Versuch, aber wahrscheinlich kein hinreichender Grund, einen Gattungsbegriff so mir nichts, dir nichts umzustürzenTommy hat geschrieben : ↑Mi 13. Sep 2017, 21:32
Machen wir das doch mal. Ich behaupte jetzt ein Elefant ist ein Insekt und liefere gleich dazu ein dutzend Gründe warum ein Elefant ein Insekt ist, und stelle damit Deine Behauptung, ein Elefant sei kein Insekt in Frage.
Und jetzt ist Jörn der Meinung dieses InFrageStellen bedürfe keiner Antwort, weil der "common sense" sich nicht rechtfertigen muss?
Ne, das kann nicht sein. Das sehe ich komplett anders.
https://de.wikipedia.org/wiki/Elefantenk%C3%A4fer![]()
Und wenn Du jetzt antwortest (was du nicht musst, weil es mir hier nicht um Elefanten geht, sondern darum etwas zu demonstrieren) sind wir schon beim argumentativen Austausch, bei dem sowohl der "Herausforderer" Argumente fordert, als auch der "Herausgeforderte". Und wenn man dann richtig dabei ist beim Diskutieren, wechseln die Seiten sowieso dauernd.
In einer länger andauernden Diskussion ist jeder mal der Herausgeforderte und dann wieder der Herausforderer.
In der IT nennt man sowas eine Peer-to-Peer Verbindung. In dieser Art der Kommunikation ist nicht einer der Server (der daten liefert) und der andere der Client (der Daten anfordert), sondern beide sind wechselseitig Client und Server![]()
Nun, ich bin kein Freund von Redeverboten. Natürlich soll man über alles reden können und man soll auch über Absurdes reden. Die Frage ist, wieviel argumentativen Einsatz soll man bieten für etwas offensichtlich Absurdes?Tommy hat geschrieben : ↑Fr 15. Sep 2017, 19:05Hier verstehe ich jetzt gar nicht mehr, was Du sagen willst. Soll das heißen es solle nur noch über "gesicherte Wahrheiten" gesprochen werden? Das kann ich mir nicht vorstellen dass du das meinst. Ich weiß aber auch nicht, was Du sonst meinen könntest.Müssen wir tatsächlich jede je ausgesprochene Meinung unter dem Gesichtspunkt "Fairness" oder "Individualismus" oder "Relativismus" gleich behandeln oder lohnt es sich nicht viel mehr, aufgrund der Ressourcenknappheit die argumentativen Ressourcen auf jene Wahrheiten zu lenken, die als gesichert gelten können?
Um in Deinem Bild zu bleiben: kein einziges dieser Fundamente wackelt nicht, sie wackeln alle, aber vielleicht einige mehr und einige weniger. Nun ist das aber für das Haus nicht so schlimm, es steht auch auf wackeligen Fundamenten. Dennoch aber wäre es gut, allzu wackelige Fundamente nach und nach auszutauschen.Alethos hat geschrieben : ↑Fr 15. Sep 2017, 21:33Nein, ich meine es vielmehr so: Das Fundament, auf welchem wir unser Diskussions-Gebäude aufbauen, sollte möglichst breit und stabil sein, damit das Haus nicht bereits von Grund auf wackelt. Und ich denke, dass es ergiebig ist, sich gegenseitig in einer Diskussion voranzubringen, was sich relativ schwierig darstellt, wenn man wegen immer wieder neu zu verhandelnder Positionen auf Feld eins zurückgeworfen wird. Wenn man weiss, dass z.B. Kant einen transzendentalen Rationalismus vertreten hat, ist es doch müssig des langen und breiten dagegen zu argumentieren, dass er kein Coiffeur war, um ein extrem absurdes Beispiel anzuführen. Hier könnte die Diskussion an anderen, effektiveren Punkten anschliessen.