Ich - Leiden an der aporetischen Existenz
- Jörn Budesheim
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Nur verstehen kann ich den Gedanken nicht. Warum sollte nur das, was bleibt, von Wert ein? Zu dieser Idee fehlt mir der Zugang.
- Schimmermatt
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Ich verstehe kaum Deine Frage. Mir scheint, als müsse man in dieser Frage und an dieser Stelle erstmal ins Psycho-Logische wechseln. Kann unsere Psyche erstens anders als wertend an egal was herangehen? Ich meine: nein, alle modernen Achtsamkeitsschamanen irren, wenn sie dies meinen. Man kann eventuell einen Modus erlernen, in welchem man von voreiligen Wertungen nicht sofort überwältigt und zu hastigen Handlungen gedrängt wird, aber das ist selten und ... künstlich. Normalerweise, vermutlich natürlicherweise, neigt man gefühlstechnisch jenem zu, was dem Leben nützt. Was den Tod meidet.
Der zweite Gedanke hierzu ist, dass alles fließt. Demnach gibt es keine Dauerhaftigkeit, kein Verbleiben. Es gibt vermutlich nicht mal ein bleibendes Universum, ich glaube hier an die Big Rip-Theorie, aber auch ein Kältetoduniversum würde nur eben den Tod als Konstante kennen. Man kann erkennen, dass kognitiv der Tod die einstige Konstante ist. Von der schieren Dauer her ist Nichtsein auf jeden Fall länger als Sein, mit der Bedeutung der Quantität, der Zahl, bewertet, siegt eine Ewigkeit des Todes über eine lächerlich geringe Zeitspanne des Lebens.
Nun gibt es ein Dilemma: der Verstand weiß von der relativen Bedeutungslosigkeit des kosmischen Fingerschnipps, der mein Leben ist. Das Gefühl wendet sich mit Grausen, aber ohnmächtig gegen diese narzisstische Kränkung, es WILL die Ewigkeit. Ich verstehe nicht, wie man das nicht so sehen kann. Aber stelle mir vor, dass es schön sein muss, so anders zu fühlen.
Der zweite Gedanke hierzu ist, dass alles fließt. Demnach gibt es keine Dauerhaftigkeit, kein Verbleiben. Es gibt vermutlich nicht mal ein bleibendes Universum, ich glaube hier an die Big Rip-Theorie, aber auch ein Kältetoduniversum würde nur eben den Tod als Konstante kennen. Man kann erkennen, dass kognitiv der Tod die einstige Konstante ist. Von der schieren Dauer her ist Nichtsein auf jeden Fall länger als Sein, mit der Bedeutung der Quantität, der Zahl, bewertet, siegt eine Ewigkeit des Todes über eine lächerlich geringe Zeitspanne des Lebens.
Nun gibt es ein Dilemma: der Verstand weiß von der relativen Bedeutungslosigkeit des kosmischen Fingerschnipps, der mein Leben ist. Das Gefühl wendet sich mit Grausen, aber ohnmächtig gegen diese narzisstische Kränkung, es WILL die Ewigkeit. Ich verstehe nicht, wie man das nicht so sehen kann. Aber stelle mir vor, dass es schön sein muss, so anders zu fühlen.
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- Jörn Budesheim
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Ich bin ja nicht der Ansicht, dass wir nicht unentwegt werten. Meine Frage lautete, warum generell nur das von Wert sein soll, was bleibt.Schimmermatt hat geschrieben : ↑So 22. Mär 2020, 13:31Kann unsere Psyche erstens anders als wertend an egal was herangehen?
Mein Verstand weiß davon nichts :) sicher, gemessen an kosmischen Maßstäben, ist das Leben unendlich kurz und die Verhältnisse hier sind unendlich klein. Nur hat aber das meines Erachtens nicht generell etwas mit der Bedeutung und Bedeutungslosigkeit des Lebens zu tun. Bedeutung lässt sich schließlich nicht in Lichtjahren oder Kubikmetern messen.Schimmermatt hat geschrieben : ↑So 22. Mär 2020, 13:31der Verstand weiß von der relativen Bedeutungslosigkeit des kosmischen Fingerschnipps, der mein Leben ist.
Das ist so ziemlich genau das, was ich unter Metaphysik verstehe und ablehne. Alles wird gleich gemacht. Alles wird mit einem einzigen Maßstab gemessen. Aber das ist einfach falsch. Nur das, was in Raum und Zeit ist, kann überhaupt fließen. Aber nicht alles ist in Raum und Zeit. Und daher fließt auch nicht alles.Schimmermatt hat geschrieben : ↑So 22. Mär 2020, 13:31Der zweite Gedanke hierzu ist, dass alles fließt.
Ein paar Beispiele:
Will man dem Naturwissenschaftler Harald Lesch glauben, dann suchen die Physiker nach den unveränderlichen, ewigen Naturgesetzen! Und der Naturwissenschaftler David Deutscher spricht von der Realität der Abstraktionen.
Die Mathematik untersucht die Gesetze der Zahl, salopp gesagt. Zahlen befinden sich jedoch nicht in Raum und Zeit. Es ergibt überhaupt keinen Sinn zu sagen, dass sie fließen.
In diesem Moment sitze ich hier auf meinem Bänkchen, sicherlich ein Ereignis in Raum und Zeit. Aber, dass es wahr ist, dass ich hier sitze - wie sollte das etwas raumzeitliches sein? Auch das ergibt keinen Sinn.
Zeit selbst ist keineswegs ein "einheitlicher Begriff": Während ich hier sitze, erlebe ich "das Fließen der Zeit". Aber das Erleben der Zeit ist nicht einfach die (physikalische) Zeit; auch wenn diese beiden Felder/Zeitreihen natürlich zusammenhängen. Dieses Erleben ist genauso real wie der Urknall. Das ist eine eigene genuine Realität, die man nicht wegdiskutieren kann und die sich auch nicht im kosmischen Fließen auflöst, es ist eine Realität, die ich selbst erlebe und mit anderen teilen kann, sodass noch komplexere Zeitgebilde entstehen können. Momente intensiven Erlebens, Momente des Rausches, Zeiten des Schreckens, aber natürlich auch sich dehnende Zeit, Langeweile, Alltag und Hochzeiten ...
Ich weiß um meinen Tod und den Tod meiner Liebsten, aber das macht diese Dinge nicht wertlos, sondern ganz im Gegenteil!
Der Nihilismus macht sich (aufgrund einer gewissen Metaphysik) einen Weg zu eigen, der für die Naturwissenschaften vielleicht der richtige sein mag. Dabei rechnet man alles Subjektive, alles was das Leben eigentlich ausmacht im ersten Schritt aus dem Bild heraus, um zu einem "objektiven Blick" zu kommen. Und im zweiten Schritt behauptet man dann, all dies habe keine eigene Realität, sondern sei bloß Illusion. Begründet wird das in der Regel nicht, weil man eine gewisse Metaphysik einfach voraussetzt.
Nur kann dieser Blick nicht das fassen, was wir selbst erleben und sind, nicht einmal das HIER, das JETZT und das ICH. Wunderbar herausgearbeitet hat es übrigens der Philosoph Thomas Nagel. Er hält daher das grundlegende Bild auch für grundlegend falsch. (Während ich eher der Ansicht bin, dass es falsch ist, grundlegende Bilder zu haben.)
Dieser Punkt betreffend die sogenannten <Weltbilder> hat mich die letzten Tag umgetrieben, insbesondere die Frage, warum es nicht angezeigt sein soll, solche zu haben. Besser gesagt, wie weit ist es überhaupt möglich, keine grundlegenden Einstellungen zur Welt zu haben? Es ist doch auch eine Art von Weltbild (oder was ist es denn?), wenn wir sagen, dass dass Subjektive zur objektiven Welt gehört. Wenn wir sagen, wir dürften es nicht einfach herausrechnen, dann haben wir eine regulative Idee angewendet, nach der es so ist, dass wir das nicht dürfen.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mo 23. Mär 2020, 06:17Während ich eher der Ansicht bin, dass es falsch ist, grundlegende Bilder zu haben.
In einer Konzeption von Welt, in der es Bewusstsein gibt, da muss es zwingend diesen "How it is to be me"-Moment geben, das subjektive Empfinden. Dieses ist objektiv, wenn auch aus der Warte desjenigen allein erlebbar, der dieses Empfinden hat. Aber diese Auffassung, dass das Subjektive real ist, dass es zum Objektiven gehört, das ist doch eine Frage, die sich nur sinnvoll stellen lässt, wenn wir grundlegende Bilder davon, was Objektivität überhaupt bedeuten soll? Wenn wir fragen, was es gibt, wenn wir fragen, was existiert und wir zu Antworten kommen, die diese Fragen beantworten, dann haben wir doch unweigerlich und unhintergehbar einen Hintergrund unterlegt, vor dem diese Fragen und Antworten überhaupt einen Sinn ergeben.
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Alle lächeln in derselben Sprache.
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Mir kommt es so vor, als würden in unserem Gespräch 2 völlig unterschiedliche Lebensgefühle oder Lebenshaltungen zum Ausdruck kommen. In schlichter Sprache: Ich lebe gern und ich lebe nicht gern. Euch @Alethos und @Jörn ordne ich dem ersteren zu und Dich @Schimmermatt und mich dem letzteren.
Die Frage, die jetzt eben in mir auftaucht, ist die nach dem Grundlegenderen; also, ist zuerst ein bestimmtes Weltbild, ein rationales Verständnis von der Welt und daraus resultiert ein bestimmtes Lebensgefühl oder ist es umgekehrt. Wir, unsere Seelen sind bejahend oder verneinend gestrickt (das wäre dann eher eine Angelegenheit der Psychologie) und unsere Auffassungen über die Welt folgen daraus. Ich meine nicht die Rationalisierung von Gefühls- und Verhaltensmustern, dies nur zur Vermeidung von Mißverständnissen.
Es ist wirklich seltsam. Wenn ich Eure (Jörn + Alethos) Beiträge lese, dann finde ich Eure Ausführungen zu "Bedeutung" vs. "Bedeutungslosigkeit" oder "Wert" vs. "Wertlosigkeit" plausibel und stimme Euch zu - und dennoch ändert es nichts an meinem Lebensgefühl. Theorien, die mein Verstand einsieht ... aaah, ich glaube, damit habe ich meine Frage selbst beantwortet.
Die Frage, die jetzt eben in mir auftaucht, ist die nach dem Grundlegenderen; also, ist zuerst ein bestimmtes Weltbild, ein rationales Verständnis von der Welt und daraus resultiert ein bestimmtes Lebensgefühl oder ist es umgekehrt. Wir, unsere Seelen sind bejahend oder verneinend gestrickt (das wäre dann eher eine Angelegenheit der Psychologie) und unsere Auffassungen über die Welt folgen daraus. Ich meine nicht die Rationalisierung von Gefühls- und Verhaltensmustern, dies nur zur Vermeidung von Mißverständnissen.
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Fichte hat geschrieben : Was für eine Philosophie man wähle, hängt sonach davon ab, was man für ein Mensch ist: denn ein philosophisches System ist nicht ein todter Hausrath, den man ablegen oder annehmen könnte, wie es uns beliebte, sondern es ist beseelt durch die Seele des Menschen, der es hat.
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@ Friederike: Du drückst es präzise aus, fühle mich auch fast schon entlarvt, so präzise ist das.
@ Jörn: Ich muss sagen, ich kapiere Deine "Metaphysiklosigkeit" auch gar nicht, vermutlich ähnlich wie Alethos, das kann ich schwer beurteilen. Du sympathisierst mit Panpsychismus, magst aber keine "Alles ist ..."-Sätze, weil die metaphysisch seien? Das finde ich erklärungsbedürftig. Auch noch einiges anderes leuchtet mir nicht ein, aber das finde ich grad vor allem seltsam.
@ Jörn: Ich muss sagen, ich kapiere Deine "Metaphysiklosigkeit" auch gar nicht, vermutlich ähnlich wie Alethos, das kann ich schwer beurteilen. Du sympathisierst mit Panpsychismus, magst aber keine "Alles ist ..."-Sätze, weil die metaphysisch seien? Das finde ich erklärungsbedürftig. Auch noch einiges anderes leuchtet mir nicht ein, aber das finde ich grad vor allem seltsam.
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Das fällt mir jetzt erst auf. Mit einem Ausdruck von Dir, die Asymmetrie (falls dieses Fremdwort das zutreffende ist). Tatsächlich, um den Tod der Liebsten zu wissen, das macht sie wertvoll. Hingegen um meinen Tod zu wissen, das verleiht mir keinen Wert - in meiner Bewertung. Wie kommt das ???Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mo 23. Mär 2020, 06:17[...]
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Ich stehe auf dem Schlauch @Jörn. Warum hast Du das "und" unterstrichen? Deinen Tod und den Tod Deiner Liebsten ... "diese Dinge", aber egal, das bist Du und das sind die Anderen.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mo 23. Mär 2020, 16:26Ich weiß um meinen Tod und den Tod meiner Liebsten, aber das macht diese Dinge nicht wertlos, sondern ganz im Gegenteil!
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Ich hatte dich falsch verstanden!
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Ich sympathisiere mit den Forschungen von Tononi und Koch. Soweit man das überhaupt sagen kann, bei dem wenigen, was ich darüber weiß. Ich bin aber kein Panpsychist im strengen Wortsinn. Ich glaube z.b. nicht, dass Zahlen in irgendeiner Form Bewusstsein haben :) in dem Text, den ich gefunden habe und hier in den Thread gepostet habe, heißt es entsprechend sehr vorsichtig: "Die Theorie rechtfertigt einige panpsychistische Intuitionen - das Bewusstsein ist eine intrinsische, grundlegende Eigenschaft, ist abgestuft, ist unter biologischen Organismen verbreitet, und selbst einige sehr einfache Systeme haben einige." weder Tononi, noch Koch (und schon gar nicht ich) behaupten also einfach, dass alles "bewusst" ist.Schimmermatt hat geschrieben : ↑Mo 23. Mär 2020, 15:52Du sympathisierst mit Panpsychismus, magst aber keine "Alles ist ..."-Sätze, weil die metaphysisch seien?
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Naja, pan = alles, psyche = Seele, da würde ich von einem Metaphysikablehner mit der Metaphysikdefinition "Alles ist x" scharfe Gegnerschaft erwarten.
Mir ist auch gar nicht klar, wo das hinführen soll - ich habe nichts und meine, schon jetzt nahezu nichts und künftig noch nichtsiger zu sein, da macht es wenig, meiner "Metaphysik" den "Boden unter den Füßen" zu ziehen. Habe ich halt nun nicht nichts, sondern ... gar nichts? Die Ansätze, ein frei schwebiges Bewusstsein zu etablieren, habe ich bei Leibniz (Monade), bei Descartes (res cogitans) und bei Kant (transzendentales Subjekt) mit Sehnsucht und dem unbedingten Willen, daran zu glauben, rezipiert - letztlich finde ich, man muss sich mal entscheiden. Ist man materialistischer Monist, ist man idealistischer Monist, ist man Substanzdualist. Im Endeffekt scheint mir alles metaphysisch, ich sehe da kein Entkommen. Schlussendlich scheitert auch alles, alle Letztbegründungen müssen ja infinit regressiv, willkürlich oder zirkelschlüssig sein, was sonst? Nach der Zurückweisung aller Philosophie ist man dann wohl Nihilist, obwohl ich das Wort als fast sophistische Abwertung empfinde. Aber irgendwie stimmt es auch: ich bin dann mal Nihilist - oder nihil.
Mir ist auch gar nicht klar, wo das hinführen soll - ich habe nichts und meine, schon jetzt nahezu nichts und künftig noch nichtsiger zu sein, da macht es wenig, meiner "Metaphysik" den "Boden unter den Füßen" zu ziehen. Habe ich halt nun nicht nichts, sondern ... gar nichts? Die Ansätze, ein frei schwebiges Bewusstsein zu etablieren, habe ich bei Leibniz (Monade), bei Descartes (res cogitans) und bei Kant (transzendentales Subjekt) mit Sehnsucht und dem unbedingten Willen, daran zu glauben, rezipiert - letztlich finde ich, man muss sich mal entscheiden. Ist man materialistischer Monist, ist man idealistischer Monist, ist man Substanzdualist. Im Endeffekt scheint mir alles metaphysisch, ich sehe da kein Entkommen. Schlussendlich scheitert auch alles, alle Letztbegründungen müssen ja infinit regressiv, willkürlich oder zirkelschlüssig sein, was sonst? Nach der Zurückweisung aller Philosophie ist man dann wohl Nihilist, obwohl ich das Wort als fast sophistische Abwertung empfinde. Aber irgendwie stimmt es auch: ich bin dann mal Nihilist - oder nihil.
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Ich finde nicht, dass das ein Weltbild bedingt, wenn ich sage, dass das Subjektive unhintergehbar real ist. Denn damit behaupte ich schließlich bloß, dass das Subjektive real ist und nicht darüber hinaus auch noch, dass es einen Gesamtbereich namens Welt gibt. Und ich mache damit auch keine Behauptung derart, dass alles subjektiv sei.
Nur gibt es natürlich völlig unproblematische Weltbegriffe. Man kann z.b. von der Welt der Musik sprechen oder der Welt der Politik. Aber der Weltbegriff, den ich zurückweise, ist der, der zu Behauptung führt wie: alles ist Atome und Leere, alles ist physikalisch, alles fließt, alles ist Zahl, alles ist Geist und so weiter.
Wenn ich hingegen behaupte, es gibt Quanten, es gibt Hühner, es gibt Gesellschaften, es gibt Planeten, es gibt Gedichte, es gibt Supernovae, unendliche leere, kalte, schwarze Räume, es gibt Kunstwerke ... und vieles, wovon wir wahrscheinlich nie etwas wissen werden. Dann behaupte ich eben nicht, dass alles von einer Art ist und auch nicht, dass es ein all dies umfassendes großes Ganzes gibt. Insbesondere habe ich es auch nicht mit einem wortwörtlichen Bild zu tun, denn ich kann diese Unendlichkeit zwar mit Hilfe einer kleinen Aufzählung antippen, aber nicht in ein Gesamtbild-Bild oder eine Art Panorama fassen. Ziel von Weltbildern ist ja in der Regel, die unendliche Vielfalt in ein einfaches, handliches Bild zu passen. Aber das tue ich nicht schon, wenn ich nur sage, dass Bewusstsein real ist.
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Nur behauptet Tononi eben nicht, alles ist x. Deswegen habe ich es weiter oben ja noch mal zitiert. Es geht schließlich nicht um Etymologie, sondern um das, was wirklich behauptet wird :)Schimmermatt hat geschrieben : ↑Mo 23. Mär 2020, 20:03Naja, pan = alles, psyche = Seele, da würde ich von einem Metaphysikablehner mit der Metaphysikdefinition "Alles ist x" scharfe Gegnerschaft erwarten.
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Nein, umgekehrt wird ein Schuh draus. Wenn man sich metaphysisch nicht auf einen Reduktionismus festlegt, dann bleibt nicht weniger übrig, sondern mehr. Denn dann ist man nicht mehr grundsätzlich darauf verpflichtet zu sagen, in Wahrheit ist "das da" bloß x.Schimmermatt hat geschrieben : ↑Mo 23. Mär 2020, 20:03Habe ich halt nun nicht nichts, sondern ... gar nichts?
Vielleicht trifft die "schlichte Sprache" nicht genau oder sehr genau, was du meinst: In beiden Fällen muss ich nachfragen, Friederike.Friederike hat geschrieben : ↑Mo 23. Mär 2020, 12:23In schlichter Sprache: Ich lebe gern und ich lebe nicht gern. Euch @Alethos und @Jörn ordne ich dem ersteren zu und Dich @Schimmermatt und mich dem letzteren.
Wie muss man sich vorstellen, wenn man nicht gern lebt? Wie soll das anders vorstellbar sein denn als (hoch-)depressive Einstellung? Ich denke nicht, dass du es so gemeint haben dürftest, denn ich erlebe dich als humorvolle Person (wenigstens im virtuellen Raum, in dem wir uns begegnen) und Humor haben allein ist wenigstens kein Indiz dafür, nicht gerne zu leben.
Aber angenommen, du hättest es genau so gemeint und es entspricht dem, was auch Schimmermat hier thematisiert: Wie geht es denn zusammen, dass man nicht gerne lebt, aber auch traurig über die Tatsache ist, dass man sterben muss? Ich meine, das ist nicht nur deshalb kontradiktorisch, weil es einen logischen Widerspruch anzeigen würde, auch, aber ich halte das insbesondere für substanziell unbegreiflich. Wenn es denn eine Symmetrie gibt zwischen dem Wert, den die eigene Geburt darstellt und der Angst und Trauer, die die Endlichkeit bringt, wenn durch die Geburtlichkeit die Vergänglichkeit und umgekehrt die Geburtlichkeit durch die Endlichkeit überhaupt denk- und fühlbar werden, dann kann man doch den Wert des einen nicht mit dem Wert des anderen verrechnen: Leben und Sterben gehören zusammen und man kann doch nicht das eine wegen des anderen für weniger wertvoll halten?
Vielleicht kannst du nochmal deutlich werden lassen, was du genau sagen wolltest, denn ich verirre mich hier in lauter unklare Gedanken
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Aber ist wirklich immer das gemeint, wenn wir von Weltbildern sprechen, dass ein Gesamtbereich ins Auge gefasst wird? Bloss, weil der Begriff Welt vorkommt, postuliert der Begriff m.E. nicht eine Welt als Gesamtbereich des Seienden. Das kann wohl gemeint sein, vielleicht auch meistens gemeint sein, aber doch nicht in jedem Fall.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mo 23. Mär 2020, 20:26Ich finde nicht, dass das ein Weltbild bedingt, wenn ich sage, dass das Subjektive unhintergehbar real ist. Denn damit behaupte ich schließlich bloß, dass das Subjektive real ist und nicht darüber hinaus auch noch, dass es einen Gesamtbereich namens Welt gibt.
Unter Weltbild kann man auch die Gesamtheit der inneren Einstellungen (Überzeugungen, belief, Ansichten) verstehen, die dazu führen, dass wir Erklärungen von Phänomenen in der Welt für plausibel halten. Wenn wir uns mit dem Begriff <real> auseinandersetzen, dann gewiss unter Bezugnahme auf unsere Überzeugungen davon, was <Objektivität> bedeutet, und dann unweigerlich auch im Zusammenhang mit unseren Ansichten darüber, welche Kriterien für Objektivität wir gelten lassen wollen / können (empirische oder epistemische Erschliessbarkeit z.B.) Wenn wir heute über Realität sprechen, dann doch gewiss unter dem Eindruck eines Weltbilds, das nicht ein ausschliesslich naturwissenschaftliches sein muss, sondern durchaus ein differenziertes, ein pluralistisches sein kann. Was <real sein> bedeutet, was es bedeuten soll, etwas als real begreifen zu wollen, das werden wir unter dem Eindruck dieses oder eines anderen Weltbilds anders beantworten. Das Weltbild ist dann so verstanden der Blick auf die Welt, nicht als Ganzes, sondern auf ihre Phänomene. Nicht durch eine monistische Linse, sondern durch das Panoptikum der inneren Verfasstheiten unserer Wahrheiten über die Welt.
Aus der Gegebenheit eines Weltbilds muss so gesehen nicht zwingend alles so gedacht werden, als entspringe es einer einzigen 'Quelle', Weltbilder müssen nicht in einen Monismus münden: So konnten die Menschen, die ein ptolemäisches Weltbild hatten, durchaus der Meinung sein, dass es keinen Gott gibt sowie auch Kreationisten der Meinung sein können, dass Mathematik objektiv richtig ist und Zahlen einen eigenen Seinsbereich bilden.
Was ich sagen will: Ein Weltbild zu haben, das ist die metaphysische Grundlage, auf der wir zu Ansichten gelangen, die uns mehr oder weniger plausibel erscheinen. Und so gesehen ist Metaphysik eben nichts, was mit Monismus gleichzusetzen wäre, sondern die Art und Weise über das Sein der Dinge, über Existenz überhaupt nachdenken zu können. Denn eben jenseits der einzelnen Seienden, des wie auch immer ontologisch verfassten Materials, des physischen oder des geistigen, des mathematischen und des logischen, wird nach dem allgemeinen Seinsgrund gefragt: Nicht nach dem Allgrund, nach einem monistischen Grund, sondern nach der Begründung für Existenz überhaupt.
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Ich hatte ja selbst geschrieben, dass es sicherlich auch einigermaßen unproblematische Verwendungen des Begriffs Welt gibt, etwa die Welt der Mode. Aber auch in diesem Zusammenhang geht es um eine Gesamtheit, die die Pluralität der Phänomene umfasst.
Bei Wikipedia findet sich folgende Erläuterung: "Welt bezeichnet all das, was ist. Der Begriff umfasst also nicht Einzelerscheinungen, sondern eine Totalität. Diese Allheit des Vielen in Einem, eine Welt, kann aufgefasst werden als Gesamtheit der bezogenen Objekte und als Ganzes der geteilten Beziehungen."
Nicht anders ist es mit dem Begriff Metaphysik. Auch hier gibt es natürlich viele verschiedene Verwendungen. Manchmal ist der Begriff nahezu synonym mit dem Begriff Philosophie. Manchmal geht es dabei vielmehr um religiöse, jenseitige oder sogar esoterische Vorstellungen. Gabriel spricht in den Text, den ich an anderer Stelle gepostet habe, von einer metaphysischen Pandemie. Das ist bei einem Antimetaphysiker natürlich erstmal eine Überraschung. Dabei geht es nach meinem Verständnis um die Ganzheit, die dadurch gestiftet wird, dass wir alle unter einem Himmel leben. Dass es bei dem Begriff Metaphysik um die Welt überhaupt als einer Ganzheit geht, ist jedoch eine ziemlich gängige Verwendung, meines Erachtens sogar eine zentrale.
In einem Thread wie diesen ist es jedoch schwierig, wenn X verschiedene Verwendung der Begriffe im Umlauf sind. Das ist der Grund, warum ich meine Verwendung der Begriffe mehrfach kurz erläutert habe und wiederholt nach den anderen Verwendungen gefragt habe.
Bei Wikipedia findet sich folgende Erläuterung: "Welt bezeichnet all das, was ist. Der Begriff umfasst also nicht Einzelerscheinungen, sondern eine Totalität. Diese Allheit des Vielen in Einem, eine Welt, kann aufgefasst werden als Gesamtheit der bezogenen Objekte und als Ganzes der geteilten Beziehungen."
Das würde ich (an John Searle angelehnt) den Hintergrund bzw. die Hintergrund-Vorstellungen nennen. Unsere Ansichten werden im Regelfall von einem solchen Hintergrund "getragen". Dieser Hintergrund enthält dann ggf. (aber nicht zwingend) Weltbilder in einem metaphysischen Sinn, jedoch im Wesentlichen allgemeine empirische Zusammenhänge (die Sonne geht jeden Morgen auf, die Schwerkraft trägt mich...) aber auch politische, ideologische, religiöse ... und wie man sagt "weltanschauliche" Vorstellungen. Auch hier spricht man manchmal von Weltbildern. (Etwa wenn man sagt, "dass Männer Männer heiraten, passt nicht in sein Weltbild".)Alethos hat geschrieben : Unter Weltbild kann man auch die Gesamtheit der inneren Einstellungen (Überzeugungen, belief, Ansichten) verstehen, die dazu führen, dass wir Erklärungen von Phänomenen in der Welt für plausibel halten.
Nicht anders ist es mit dem Begriff Metaphysik. Auch hier gibt es natürlich viele verschiedene Verwendungen. Manchmal ist der Begriff nahezu synonym mit dem Begriff Philosophie. Manchmal geht es dabei vielmehr um religiöse, jenseitige oder sogar esoterische Vorstellungen. Gabriel spricht in den Text, den ich an anderer Stelle gepostet habe, von einer metaphysischen Pandemie. Das ist bei einem Antimetaphysiker natürlich erstmal eine Überraschung. Dabei geht es nach meinem Verständnis um die Ganzheit, die dadurch gestiftet wird, dass wir alle unter einem Himmel leben. Dass es bei dem Begriff Metaphysik um die Welt überhaupt als einer Ganzheit geht, ist jedoch eine ziemlich gängige Verwendung, meines Erachtens sogar eine zentrale.
In einem Thread wie diesen ist es jedoch schwierig, wenn X verschiedene Verwendung der Begriffe im Umlauf sind. Das ist der Grund, warum ich meine Verwendung der Begriffe mehrfach kurz erläutert habe und wiederholt nach den anderen Verwendungen gefragt habe.
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Du hast ja gewissermaßen ein ganzes Arsenal skeptischer Waffen zurecht gelegt :) Das Münchhausen Trilemma wäre noch mal einen eigenen Thread wert. Es wird dich sicherlich nicht überraschen, dass ich es - prima facie - nicht besonders überzeugend finde :) aber ich habe mich noch nicht eingehend damit beschäftigt. Witzig ist aber, dass ich erst vor kurzer Zeit überlegt hatte, hier einen Thread dazu zu eröffnen.Schimmermatt hat geschrieben : ↑Mo 23. Mär 2020, 20:03Schlussendlich scheitert auch alles, alle Letztbegründungen müssen ja infinit regressiv, willkürlich oder zirkelschlüssig sein, was sonst?