Es gibt eine grundlegende Unschärfe der philosophischen Sprache. Weil die Philosophie es mit Totalitäten wie Welt, Bewußtsein, Geschichte u.ä.zu tun hat, läßt sich der cartesische Traum der vollkommenen Klarheit und Deutlichkeit der philosophischen Begrifflichkeit nicht erfüllen. Philosophie bleibt angesichts ihrer Totalitäten immer Stückwerk, Halbzeug. In welche Schwierigkeiten es führt, in einer begrifflich gefaßten, definitorischen Absicht die Welt eindeutig und klar zu bestimmen, zeigt beispielhaft der Versuch von Markus Gabriel, der am Ende aber auch wieder mit seinen "Sinnfeldern" metaphorisch imprägniert ist. Welches Maß an "Unschärfe" darin liegt, zeigen ja u.a. auch die Diskussionen darüber, was mit solchen "Sinnfeldern" gemeint ist. Weil das Ganze der Welt nicht begrifflich zu haben ist, gibt es dann die Welt erst gar nicht oder sie wird mit asketischen Auskünften wie "alles, was der Fall ist" u.ä. anvisiert. Blumenberg gab auf die Frage, was denn für ihn die Welt sei, die lapidare Antwort: "Die Welt ist der geometrische Ort aller Punkte." Die Anekdote zeigt sehr schön die Verlegenheit auf, in die man gerät, will man die Welt begrifflich "klar und eindeutig" definieren.Friederike hat geschrieben : ↑So 25. Aug 2019, 10:40[Unterstreichung von mir, F.]
Wo könnte man das Hirn-Maschinen Konzept vom Menschen einordnen? Gehört es immer noch zu der Erfindung eines Gottes, dem gleichzutun sich der Mensch bemüht (sinngemäß Blumenberg), diesmal nur unter anderem Vorzeichen, die Allmachtsphantasie, versteckt hinter dem Bild des hirnabhängigen Räderwerkes, oder aber ist es Umkehrung des Menschenbildes von der "Krone der Schöpfung" zu einer Sache, zu einem Ding; der Mensch, ein Ding unter vielen anderen Dingen.
Metaphorologie ist der Versuch der Aufdeckung der "Substrukturen des Denkens", der "Nährlösung der systematischen Kristallisation" (Paradigmen, S. 13), also einer Struktur (von Metaphern, Mythen, Bildern, Erzählungen), die bei der Begriffsbildung am Werke ist, bevor sich theoretische "Kristallisationen" verfestigen bzw. die dort theoretische Verlegenheiten umgeht, wo sich ein Ganzes, eine Totalität mit einer "absoluten Metapher" anschaulich vor Augen führen läßt.
Vom "genetischen Programm" ist die Rede, vom "genetischen Code", vom "Wirtschaftswachstum", von "Kraft", "Leistung", "Spannung", "Widerstand" in der Physik, "schwarzen Löchern", "Killerviren" ... (vgl. [url]https://www.metaphorik.de/sites/www.met ... ke.pdf/url]) -
So sprechen wir heute oft vom Gehirn als "Steuerungselement", "Prozessor", vom Gedächtnis als "Festplatte" usw. Dort, wo der Mensch eine künstliche Intelligenz programmiert, sie mit lernenden Algorithmen versieht, tritt er als "Schöpfer" einer neuen "Welt" (!) auf, sieht er sich womöglich als ein kreativer Gott, der etwas erschafft. - Begreift er sich selbst als nichts mehr als "Modell" für eine solche künstliche Intelligenz, wird er zum "Ding unter vielen anderen Dingen". Alles ist programmierbar. Alles ist auf den Erfolg eines Programms oder seine vorläufige Unausgereiftheit (Reife als Metapher) zurückzuführen. Was "jemand vor 1500 Jahren in irgendwelchen Schriften niedergeschrieben hat" (Jäncke) kann beiläufig der Mensch-Maschine auf die Festplatte abgespeichert werden. Dieser Maschine werden also sämtliche Werke Blumenbergs in einem Ratsch eingespeichert - unter "B". - Für den Fall, daß irgendwann eine Friederike oder ein Nauplios des Jahres 2100 ein Zitat aus den Werken Blumenbergs sucht: die Mensch-Maschine hat es in einer Nanosekunde bereit. - Versteht sie es auch? - Wäre eine Mensch-Maschine namens Blumenberg dann in der Lage, sämtliche geisteswissenschaftliche Zusammenhänge und Verläufe von 2500 Jahren zu verstehen - vorausgesetzt, diese Maschine hätte auf ihrem "plk-Chip" (philosophie-literatur-kunst) sämtliche vorhandenen Werke sämtlicher Philosophen, Literaten, Künstler der letzten 2500 Jahre gespeichert? - "Wird so ein künstliches Gehirn dann in eine Maschine gebaut, die dazu noch aussieht wie ein Mensch, fällt die ganze Definition, was Menschlichkeit bedeutet, darnieder" (Jäncke; Hervorh. v. mir) -
Die Definition dessen, was den Menschen ausmacht, "fällt darnieder", d.h. es wird ein Problem gelöst, was ich eingangs beschrieben habe: ein Ganzes, eine Totalität (Mensch) braucht in seinem Wesen (seiner Menschlichkeit) gar nicht mehr definiert zu werden. Was in "irgendwelchen Schriften" steht, wird einfach per copy/paste eingespeichert. "Große Fragen" wird es für solche Mensch-Maschinen wahrscheinlich gar nicht mehr geben können, sie werden die ihnen einprogrammierten "Emotionen" dort einsetzen können, wo sie ihrer "Anpassung" an eine "Umgebung" nützlich sind, aber ansonsten von den Kant´schen Fragen, die uns "belästigen", nicht mehr behelligt werden; ja gut, vielleicht dann, wenn sie mal ganz "ausgereift" sind.