Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ So 20. Mai 2018, 17:23
Vor kurzem haben wir uns hier zusammen dieses Feature zum Urknall angeschaut. Ich habe ein vage Erinnerung, dass einer der Naturwissenschaftler der Ansicht war, dass "da draußen" alles Information ist. Wenn man diesen Begriff ansetzt, dann hast du allerdings, wie schon zuvor bemerkt wurde, dass Problem, dass dann alles Infomationsverarbeitung und Wissen ist. Dann weiß, der Stein, dass er zu Boden fallen muss.
Aber was ist dann mit der Wahrheit? Was ist mit Irrtum? Welche (physikalischen?) Informationen werden beim Wissen, dass man kleine Kinder nicht grillen darf verarbeitet?
Und zudem: sind die Begriffe Information und Wissen einfach synonym?
Ich denke nicht, dass sie einfach synonym sind. Ich denke, dass Informationen die Sachverhalte betreffen und Wissen der aktive Vorgang des Speicherns und Abrufens dieser Informationen darstellt, also das Prozessieren, das Verarbeiten von Informationen. Verarbeitung meint Umwandlung.
Sofern dieser Vorgang des Umwandelns autopoietisch vonstatten geht, nicht nur automatisch, sondern als aktive Leistung des Systems, findet 'Wissensarbeit' statt, im Gegensatz zur reinen mechanischen Arbeit von zwei aufeinanderprallenden Asteroiden.
Nach dieser Definition ist zwar ein Stein informiert, denn er verhält sich in der Welt, aber er ist nicht wissend, denn er ruft nicht aktiv eine gespeicherte Information ab, er interagiert nicht mit der Welt, er hat kein Sensorium, das auf die Welt gerichtet ist, um ein Signal aktiv zu empfangen. Nicht, weil die Signale nicht steinerelativ sind, weiss er nicht, sondern weil es keine wissende Leistung darstellt zu fallen. Er fällt aus reiner Kausalität.
Aber ein Automat, sagen wir ein Gerät zum Rösten von Brotscheiben, das ist nicht in derselben Weise ein kausales Ding wie ein Stein. Natürlich weiss auch dieses Gerät nichts, aber doch vollziehen seine Komponenten im Zusammenspiel eine Leistung, die mehr ist als die Leistung der reinen Kausalketten. Der Toaster weiss nichts, und doch verarbeitet er aktiv eine Information, z.B. über den eingebauten Thermostat. Dieser misst die Temperatur und leitet eine Handlung ein: Weiter rösten oder abschalten. Es tut dies nicht, weil es wüsste, aber es hat doch einen gewissen Zugang zur Umwelt über diesen Thermostat. Der Toaster fühlt nichts, hat keine Seele, hat kein Bauchgefühl oder überhaupt ein Bewusstsein, aber doch hat es eine Information in ein Wissen umgewandelt, weil es einen reinen Sachverhalt, jener der Umgebungstemperatur, angewendet hat auf sein Programm. Natürlich ist das rein kausal bewirkt, auch der Toaster wird nicht gehandelt oder agiert haben, aber er hat eine Information mindestens verarbeitet. Insofern weiss der Toaster mehr als der Stein, nicht im Sinne eines holistischen Wissens, wie es wir zu leisten vermögen, aber im Sinne einer programmierten Verarbeitung von Information.
Ein Stein kann sich aber auch nicht irren, er kann nicht nicht funktionieren, weil er als Stein keine Funktion hat. Ein Toaster kann sich aber irren, sofern er einen Schaden hat. Da sage mir einer nochmal, Irren sei menschlich.
Und so kann man doch die Komplexität der Informationsverarbeitung steigern, bis man plötzlich die kausale Struktur der programmierten Abläufe durchbricht, es ist der Moment, in welchem das System überkomplex wird und sich kausale Folgen auflösen. Es emergiert Wissen, ferner Bewusstsein als ein Wissen um dieses Wissen und Selbstbewusstsein als das Wissen um das Wissen des Wissenden
Ich glaube also nicht, dass der Mensch wie eine sehr komplexe kausale Maschine, wie ein Toaster funktioniert, sondern dass er die kausale Einkettung seines Wirkens längst durchbrochen hat und frei ist
Aber das ändert nichts daran, dass Wahrheit irgendwo anfangen muss zu sein, und ich meine, es ist in der Form einer schieren Information. Diese basalste Form des 'Wissens' ist die sich selbst beinhaltende Information der Dinge als ihre Wahrheit.