Einführung in die Theodizee
Die Einführung halte ich knapp, aber eine Diskussion ist auf jeden Fall schon ab sofort erwünscht, damit sich Verständnisprobleme nicht ausweiten und damit die Diskussion unmöglich machen.
Definition: Frage, wie der Glaube an einen guten und allmächtigen Gott angesichts des Leidens bzw. Übels in der Welt verantwortet werden kann.
Urheber des Begriffs "Theodizee": Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) (Buchtitel, 1710)
- Thematische Einführung in Form von Zusammenfassungen der verschiedenen Lösungsansätze
Historische Lösungen laut den Lehrbüchern:
1. Lösungen durch Modifikation des Leidens
- a. Bonisierung (=Entübelung des Übels) durch:
• Funktionalisierung (Leiden hat eine Funktion, Bsp: Evolution)
• Pädagogisierung (Gott will uns erziehen, Reifungsprozess)
• Ästhetisierung (Gutes/Glück kann man nur durch Böses/Übel/Leiden erkennen)
>>>>>>> Problem der Bonisierung: jedes Leiden ist dadurch etwas Gutes
- b. Ontologische Depotenzierung (=Leid als ontologisch irrelevant) durch:
• Privationstheorie (Privatio-boni-Lehre): es gibt keine Leiden, nur ein Mangel an Gutem
>>>>>> Problem: Leiden wird nur zu Mangel an Gutem deklariert, also lediglich umbenannt und für ontologisch irrelevant erklärt.
- c. Depotenzierung durch:
• Teleologische Argumentationsfiguren: Das Leid ist deshalb nicht so schlimm, weil man im Himmel getröstet wird.
>>>>>> Problem: Warum gibt es dann eigentlich einen ‚Umweg‘ über die Erde, anstatt dass alle von vorne herein direkt im Himmel sind.
- d. Lösung durch Mitleiden Gottes
• Gott leidet mit den Menschen, Hinweis auf den Kreuzestod Jesu Christi
>>>>>> Problem: Was nützt dem Menschen in seinem Leid das Mitleiden Gottes?
2. Lösungen durch eine Modifikation der Eigenschaften Gottes
- a. Modifikation der Liebe Gottes
• Gott ist nicht nur die Liebe, sondern hat auch dunkle Seiten.
>>>>>> Problem: Es wäre unmoralisch einen solchen Gott zu denken.
- b. Modifikation der Allmacht Gottes
• Gott hat seine Allmacht bei der Schöpfung der Welt aufgegeben.
>>>> Problem: Gott ist dann nicht mehr IQM. Mit der Entmachtung Gottes wird der christliche Gottesbegriff ernsthaft in Frage gestellt.
- c. Modifikation der Allwissenheit Gottes
• Gott ist nicht allwissend, bekäme das Leid nicht mit und wäre demnach auch nicht verantwortlich.
>>>>> Problem: Gott ist dann nicht mehr IQM.
3. Lösungsvorschlag auf der Basis einer Reflexion des Gott-Welt-Verhältnisses
- a. Free-will-defense
• Gott-Welt-Verhältnis als Freiheitsverhältnis: Gottes Schöpfungsziel besteht darin, dass Gott Mitliebende gewinnen will (Duns Scotus)
• Das Leiden erscheint somit als von Gott nicht gewollte Folge menschlicher Freiheitsverfehlungen (malum morale) bzw. als Folge von Naturgesetzen (malum physicum), die ihrerseits notwendige Bedingung der Möglichkeit für die Entstehung menschlichen Lebens sind.
- b. Natural-law-defense
• Als Theorie aus der Keine-bessere-Welt-Hypothese von Leibnitz entstanden, die besagt, dass unsere Welt die beste aller möglichen Welten ist.
1. Naturgesetze sind die Bedingung der Möglichkeit von Freiheit
2. Eine Verbesserung einzelner Naturgesetze ist physikalisch unmöglich, wenn zugleich die Entwicklung zum Menschen möglich sein soll (akt. Forschung)
3. Physikalische Unmöglichkeit einer Verbesserung der Naturkonstanten gründet in einer logischen Unmöglichkeit (es gibt keine Theorie für alles)
4. Es ist sinnlos die Ausführung von in sich widersprüchlichen bzw. logisch unmöglichen Handlungen von Gott zu fordern. (Gott kann nichts logisch
unmögliches)
4. Reductio in mysterium
- • Theoretische Unlösbarkeit des Theodizeeproblems
• Gott als Unbegreiflichkeit
>>> Problem: Protest des Iwan Karamasow, der sich weigert, die Eintrittskarte in einen postmortalen Versöhnungsprozess anzunehmen
>>> Denn nur, wenn das Leben hier und jetzt durch die eschatologische Perspektive verwandelt wird, gibt es in diesem Leben den Sinn, der es im Letzten lohnend macht, auch angesichts der äußersten Gestalt der Vernichtung dem Bösen standzuhalten.
Ende der historischen Einführung
Diskussion ist eröffnet!
epitox