Überzeugungen, Gedanken, Urteile werden als Sätze gedacht und mitgeteilt. Oder als erzählendes Bild oder als erzählende Melodie. Das alles meine ich, wenn ich in diesem Kontext die Begriffe "Satz" und "Sprache" verwende. Da sehe ich einen klaren Konsens zwischen uns beiden. Da will ich jetzt keine Haarspalterei anfangen.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Fr 18. Apr 2025, 08:32Es geht nicht nur um Sätze. Wahr sein können gemäß Hübl nicht nur Sätze, sondern auch Überzeugungen, Gedanken, Urteile etc.
Neues Beispiel: Bewusstsein.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Fr 18. Apr 2025, 08:32Wir können zwar vom je konkreten Erscheinen von Röte und Süße begrifflich absehen/abstrahieren, aber phänomenologisch tauchen sie immer nur in einer prädikativen Struktur, also gesättigt auf, nämlich so: (x) F.
Bewusstsein nenne ich "Ich-Quale". Das ist ein Phänomen an sich. Das "Ich-Quale" an sich ist meiner Auffassung nach kein Satz, keine Überzeugung, kein Urteil, keine prädikative Struktur.
Nun möchtest Du, Jörn, dieses Ich-Quale (Bewusstsein) prädikativ mit einem Gegenstand verknüpfen, beispielsweise mit dem Fritz. Es entsteht der Satz: "Fritz ist bewusst."
Wir sehen uns Fritz näher an: Wo ist sein Ich? Wo ist sein Bewusstsein? Wir röntgen sein Herz, durchstöbern sein Hirn. Wir finden das "Ich-Quale" nicht. Wir finden kein Bewusstsein. Wir finden kein Phänomen im Fritz.
Der Satz "Fritz ist bewusst" kann also keine phänomenologisch-prädikative Struktur haben, sondern nur eine sprachlich-prädikative Struktur. Ich erinnere mich außerdem an Aussagen von Dir, das Gras sei für Dich immer grün, auch nachts. Ich meine, das kann nur sprachlich gemeint sein, denn phänomenologisch ist das Gras nachts schwarz.
Aber bleiben wir mal beim phänomenologischen: Wir sagen, Fritz sei bewusst. Wir durchleuchten ihn und finden kein Bewusstsein im Fritz. Kein Wunder. Bewusstsein ist ein Phänomen an sich, ohne Raum.
Gleichermaßen erkenne ich in der Tomatenhaut keine Röte, sondern eine Reflektion elektromagnetischer Wellen mit einer bestimmten Frequenz, die im Geist Röte erzeugt. Und ich kann auch nicht sagen, die Welle sei rot. Elektromagnetische Wellen sind keine Phänomene und keine Farben; sie sind Bewegungsarten von Photonen. Auch die Photonen sind nicht rot. Ich muss die Röte also von jeglichem Gegenstand trennen und als eigenständige Qualität auffassen, als Quale, als Empfindung an sich. Ich kann die Röte von der Tomate trennen, und ich muss es sogar. Röte, Süße, Bewusstsein, Lautheit etc. sind Phänomene an sich, ohne Raum. Man findet sie nicht im Schädel, nicht in der Gitarre und auch nicht im Zuckerwürfel.
Nur sprachlich kann ich sie verknüpfen.