Platon - Ideen

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Jörn Budesheim
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Mo 15. Apr 2024, 13:28

Über den Begriff Idee ist in diesem Platon-Forum schon viel geschrieben worden, aber was sind Ideen eigentlich? Dazu gibt es viele verschiedene Erklärungen und auch Platon verwendet den Begriff in verschiedenen Zusammenhängen unterschiedlich. Ich habe einige kurze Erklärungen aus meiner Bibliothek herausgesucht und hier zusammengestellt.

Der Begriff erweist sich als vielschichtig und hat natürlich mit dem, was man heute im Alltag darunter versteht kaum etwas zu tun, wie mir scheint.




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Mo 15. Apr 2024, 13:32

Bettina Fröhlich, Platon, Eine Einführung hat geschrieben : Idee (idéa, eîdos): Formprinzip der objektiven Wirklichkeit, Erkenntnisprinzip des Vernunftvermögens und Handlungsprinzip der praktischen Vernunft. Die Ideen erschließen sich nur von der Idee des Guten her, die im Aufstieg Gegenstand der Suche ist.




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Mo 15. Apr 2024, 13:36

Alexander Becker Platons »Politeia«, Ein systematischer Kommentar hat geschrieben : [An welche Bestimmung der Schönheit Platon hier auch immer gedacht haben mag: Entscheidend sind die grundlegenden Schritte, die hinter dem stehen, was Sokrates in 476a 5–8 sagt]:Denn er spricht dort erstmals von den »Ideen« (eidos90) und davon, dass diese Ideen »mit den Handlungen, den Körpern und untereinander in Gemeinschaft stehen«. Die Ideen sind Eigenschaften, für sich betrachtet; und das heißt: in ihren Beziehungen untereinander betrachtet. Solche Beziehungen werden auch in Antworten auf die Frage »Was ist die Eigenschaft X?« explizit gemacht (den Typus der Frage haben wir ja bereits am Beispiel der Gerechtigkeit ausgiebig kennengelernt) – allerdings kommen in solchen Antworten nicht nur Gegensatzbeziehungen wie die zwischen Schönheit und Hässlichkeit zum Einsatz. Es kann sich genauso gut um Beziehungen der Unterordnung oder der Koordination handeln.




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Mo 15. Apr 2024, 13:44

Andreas Bächli / Andreas Graeser Grundbegriffe der antiken Philosophie hat geschrieben : Das Wort »Idee« (idéa, eîdos) ist wie unser Wort »Wissen« mit dem lateinischen Wort für »sehen«, videre, verwandt und bedeutet eigentlich so viel wie ›sichtbare Gestalt, Form, Aussehen‹ (s. Art. ›Wissen(schaft)‹). Zu einem philosophischen Fachausdruck wird »Idee« in der Philosophie PLATONS. Hier nämlich tritt das Wort für den begrifflich erfassbaren und mit dem geistigen Auge erkennbaren Wesensgehalt einer Sache ein. Dabei zeigen die Dialoge Platons ein recht komplexes Bild. Hier ist die Idee einerseits das definierbare Wesen einer Sache (z. B. Schönheit an sich, Gerechtigkeit an sich; s. Art. ›Allgemeines‹, ›Substanz‹); sie ist andererseits das, was bestimmten Ausdrücken wie »Schönheit« bzw. »schön« oder »Gerechtigkeit« bzw. »gerecht« als primäre und eigentliche Bedeutung unwandelbar gegenübersteht (s. Art. ›Bedeutung‹, ›Platonismus‹); und sie ist schließlich das, was Dinge, Handlungen, Institutionen usw., die wir mittels genereller Ausdrücke wie »schön«, »gerecht« usw. ansprechen und klassifizieren, auch zu dem macht, was sie sind, nämlich schön, gerecht, gut usw. (s. Art. ›Gut‹). Zwar ist umstritten, (1) ob Platon sämtlichen generellen Termini Ideen zugeordnet wissen wollte. Doch nach den sogenannten »mittleren« Dialogen (u. a. Phaidon, Symposium, Politeia) zu urteilen, kann als sicher gelten, dass Platon meinte, (2) die Ideen seien geschichtslos und unveränderlich (und damit auch vollkommen Seiendes; s. Art. ›Sein‹), (3) bestünden unabhängig von den Dingen für sich, (4) seien im gewissen Sinn die (Wesens-)Ursache für das Sein der Dinge (s. Art. ›Natur‹), und seien (5) die eigentlichen Objekte wissenschaftlicher Erkenntnis (s. Art. ›Meinung‹, ›Wissen(schaft)‹).




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Mo 15. Apr 2024, 13:50

Grundbegriffe der Philosophie hat geschrieben : ›Ideen‹ (griech. idea, eidos = ›Aussehen‹, ›Anblick‹, ›Gestalt‹, auch ›Gattung‹, ›Art‹) bezeichnet bei Platon (Phaidon, Der Staat) Gegenstände des Denkens im Unterschied zu Gegenständen der Wahrnehmung. Letztere sind veränderlich und vergänglich, Ideen hingegen sind unveränderlich und ewig. Ihnen kommt deshalb eigentliches →Sein zu. Im Mittelalter werden Ideen auch als Gedanken im Geiste Gottes aufgefasst und im 17. und 18. Jh. als das verstanden, wessen der menschliche →Geist unmittelbar gewahr wird, wenn der Mensch etwas wahrnimmt, empfindet, will, meint usw. oder an etwas denkt (→Intentionalität). Dabei umfasst der Ideen-Begriff sowohl bildliche Vorstellungen als auch →Begriffe und Prinzipien oder Aussagen. spielen in Platons Philosophie eine zentrale Rolle. Ob sich in seinen Werken eine Ideenlehre im Sinne einer einheitlichen, systematischen Auffassung der Ideen findet, ist allerdings umstritten. Ideen im nicht technischen Sinn von Aussehen oder Anblick kommen bei Platon ebenso vor wie Ideen im Sinne von →Universalien, an denen die Dinge einer Art teilhaben oder die in jedem Ding einer Art gegenwärtig sind. Zudem spricht Platon von ›Ideen‹ im Sinne von Mustern oder perfekten Vorbildern, denen die Dinge gleichen oder deren unvollkommene Abbilder sie sind. Erkenntnis verdankt sich nach Platon nicht dem unsicheren Zeugnis der Sinne, sondern dem geistigen Erfassen von Ideen, das er als ein Erinnern an eine vorgeburtliche Schau der Ideen beschreibt.




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Mo 15. Apr 2024, 14:27

Wörterbuch der philosophischen Begriffe hat geschrieben : Idee, von gr. idea (↑eidos) ›das Bild‹, der Leitgedanke, das Musterbild, Vorbild, Urbild, das einer individuellen Wirklichkeit zugrundeliegt, bei Plato das wahrhaft Seiende, Bleibende, Werthafte, das Allgemeine, das Wesen der Dinge (↑an sich); die Dinge haben an den ewigen Urbildern nur teil (↑methexis); es gibt soviel I.n, als es ↑Gattungen von Dingen gibt. Die höchste I. ist die des Guten. Plato kommt zu dieser Ideenlehre (↑Platonismus) von der sokratischen und von der pythagoreischen Philosophie; daher werden ihm später die Zahlen I.nträger.




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