Neugierde?

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Jörn Budesheim
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Mi 27. Nov 2019, 07:28

Eigentlich, so könnte man vermuten, würde es genügen, dass uns unser Wissensdurst bis zur nächsten Futterquelle trägt. Aber in der Regel sind wir viel neugieriger.

Was ist Neugierde? Was bedeutet sie für unser Leben? Gehört Neugierde zu festen Bestimmung des Menschen?




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Stefanie
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Do 28. Nov 2019, 22:40

Das mit der Neugierde ist so eine Sache, denn heutzutage wird neugierig oft negativ gesehen. Neugierig ist man dann, wenn man etwas wissen will, was man nicht unbedingt wissen sollte oder einem nichts angeht.

Ich bin keine Sprachwisenschaftlerin, aber in neugierig steckt "neu" und "gierig". Gierig nach was Neuem. Nach etwas völlig neuem, was dem Mensch noch unbekannt ist.
Im Gegensatz zur Befriedigung von Wissensdurst, der sich auf etwas bezieht, was schon bekannt ist, aber mir noch nicht bekannt ist.

Ich denke, dass nahezu alle Erfindungen und Entdeckungen aufgrund von Neugierde erfolgten, und nicht aus Wissensdurst.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
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Jörn Budesheim
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Stefanie hat geschrieben :
Do 28. Nov 2019, 22:40
Das mit der Neugierde ist so eine Sache, denn heutzutage wird neugierig oft negativ gesehen.
Interessant, denn für mich ist der Begriff zunächst positiv besetzt. Es ist für mich eine Art der Offenheit. Ein Sich-Einlassen auf Unbekanntes. (Das Unbekannte kann sich auch im Bekannten finden.) Im Denken könnte das bedeuten, dass man sich nicht nur zwischen zwei Geländern wohlfühlt, um es mit Hannah Arendt auszudrücken.

Womöglich gibt es auch einen Zusammenhang zwischen Xenophobie und mangelnder Neugierde?! Es kann sein, dass man das Fremde in sich selbst fürchtet und die eigenen Möglichkeiten niemals durchmisst. Wenn die Neugierde innerlich abstirbt oder sich nie wirklich entwickeln konnte, kann man sie vielleicht ersetzen durch Sensationsgier oder ähnliches, die durch entsprechende Fernsehshows oder Boulevardpresse befriedigt werden kann. (Oder irgendwelche Kicks.) Xenophobie und Exotismus hängen wahrscheinlich insofern zusammen, als sie alles beim Alten belassen wollen. Entweder indem man das Fremde ganz und gar abwehrt oder indem man das Fremde nur oberflächlich als Sensation begreift. Auch SocialMedia hält da einige Angebote bereit, schätze ich.

Dass der Begriff Neugierde in der europäischen Tradition zwiespältig gesehen wird, wie ist Stefanie angedeutet hat, zeigt das folgende Zitat, das ich bei Wikipedia gefunden habe: Im Mittelalter zählt Thomas v. Aquin die Neugier (curiositas) zu den Lastern, die er der Tugend der Wissbegier (studiositas) gegenüberstellt.




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Jörn Budesheim
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Fr 29. Nov 2019, 07:13

Neugierde ist natürlich auch gefährlich. Sie kann dazu führen, dass vermeintliche Ansichten sich als Irrtümer erweisen :)




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Stefanie
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So 1. Dez 2019, 20:17

Nebenbei eingeworfen...
Bei der Suche nach Bildern zum Thema Neugierde werden hauptsächlich Bilder von Katzen und Kindern angeboten. Hmm, sollte einem das zum grübeln bringen?



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Jörn Budesheim
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So 1. Dez 2019, 20:25

Heißt es nicht "Neugier ist der Katze Tod"?




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Stefanie
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Mo 9. Dez 2019, 19:51

Aus dem Artikel:

"Studien zeigen, dass ihre Neugier die Prüfungsleistungen von Studenten sogar besser voraussagt, als ihr Intelligenzquotient. „Neugier ist tatsächlich einer der wichtigsten Antriebe, für das Erlernen und Entdecken neuer Dinge“, sagt Dr. Matthias Gruber.
Diese Studie bestätigt nebenbei Erkenntnisse anderer Forscher. Sie zeigt, dass die Aktivität in bestimmten Gehirnregionen (im Ventralen Tegmentalen Areal VTA und im Nucleus Accumbens) ansteigt, wenn Testpersonen gerade neugierig sind. „Diese Regionen sind die entscheidenden Areale im Belohnungssystem des Gehirns, in dem der Botenstoff Dopamin ausgeschüttet wird“, erklärt Matthias Gruber. Dopamin ist das sogenannte Glückshormon.
Neugier macht also irgendwie glücklich, noch neugieriger – und vor allem klüger. Denn auch das zeigen Grubers Forschungen: Im Zustand der Neugier nehmen Probanden sogar nebensächliche Fakten, auf die ihr Interesse gar nicht gerichtet ist, besser auf als Probanden, deren Wissensdurst nicht angestachelt worden ist

Die Neugierde kann aber auch schlimme Folgen haben:
Ihre schlimmste Folge ist lebensbedrohlich: Die Atombombe, Produkt wissenschaftlicher Neugier, könnte die Menschheit ausrotten. Und ohne den starken Gegenspieler der Neugier, dem Streben nach Sicherheit; dem Festhalten an Werten und Traditionen, wäre das vielleicht längst passiert."

Das Streben nach Sicherheit, Werte und Tradition scheinen also die Folgen der Neugierde abzumildern.
Permanent high zu sein ist auch nicht unbedingt erstrebenswert :- )



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Tangens Alpha
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Di 10. Dez 2019, 15:08

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 27. Nov 2019, 07:28
Eigentlich, so könnte man vermuten, würde es genügen, dass uns unser Wissensdurst bis zur nächsten Futterquelle trägt. Aber in der Regel sind wir viel neugieriger.
Was ist Neugierde? Was bedeutet sie für unser Leben? Gehört Neugierde zu festen Bestimmung des Menschen?
Wer einmal s/ein Kleinkind beobachtet hat, kommt unweigerlich zu dem Schluss: Kinder sind von Grund auf neugierig! Sie mag im Laufe des Lebens etwas weggedämpft werden, aber die Neugierde ist permanent. Ich würde mal so formulieren: Der Mensch ist jemand, der keinen Horizont akzeptieren kann! Es muss wissen, was dahinter steckt!

Und wer mehr Wege kennt, hat auch mehr Freiheiten.



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Jörn Budesheim
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Di 10. Dez 2019, 17:41

Neugier, nhd., entspr. lat. novarum rerum cupidus ›auf Neues begierig‹, das als Reiz auftretende Verlangen, Neues zu erfahren, insbes. Verborgenes kennenzulernen; im alltägl. Sprachgebr. häufig verw. für Interessiertheit um seines Sensationswertes willen; als wissensch. und philos. Erkenntnisinteresse zumeist mit positiver Bedeutung belegt.
Im Handbuch der philosophischen Grundbegriffe gibt es nur einen kurzen Eintrag, aber auch die Doppeldeutigkeit des Begriffs widerspiegelt.




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Jörn Budesheim
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Di 10. Dez 2019, 18:26

Ich glaube ja, dass die Neugierde mit zunehmendem Alter größer wird. Je länger sie wirkt, umso mehr Angriffsfläche hat sie ja :)




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Tangens Alpha
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Di 10. Dez 2019, 18:58

Bei wiki kann man folgendes lesen:

"In der Persönlichkeitspsychologie gilt (intellektuelle) Neugier als wichtiger Teilaspekt der Persönlichkeitseigenschaft Offenheit (openness). Sie ist eingebettet in das breitere Konzept der Offenheit für vielfältige Erfahrungen (openness to experience) und korreliert moderat mit Intelligenz und Kreativität.[8]

Im Zusammenhang mit Neugier wird in der Psychologie häufig Berlyne zitiert, der (tier-)experimentelle Studien durchgeführt hat. Ein Ergebnis bezog sich auf die Frage, welche situativen Bedingungen eine Neugier hervorrufen könne. Berlyne fand dafür die vier Aspekte[9]

Neuartigkeit,
Komplexität,
Ungewissheit und
Konflikt.

Außerdem unterscheidet Berlyne einerseits zwischen spezifischer und diversiver Neugier, andererseits zwischen perzeptueller und epistemischer Neugier. Nach Berlynes Aktivationstheorie wird dabei spezifisches Neugierverhalten eher dann gezeigt, wenn ein Organismus vielen Umweltreizen ausgesetzt ist. Man widmet sich hierbei einzelnen Aspekten der Umwelt, um sie zu erkunden und damit das subjektive Reizniveau zu senken. Finden sich zu wenig Reize in der Umwelt, zeigt ein Organismus diverses Reizverhalten, er sucht also nach neuen Reizen in der Umwelt, um Langeweile abzubauen. Ein mittleres Reiz- oder Aktivationsniveau empfindet man hingegen als angenehm.[10]

Eine Studie von 2015 zeigt, dass Menschen, um Unklarheiten zu beseitigen, gewillt sind, Neues zu erforschen, auch wenn es negative Konsequenzen haben kann."



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Jörn Budesheim
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Sa 14. Dez 2019, 12:55

Die philosophischen Neugierde führt uns z.b. zu der Frage, warum gibt es überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts. Und diese Frage stellen wir, um zurück in ein mittleres Reiz- oder Aktivationsniveau zu kommen?




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Tangens Alpha
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Sa 21. Dez 2019, 22:49

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 14. Dez 2019, 12:55
Die philosophischen Neugierde führt uns z.b. zu der Frage, warum gibt es überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts. Und diese Frage stellen wir, um zurück in ein mittleres Reiz- oder Aktivationsniveau zu kommen?
Tun wir das?



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kati
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Sa 15. Aug 2020, 13:13

Neugier – ja, kann sicher sehr negativ sein, wenn dabei, durch die „Gier nach Neuem“, jemand anderer zu Schaden kommt, z.B. die Privatsphäre verletzt wird oder gar Rettungsfahrzeuge, behindert durch Gaffer, nicht mehr rechtzeitig eintreffen. Aber andererseits: ist keine Neugier überhaupt möglich? Sicher sehr unterschiedlich ausgeprägt, aber ich glaube, ohne gibt es nicht.
Und ja, Neugier hängt mit Angst zusammen – je grösser die Angst, desto geringer die Gier nach Neuem. Es braucht Mut, sich auf etwas Neues einzulassen, es könnte ja alles in seinen Grundfesten erschüttern und beweisen, dass die Welt tatsächlich rund ist.
Aber auch die Angst ist sehr berechtigt, zu viel Neugier kann tödlich sein, ist sicher nicht nur der Katzen Tod.
Und ist Wissensdurst wirklich etwas anderes? Wissenschaftler forschen, weil sie wissen wollen, ob dieses oder jenes zum erwünschten Ziel führt – also nach Neuem.
Hängt Neugier wie auch Wissensdurst nicht vielleicht auch zusammen mit:
Phantasie / Vorstellungsvermögen
Unzufriedenheit (das muss besser/einfacher werden)




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Alethos
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Sa 15. Aug 2020, 13:53

kati hat geschrieben :
Sa 15. Aug 2020, 13:13
Neugier
Hallo Kati

Schön, dass du im Forum bist. Deine Präsenz weckt jede Neugier auf dein Denken. :)



-------------------------------
Alle lächeln in derselben Sprache.

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NaWennDuMeinst
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Di 18. Aug 2020, 23:13

Ich habe in meinem Leben unzählige Stunden an Dokumentationen über die menschliche Erkundung des Weltraums gesehen. Allein die erste Mondlandung ungefähr 500 Mal.
Irgendwann, als ich eine Doku über die Cassini-Sonde sah, die bis zum Saturn gereist ist, der im Schnitt gut 10 Astronomische Einheiten von der Erde entfernt ist (1AE = 149 597 870 700 Meter) und ich wieder völlig berauscht war vom menschlichen Erfindergeist und seinen aussergewöhnlichen Leistungen kam mir vollkommen unvermittelt ein Gedanke in den Sinn:

Was zur Hölle wollen wir da eigentlich?

Ich kann mir das bis heute nur so erklären, dass der Mensch einen tiefen Hang zur Neugierde hat. Er kann kein Geheimnis auf sich beruhen lassen, langweilt sich zu schnell mit dem was er schon kennt, will immer wissen "was es da sonst noch gibt".
Es reicht ihm nicht, einfach nur den Saturn als kleines Licht am Himmel leuchten zu sehen. Er muss ihn durchs Teleskop näher betrachten und schliesslich will er auch da hin.
Da hält ihn auch nichts auf. Dieser Antrieb ist genauso stark wie rätselhaft.
Reise zum Saturn. Was soll das?

:-)

Und dann war der Gedanke wieder weg und ich war wieder in dem Modus, der mich mit offenem Mund an den Bildschirm fesselt, stammelnd:
"Ja, bitte, bitte! Zeigt mir mehr von diesem leuchtenden Juwel am Himmel. Gebt mir mehr Bilder, mehr Infos. Holt mir das Ferne, Unerreichbare ein Stück näher. Bitte!"
Es ist verrückt. Ich weiß nicht was es ist. Diese Neugierde. Sie ist wie ein Trieb.



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Nauplios
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Mi 19. Aug 2020, 05:19

Dein Interesse am Weltraum, NaWennDuMeinst, ist ein urphilosophisches. Im griechischen kosmos-Verständnis taucht übrigens die Schönheit wieder auf. ;) Es ist gut zu wissen, daß Du mit den naturwissenschaftlichen Aspekten des Kosmos gut vertraut bist. Ich habe mir für den Herbst Die Genesis der kopernikanischen Welt von Hans Blumenberg vorgenommen, auch Die Vollzähligkeit der Sterne. Da werden sich manche Fragen zu kosmischen Details stellen. Ich weiß jetzt, an wen ich mich dabei wenden kann. Vielleicht liegt hier für Dich ein philosophisches Feld, das sich viel mehr anbietet als Proust und Literaturtheorie! -




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NaWennDuMeinst
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Mi 19. Aug 2020, 11:22

Nauplios hat geschrieben :
Mi 19. Aug 2020, 05:19
Dein Interesse am Weltraum, NaWennDuMeinst, ist ein urphilosophisches. Im griechischen kosmos-Verständnis taucht übrigens die Schönheit wieder auf. ;)
Die Griechen sind am Himmel zahlreich präsent. Inzwischen gehen den Astronomen aber wohl die griechischen Sagengestalten aus, weshalb z.B. auf Jupiters Mond Kallisto Krater auch so schöne Namen wie "Asgard" oder "Valhalla" tragen.
Es ist gut zu wissen, daß Du mit den naturwissenschaftlichen Aspekten des Kosmos gut vertraut bist.
Ja, wobei ich sagen muss, dass das philosophische Thema der Stellung des Menschen im Kosmos für mich immer nur von beiläufigem Interesse war. Beiläufig heißt aber hier nur, dass mein Fokus woanders liegt, nicht, dass ich das gänzlich uninteressant finde. Die Frage wo wir herkommen stellt sich ja fast automatisch. Und natürlich fällt auch auf, dass bei fast allen Missionen, bei denen Fahrzeuge auf einem anderen Himmelkörper gelandet sind auch Experimente durchgeführt wurden, die darauf ausgelegt waren potentielles Leben oder Leben ermöglichende Bedingungen, nachzuweisen. Eine der zentralen Fragen auch für die Naturwissenchaftler scheint eben die Frage zu sein wie Leben entsteht und ob das, was auf unserem Planeten stattgefunden hat, tatsächlich so aussergewöhlich ist, wie viele annehmen. Die nächste Demütigung für uns Menschen kündigt sich schon an. ;-)
Ich habe mir für den Herbst Die Genesis der kopernikanischen Welt von Hans Blumenberg vorgenommen, auch Die Vollzähligkeit der Sterne. Da werden sich manche Fragen zu kosmischen Details stellen. Ich weiß jetzt, an wen ich mich dabei wenden kann. Vielleicht liegt hier für Dich ein philosophisches Feld, das sich viel mehr anbietet als Proust und Literaturtheorie! -
Schön. Wenn ich kann, und wenn es gebraucht wird, werde ich gerne mein Wissen einbringen. Vielleicht schaffe ich es ja auch mich bis dahin schonmal in die genannten Werke zumindest einzulesen.



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Nauplios
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Do 20. Aug 2020, 01:23

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mi 19. Aug 2020, 11:22

Schön. Wenn ich kann, und wenn es gebraucht wird, werde ich gerne mein Wissen einbringen. Vielleicht schaffe ich es ja auch mich bis dahin schonmal in die genannten Werke zumindest einzulesen.
Bevor Du mit dem Einlesen beginnst, NaWennDuMeinst, schaue Dir auf der Verlagsseite (Suhrkamp) die Beschreibungen dieser Titel an, sofern vorhanden auch die Leseproben, vielleicht auch mal die eine oder andere Besprechung. Mir ist ein wenig unbehaglich bei dem Gedanken, daß Du womöglich etwas anschaffst, von dem Du schon nach wenigen Seiten sagst: "Um Gottes willen". ;)

Die Vollzähligkeit der Sterne ist eine Zusammenstellung von Glossen und Gelegenheitsarbeiten, ein Textkonvolut aus dem Nachlaß von Hans Blumenberg, also etwas, das zwar schon als Typoskript vorlag, aber noch zurückgehalten wurde. Es hat ca. 900 Seiten.

Die Genesis der kopernikanischen Welt ist 1975 erschienen, ist also ein durchkonzipiertes Werk, das Blumenberg selbst für seine beste Arbeit hielt - ca. 800 Seiten.

Beide Werke liegen zwar auch als Taschenbuch vor; dennoch ist ihre Anschaffung mit Kosten verbunden, an deren Verausgabung ich mich nicht leichtfertig mitschuldig machen will, indem ich sie hemmungslos empfehle. :)

Überhaupt denke ich, daß die Zugänge zur Philosophie - mal über die Literatur, mal über wissenschaftliche Themen wie jüngst Künstliche Intelligenz, mal über die Kosmologie, mal über ästhetische Fragen (wie zuletzt "Schönheit"), mal über Fragen der Lebenskunst ... - unterschiedlich sind und auch unterschiedlich sein dürfen. Eine allgemeine Unterweisung in die Philosophie wird schnell zu einem Lustkiller. Philosophie in der Schule war für mich ein absolut langweiliges Fach. Wir wollten nichts hören von Kants "a priori", stattdessen haben wir im Cafe gesessen und Satre gelesen. Davon wollte der Philosophielehrer (ein Jesuit) wiederum nichts hören. ;)

Deine kosmologischen Kenntnisse eröffnen Dir im Grunde einen guten Zugang zur Philosophie der Antike und des Mittelalters, weil sich die Philosophie dort sehr stark über kosmologische Fragestellungen bestimmt, woran sie dann im Spätmittelalter allerdings auch zerbricht. Die Arbeiten von Kurt Flasch ragen da heraus. Gut möglich allerdings, daß Dich das (u.a. wegen der starken Dominanz christlicher Motive) auch abschreckt. Das ist eben jener individuelle Zuschnitt, über den jemand zur Philosophie kommt. Das ist abhängig von "Vorerkrankungen", Alter, Lebenssituation, Interessen ... Viele kommen auch ohne Philosophie prima durchs Leben. Man muß das alles nicht haben. Daß Philosophie glücklich macht, ist ein Trick von Professoren und Lehrern.




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NaWennDuMeinst
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Do 20. Aug 2020, 19:18

Nauplios hat geschrieben :
Do 20. Aug 2020, 01:23
Beide Werke liegen zwar auch als Taschenbuch vor; dennoch ist ihre Anschaffung mit Kosten verbunden, an deren Verausgabung ich mich nicht leichtfertig mitschuldig machen will, indem ich sie hemmungslos empfehle. :)
Mach' Dir keine Sorgen deswegen. Es gibt Mittel und Wege Bücher zu lesen (oder anzulesen) und erst dann zu entscheiden ob man sie auch kaufen will.
Daß Philosophie glücklich macht, ist ein Trick von Professoren und Lehrern.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass Du mir die Philosophie irgendwie "ausreden" willst.
(Mir hat übrigens damals mein Lehrer das genaue Gegenteil gesagt, als ich ihn fragte wie so ein Philosophiestudium abläuft. Die Antwort war: "Wenn Sie sich unbedingt unglücklich machen wollen, dann nur zu!". Ich überlege bis heute wie er das gemeint hat, also ob er ganz allgemein der Ansicht war, dass ein Philosophiestudium nicht zu empfehlen ist, oder ob er, nachdem er mich mehrere Jahre im Unterricht ertragen musste, zu der Ansicht gekommen war, das sei nichts für mich. Vielleicht ja auch beides.)



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