Re: Allgemeiner Austausch und Smalltalk zu Blumenberg
Verfasst: So 13. Okt 2019, 14:32
Unterschiedliche Sichtweisen - es wird allerdings nicht nur unterschiedlich gesehen, es wird auch Unterschiedliches gesehen. Der Diskussionsverlauf folgt einem gewohnten Schema:
- Im ersten Schritt haben wir einen Text vor uns, der vor dem Hintergrund einer Verweisungsstruktur eine Problemlage eröffnet.
- Anstatt diese Problemlage bis auf Weiteres zu akzeptieren, um erst mal zu ergründen, welcher Theoriehorizont sich damit aufspannt (Wie ist die Sichtweise des Autors? Worauf will er hinaus? Was beschäftigt ihn?), zieht man sich selbst den Boden unter den Füßen weg:
- Damit Vertiefungen möglich werden, beginnt man mit Probebohrungen. Erstes Probeloch: Descartes, zweites Probeloch: Kant. Drittes Probeloch: Platon, viertes Probeloch: Husserl usw. Dazu gesellen sich Werkzeugmessen, auf denen neue Bohrer vorgestellt werden, Trödelmärkte, auf denen gebrauchte Bohrer feilgeboten werden.
- Dann stellt man fest, daß die Bohrungen noch nicht tief genug sind, um Bedeutsames erkennen zu lassen. Deshalb wird weitergebohrt ...
- Irgendwann machen all diese Bohrungen ringsum das Fundament, auf dem der Bohrende steht, unsicher. Jeder schaut in den Abgrund seiner Vertiefung und teilt mit: Ich sehe was, was du nicht siehst. Es kommt zu unterschiedlichen Sichtweisen. Der Boden schwankt.
- "Ich verstehe einfach nicht, was du meinst": Die Bohrungen haben jeden Bohrenden in einem Insulaner gemacht. Die Leitungen sind gekappt.
- Letzter Ausweg: neuer Thread. Alles auf Anfang.
Was war es, was wir wissen wollten? - Haben die Kant-Bohrungen rund um den Symbol-Begriff eine Expertise zutage gefördert, welche sich für das Text-Verständnis der Paradigmen unverzichtbar gemacht hat?
"Boten, die man ausschickt, kommen nicht zurück", kommentierte Niklas Luhmann einst lakonisch die Bringschuld von Studenten, deren angekündigte Seminararbeit nie zustandekam. - Niemand wird bestreiten wollen, daß philosophische Tiefenbohrungen nützlich sein können. Das zeigen u.a. Dissertationen und Habilitationen zum Symbolbegriff bei Kant, zum Rhetorikverdikt bei Platon, zu den methodischen Regeln bei Descartes, von Husserl gar nicht erst zu reden. - Aber unsere Formate sind nicht von diesem Format. Unsere Formate sind Forenbeiträge. - Natürlich müssen wir gelegentlich bohren, aber nur bis zu einer Tiefe, in der die Frage Was war es, was wir wissen wollten? noch beantwortet werden kann. -
- Im ersten Schritt haben wir einen Text vor uns, der vor dem Hintergrund einer Verweisungsstruktur eine Problemlage eröffnet.
- Anstatt diese Problemlage bis auf Weiteres zu akzeptieren, um erst mal zu ergründen, welcher Theoriehorizont sich damit aufspannt (Wie ist die Sichtweise des Autors? Worauf will er hinaus? Was beschäftigt ihn?), zieht man sich selbst den Boden unter den Füßen weg:
- Damit Vertiefungen möglich werden, beginnt man mit Probebohrungen. Erstes Probeloch: Descartes, zweites Probeloch: Kant. Drittes Probeloch: Platon, viertes Probeloch: Husserl usw. Dazu gesellen sich Werkzeugmessen, auf denen neue Bohrer vorgestellt werden, Trödelmärkte, auf denen gebrauchte Bohrer feilgeboten werden.
- Dann stellt man fest, daß die Bohrungen noch nicht tief genug sind, um Bedeutsames erkennen zu lassen. Deshalb wird weitergebohrt ...
- Irgendwann machen all diese Bohrungen ringsum das Fundament, auf dem der Bohrende steht, unsicher. Jeder schaut in den Abgrund seiner Vertiefung und teilt mit: Ich sehe was, was du nicht siehst. Es kommt zu unterschiedlichen Sichtweisen. Der Boden schwankt.
- "Ich verstehe einfach nicht, was du meinst": Die Bohrungen haben jeden Bohrenden in einem Insulaner gemacht. Die Leitungen sind gekappt.
- Letzter Ausweg: neuer Thread. Alles auf Anfang.
Was war es, was wir wissen wollten? - Haben die Kant-Bohrungen rund um den Symbol-Begriff eine Expertise zutage gefördert, welche sich für das Text-Verständnis der Paradigmen unverzichtbar gemacht hat?
"Boten, die man ausschickt, kommen nicht zurück", kommentierte Niklas Luhmann einst lakonisch die Bringschuld von Studenten, deren angekündigte Seminararbeit nie zustandekam. - Niemand wird bestreiten wollen, daß philosophische Tiefenbohrungen nützlich sein können. Das zeigen u.a. Dissertationen und Habilitationen zum Symbolbegriff bei Kant, zum Rhetorikverdikt bei Platon, zu den methodischen Regeln bei Descartes, von Husserl gar nicht erst zu reden. - Aber unsere Formate sind nicht von diesem Format. Unsere Formate sind Forenbeiträge. - Natürlich müssen wir gelegentlich bohren, aber nur bis zu einer Tiefe, in der die Frage Was war es, was wir wissen wollten? noch beantwortet werden kann. -