Seite 1 von 1

Von der Menschlichkeit in finsteren Zeiten

Verfasst: So 24. Mär 2024, 19:50
von Stefanie
Rede am 28. September 1959 bei der Entgegennahme des Lessing-Preises der Freien und Hansestadt Hamburg.
Von der Menschlichkeit in finsteren Zeiten: Rede über Lessing.

https://philpapers.org/archive/AREVDM-5.pdf


Leider verweigert das Forum das Hochladen einer PDF Datei. Also erstmal nur der Link.

Re: Von der Menschlichkeit in finsteren Zeiten

Verfasst: Mo 25. Mär 2024, 08:43
von Stefanie
LessingRede.pdf
(2.42 MiB) 149-mal heruntergeladen

Jetzt hat es funktioniert. Leider kann man jetzt nur nicht mehr Textstellen rauskopieren. Aber immerhin.

Re: Von der Menschlichkeit in finsteren Zeiten

Verfasst: Di 16. Apr 2024, 10:19
von Stefanie
"In der Geschichte sind die Zeiten, in denen der Raum des Öffentlichen sich verdunkelt und der Bestand der Welt so fragwürdig wird, daß die Menschen von der Politik nicht mehr verlangen, als daß sie auf ihre Lebensinteressen und Privatfreiheit die gehörige Rücksicht nehme, nicht selten. Man kann sie mit einigem Recht »finstere Zeiten« (Brecht) nennen. "

Der Text von Brecht, auf den sich Arendt bezieht, gibt es hier

https://www.dialogos-philosophie.de/vie ... php?t=1498

Re: Von der Menschlichkeit in finsteren Zeiten

Verfasst: Do 30. Mai 2024, 20:11
von Stefanie
Finstere Zeiten nach Arendt:

"Frei sind nach Arendt also die Menschen, die spontan und ungehindert in den öffentlichen Raum eintreten können, um durch ihr Handeln ihre Fähigkeit des Neubeginns voreinander zu realisieren.
Diesen öfentlich-politischen Raum nennt Arendt in Vita activa das »Zwischen« oder die »Mitwelt«, in der »Menschen sich bewegen und ihren jeweiligen, objektiv-weltlichen Interessen nachgehen«, wobei diese Interessen das bezeichnen, »was ›inter-est‹, was dazwischen liegt und die Bezüge herstellt, die Menschen miteinander verbinden und zugleich voneinander scheiden«. Für Arendt sind dann finstere Zeiten angebrochen, wenn von totalitären Ideologien dieser Zwischenraum zerstört und damit das freie Handeln der Menschen unmöglich gemacht wird. Weil er zu Weltverlust führt, führt der Totalitarismus zu Unfreiheit."

Entnommen aus:
Im Vertrauen in das Menschliche aller Menschen Hannah Arendts Handlungstheorie in Vita activa
Dominik Weyl

Re: Von der Menschlichkeit in finsteren Zeiten

Verfasst: Sa 1. Jun 2024, 00:37
von Timberlake
Zur Bestätigung dessen , zumindest meiner Meinung nach , ein Zitat von Kant ...
  • "Daß aber ein Publikum sich selbst aufkläre, ist eher möglich; ja es ist, wenn man ihm nur Freiheit läßt, beinahe unausbleiblich. Denn da werden sich immer einige Selbstdenkende, sogar unter den eingesetzten Vormündern des großen Haufens, finden, welche, nachdem sie das Joch der Unmündigkeit selbst abgeworfen haben, den Geist einer vernünftigen Schätzung des eigenen Werts und des Berufs jedes Menschen, selbst zu denken, um sich verbreiten werden."
    Kant ... Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?
Allerdings mit einer "Besonderheit" , heißt es doch weiter ..
  • "Besonders ist hiebei: daß das Publikum, welches zuvor von ihnen unter dieses Joch gebracht worden, sie hernach selbst zwingt, darunter zu bleiben, wenn es von einigen seiner Vormünder, die selbst aller Aufklärung unfähig sind, dazu aufgewiegelt worden; so schädlich ist es, Vorurteile zu pflanzen, weil sie sich zuletzt an denen selbst rächen, die, oder deren Vorgänger, ihre Urheber gewesen sind. Daher kann ein Publikum nur langsam zur Aufklärung gelangen. Durch eine Revolution wird vielleicht wohl ein Abfall von persönlichem Despotism und gewinnsüchtiger oder herrschsüchtiger Bedrückung, aber niemals wahre Reform der Denkungsart zu Stande kommen; sondern neue Vorurteile werden, eben sowohl als die alten, zum Leitbande des gedankenlosen großen Haufens dienen."
    Kant ... Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?
Bei ... "daß das Publikum ... wenn es von einigen seiner Vormünder, die selbst aller Aufklärung unfähig sind, dazu aufgewiegelt worden; so schädlich ist es" .. musste ich übrigens , aus aktuellem Anlass, gerade an Trump denken. Besonders ist hiebei: daß das Publikum, zuvor ganz sicher nicht von ihnen .. also den amtierenden US Präsidenten Biden .. unter dieses Joch gebracht worden ist. Insofern diese Revolution "vielleicht" erst zu einem persönlichem Despotism und zu einer gewinnsüchtigen oder herrschsüchtigen Bedrückung und somit zu finsteren Zeiten , wider der Menschlichkeit führt. Das diese neuen ... von Trump in die Welt gesetzten Vorurteile .. "zum Leitbande des gedankenlosen großen Haufens dienen." will ich wohl meinen .



"Lessing hat mit der Welt, in der er lebte, seinen Frieden
nie gemacht. Sein Vergnügen war, »den Vorurteilen die
Stirne zu bieten« und dem »vornehmen Hofpöbel die Wahr-
heit zu sagen«; und wie teuer er für diese Vergnügungen
bezahlt haben mag, es waren Vergnügungen im wörtlichen
Sinne. Er selbst hat einmal — als er sich darüber Rechen-
schaft zu geben suchte, worin eigentlich die »tragische
Lust« bestände — gesagt, daß »alle Leidenschaften, auch
die allerunangenehmsten, als Leidenschaften angenehm«
sind, weil »wir uns bei... (ihnen) eines größeren Grads
unserer Realität bewußt sind«.
Hanna Arendt .. Von der Menschlichkeit in finsteren Zeiten


... insofern, zumindest was diese Vorurteile betrifft , es wohl Lessing heute gleichfalls Vergnügen bereitet hätte, ihnen die Stirn zu bieten. Wenngleich in die Gelegenheit , dafür teuer bezahlen zu müssen , käme er wohl nur , wenn er .. ( wie in der Welt , in der er lebte ) ... in einer Trump "Welt" leben würde. " Weil »wir uns bei.(ihnen) eines größeren Grads unserer Realität bewußt sind« , so werden sich immer auch in dieser Welt einige Selbstdenkende finden , nachdem sie das Joch der Unmündigkeit selbst abgeworfen haben (Kant) Man muss ihnen nicht die Freiheit lassen. Die Leidenschaft dazu reicht völlig aus.