Di 19. Dez 2023, 19:59
Ein paar Sätze aus dem ersten Link über "Automatisierte Kommunikation" werfen ein Licht darauf, wie der Kommunikationsbegriff der Systemtheorie für die Thematik der Künstlichen Intelligenz fruchtbar gemacht werden kann:
"Die Bezugnahme auf Personen, Menschen, Subjekte als 'soziale Adressen' – ohne die Kommunikation sich offenkundig selbst nicht verstehen könnte – erscheint aus Sicht der Systemtheorie dem kommunikativen Geschehen nachgeordnet. Es sind erst mittels Kommunikation erzeugte Strukturen, kommunikativ erzeugte Erwartungen, die Kommunikation selbst wiederum Struktur geben, ihr also eine zu erwartende Vorzugsrichtung geben."
Das ist im Grunde die Umkehrung von Kommunikation und Subjekt/Mensch. Solche Zurechnungen stehen nicht am Beginn der Kommunikation, d.h. nicht von den Subjekten/Menschen geht Kommunikation aus (wenngleich es ohne sie keine Kommunikation gäbe), sondern solche Zuordnungen sind das Ergebnis der Kommunikation.
"Charakteristisch ist hier [gemeint ist ChatGPT] nämlich, dass Kommunikation in zumindest rudimentär sinnvoller Form möglich ist, gleichwohl die Beteiligung von Menschen bzw. bewussten, gedanklich operierenden Systemen – als Fragen, Anweisungen oder Feedback gebenden Instanzen – massiv eingeschränkt ist."
Wird Kommunikation als Informationsübertragung zwischen Sender und Empfänger verstanden (unser Alltagsverständnis von Kommunikation), erscheint Kommunikation mit ChatGPT allenfalls als ein defizitärer Modus von Kommunikation, nämlich als bloße Simulation von Kommunikation.
"Aus systemtheoretischer Perspektive stellt sich die Frage gar nicht, ob die mittels Chatbots ermöglichte Kommunikation darauf hindeutet, dass künstliche Instanzen mittlerweile so etwas wie Personalität, Identität oder Bewusstsein erlangt haben könnten. Es ist aus dieser Perspektive stets nur Kommunikation, die kommuniziert. Personalität, Subjektivität, ein Mensch-Sein oder eine Identifizierung von Bewusstsein sind als kommunikativ ermöglichte Zuschreibungen zu verstehen."
Das bedeutet, daß es aus systemtheoretischer Sicht am Ende (nämlich dann, wenn es um die Zuschreibungen geht) eigentlich unerheblich ist, wer kommuniziert. Ob Bewußtseinssysteme an der Kommunikation beteiligt sind oder Chatbots wie ChatGPT, berührt das Kommunikationsgeschehen selbst nicht. Denn auch hier gilt: Die Kommunikation kommuniziert.
Die Zuschreibungen, seien es die zu einer Künstlichen Intelligenz, seien es Menschen/Subjekte oder was auch immer, stehen am Ende. Dann ist die Kommunikation schon längst gelaufen.