"Politik wird entweder von Ängsten oder von Werten getrieben. Wohin die Politik der Ängste führt, haben wir nun gesehen. Sie hat viele Menschen auch deshalb angezogen, weil westliche Gesellschaften unfähig sind, die eigenen Werte zu definieren und zu verteidigen, eine Aufgabe, die heutzutage selbst von den Konservativen nur zögerlich übernommen wird. Eine Gesellschaft, die nicht in der Lage ist, Menschen das Gefühl zu vermitteln, ihr Leben habe mehr Sinn als nur Konsumgüter anzuhäufen, wird scheitern. Es geht hier um Würde. Wer nicht selbst an den Wert der Werte glaubt, wer Appelle auf Werte auch heimlich als Sonntagsreden abtut, kann nicht glaubhaft über Würde sprechen."
Aus Susan Neiman, Widerstand der Vernunft - Ein Manifest in postfaktischen Zeiten Ein kleines Buch, dass ich mir heute gekauft und im Garten in einem Rutsch durchgelesen habe :)
Re: Widerstand der Vernunft - Ein Manifest in postfaktischen Zeiten
Kleines off-topic:
Ich habe gerade ein neues Wort kennengelernt: CorsoGespräch. Was ist der Unterschied zwischen einem Interview und einem CorsoGespräch?
Kleines off-topic: Ich habe gerade ein neues Wort kennengelernt: CorsoGespräch. Was ist der Unterschied zwischen einem Interview und einem CorsoGespräch?
"Corso" heißt die Sendereihe des Deutschlandfunks, und wenn ein Interview im Rahmen dieser Sendereihe geführt wird, dann wird es zum Corso-Gespräch.
Re: Susan Neiman im Gespräch mit Bernd Lechler
Verfasst: So 3. Jun 2018, 16:37
von Stefanie
Aha. Danke. Also nur ein alter Wein in neuen Schläuchen.
Aha. Danke. Also nur ein alter Wein in neuen Schläuchen.
Lustig, ich dachte, Du wüßest es, und wir sollten raten.
Re: Susan Neiman im Gespräch mit Bernd Lechler
Verfasst: So 3. Jun 2018, 19:44
von Madison
Danke für den Literaturhinweis; habe eine Leseprobe bei einem Anbieter gemacht und werde es mir wohl, da es kein Wälzer ist, besorgen.
Apropos Wälzer: Im Rahmen der phil.cologne nächste Woche in Köln diskutiert Andreas Reckwitz über das Thema „Gesellschaft der Singularitäten“. Das Buch mit dem gleichnamigen Titel lese ich gerade; auch wenn ich angesichts der kultursoziologischen, akademischen Termini zuweilen Leseprobleme habe, so sind doch die Intention und der Grundgedanke des Autors insgesamt verstehbar.
Hier der Klappentext:
Das Besondere ist Trumpf, das Einzigartige wird prämiert, eher reizlos ist das Allgemeine und Standardisierte. Der Durchschnittsmensch mit seinem Durchschnittsleben steht unter Konformitätsverdacht. Das neue Maß der Dinge sind die authentischen Subjekte mit originellen Interessen und kuratierter Biografie, aber auch die unverwechselbaren Güter und Events, Communities und Städte. Spätmoderne Gesellschaften feiern das Singuläre.
Ausgehend von dieser Diagnose, untersucht Andreas Reckwitz den Prozess der Singulari-sierung, wie er sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts in Ökonomie, Arbeitswelt, digitaler Technologie, Lebensstilen und Politik abspielt. Mit dem Anspruch einer Theorie der Moderne zeigt er, wie eng dieser Prozess mit der Kulturalisierung des Sozialen verwoben ist, welch widersprüchliche Dynamik er aufweist und worin seine Kehrseite besteht. Die Gesellschaft der Singularitäten kennt nämlich nicht nur strahlende Sieger. Sie produziert auch ihre ganz eigenen Ungleichheiten, Paradoxien und Verlierer. Ein wegweisendes Buch.
"Wer nicht selbst an den Wert der Werte glaubt, wer Appelle auf Werte auch heimlich als Sonntagsreden abtut, kann nicht glaubhaft über Würde sprechen."
Aus Susan Neiman, Widerstand der Vernunft - Ein Manifest in postfaktischen Zeiten Ein kleines Buch, dass ich mir heute gekauft und im Garten in einem Rutsch durchgelesen habe
weil westliche Gesellschaften unfähig sind, die eigenen Werte zu definieren und zu verteidigen,
Aus Susan Neiman, Widerstand der Vernunft - Ein Manifest in postfaktischen Zeiten Ein kleines Buch, dass ich mir heute gekauft und im Garten in einem Rutsch durchgelesen habe
2) die westliche Gesellschaft als westliches Regime,
daher keine Definition des durch die Neoliberalen angestrebten Kastensystems