In dem Buch "in der Welt der Sprache" (von Bertram, Lauer, Liptov und Seel) heißt es über Jacques Derrida. Jacques Derridas "frühe Philosophie lässt sich von Grund auf als eine Philosophie begreifen, die zentrale Begriffe des philosophischen Vokabulars einer Kritik unterziehen. Bekanntlich hat Derrida seiner Version der Kritik den Namen Dekonstruktion geben. Dieser Begriff, so können wir vorläufig sagen, hält fest, dass die kritisierten Begriffe von Derrida gleichermaßen aufgegeben und beibehalten werden. Die Dekonstruktion verfolgt das Ziel, die Konstruktion, auf denen Begriffe beruhen, und die Bruchstellen in diesen Konstruktionen freizulegen. Damit sollen die betreffende Begriffe gleichermaßen überwunden und als unvermeidlich dargestellt werden."Joachim hat geschrieben : ↑Do 5. Apr 2018, 20:55@Tommy: Um ehrlich zu sein kann ich Dir auch nicht wirklich genau sagen, was Dekonstruktion ist. Es geht in der Tat um den Zugang zu Texten, wobei für Derrida prinzipiell alles "Text" sein kann. Derrida sagte einmal (ich habe jetzt nicht den genauen Wortlaut), dass es nichts außerhalb des Textes gebe. Auch hat er selbst sich eher geweigert, genau zu sagen, was Dekonstruktion letztendlich ist. Vielleicht wusste er am Schluss selbst nicht mehr genau, was das ist und hat sich in seinen eigenen Gedanken verheddert? Das wäre ja fast schon tröstlich ;-)
Im intellektuellen Diskurs ist dieser Begriff mittlerweile unvermeidlich geworden. In der Regel wird er jedoch Synonym mit dem Begriff der Destruktion verwendet. Den Doppelcharakter, den dieser Begriff zu haben scheint, falls der Text oben richtig liegt, berücksichtigt kaum ein Autor.

Ferdinand Hodler, Holzfäller
Aus einer anderen Quelle habe ich dazu ein anschauliches Bild im Kopf, leider weiß ich weder den Autoren noch das Buch. Dort wird folgendes vorgeschlagen: das Bild der Destruktion (aber nicht Dekonstruktion) der Metaphysik evoziert ein Bild von einem Berserker, der gleichsam auf einem festen Grund steht und die bestehende Metaphysik zerstört. Da Derrida jedoch, soweit ich es verstanden habe, bestreitet, dass es diese Art festen Grund gibt, muss er auch auf dieses Bild verzichten. Das passt sehr gut zu der Beschreibung oben. Die Metaphysik lässt sich nicht einfach destruieren, da die fraglichen Begriffe nach seiner Einschätzung gleichermaßen zu überwinden und unvermeidlich sind.
Das sind aber alles Secondhand-Einschätzung, da ich Derrida praktisch überhaupt nicht kenne.