Gedichte
Unter Wasser Bläschen machen
Kinder, ein Rätsel! Hört mich an!
Wer es herausbekommt, kriegt Geld! – Wie kann
Man unter Wasser Bläschen machen?
Das müßt ihr versuchen – unbedingt! –
In der Badewanne. Und wenn es gelingt,
Werdet ihr lachen.
Meister Ringelnatz
Kinder, ein Rätsel! Hört mich an!
Wer es herausbekommt, kriegt Geld! – Wie kann
Man unter Wasser Bläschen machen?
Das müßt ihr versuchen – unbedingt! –
In der Badewanne. Und wenn es gelingt,
Werdet ihr lachen.
Meister Ringelnatz
Wozu die Tage zählen!?
(Ф.М. Достоевский)
(Ф.М. Достоевский)
- Jörn Budesheim
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Robert Gernhardt: Philosophie-Geschichte
Die Innen- und die Aussenwelt,
die warn mal eine Einheit.
Das sah ein Philosoph, der drang
erregt auf Klar- und Reinheit.
Die Innenwelt,
dadurch erschreckt,
versteckte sich in dem Subjekt.
Als dies die Aussenwelt entdeckte,
verkroch sie sich in dem Objekte.
Der Philosoph sah dies erfreut:
indem er diesen Zwiespalt schuf,
erwarb er sich für alle Zeit
den Daseinszweck und den Beruf.
[Quelle: Wörtersee. Frankfurt: Zweitausendeins, 1981]
Die Innen- und die Aussenwelt,
die warn mal eine Einheit.
Das sah ein Philosoph, der drang
erregt auf Klar- und Reinheit.
Die Innenwelt,
dadurch erschreckt,
versteckte sich in dem Subjekt.
Als dies die Aussenwelt entdeckte,
verkroch sie sich in dem Objekte.
Der Philosoph sah dies erfreut:
indem er diesen Zwiespalt schuf,
erwarb er sich für alle Zeit
den Daseinszweck und den Beruf.
[Quelle: Wörtersee. Frankfurt: Zweitausendeins, 1981]
fortschreitende räude
him hanfang war das wort hund das wort war bei
gott und gott war das wort hund das wort hist fleisch
geworden hund hat hunter huns gewohnt
him hanflang war das wort hund das wort war blei
flott hunt flott war das wort hund das wort hist fleisch
gewlorden hund hat hunter huns gewlohnt
schim schanflang war das wort schund das wort war blei
flott schund flott war das wort schund das wort schist
fleisch gewlorden schund schat schunter schuns gewlohnt
schim schanschlang schar das wort schlund schasch wort
schar schlei schlott schund flott war das wort schund
schasch fort schist schleisch scheschlorden schund
schat schlunter schluns scheschlohnt
s---------------c---------------h
s---------------c---------------h
schllls-------------c---------------h
flotsch
Ernst Jandl
http://www.otium-ev.de/pages/kleine%20jandl-ei.htm
him hanfang war das wort hund das wort war bei
gott und gott war das wort hund das wort hist fleisch
geworden hund hat hunter huns gewohnt
him hanflang war das wort hund das wort war blei
flott hunt flott war das wort hund das wort hist fleisch
gewlorden hund hat hunter huns gewlohnt
schim schanflang war das wort schund das wort war blei
flott schund flott war das wort schund das wort schist
fleisch gewlorden schund schat schunter schuns gewlohnt
schim schanschlang schar das wort schlund schasch wort
schar schlei schlott schund flott war das wort schund
schasch fort schist schleisch scheschlorden schund
schat schlunter schluns scheschlohnt
s---------------c---------------h
s---------------c---------------h
schllls-------------c---------------h
flotsch
Ernst Jandl
http://www.otium-ev.de/pages/kleine%20jandl-ei.htm
P.S. Wer den Fehler findet darf ihn behalten
- Friederike
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was brauchst du
was brauchst du? einen Baum ein Haus zu
ermessen wie groß wie klein das Leben als Mensch
wie groß wie klein wenn du aufblickst zur Krone
dich verlierst in grüner üppiger Schönheit
wie groß wie klein bedenkst du wie kurz
dein Leben vergleichst du es mit dem Leben der Bäume
du brauchst einen Baum du brauchst ein Haus
keines für dich allein nur einen Winkel ein Dach
zu sitzen zu denken zu schlafen zu träumen
zu schreiben zu schweigen zu sehen den Freund
die Gestirne das Gras die Blume den Himmel.
-F. Mayröcker-
was brauchst du? einen Baum ein Haus zu
ermessen wie groß wie klein das Leben als Mensch
wie groß wie klein wenn du aufblickst zur Krone
dich verlierst in grüner üppiger Schönheit
wie groß wie klein bedenkst du wie kurz
dein Leben vergleichst du es mit dem Leben der Bäume
du brauchst einen Baum du brauchst ein Haus
keines für dich allein nur einen Winkel ein Dach
zu sitzen zu denken zu schlafen zu träumen
zu schreiben zu schweigen zu sehen den Freund
die Gestirne das Gras die Blume den Himmel.
-F. Mayröcker-
- Jörn Budesheim
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Unser Thema :)
- Friederike
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Ich konnte mich nicht entscheiden, und ich konnte mich genau so wenig entscheiden, ob ich kommentiere. Nun ja, ich habe mich natürlich entschieden, sonst stünde das Gedicht nicht hier.
- Jörn Budesheim
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Zwei Segel
(Conrad Ferdinand Meyer)
Zwei Segel erhellend
Die tiefblaue Bucht!
Zwei Segel sich schwellend
Zu ruhiger Flucht!
Wie eins in den Winden
Sich wölbt und bewegt,
Wird auch das Empfinden
Des andern erregt.
Begehrt eins zu hasten,
Das andre geht schnell,
Verlangt eins zu rasten,
Ruht auch sein Gesell.
(Conrad Ferdinand Meyer)
Zwei Segel erhellend
Die tiefblaue Bucht!
Zwei Segel sich schwellend
Zu ruhiger Flucht!
Wie eins in den Winden
Sich wölbt und bewegt,
Wird auch das Empfinden
Des andern erregt.
Begehrt eins zu hasten,
Das andre geht schnell,
Verlangt eins zu rasten,
Ruht auch sein Gesell.
- Jörn Budesheim
- Beiträge: 23591
- Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
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Mein Gebet hört Gott auch
am Morgen im Kornfeld
wo der Wind
die Kinder des Mittags sammelt
und die Entschlafenen
von ihren Gehirnen ausruhen
an der Mauer.
Gott hört mich
in der Finsternis des Regens
und auf den Wegen
bittrer Gräser und blanker Steine
über den Totenschädeln der Nacht
die in meinen Träumen zerschellen
aus Furcht
Gott hört mich
in jedem Winkel der Welt.
(Thomas Bernhard)
am Morgen im Kornfeld
wo der Wind
die Kinder des Mittags sammelt
und die Entschlafenen
von ihren Gehirnen ausruhen
an der Mauer.
Gott hört mich
in der Finsternis des Regens
und auf den Wegen
bittrer Gräser und blanker Steine
über den Totenschädeln der Nacht
die in meinen Träumen zerschellen
aus Furcht
Gott hört mich
in jedem Winkel der Welt.
(Thomas Bernhard)
- Friederike
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Gedichte unter der Überschrift "Dauerläufer" ...? Nagut, von mir aus -
Da die Lektüre von Gedichten der "Seele guttut" (wie @Alethos meinte), hier zur Erbauung unserer Seelen ein weiteres Poem von Rilke. Es ist zwar Mai-Monat, aber ich geh' drüber weg, weil dieser Mai-Tag hier und heute ein bißchen Aprilstimmung hat, und weil mir das Gedicht gefällt.
<<<
Aus einem April
Wieder duftet der Wald.
Es heben die schwebenden Lerchen
mit sich den Himmel empor, der unseren Schultern schwer war;
zwar sah man noch durch die Äste den Tag, wie er leer war, -
aber nach langen, regnenden Nachmittagen
kommen die goldübersonnten
neueren Stunden,
vor denen flüchtend an fernen Häuserfronten
alle die wunden
Fenster furchtsam mit Flügeln schlagen.
Dann wird es still. Sogar der Regen geht leiser
über der Steine ruhig dunkelnden Glanz.
Alle Geräusche ducken sich ganz
in die glänzenden Knospen der Reiser.
*Mit Dank an Jovis, die mir Rilke nahe gebracht hat.
Da die Lektüre von Gedichten der "Seele guttut" (wie @Alethos meinte), hier zur Erbauung unserer Seelen ein weiteres Poem von Rilke. Es ist zwar Mai-Monat, aber ich geh' drüber weg, weil dieser Mai-Tag hier und heute ein bißchen Aprilstimmung hat, und weil mir das Gedicht gefällt.
<<<
Aus einem April
Wieder duftet der Wald.
Es heben die schwebenden Lerchen
mit sich den Himmel empor, der unseren Schultern schwer war;
zwar sah man noch durch die Äste den Tag, wie er leer war, -
aber nach langen, regnenden Nachmittagen
kommen die goldübersonnten
neueren Stunden,
vor denen flüchtend an fernen Häuserfronten
alle die wunden
Fenster furchtsam mit Flügeln schlagen.
Dann wird es still. Sogar der Regen geht leiser
über der Steine ruhig dunkelnden Glanz.
Alle Geräusche ducken sich ganz
in die glänzenden Knospen der Reiser.
*Mit Dank an Jovis, die mir Rilke nahe gebracht hat.
- Jörn Budesheim
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Friederike hat geschrieben : ↑Fr 14. Mai 2021, 15:47Gedichte unter der Überschrift "Dauerläufer" ...?
Dialogos hat geschrieben : Dauerläufer
Das ist die Rubrik für die ewige Wiederkunft des Gleichen: Ohrwürmer, Humor und Anekdoten, Buchempfehlungen etc. Einfach für alles, was gut ist und immer wieder kommt.
- Friederike
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- Registriert: Mi 19. Jul 2017, 07:48
Aus den unzähligen "Nachrufen" zum Tod von F. Mayröcker ein Vers von ihr selbst (entnommen der NZZ).
«Besuch mich / nicht an meinem Grab es hilft mir nicht ich bin schon / tot»
«Besuch mich / nicht an meinem Grab es hilft mir nicht ich bin schon / tot»
- Friederike
- Beiträge: 4950
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Ich habe länger überlegt, ob die "Gedichte" der Künstler*innen im Small-Talk-Bereich und die "Gedichte unserer Mitglieder" im Fachbereich "Literatur" nicht die natürliche Ordnung der Dinge auf den Kopf stellt. Ja, es schien mir kurios. Der Ordnung "hier die hehre Kunst" und dort "die tapsigen Versuche der nicht Professionellen" läuft diese Aufteilung sicher zuwider - nur, lese ich einige (wenige) Gedichte unserer Mitglieder und lese ich manche Gedichte von professionellen Dichter und Dichterinnen, dann scheint mir die "richtige" Zuordnung überhaupt gar nicht klar. Man muß also 1. die Entscheidung "Kunst" oder "für den Hausgebrauch" für jedes einzelne Werk treffen und 2. gefällt es mir, wenn man sich der kanonischen Einteilung widersetzt.
Diese Frage hat mich tatsächlich länger beschäftigt, weil ich der Aufteilung, falls ich ihr nicht ausdrücklich widersprochen, dann stillschweigend zugestimmt habe.
Diese Frage hat mich tatsächlich länger beschäftigt, weil ich der Aufteilung, falls ich ihr nicht ausdrücklich widersprochen, dann stillschweigend zugestimmt habe.
- Jörn Budesheim
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Kannst du kurz erläutern, worum es geht?
- Friederike
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Ich knüpfe an meine Bemerkung vom 14. Mai (hier unter "Gedichte") an.
- Jörn Budesheim
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Aber was möchtest du denn erreichen? Soll die Rubrik verschoben werden?
- Jörn Budesheim
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Die Gedichte befinden sich übrigens gar nicht im Bereich Smalltalk. Es gibt einen Bereich für Diverses (dies und das) und dort gibt es einen Bereich für Dinge, die (hoffentlich) immer wiederkehren, nämlich "Dauerläufer".