Was schreibt ihr gerade? Gedichte unserer Mitglieder

Das ist die Rubrik für die ewige Wiederkunft des Gleichen: Ohrwürmer, Humor und Anekdoten, Buchempfehlungen etc. Einfach für alles, was gut ist und immer wieder kommt.
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Jörn Budesheim
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Sa 15. Jun 2024, 12:11

Als ich vielleicht 17 Jahre alt war, gehörte ich zwei Dichterinitiativen an, die auch kleine Zeitschriften herausgaben, die eine hieß "WellenKüsser", die andere "Versuche". Einer der damaligen Kollegen, ja, es waren wirklich nur Männer, hatte ein paar Zeilen zu einem Werbespruch eines Installateurs gemacht: "Dichtung ist Vertrauenssache". Seitdem ist mir dieser Zusammenhang zwischen Dichtung und Dichtung immer präsent. Deshalb habe ich gegen die Schlussbemerkung nichts einzuwenden.

Es ist für mich immer wieder interessant und spannend zu erfahren, wie meine Zeichnungen oder Gedichte aufgenommen werden. Ich hätte zum Beispiel nicht erwartet, dass dem Umstand, dass diese Zeilen in der Rubrik Poesie erscheinen, so viel Bedeutung beim Lesen beibemessen würde. Ich hatte zwar beim Posten kurz überlegt, ob das wirklich in diese Rubrik gehört, weil der Text ja schließlich kein Gedicht ist, aber ich fand diese kleine Abweichung und Irritation vielleicht sogar ganz gut für den Text: Diese Hoffnung ist offensichtlich nicht aufgegangen. :)

"Tinte in die Augen zu träufeln, empfinde ich als schauderhaft. Ich frage mich, wofür diese Metapher stehen könnte."

Ich hätte auch nicht erwartet, dass jemand die einzelnen Handlungselemente als Metapher betrachtet, obwohl es gerade in diesem Beispiel eine naheliegende Deutung gäbe, nämlich das Schwarzsehen, obwohl es dabei "umgekehrt" ist, es ist eher das Wörtlichnehmen einer Metapher … ich finde übrigens alle Elemente der Morgenhygiene ziemlich "schauderhaft".




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Jörn Budesheim
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Fr 19. Jul 2024, 13:15

Gerade hab ich eine Mail bekommen, dass mein Text "news" zur Veröffentlichung in der Zeitschrift sfd&groteske ausgewählt wurde! Freu :-)




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HeinrichUnverzagt
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So 28. Jul 2024, 23:58

Hat sich jemand von Euch schon mal mit der Veröffentlichung seiner Gedichte in Form von NFT´s beschäftigt oder es schon praktiziert? Hatte doch seit langem den Wunsch meine gesammelten Gedichte als Gedichtband herauszubringen, doch ahne ich mittlerweile um die hohe Wahrscheinlichkeit wirtschaftlichen Scheiterns. Egal, was ich nun über Buchmarketing und seine Gesetzmäßigkeiten weiß, es soll ein Traum bleiben. Trotzdem möchte ich das Eine oder Andere gern veröffentlichen. Sehe jedoch, nach intensiver Beschäftigung mit KI (mit der meine Lebensgefährtin und seltener auch ich, journalistisch arbeiten), die Gefahr, dass die Algorithmensammler in ihrer Gier den menschlichen Genius ad absurdum zu führen, meine/unsere Gedichte und Texte missbrauchen. Um Programme und Routinen zu kreieren die Gefühle oder Phantasien immer besser zu imitieren.
Habe im Frühjahr ein Gedicht über meine Sicht zur KI geschrieben und ChatGPT mit gleicher Aufgabenstellung parallel eines schreiben lassen. Beruhigend, noch.
Die Frage die mich seit langem umtreibt: Wen interessiert überhaupt was ein Dichter, ein Autor niederbringt? Für mich ist die Antwort eindeutig. Ein Gedicht muss unterhalten, muss bei den Zuhörern Neugier und (Wieder-?) Erkennen wecken. Leider kollidieren meine Texte oft mit fehlendem Wortschatz der Zuhörer, das lässt mich fast verzweifeln.
In meinem KI-Gedicht (Deus ex Machina aka KI) habe ich gemerkt, dass beispielsweise heutzutage nur noch wenige Menschen wissen was ein Dschinn ist. Der Geist in der Flasche halt. Meine Lieblingsstrophe verläuft beim Rezitieren quasi im Sande, oder ich erkläre schon vorneweg was der Dschinn bedeutet. Hier mal die Strophe:

In großem Vertrauen, sich selbst überschätzend
Goethes Zauberlehrling spottend, ihn ignorierend
spielt` der Gelehrte elektronischer Zunft - Zweifel gegen Gier versetzend
mit Geistern die bislang gefangen - in Flaschen aus Vernunft!
nie dazu gedacht, in Freiheit zu gelangen
Naiv den virtuellen Dschinn gebärend (Anscheinend wissen nur noch "Bezaubernde Jeanny" Kenner den Dschinn)

Ist es unser Los, nur Beifall heischend dem Feuilleton zu huldigen? Deshalb liebe ich es, aus der Situation heraus, oft in Gesellschaft, meine banalen, alltäglichen Beobachtungen niederzubringen. Hier mal "Die Versuchung":

Zweimal am Tag,
oft gar nicht
manchmal mehr,
geht sie vorbei
kreuzt meinen Weg
und quält mich sehr

Welch Glück,
welch wundersame Fügung-
begleitet sie ein Liebestöter,
ein, meinen Hund nicht leiden könnend-
jegliche Zuneigung verbellend,
Sittenwächterköter

Da kollidiert,
wer könnt´ es ahnen-das triebgesteuerte Begehren
mit Ratio, reinster Vernunft
dem Drang zu widerstehn
mich zu vermehren

wo wird er enden, dieser Flirt-im Bett?
ich mag es nicht ersinnen,
denn andrer Liebe Kreis zu stören
bedarf es mehr-
als Mannes Libido betören ...

Gern würde ich mehr zu den NTF´s wissen, bitte um Erfahrungen damit, danke.




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Jörn Budesheim
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Do 22. Aug 2024, 15:28

wenn ich sterbe 
nimm du mein gebiss 
nimm die hüfte 
das toupet und 
die brillen sowieso
komm ans grab 
hol diese kiste 
bevor sie modert 
aber lass deinen 
schatten bei mir




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Quk
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Do 22. Aug 2024, 16:32

Die Pointe gefällt mir.




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Jörn Budesheim
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Fr 23. Aug 2024, 13:57

Bei Instagram hat jemand geschrieben, er dachte zuerst, es handele sich um einen Song von Tom Waits oder Nick Cave sein, aber schließlich "wusste" er dank KI, dass es von Charles Bukowski ist. Jetzt habe ich zur Sicherheit sowohl bei FB als auch bei Insta drangeschrieben, dass ich selbst es geschrieben habe :-)




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Quk
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Fr 23. Aug 2024, 14:05

Ja, die eigene Urheberschaft anzugeben, finde ich wichtig. Ich überlege, ob ich zukünftig noch angebe, dass keine KI im Spiel war. Vielleicht sollte es dazu ein neues Zeichen geben, ähnlich wie das © für Copyright.




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Jörn Budesheim
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Fr 23. Aug 2024, 14:09

Naja, es war in meinen Kanälen. Und wäre es nicht von mir gewesen, hätte ich die Autor:in sicher genannt. Aber bei FB hatte auch jemand gefragt. Das nächste mal schreib’ ich es dazu :-)




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Jörn Budesheim
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Fr 23. Aug 2024, 14:17

Quk hat geschrieben :
Fr 23. Aug 2024, 14:05
keine KI im Spiel
Bei FB und Insta ist es umgekehrt: Man kann/soll einen Haken setzen, wenn es sich um einen KI Beitrag handelt.




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Jörn Budesheim
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Di 21. Jan 2025, 10:38

Nach unten
treten
auf den
Schultern
von Riesen




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Jörn Budesheim
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Fr 14. Feb 2025, 14:10



Zeichnung und Text sind von mir, die Animation habe ich eine KI machen lassen.




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Quk
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Fr 14. Feb 2025, 15:17

Ich glaube, es würde besser klingen, wenn das ein Mensch sprechen würde; am besten Du selbst :-)




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Jörn Budesheim
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Fr 14. Feb 2025, 16:12

Ja, sicher, da ist noch Spiel nach oben.

Aber ich finde es schon erstaunlich, was mit wenig Aufwand heute machbar ist, die ganze Aktion hat (natürlich abzüglich der Zeit für die Zeichnung und der Zeit die für das Gedicht) vielleicht mal 5 - 10 Minuten gedauert.




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Jörn Budesheim
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So 16. Mär 2025, 12:01

Du bist kein Gehirn

Du bist der Tau auf dem Blatt in der Frühe
Du bist der Atem der Erde, der steigt
Du bist der Blick, der dich findet
Das Wort, das dich trifft
Die Frage, die du bist




Grooty
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So 16. Mär 2025, 14:48

Das Subjekt, das Gehirn, das Objekt und die Welt 08.02.16

Die Welt in ihrer klarsten Form,
erregt sich gern gemäß der Norm.
Man sollte als Subjekt jedoch,
ja wahrlich als Gehirn mehr noch,
sich eher auf das Objekt beziehn,
da gibts nämlich einzig auch reales Geld zu verdien'
- nur von hier lässts sich durch die Sätze hindurch entfliehn'.

Denn das Objekt, zumeist Welt oder Gehirn,
führt das Subjekt nicht direkt hin zum Gestirn.
Unsere Sterne sind zwar Welt,
aber eben nicht die, die die Wissenschaft beschreibend durchs Gehirn erhält.

In der Empirie, so ists der Fall,
ist diese leider doch noch sehr entstellt.
Hier ist sie nur gemessener Schall,
es fehlt des Subjekts gehirnliche Denkwelt.

Die Sternenwelt gilts erst zu finden,
wenn wir Hirn und Raum umwinden
in Teilchen und ideale Wellen.
"Nicht eher Qualia und Allgemeinbegriff?"
"Dafür sitzen Hirne leider noch zuoft im materiellen Schiff..."
Darum sind die Wellen,
erstmal mathematisch zu bestellen
- später dann dualistisch und begrifflich zu erhellen.

Das Gehirn ist unabänderlich,
denn hier tobt sich aus das allzu real vorgestellte Weltgericht.
Es erkennt manch Gutes, zuviel Leid,
bleibt bedeckt durchs Subjektkleid./bleibt geerdet im Subjektleib.

Das Subjekt, welch ein Paradox,
erkennt sich doppelt, als Mensch als Ochs'.
Als Mensch erkennt man die Begriffe,
Als Ochs' bekämpft man sie durch fiese kleine kniffe,
durch Kniffe die zwar meinen,
sie würden gegen Dualismen scheinen,
doch treffen sie den Kern nicht allzuoft,
man sieht als Ochs' die Emotion leider nur in Stufe "Supersoft".

Das Subjekt ist nun mal immer leiblich,
als Objekt denkt es sich nur doch eher geistig,
doch ist dies beides einmal reinlich,
vereint sich beides im Gehirn
- und das dann wirklich sehr, sehr kleinlich!

Gehirn und Welt,
Hier ist der Dualismus!
- Gefangen, ungefiltert, beid in Eins,
fast wie Holismus.
Vielleicht ists gedanklich doch mehr als Monismus?

Die Welt sie west als Weltbegriff,
vernichtet alle zuversicht.
Muss sich ernüchtern, böse zeigen;
versucht das Hirn nicht tunlichst Sie als Gedanke zu vermeiden.

Will das Hirn sie Denken,
muss es sich verrenken,
muss die Welt im Gelde schwenken,
und die politischen Karten auch mal wenden.
Gerne kann es auch entsenden,
dass es all die Wörter blenden.
Doch im Ende muss es sich behänden,
wills sich mit Magie erneut selbst zur Wahrheit hinlenken.




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