DADA

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TsukiHana
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Sa 16. Feb 2019, 11:45

DA(DA) die radikale Konzeptlosigkeit des Dadaismus in einem Thread gerade immer mehr Fragen "provoziert", dachte ich mir, dass vielleicht hier im Zettelkasten ein guter Ort ist, um sie weiter zu behandeln. Nebenbei lerne ich auch, wie man ein neues Thema erstellt. :D

Die nihilistische Weltanschauungsbewegung des DADA, angesiedelt zwischen sinnlich überraschender Absurdität (Unsinn?) und konstruktiv klarer Vernunft, formuliert die Haltung einer Gruppe kreativer Menschen für einen anarchischen Neuanfang der Kultur nach dem 1. Weltkrieg.
Kurt Schwitters, einer der Vertreter dieser Bewegung, formulierte es 1930 so:
Kurt Schwitters hat geschrieben :
Sa 16. Feb 2019, 11:09
„Ich fühlte mich frei und musste meinen Jubel hinausschreien in die Welt. Aus Sparsamkeit nahm ich dazu, was ich fand, denn wir waren ein verarmtes Land. Man kann auch mit Müllabfällen schreien und das tat ich, indem ich sie zusammenleimte und -nagelte. Ich nannte es MERZ, es war aber mein Gebet über den siegreichen Ausgang des Krieges, denn noch einmal hatte der Frieden wieder gesiegt. Kaputt war sowieso alles, und es galt, aus den Scherben Neues zu bauen. Das aber ist MERZ. Ich malte, nagelte, klebte, dichtete und erlebte die Welt in Berlin... Es war wie ein Abbild der Revolution in mir, nicht wie sie war, sondern wie sie hätte sein sollen."



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TsukiHana
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So 17. Feb 2019, 16:08

TsukiHana hat geschrieben :
Sa 16. Feb 2019, 10:32
Dada nutzt(e) die Provokation als Mittel der Aufklärung. Seinem Wesen nach ohne Konzept, gerichtet gegen alle bestehenden Konzepte, auch die der Sprache.

Kurt Schwitters, „Die Zute Tute“ (holländisch und deutsch)
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TsukiHana
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So 17. Feb 2019, 18:07

Kann man das übersetzen?

"Alles ist bien, was good начинается et hat no finita"


Dem Spiel mit verschiedenen Sprachen waren auch andere Künstler dieser Bewegung nicht abgeneigt. Der scheinbar unsinnige Satz ist aus einem Werk von El Lissitzki (Эль Лисицкий).
Zusammen mit Kurt Schwitters, mit dem er auch befreundet war, arbeitete El Lissitzki an der Zeitschrift "Merz".

El Lissitzki, Победа над солнцем (deutsch: Sieg über die Sonne)
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szimmer
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Mo 18. Feb 2019, 08:13

Mich würde dann an dieser Stelle mal interessieren ob DADA nur die damalige Explosion des und der Sinne war oder ob ES noch darüberhinaus ging. 35 Jahre nach Nietzsches "Gott ist tot" und knapp nach dem Ende der Monarchie war Anarchie ja wohl ein beherrschendes Thema...aber lebt DADA weiter...wie nichtig oder nicht.end auch immer?



P.S. Wer den Fehler findet darf ihn behalten ;)

szimmer
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Mo 18. Feb 2019, 08:19

Ha...wer suchet der findet ☺️

"Beeinflusst von den Dadaisten und den Surrealisten, von der mittelalterlichen katalanischen Mystik und den fernöstlichen Philosophien wie Zen, Yoga und Tantrismus, entwickelte der Katalane eine ihm ganz eigene Bildsprache. Zentral im Schaffen von Tàpies ist der Umgang mit Textur und Materie. Dabei geht es ihm jedoch nicht um die Ästhetik der Materie, sondern um ihre magischen Eigenschaften und ihr Verwandlungspotential. Dadurch gelangt er zu einem Verständnis seines Werkes als einem Akt der Wahrnehmung der Welt, in der die Materie untrennbar mit dem dargestellten Bild verbunden ist. "

aus: Das Kunstverständnis des Antoni Tàpies, von Sarah Bagel
Hausarbeit 2004 19 Seiten



P.S. Wer den Fehler findet darf ihn behalten ;)

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Friederike
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Mo 18. Feb 2019, 09:32

Ich stelle gerade fest, daß das anarchische Moment der Sprachverwirrung ... quatsch, das Auflösen des Sinns in Laute, Buchstaben, verschiedene Sprachen, mich arg provoziert (naja, ich bin eher bieder). :lol:




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TsukiHana
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Di 19. Feb 2019, 12:19

Friederike hat geschrieben :
Mo 18. Feb 2019, 09:32
Ich stelle gerade fest, daß das anarchische Moment der Sprachverwirrung ... quatsch, das Auflösen des Sinns in Laute, Buchstaben, verschiedene Sprachen, mich arg provoziert (naja, ich bin eher bieder). :lol:
Wunderbar! :mrgreen:
Dann scheint ja das Dadaistische Manifest ja heute noch eine gewisse Wirkkraft zu besitzen.

Mehr dazu hier:
http://germanhistorydocs.ghi-dc.org/pdf ... da_ger.pdf



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Friederike
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Mi 20. Feb 2019, 15:03

TsukiHana hat geschrieben :
Di 19. Feb 2019, 12:19
Dann scheint ja das Dadaistische Manifest ja heute noch eine gewisse Wirkkraft zu besitzen. Mehr dazu hier: http://germanhistorydocs.ghi-dc.org/pdf ... da_ger.pdf
Hab's soeben mit äußerstem Vergnügen gelesen. Aufrüttelnd, mitreißend, wie sprachgewaltig !!! Jaja @TsukiHana, es trifft mich tief, :oops: denn ich gehöre doch zu denen, die das Sofa der Straße vorziehen. "Ballotage" muß ich erst googeln.


NS: Unter "Kugelung" bei wiki. Falls es denn noch wen gibt, der oder die dieses wunderschöne Wort -nee, eigentlich sind beide Wörter schön- nicht kannte.




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TsukiHana
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Mi 20. Feb 2019, 22:09

Friederike hat geschrieben :
Mi 20. Feb 2019, 15:03
Hab's soeben mit äußerstem Vergnügen gelesen. Aufrüttelnd, mitreißend, wie sprachgewaltig !!! Jaja @TsukiHana, es trifft mich tief, :oops: denn ich gehöre doch zu denen, die das Sofa der Straße vorziehen...
@ Friederike, das freut mich ganz besonders! :D
Da die Dadaisten heute genau dort hängen, wo sie NIE hängen wollten - im Museum!!! - dürfen ihre Werke Dich auch gerne auf dem Sofa "aufrütteln und mitreißen". :lol:

Noch ein kleines Gedicht zum Abend?
Im Jahre 1919, also vor 100 Jahren, erschien auf Litfaßsäulen das Gedicht "An Anna Blume" von Kurt Schwitters.
Unter dem Gedicht befand sich noch eine kleine Bemerkung:
"Dies ist eine Probe aus dem schönen Buche "Anna Blume" von Kurt Schwitters
Es ist in allen Buchhandlungen vorrätig. Jeder Gebildete sollte es besitzen."
Kurt Schwitters hat geschrieben :
Ach!

Ach, Anna Blume

O, du Geliebte meiner 27 Sinne, ich liebe dir!
Du, deiner, dich dir, ich dir, du mir – – – – wir?
Das gehört beiläufig nicht hierher!

... hören ...

Wer bist du, ungezähltes Frauenzimmer, du bist, bist du?
Die Leute sagen, du wärest.
Lass sie sagen, sie wissen nicht, wie der Kirchturm steht.

Du trägst den Hut auf deinen Füßen und wanderst auf die Hände,
Auf den Händen wanderst du.

Hallo, deine roten Kleider, in weiße Falten zersägt,
Rot liebe ich Anna Blume, rot liebe ich dir.
Du, deiner, dich dir, ich dir, du mir – – – – wir?
Das gehört beiläufig in die kalte Glut!
Anna Blume, rote Anna Blume, wie sagen die Leute?

Preisfrage:
1. Anna Blume hat einen Vogel.
2. Anna Blume ist rot.
3. Welche Farbe hat der Vogel?

Blau ist die Farbe deines gelben Haares,
Rot ist die Farbe deines grünen Vogels.
Du schlichtes Mädchen im Alltagskleid,
Du liebes grünes Tier, ich liebe dir!
Du, deiner, dich dir, ich dir, du mir – – – – wir!
Das gehört beiläufig in die – – – Glutenkiste.

Anna Blume, Anna, A – – – – N – – – – N – – – – A!
Ich träufle deinen Namen.
Dein Name tropft wie weiches Rindertalg.
Weißt du es, Anna, weißt du es schon,
Man kann dich auch von hinten lesen.
Und du, du Herrlichste von allen,
Du bist von hinten, wie von vorne:
A – – – – N – – – – N – – – – A
Rindertalg träufelt
Ein Streicheln über meinen Rücken.
Anna Blume,
Du tropfes Tier,

Ich – – – – liebe – – – – dir!
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TsukiHana
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Fr 8. Mär 2019, 13:06

The Dada movement was a protest against the barbarism of World War I, the bourgeois interests that Dada adherents believed inspired the war, and what they believed was an oppressive intellectual rigidity in both art and everyday society. Dada was an international movement, and it is difficult to classify artists as being from any one particular country, as they were constantly moving from one place to another.

Dada thought that reason and logic had led people into the horrors of war, so the only route to salvation was to reject logic and embrace anarchy and irrationality. However, this could also be thought of as the logical side of anarchy and rejection of values and order; it is not irrational to embrace the systematic destruction of values, if one thinks them to be flawed....




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Friederike
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Fr 8. Mär 2019, 14:23

Der kleine Textauszug gefällt mir sehr, weil deutlich wird, daß "Anarchie" keineswegs "Zerstörung" und zwar Zerstörung um der Zerstörung willen bedeutet (die Assoziation des Begriffes zum "Chaos" ist nicht unüblich), sondern daß "Anarchie" eine eigene Logik hat, insoweit auch rational ist, in dem sie die Logik der bestehenden Werte verwirft.




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TsukiHana
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Fr 8. Mär 2019, 15:04

Der Begriff "Anarchie" wird leider sehr oft falsch verstanden und gebraucht. Damit könnte man sich in einem gesonderten Thread vielleicht beschäftigen...
Mir gefällt der Text auch ganz gut, da er knapp die Hintergründe und Umstände der Zeit umreißt.

Hier der Rest davon...

According to its proponents, Dada was not art - it was "anti-art". It was anti-art in the sense that Dadaists protested against the contemporary academic and cultured values of art. For everything that art stood for, Dada was to represent the opposite. Where art was concerned with aesthetics, Dada ignored aesthetics. If art were to have at least an implicit or latent message, Dada strove to have no meaning - interpretation of Dada is dependent entirely on the viewer. If art is to appeal to sensibilities, Dada is to offend. Ironically, Dada became an influential movement in modern art, a commentary on order and the carnage Dadaists believed it wreaked. Through their rejection of traditional culture and aesthetics they hoped to destroy them.

A reviewer from the American Art News stated at the time that "The Dada philosophy is the sickest, most paralyzing and most destructive thing that has ever originated from the brain of man." Art historians have described Dada as being, in large part, "in reaction to what many of these artists saw as nothing more than an insane spectacle of collective homicide."

Years later, Dada artists described the movement as "a phenomenon bursting forth in the midst of the postwar economic and moral crisis, a savior, a monster, which would lay waste to everything in its path. It was a systematic work of destruction and demoralization...In the end it became nothing but an act of sacrilege."

While broad, the movement was unstable. By 1924 in Paris, Dada was melding into surrealism, and artists had gone on to other ideas and movements, including surrealism, social realism and other forms of modernism. Some theorists argue that Dada was actually the beginning of postmodern art.

By the dawn of World War II, many of the European Dadaists had fled or emigrated to the United States. Some died in death camps under Hitler, who persecuted the kind of "Degenerate art" that Dada represented. The movement became less active as post-World War II optimism led to new movements in art and literature.

Dada is a named influence and reference of various anti-art and political and cultural movements including the Lettrists and the Situationists.


(aus der Video-Beschreibung)



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TsukiHana
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Fr 8. Mär 2019, 16:57

Hier auch noch Teil 2 und 3:





Viel DADA-Vergnügen! :D



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