Hufeisentheorie

Im Zettelkasten können Zitate und Begriffe hinterlegt werden, auf die du andere Mitglieder des Forums aufmerksam machen möchtest.
Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 28674
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Do 5. Sep 2024, 18:33

Quk hat geschrieben :
Do 5. Sep 2024, 18:26
spezielle Angelegenheiten
Diese spezielle Angelegenheit ist der politische Raum.

Mir ist jetzt nicht ganz klar, was die Antwort auf meine Frage ist. Willst du auf die entsprechenden grundlegenden Konzepte wie links, rechts, global national etc. verzichten?



Man kommt in der Philosophie weiter, wenn man erwägt, dass es Menschen im Ernst gibt

Benutzeravatar
Quk
Beiträge: 4747
Registriert: So 23. Jul 2023, 15:35

Do 5. Sep 2024, 18:36

Siehe Edit oben.

Und, ja, ich will auf die entsprechenden grundlegenden Konzepte wie links, rechts, global und national verzichten. Ich halte sie nicht mehr für zeitgemäß. Vielleicht waren sie schon immer zu ungenau.

Ich bin zum Beispiel ein Fan der EU. Betrachte ich aber die EU wie ein neuer Gesamtstaat, so wie die USA, dann bin ich wiederum EU-Patriot. Und die BRD ist ja auch ein Vielvölkerstaat. Ein Dorf ist ein Vielfamilienbündnis. Also wo stehen die Grenzen des "globalen" und des "einzelnen" wirklich? Es ist nicht genau zu erfassen.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 28674
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Do 5. Sep 2024, 19:20

Quk hat geschrieben :
Do 5. Sep 2024, 18:36
Und, ja, ich will auf die entsprechenden grundlegenden Konzepte wie links, rechts, global und national verzichten. Ich halte sie nicht mehr für zeitgemäß. Vielleicht waren sie schon immer zu ungenau.
Das meinte ich nicht. Ich wollte nicht wissen, ob du auf diesen Begriffen beharrst oder nicht. Ich wollte wissen, ob du überhaupt Grundkonzepte einsetzen möchtest. Denn ich sehe noch nicht, wie sich dieser Raum überhaupt bestimmt.

Ich für meinen Teil finde den Vorschlag von Harry Lehmann nicht schlecht, vor allem kann er sehr gut erläutern, worauf die Erfolge der AFD basieren, sie hat für den Quadranten, den sie besetzt, eben ein absolutes Alleinstellungsmerkmal.

Wie würde dein Modell diesen Erfolg erklären. Und wo liegt überhaupt die erklärende Kraft des Modells?



Man kommt in der Philosophie weiter, wenn man erwägt, dass es Menschen im Ernst gibt

Benutzeravatar
Quk
Beiträge: 4747
Registriert: So 23. Jul 2023, 15:35

Do 5. Sep 2024, 19:38

Ich will nicht grundsätzlich auf Tendenzanzeigen verzichten, ich will sie nur feiner auflösen -- durch Mehrdimensionalität. Ich will nicht mehr mit dem Besen malen, sondern mit dem Pinsel. Ich will nicht mehr alle in einen Sack stecken, sondern jedem jeweils 100 verschiedene Fähnchen in die Hand drücken, die man variabel höher oder tiefer halten kann. Und wenn ich einen groben Durchschnitt sehen will, trete ich einen Meter zurück, dann sehe ich eine tendenzielle Wolke. Wenn es aber um Problemlösung geht, also um gute Politik und nicht um Verwaltung oder Identitätsplakate, dann hilft mir die Wolkenansicht aus der Ferne nicht weiter. Dann muss ich näher herantreten, um die einzelnen Fähnchen zu sehen, die differenzierten Einzelpunkte.




Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 8911
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Do 5. Sep 2024, 20:00

Für eine einzelne Person kann ich das nachvollziehen. Also, dass man in einer Angelegnheit konservativ sein kann und bei einer anderen progressiv.
Das Hufeisenmodell bezieht sich auf Parteien mit einem Programm.
Wie können Parteien in einem Bereich konservativ sein und in einem Bereich progressiv? Also bezogen auf dieses Farbmodell. Mir fällt kein Beispiel ein.

Zunächst mal ohne das Problem, was ist wann konservativ und wann was progressiv.



Der, die, das.
Wer, wie, was?
Wieso, weshalb, warum?
Wer nicht fragt bleibt dumm!
(Sesamstraße)

Benutzeravatar
Quk
Beiträge: 4747
Registriert: So 23. Jul 2023, 15:35

Do 5. Sep 2024, 20:18

Weidel zeigt sich als Lesbin. Das ist progressiv.

AfD ist gegen Waffenlieferung. Wie die progressiven Hippies früher.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 28674
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Do 5. Sep 2024, 20:31

Quk hat geschrieben :
Do 5. Sep 2024, 19:38
Ich will nicht mehr mit dem Besen malen, sondern mit dem Pinsel.
Ich schätze, dass der Besen das Werkzeug der Wahl ist, wenn man die großen Linien sehen will.



Man kommt in der Philosophie weiter, wenn man erwägt, dass es Menschen im Ernst gibt

Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 8911
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Do 5. Sep 2024, 20:43

Gut, Weidel passt diesbezüglich nicht in das eigene Programm. Ist das Abweichen schon progressiv?
Ich dachte mehr daran, dass es in den Grundsätzen einer Partei beides vorkommt.

Die AfD ist bzgl. Waffenlieferungen nicht progressiv, und es ist eine ganz andere Motiviatation wie bei den Hippies,

Ich habe was gefunden.. Bei der CDU.
Progressiv weil sie endlich auch sie gleichgeschlechtliche Ehen anerkennen, aber konservativ hier "Das biologische Geschlecht ist eine naturwissenschaftliche Tatsache und nicht veränderbar", heißt es dort. "Deshalb halten wir an der rechtlichen Unterscheidung der beiden biologischen Geschlechter fest. "



Der, die, das.
Wer, wie, was?
Wieso, weshalb, warum?
Wer nicht fragt bleibt dumm!
(Sesamstraße)

Benutzeravatar
Quk
Beiträge: 4747
Registriert: So 23. Jul 2023, 15:35

Do 5. Sep 2024, 21:08

Stefanie hat geschrieben :
Do 5. Sep 2024, 20:43
Die AfD ist bzgl. Waffenlieferungen nicht progressiv, und es ist eine ganz andere Motiviatation wie bei den Hippies,
Ja, die Motivation ist eine andere. Aus genau diesem Grund möchte ich mit dem Pinsel statt mit dem Besen arbeiten. Also nicht nur das Plakative anschauen, sondern näher rangehen und dahintersehen. Das gilt bei allen anderen plakativen Angelegenheiten ebenso, wie etwa beim "Freiheitswunsch" der FDP, oder der "Arbeiterunterstützung" der SPD etc. Diese vage Plakativität gipfelt buchstäblich in den Grobtexten der Wahlplakate -- die meisten sind reine Identitätsplakate. Witzigerweise werden sie auch mit dem Besen an die Wände gekleistert.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 28674
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Fr 6. Sep 2024, 08:11

Eine Karte kann viele Zwecke erfüllen. Gemäß der Zwecke muss man überlegen, was man abbildet und was nicht. Eine Karte, die - gemessen an ihren Aufgaben - zu viel abbildet, wird unübersichtlich und letztlich für die fraglichen Zwecke nutzlos. Eine Karte, die die Landschaft detailgetreu im Maßstab 1:1 zeigt, mag auf den ersten Blick beeindrucken, aber sie verliert ihren Wert, weil sie weder Überblick bietet noch wesentliche Informationen hervorhebt. Sie kann keinen der vielen Zwecke erfüllen. Ihre Detailtreue erweist sich als wenig informativ. Ohne Selektion und Abstraktion sind Karten kaum brauchbar.

Gleiches gilt für eine Karte, die die politische Landschaft darstellen soll: Sie muss abstrahieren und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Nicht die maximale Detailtreue macht eine Karte informativ, sondern die kluge Auswahl relevanter Informationen. Ein Modell muss riskant sein – es muss die Möglichkeit des Irrtums in Kauf nehmen, der durch Reduktion auf das Wesentliche entsteht. Nur durch das bewusste Weglassen von Details kann ein Modell neue, wertvolle Einsichten eröffnen. Wer versucht, möglichst vieles Detail abzubilden, verstellt sich den Blick auf die größeren Zusammenhänge. Es sind die großen Linien, die mit dem Besen gezogen werden, die politische und gesellschaftliche Strukturen verständlich machen – nicht die Fülle an Details, die fein mit dem Pinsel aufgetragen werden.



Man kommt in der Philosophie weiter, wenn man erwägt, dass es Menschen im Ernst gibt

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 28674
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Fr 6. Sep 2024, 09:49

Quk hat geschrieben :
Do 5. Sep 2024, 20:18
Weidel zeigt sich als Lesbin. Das ist progressiv.
Zeigt sie sich wirklich? Hat man sie etwa beim Christopher Street Day gesehen? Im Gegenteil: Sie hat sich wiederholt gegen die „Überbetonung“ von LGBTQ+-Themen in der Politik ausgesprochen. In einem Interview (Quelle) sagte sie: „Ich bin nicht queer, sondern ich bin mit einer Frau verheiratet, die ich seit 20 Jahren kenne.“ Das heißt, dass sie sich deutlich von der LGBTQIA+ Community (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer, Intersex, Asexual und mehr) distanziert! Im selben Interview attackiert sie Trans-Menschen, spricht von „Genderquark“ und will Kinder vor einer „bescheuerten Trans-Pop-Kultur“ schützen." 2019 versuchte die Bundestagsfraktion der AfD per Antrag, Schwulen und Lesben das Recht auf Eheschließung wieder zu entziehen!

Campact spekuliert, ob Alice Weidel gut als Feigenblatt passt, um die grundsätzliche Ausrichtung zu kaschieren: Wie kann die AfD wir homophob sein, wenn sie sogar eine Lesbe an der Spitze haben? So soll sie der Partei helfen, zumindest die konservativen queeren Wähler*innen zu erreichen.

Ich sehe noch einen anderen Punkt: Es gibt (gemäß Steffen Mau) einen Unterschied zwischen "Erlaubnistoleranz" und "Respekt- oder Wertschätzungstoleranz". "Erlaubnistoleranz" heißt, jede soll zwar nach eigener Façon glücklich werden, aber bitte keine "aktivistischen Vorstöße" oder keine "öffentliches Zurschaustellen oder Zelebrieren der Diversität". Und genau dem entspricht das Zitat von Weigel: „Ich bin nicht queer, sondern ich bin mit einer Frau verheiratet, die ich seit 20 Jahren kenne.“ Obwohl sie gemäß der Bedeutung des Ausdrucks "queer" queer ist, sagt sie, sie sei nicht queer.



Man kommt in der Philosophie weiter, wenn man erwägt, dass es Menschen im Ernst gibt

Wolfgang Endemann
Beiträge: 1286
Registriert: Di 23. Apr 2024, 14:30

Fr 6. Sep 2024, 11:04

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 5. Sep 2024, 15:11


Links und Rechts sind geradezu exemplarisch kommensurable Positionen. Die einen treten für Umverteilung ein, während – provokant ausgedrückt – die anderen es bevorzugen, dass die Reichen reicher werden.
Das ist ein sehr schlichtes Verständnis von rechts und links. Ich glaube nicht, daß es viele Menschen gibt, die sich in dieser Weise voneinander abgrenzen. Und zwar weder von links noch von rechts. Man findet solch einen Standpunkt bei Sozialdemokraten, die sich ein Ende unserer kapitalistischen Produktionsweise nicht mehr vorstellen können und darum wenigstens durch Umverteilen größere Gerechtigkeit innerhalb des Systems erreichen möchten. Das würde ich allerdings keinen linken Standpunkt mehr nennen, er ist letztendlich affirmativ und gehört daher in die Mitte.

Und auch Deine kulturelle Polarität ist auf schreckliche Weise vereinfacht. Linke sind sicherlich keine Traditionalisten, weil sie immer auf Verbesserungsmöglichkeiten setzen, Traditionen keinen Wert per se besitzen, hinterfragt werden müssen. Aber Hinterfragen ist nicht (ersatzlos) abschaffen. Der Hegel-Marxsche Begriff dafür ist die bestimmte Negation, ein Begriff der Dialektik. Natürlich sind die normalen Leute keine versierten Dialektiker, aber gegen das besinnungslose Abschütteln aller Traditionen gibt es eine genauso gesunde intuitive Skepsis wie gegen die Fortsetzung entsubstantialisierter, hohl gewordener Traditionsrituale.




Wolfgang Endemann
Beiträge: 1286
Registriert: Di 23. Apr 2024, 14:30

Fr 6. Sep 2024, 11:08

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Fr 6. Sep 2024, 09:49
Quk hat geschrieben :
Do 5. Sep 2024, 20:18
Weidel zeigt sich als Lesbin. Das ist progressiv.
Zeigt sie sich wirklich? Hat man sie etwa beim Christopher Street Day gesehen?
An dieser Stelle ist sogar Quk schon in die Falle getappt. Lesbisch sein ist nicht progressiv, im Gegenteil ist das Überbetonen des Lesbischseins unemanzipiert, zeugt von einer narzistischen Persönlichkeit. Verstecken des Lesbischseins ist ebenfalls unprogressiv, es zeugt von mangelndem Selbstbewußtsein. Nein, wäre lesbisch progressiv, müßten wir alle lesbisch werden, was für eine identitäre Idiotie. Progressiv ist, daß wir weitgehend so sein dürfen, wie wir von Natur aus sind. Den CSD lasse ich als Ausagieren des Frusts gelten, den die Unterdrückung bzw die Norm der Normalität aufgestaut hat und wieder abgebaut werden muß. Aber nicht zum CSD gehen zu müssen wäre progressiv. Insofern ist Weidel da tatsächlich eher progressiv, Daß sie andere queere beschimpft, zeigt, wie wenig Substanz hinter dieser Progressivität steht.

Gegen Waffenlieferungen zu sein, ist in der Tat progressiv, wenn es eine prinzipielle Haltung für die Lösung von Konflikten durch vernunftorientierte Kommunikation ist. Die AfD jedoch polarisiert, rüstet auf, will, daß die Polizei ihr Machtmonopol zur Geltung bringt. Sie ist für diese Aufrüstung, sie ist nicht gegen das Sondervermögen für die Bundeswehr und seine waffentechnologische Priorisierung (man könnte ja durchaus progressiv den Ausbau des Zivilschutzes betreiben), Militarisierung auch der Polizei, statt sie vorzugsweise in Deeskalationsstrategien ausbilden zu wollen. "Mit Vernunft gegen Gewalt" ist hoffentlich ein progressives Ziel vom BSW, sicher nicht von der AfD, und ebensowenig von den "Grünen" bzw heute von fast allen Parteien. Dabei ist nicht das "keine Waffen an Kriegsparteien" das antiprogressive, sondern die ausbleibende, allenfalls geheuchelt unernsthafte Suche nach Kompromissen, die den Waffengang beenden können.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 28674
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Fr 6. Sep 2024, 11:17

RoloTomasi hat geschrieben :
Fr 6. Sep 2024, 10:57
Ein AfD'ler z.B. braucht zu seiner Orientierung natürlich andere Informationen als ein Linker.
Ein AfDler würde vermutlich die gleiche Wanderkarte bevorzugen wie ein Linker: nämlich die, die zur Hütte führt. Und wenn ein AfDler eine politische Kampagne plant auf Basis von belastbaren politischen Informationen, dann wird er solche Karten bevorzugen, die die Lage korrekt darstellen, ansonsten floppt seine Kampagne vermutlich.

Der Umstand, dass Karten Abstraktionen darstellen, macht sie nicht zu etwas "relativem", sodass für jede wahr ist, was ihr gefällt. "Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt" gilt auch für Karten nicht, selbst wenn wir es sind, die sie nutzen.

Wenn die Projektion von Harry Lehmann richtig ist, dann für jede, egal, ob AfD oder FDP.



Man kommt in der Philosophie weiter, wenn man erwägt, dass es Menschen im Ernst gibt

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 28674
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Fr 6. Sep 2024, 11:19

Wolfgang Endemann hat geschrieben :
Fr 6. Sep 2024, 11:08
An dieser Stelle ist sogar Quk schon in die Falle getappt. Lesbisch sein ist nicht progressiv, ...
Das sagt Quk aber gar nicht! Er sagt nicht, dass es progressiv ist, dass sie lesbisch ist, sondern, dass es progressiv ist, dass sie sich lesbisch zeigt.



Man kommt in der Philosophie weiter, wenn man erwägt, dass es Menschen im Ernst gibt

Wolfgang Endemann
Beiträge: 1286
Registriert: Di 23. Apr 2024, 14:30

Fr 6. Sep 2024, 11:30

RoloTomasi hat geschrieben :
Fr 6. Sep 2024, 10:57
Denn der Mensch muss von seinem jeweiligen Standpunkt aus seine Lage bewerten und handeln.
Damit ist allerdings Politik als vernunftgeleitete Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten der menschlichen Selbstorganisation suspendiert. Das ist die "Demokratisierung" aller individuellen Selbstbehauptung in einem status quo. Das bürgerlich-ideologische Glücksversprechen "pursuit of happiness", der american way of life. Wer daran glauben kann.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 28674
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Fr 6. Sep 2024, 11:51

Wolfgang Endemann hat geschrieben :
Fr 6. Sep 2024, 11:04
Das ist ein sehr schlichtes Verständnis von rechts und links.
Könnest du vielleicht mal einen Beitrag ohne persönliche Beleidigung starten?

Nachtrag: das worum es an der fraglichen Stelle ging, ist dabei irgendwie "untergegangen". Links und Rechts sind keine "inkommensurablen" Positionen, sondern ganz im Gegenteil. Außerdem ist der Graph von Lehmann nicht rein quantitativ, sondern basiert auf qualitativ/inhaltlichen Aspekten.



Man kommt in der Philosophie weiter, wenn man erwägt, dass es Menschen im Ernst gibt

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 28674
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Fr 6. Sep 2024, 12:55

RoloTomasi hat geschrieben :
Fr 6. Sep 2024, 12:10
Jörn: "Ein AfDler würde vermutlich die gleiche Wanderkarte bevorzugen wie ein Linker: nämlich die, die zur Hütte führt". Das gilt doch nur für die physische Geographie, nicht für die politische. Beispiel Ukraine-Krieg: Wo sollte denn da der 'Weg' langlaufen, der zum Frieden führt? Politische Landkarten wandeln sich doch fortlaufend im Prozess. Da müssen 'Wege' überhaupt erst entstehen, sie liegen doch nicht einfach vor (wie auf einer Strassenkarte).
Ich habe argumentiert, dass die Tatsache, dass eine Karte "eine Karte für uns" ist, nicht bedeutet, dass sie beliebig relativ ist. Ich habe dafür zwei Beispiele gegeben, die Karte der Landschaft und die Karte der politischen Landschaft, die eine AfDlerin für eine Kampagne verwenden will. Beide Male sind diese Karten nur dann brauchbar, wenn sie eben nicht bloß relativ, sondern richtig sind. Das eine Mal, wenn sie den richtigen Weg zur Hütte zeigt, das andere Mal, wenn sie die politische Landschaft richtig zeigt. In beiden Fällen sind die Wege etwas, das erst geschaffen werden muss, man denke an einen Trampelpfad, bei Straßen ist es nicht anders.

Nach Harry Lehmann verändert sich der politische Raum auch keineswegs "fortlaufend". Die Zeiträume, nach denen es zu einer politischen Neuordnung (er spricht von einem Realignment) kommt, sind etwa drei bis vier Jahrzehnte.

Zum Ukraine-Krieg. Das scheint mir erstens etwas ganz anders zu sein, als das, was wir gerade besprechen: Hufeisentheorie, links/rechts, national/global, Farbball von Quk. Und zweitens folgt daraus, dass manche Gegenden nicht kartografiert/bar sind, dass keine Gegend kartografiert/bar ist. Und wenn die "'Wege' überhaupt erst entstehen", dann kann man sie doch auch darstellen.



Man kommt in der Philosophie weiter, wenn man erwägt, dass es Menschen im Ernst gibt

Wolfgang Endemann
Beiträge: 1286
Registriert: Di 23. Apr 2024, 14:30

Fr 6. Sep 2024, 17:04

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Fr 6. Sep 2024, 11:51

Könnest du vielleicht mal einen Beitrag ohne persönliche Beleidigung starten?
Ich sehe es weder als Beleidigung (die Feststellung von einem schlichten Begriff, Gedanken, Konstruktion oä) noch als persönlichen Angriff (ich greife die Konstruktion, die immer wieder vorgebracht wird, obwohl sie in meinen Augen zu wenig Plausibilität hat, an; sie wird vorgebracht, aber ich kann nicht erkennen, daß sie eine große Masse der Bürger trifft).
Ob ich zu unfreundlich bin, oder Du zu sensibel, mögen andere beurteilen. Ich finde diese Definition von rechts und links zu schlicht, auch wenn es durchaus Personen gibt, die durch sie gekennzeichnet werden können. Wie sollte ich die Definition denn charakterisieren, wenn "schlicht" beleidigend ist?

Es gibt einen verwässerten Relativbegriff "links" bzw ein komplementäres Begriffspaar rechts-links, das sich in der gegensätzlichen Zielsetzung einer egalitären,"gerechten" Gesellschaft und einer gerade die "Leistungsunterschiede" "gerecht" spiegelnden unegalitären Gesellschaft artikuliert, letztere Position sehe ich eher in der FDP als in der AfD vertreten, man findet sie auch in einem recht breiten mainstream in der USamerikanischen Gesellschaft, jeder ist nicht nur seines Glückes Schmied, sondern auch seines Unglücks, jeder ist für alles selbst verantwortlich. Daher die breite Ablehnung einer staatlichen Gesundheitsfürsorge. Verstehst Du den Sozialismus wie der amerikanische Mittelstand (naja, nur der des mittleren Westens)?




Wolfgang Endemann
Beiträge: 1286
Registriert: Di 23. Apr 2024, 14:30

Fr 6. Sep 2024, 17:07

RoloTomasi hat geschrieben :
Fr 6. Sep 2024, 12:10
Nur ist diese eben kein 'status', sondern dauernde und inzwischen (auch wegen der Bedeutung der Massenmedien) fast tägliche Bewegung.
Ja und nein. Es stimmt schon, alles ist in dieser hektischen, nahezu instantan über das Netz rückgekoppelten Meinungsvielfalt in (Mikro-)Bewegung, aber es ist eher rasender Stillstand als erkennbar gerichtete Tendenz. Jeder kann gehen, wohin er will, es spielt jedoch keine Rolle, hat auf das Ganze kaum Einfluß.

Auch ich bin der Ansicht, daß sich Falsches nicht dauerhaft etablieren kann. Wenn die "Demokraten" mit einem scheindemokratischen Argument kommen, wird es in kürzester Zeit umgedreht und gegen sie selbst gerichtet. Daher bin auch ich gemäßigt optimistisch.




Antworten