Ich könnte mir diese Rolle der "Bedeutsamkeit" für die Kunst ebenfalls vorstellen. Sie zu erkunden, dürfte an der Indolenz des Forums gegenüber solchen Fragestellungen stocken.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Fr 5. Aug 2022, 18:50Ich könnte mir sehr gut vorstellen, das "Bedeutsamkeit" (im fraglichen Sinne) in der Kunst eine große Rolle spielt - namentlich als "ich weiß nicht, was soll es bedeuten", bzw etwas präziser: "je ne sais quois". Vielleicht als das Gefühl, dass etwas mitschwingt, was von Bedeutung ist, was man aber nicht benennen kann.
Gaia
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Das ist keine Gleichgültigkeit. Ich für meinen Teil verstehe die Fragestellung nicht einmal.
Für mich ist die Erde belebt, aber sie lebt nicht. Dass das Leben seine Umwelt mitgestaltet und es bestimmte Umweltverhältnisse deshalb ohne Leben nicht gäbe, halte ich für eine Binsenweisheit.
Das Spannende daran (auch für die Kunst) muss sich mir erst noch auftun.
Für mich ist die Erde belebt, aber sie lebt nicht. Dass das Leben seine Umwelt mitgestaltet und es bestimmte Umweltverhältnisse deshalb ohne Leben nicht gäbe, halte ich für eine Binsenweisheit.
Das Spannende daran (auch für die Kunst) muss sich mir erst noch auftun.
But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)
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und ich könnte mir , um auf das Thema dieses Threads zurück zu kommen , diese Rolle der "Bedeutsamkeit" insbesondere für jene Defintion von Gaia vorstellen , die Jörn ganz gut gefällt. Eine Symbiose , die durch unser tun , zunehmend aus dem Gleichgewicht gerät.Nauplios hat geschrieben : ↑Fr 5. Aug 2022, 19:49Ich könnte mir diese Rolle der "Bedeutsamkeit" für die Kunst ebenfalls vorstellen. Sie zu erkunden, dürfte an der Indolenz des Forums gegenüber solchen Fragestellungen stocken.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Fr 5. Aug 2022, 18:50Ich könnte mir sehr gut vorstellen, das "Bedeutsamkeit" (im fraglichen Sinne) in der Kunst eine große Rolle spielt - namentlich als "ich weiß nicht, was soll es bedeuten", bzw etwas präziser: "je ne sais quois". Vielleicht als das Gefühl, dass etwas mitschwingt, was von Bedeutung ist, was man aber nicht benennen kann.
und um im Zusammenhang , mit dieser Symbiose , auf die noch offene Frage im folgenden Beitrag zu antworten ..Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Di 29. Jun 2021, 06:12Wenn man sich den Begriff Gaia so vorstellt, als sei die Erde eine Art Lebewesen, dann kann ich mich damit nicht anfreunden. Aber die folgende Definition gefällt mir ganz gut. Greg Hinkel: „Gaia ist Symbiose aus dem Weltraum betrachtet.“
So könnte ich mir vorstellen , gleichfalls aus dem Weltraum aus betrachtet , dass „das mythologische Überlaufventil für den nicht verifizierbaren Überschuss an chthonischer Metaphysik“ , und damit Gaia“ von jenem Gestirn wideruffen werden könnte, der dieses mythologische Überlaufventil am überlaufen hält .Timberlake hat geschrieben : ↑Mi 3. Aug 2022, 01:44
- „Hier macht FoRMEY den Zusammenhang mit der ihm vor allem angelegenen Theodizee-Problematik deutlich. Das Postulat der Vollkommenheit der Schöpfung erfordert, daß den Geschöpfen eine force permanente mitgegeben ist, die den ersten Augenblick der Heraushebung aus dem Nichts stabilisiert, so daß es der Ausdrücklichkeit des Widerrufs bedarf, um der Welt ein Ende zu setzen“.
Blumenberg … Selbsterhaltung und Beharrung
Um die Welt der Geschöpfe und damit Gaia ein Ende zu setzen, soll es angeblich der Ausdrücklichkeit des Widerrufs bedürfen. Ein Widerruf dessen , was die Vollkommenheit der Schöpfung erfordert und zwar eine Stabilisierung der Welt der Geschöpfe, aus dem Nichts heraus. Daran , das sich „das mythologische Überlaufventil für den nicht verifizierbaren Überschuss an chthonischer Metaphysik“ , und damit Gaia“ selbst stabilisiert , sollte doch wohl keinerlei Zweifel bestehen. Worin könnte nun ein solcher Widerruf bestehen , der dieser Stabilität ein Ende setzt ? Wer wäre denn überhaupt dazu in der Lage? Weil Blumenberg eine Antwort auf diese Fragen, so zumindest mein Eindruck, schuldig bleibt , so richte ich mal die Fragen an die Runde.
Mit der Sonne ein Gestirn, welches sich mit dem Druck und der Temperatur , infolge der Kernfusion auf der einen Seite und der Gravitation auf der anderen Seite Selbsterhält. Zielofen, so wie die Prozesse , die man mit Gaia assoziiert , ist dieser Proßes allerdings nicht. Mit dem Ausgehen des Kernbrennstoffs wird die Sonne immer heißer werden. Bis sie dann schlussendlich, aufgebläht zum roten Riesen, die Selbsterhaltung (später zur Selbstbehauptung) der Symbiose auf der Erde und damit Gaia "widerruft" .Nauplios hat geschrieben : ↑Mi 3. Aug 2022, 18:46
Die creatio ist immer transitiv gedacht, d.h. Gott erhält das Selbst der Welt und des Menschen. Beides liegt in seiner Hand. Transitivität meint wie auch in der Grammatik: es gibt ein direktes Objekt des göttlichen Tuns, die Erhaltung des Selbst geschieht nicht durch eine innere Teleologie, die auf ein Ziel zusteuert, sondern gleichsam durch "Fremd"-Einwirkung.
Im Schwellenbereich zur Neuzeit wird die Vorstellung der Erhaltung zunehmend intransitiv formuliert; die Erhaltung wird zu einer Selbsterhaltung (später zur Selbstbehauptung), d.h. die Prozesse werden zieloffen, theologische Dispositionen werden zurückgebaut. In Selbsterhaltung und Beharrung weist Blumenberg darauf hin, daß in hohem Maße "intransitive Erhaltungsaussagen der Rationalität der Neuzeit zugrunde liegen".
- Das Untier. Konturen einer Philosophie der Menschenflucht (Bibliothek des skeptischen Denkens)
. Für Horstmann, einen späten Adepten des Weltvernei-ners Arthur Schopenhauer, hat sich das Gattungswesen Mensch längst als evolutive Fehlform" erwiesen, die allen wohlgemeinten Korrekturversuchen beharrlich trotzt."
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Um einmal meinen letzten Beitrag , bezüglich der "Bewandtnisganzheit" bzw. der Bedeutsamkeit der einzelne Begriffe auf den den Punkt zu bringen, versuche ich einmal eine Einordnung dieser Begriffe unter dieser "Bewandtnisganzheit".Nauplios hat geschrieben : ↑Do 4. Aug 2022, 10:24
Blumenberg hat der Bedeutsamkeit im Zusammenhang seiner Mythostheorie eine spezielle Formatierung gegeben. Eine Definition ist (wie fast immer) nicht zu erwarten. "Bedeutsamkeit gehört zu den Begriffen, die sich erläutern, aber nicht im strikten Sinne definieren lassen." (Arbeit am Mythos; S. 78)
..
Heideggers "Bewandtnisganzheit" in Sein und Zeit ist eine Art Vorläufer der Blumenberg' schen Bedeutsamkeit. Während es Heidegger um das Ganze geht, von dem aus etwas seine "Bewandtnis" hat, verzichtet Blumenberg auf eine holistische Ausrichtung. Bedeutsamkeit kann bereits im einzelnen Mythos, in der Fabel, in der Metapher liegen. Die Bedeutung solcher Narrative ergibt in ihrer Gesamtheit nicht ihre Bedeutsamkeit. "Wer darauf besteht, an der 'Bedeutsamkeit' auch die 'Bedeutung' zu erfassen, verliert beides." (Vor allem Fontane; S. 74)
Für die "Mythostheorie" Gaia ist die "Mythostheorie" Sonne von existenzieller Bedeutung. Wie auch für die menschliche Spezies die "Mythostheorie" Gaia von existenzieller Bedeutung ist. Kann doch das Eine ,ohne das Andere nicht existieren . Umgekehrt ist für die "Mythostheorie" Gaia die menschliche Spezies nahezu bedeutungslos .
Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Di 29. Jun 2021, 06:12Wenn man sich den Begriff Gaia so vorstellt, als sei die Erde eine Art Lebewesen, dann kann ich mich damit nicht anfreunden. Aber die folgende Definition gefällt mir ganz gut. Greg Hinkel: „Gaia ist Symbiose aus dem Weltraum betrachtet.“
Kann doch diese Symbiose aus dem Weltraum betrachtet auch sehr gut ohne die menschliche Spezies existieren , Wie auch für die "Mythostheorie" Sonne , die "Mythostheorie" Gaia völlig bedeutungslos ist. Kann doch auch die Kernfusion der Sonne sehr gut ohne einen Planeten existieren , auf dem , vom Weltraum aus betrachtet, eine Symbiose Namensgeber der "Mythostheorie" Gaia ist.
Kernfusion ... Asteroideneinschläge ... Explosion von Atomwaffen ...
Wenn man die Perspektive "aus dem Weltraum betrachtet" mal für einen Moment beiseite legt ... dann könnte ich mir alternativ eine andere Perspektive vorstellen. Sie ist auch weniger bedrohlich, dafür etwas kleinformatiger:
Ein Stuhl, ein Tisch, dazu vielleicht Papier und Stift. Auf dem Tisch ein Buch, je nach Temperament auch mehr als eins. (Noch erscheint mir diese Perspektive für den Moment als realistisch.)
Und dann: das Handwerk des Philosophierens in geduldiger Haltung und nicht im Modus bevorstehender Weltuntergänge ausüben: Lesen und Schreiben.
Wenn man die Perspektive "aus dem Weltraum betrachtet" mal für einen Moment beiseite legt ... dann könnte ich mir alternativ eine andere Perspektive vorstellen. Sie ist auch weniger bedrohlich, dafür etwas kleinformatiger:
Ein Stuhl, ein Tisch, dazu vielleicht Papier und Stift. Auf dem Tisch ein Buch, je nach Temperament auch mehr als eins. (Noch erscheint mir diese Perspektive für den Moment als realistisch.)
Und dann: das Handwerk des Philosophierens in geduldiger Haltung und nicht im Modus bevorstehender Weltuntergänge ausüben: Lesen und Schreiben.
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Ich sehe mir gerade eine Dokumentation auf Arte an. Und da erzählt James Lovelock, dass der Name für seine Hypothese gar nicht von ihm selbst stammt, sondern von seinem Nachbar William Golding, dem Autor der Herr der Fliegen erdacht wurde.
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Um dennoch den Modus bevorstehender Weltuntergänge zumindest in Betracht zu ziehen, sei dir ein Blick auf Kant empfohlen ..Nauplios hat geschrieben : ↑Sa 6. Aug 2022, 16:53Kernfusion ... Asteroideneinschläge ... Explosion von Atomwaffen ...
Wenn man die Perspektive "aus dem Weltraum betrachtet" mal für einen Moment beiseite legt ... dann könnte ich mir alternativ eine andere Perspektive vorstellen. Sie ist auch weniger bedrohlich, dafür etwas kleinformatiger:
Ein Stuhl, ein Tisch, dazu vielleicht Papier und Stift. Auf dem Tisch ein Buch, je nach Temperament auch mehr als eins. (Noch erscheint mir diese Perspektive für den Moment als realistisch.)
Und dann: das Handwerk des Philosophierens in geduldiger Haltung und nicht im Modus bevorstehender Weltuntergänge ausüben: Lesen und Schreiben.
- Daß die Welt im Argen liege: ist eine Klage, die so alt ist, als die Geschichte, selbst als die noch ältere Dichtkunst, ja gleich alt mit der ältesten unter allen Dichtungen, der Priesterreligion. Alle lassen gleichwohl die Welt vom Guten anfangen: vom goldenen Zeitalter, vom Leben im Paradiese, oder von einem noch glücklichern, in Gemeinschaft mit himmlischen Wesen. Aber dieses Glück lassen sie bald wie einen Traum verschwinden; und nun den Verfall ins Böse (das Moralische, mit welchem das Physische immer zu gleichen Paaren ging) zum Ärgern mit akzeleriertem Falle eilen:
Neuer, aber weit weniger ausgebreitet, ist die entgegengesetzte heroische Meinung, die wohl allein unter Philosophen, und in unsern Zeiten vornehmlich unter Pädagogen, Platz gefunden hat: daß die Welt gerade in umgekehrter Richtung, nämlich vom Schlechten zum Bessern, unaufhörlich (obgleich kaum merklich) fortrücke, wenigstens die Anlage dazu in der menschlichen Natur anzutreffen sei. Diese Meinung aber haben sie sicherlich nicht aus der Erfahrung geschöpft, wenn vom Moralisch-Guten oder Bösen (nicht von der Zivilisierung) die Rede ist; denn da spricht die Geschichte aller Zeiten gar zu mächtig gegen sie; sondern es ist vermutlich bloß eine gutmütige Voraussetzung der Moralisten von Seneca bis zu Rousseau, um zum unverdrossenen Anbau des vielleicht in uns liegenden Keimes zum Guten anzutreiben, wenn man nur auf eine natürliche Grundlage dazu im Menschen rechnen könne.
Kant .. Von der Einwohnung des bösen Prinzips neben dem Guten: oder Über das radikale Böse in der menschlichen Natur
- Es liegt aber der Sittenlehre überhaupt viel daran, keine moralische Mitteldinge, weder in Handlungen (adiaphora) noch in menschlichen Charakteren, so lange es möglich ist, einzuräumen: weil bei einer solchen Doppelsinnigkeit alle Maximen Gefahr laufen, ihre Bestimmtheit und Festigkeit einzubüßen.
Kant .. Von der Einwohnung des bösen Prinzips neben dem Guten: oder Über das radikale Böse in der menschlichen Natur
Im Hinblick auf diese Symbiose eine Katastrophe , wenn man denn dieser seltsame Spezies, diesen Umweltökonomen , die die Natur und damit Gai "bepreisen" , Glauben schenken darf ..Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Di 29. Jun 2021, 06:12Wenn man sich den Begriff Gaia so vorstellt, als sei die Erde eine Art Lebewesen, dann kann ich mich damit nicht anfreunden. Aber die folgende Definition gefällt mir ganz gut. Greg Hinkel: „Gaia ist Symbiose aus dem Weltraum betrachtet.“
- Diskontieren, Kosten-Nutzen-Analyse und Nachhaltigkeit
Wir Umweltökonomen sind schon eine seltsame Spezies. Wir bepreisen die Natur. Wir betrachten sie als ein Bündel von Gütern und Quelle von Dienstleistungen bzw. als Naturkapital. Wir wägen materiellen Nutzen gegen die so vulgarisierten „Naturwerte“ im Sinne aggregierter Zahlungsbereitschaften ab, um den gesellschaftlichen Nettonutzen verschiedener Projekte „objektiv“ zu erfassen. Wir definieren Nachhaltigkeit auf eine seltsame Art und Weise als einen über die Zeit nicht-abnehmenden Konsumfluss. Und wir diskontieren bzw. zinsen auch noch ab, wodurch wir die Interessen künftiger Generationen „verschwinden lassen“. Haben wir sie denn noch alle?