Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Fr 25. Mai 2018, 07:06
Nach meiner Sichtweise hat @'Alethos' in die Diskussion einen neuen Begriff eingeführt, der nach meinem bisherigen Verständnis von dem abweicht, was wir zuvor diskutiert haben. In unserem Alltagsverständnis verwenden wir den Begriff genau so, wie du es darstellst: Information kann falsch sein.
Eine Information kann nur falsch sein, wenn sie über etwas anderes etwas aussagt, das über dieses nicht wahr ist. Falsche Information kann es nur in einem korrespondierendem Sinn geben, d.h. in einem Bedeutungskonnex, durch den gegeben ist, was Fakt und was nicht Fakt ist. Und es kann sie nur geben als dieser Faktizität zuwiderlaufende Bedeutung in Form einer Aussage.
Eine falsche Information kann es aber nie geben unter Ausblendung dieses korrespondenztheoretischen Horizonts. Denn über eine existierende Information, die an sich ist und über die nie etwas ausgesagt wird, was nicht der Fall ist, kann nicht sein, dass etwas über sie falsch wäre, sofern nichts über sie ausgesagt wird, was falsch ist. Falschheit ist eindeutig eine Folge von Aussagen in korrespondenztheoretischem Sinn. Falschheit in einem realistischen Sinn kann es aber auch geben, wenn eine Finalität als Bestimmung oder Bestimmtheit gesetzt wird oder gesetzt ist, und diese Bestimmung nicht erfüllt wird. Falschheit gibt es also auch in teleologischem Sinn als nicht Erreichen eines gesollten Zustands. Wenn es gesollt ist, dass der Baum in die Höhe wächst, er aber seitlich wächst, dann hat hier eine Irregularität stattgefunden, eine Falschheit durch Abweichung vom Sollen. Aber nirgends über dieses Sollen hinaus gibt es Falschheit der Information, denn sofern sie Information ist, ist sie wahr und in diesem Sinne weder richtig noch falsch, sondern nur wahr.
Und mich irritiert, dass du dich durch Leugnung dieses Umstands, dass Information für sich genommen nur wahr sein kann, vom ontischen Wahrheitsbegriff abwendest, den du zuvor vehemment verfochten hattest.
Wenn nämlich eine Wahrheit völlig unbesehen von der Tatsache einer korrespondierenden Aussage bestehen kann, in Form, dass etwas über etwas als wahr gilt, dann gilt dies über die Information ebenso. Eine Information ist immer wahr, sofern sie ist, denn in ihrem Sein ist sie immer positiv bestimmt, dann weder richtig noch falsch, aber seiend. Und darum gibt es auch bei der Information eine ontische Dimension, die immer wahr ist.
Und darum, weil Information für sich genommen immer wahr ist, und nie falsch sein kann, kann eine Informtion als Information nicht disqualifiziert durch den Hinweis auf die fehlende Polarität von richtig und falsch. Nur deshalb, weil eine Information nicht richtig oder falsch sein kann, disqualifiziert sie das nicht vom Informationsein, was du aber suggerierst. Und als Information ist sie Trägerin von Wissen, nämlich von jenem Informationsgehalt, durch den sie diese Information ist.
Ich gebe zu, dass eine Information in dieser Lesart eine sehr wenig dimensionale Geschichte ist, sie ist nur ein Signal, ein Anstoss, eine informative Kraft. Aber diese Information, da sie nur informierend wirkt und über nichts weiter informiert, als über das, was sie bewirkt, kann sie nicht falsch sein. Dass sie aber nicht falsch sein kann, heisst nicht, dass sie nicht Wissen sein kann, denn auch dieses ist nicht bestimmt durch ein Falschsein, sondern allein durch das Wahrsein.