Habe mir den Thread nun in der Gänze zu Gemüte geführt. Eine Sache verstehe ich nicht:
Wir haben 20 Personen. Sie alle sind Falschseher. Vor Ihnen befinden sich 3 Farbstifte, die Nichtfalschseher als grünen, blauen und roten Farbstift bezeichnen würden. Die Übereinstimmung der Aussagen der 20 Falschseher wäre wohl zufällig. Wenn einer sagt: 'Das ist blau' und der andere über denselben Stift sagt: 'Das ist blau', dann ist das reiner Zufall. Es ist hier zum Haben eines gemeinsamen Blaubegriffs keine echtes Einverständnis möglich. Wenn aber nur 2 Falschseher sind und 18 nicht, so werden diese 18 wohl jenen Farbbegriff jeweils ziemlich sicherlich richtig im Sinne von konsequent immer wieder mit demselben Stift verbinden. Korrektwerweise müssen wir es umdrehen uns sagen: Sie sind nicht Richtigseher, darum bezeichnen sie immer denselben Gegenstand mit dem gleichen Farbbegriff. Sondern weil sie das tun, nennen wir sie praxisbedingt Richtigseher. Über das Blauempfinden, die Qualia jedes Einzelnen, mag hier nichts ausgesagt worden sein, aber über einen gemeinsamen Blaubegriff schon.
Qualia sind dann so gesehen ab einem gewissen Punkt irrelevant für den intersubjektiven Begriff, der nur ein solcher ist, weil er mehreren Subjekten gegeben ist. Und nur das Intersubjektive kann kommuniziert werden resp. nur wenn es kommuniziert wird, ist es intersubjektiv und nur darüber kann gesprochen werden. Qualia werden für uns sozusagen nur problematisch, wenn ein Missverstehen im Begriff vorliegt.
'Das ist ein Baum', diese Aussage ist relativ unzweiteutig, wenn man sich einmal über Grün und den Stamm und über alle anderen Merkmale einig geworden ist. Und dieser intersubjektive Wert ist ein bleibender. Dass hier persönliche und privates Sehen in der Form von Qualia massgeblich an der Begriffsbildung beteiligt sind, scheint mir einleuchtend. Aber nirgends wird in der Aussage diese Qualia mehr mitschwingen oder mehr von Belang sein, weil der Begriff des Objekts mit dem Objekt eine intersubjektive Liaison eingegangen ist, die taugt. Sie, Begriff und Objekt, sind soweit miteinander durch intersubjektive Praxis verbunden, dass das persönliche Empfinden des Objekts keine Rolle mehr spielt und nur noch dort diskutiertt werden muss, wo Kommunikation misslingt und Missverständnisse auftauchen. Dann muss man neue Begriffe finden, man muss sozusagen die je einzelnen Qualia neu auf einen Begriff bringen.
Also, ich sehe vielleicht das Problem nicht. Ihr werdet es mir sagen
Man überlege sich beim Gedankenexperiment zu Richtig- und Falschseher übrigenss auch das Folgende, das von mir aus gesehen meine These stützt: Gibt es nur Falschseher, dann brauchen wir eine absolute Wahrheit, die Falschsehen und Richtigsehen klassifizieren kann. Wir spielen bei diesem Experiment bereits die Schiedsrichter, die falsch und richtig unterscheiden. Das können 'Falschseher' gar nicht
Dass wir das aber tun, zeigt, wie wenig hintergehbar das ist, was uns gemeinsam ist: Empirie und Empathie. Es gibt diese Schiedsrichtee sozusagen, weshalb es richtig und falsch gibt...