Mi 16. Aug 2017, 02:04
Es war einmal vor langer Zeit, da lebten ein König und eine Königin. Ihr Königreich war die Insel Sizilien und sie waren sehr glücklich miteinander. Dazu hatten sie auch allen Grund, denn sie hatten ein gutes Auskommen mit dem Einkommen und im Bett stimmte es auch. Double income, no kids. So lebten König Leontes und seine Königin Hermione ein unbeschwertes Leben ohne Angst vor Arbeitsplatzverlust und Altersarmut. - Eines Tages, man war gerade beim Herrschen - klingelte das Telephon. Ein alter Freund des Königs aus Kindertagesstättentagen mit Namen Polixenes war am Apparat und Leontes und Polixenes hatten sich viel zu erzählen. Jedoch waren die Leitungen nach Böhmen nicht die besten und so beschloss man, sich in Kürze auf Sizilien zu treffen.
Als Polixenes, König von Böhmen, schließlich am Hofe auf Sizilien eintraf, machte ihn Leontes mit seiner schönen und tugendhaften Gemahlin Hermione bekannt. Das hätte er besser nicht getan. Hermione gebrach es nämlich an Abwechslung und alsbald verstand sie sich mit Polixenes so gut, daß sie damit einen Verdacht in Leontes Brust erweckte: Konnte es sein, daß zwischen seiner Gattin und seinem Freund aus Kindertagen mehr war als das königliche Protokoll vorsah? - Wo der Argwohn erst regiert, ist das Verbrechen am Ende nicht weit. Zumal auf Sizilien. - An dieser Stelle betritt nun das die Szene, auf dessen Erscheinen in Sizilien Verlass ist: ein sizilianischer Edelmann. Camillo - der sizilianische Edelmann - wird mit dem wenig edlen Auftrag beauftragt, Polixenes zu ermorden. Da das Dynamit noch nicht erfunden war, blieb nur eins: Gift. Gemein, aber letztlich auch dynamisch. - Doch hieße der Edelmann nicht umsonst Edelmann, würde nicht am Ende das Edle über das Unedle triumphieren. Was soll ich machen, fragte sich Camillo und da er kein Don Camillo war, fiel ihm die Antwort nicht leicht. Ich kann Leontes doch nicht sagen, ich mache es so und so und am Ende mache ich es dann so und so. Schließlich machte er es so, daß er Polixenes in die üblen Machenschaften des Leontes einweihte und das Gift unauffällig im Mittelmeer entsorgte.
Um der Rachsucht des Königs von Sizilien zu entgehen, blieb beiden nur eines: Flucht. - Als ihr Schlauchboot in Böhmen ankam, waren beide sehr erschöpft. Doch die böhmische Willkommenskultur machte es Camillo leicht, sich dort zu integrieren. Polixenes war immer König von Böhmen geblieben und mußte auch keinen Sprachkurs machen. -
Am sizilianischen Hof indessen ging es zu wie einer Nachmittagsshow bei RTL. Hermione hatte derweil einen Sohn geboren. Aha! - Sie machte sich von dem Betreuungsgeld einen schönen Tag und Mamillus, ihr kleines Söhnchen, hatte Spaß. Doch wer war der Vater? Leontes war außer sich vor Wut und Eifersucht. Und da es auf Sizilien kein Frauenhaus gab, konnte Hermione ihrem Schicksal nicht entgehen: Frauenknast.
Die Jahren gingen ins Land. Das Orakel von Delphi wurde angerufen, doch seine Auskünfte waren nicht weniger orakelhaft als Auskünfte der Telekom. Die tugendhafte Hermione gebar das nächste Kind, Perdita, und schon wieder stellte sich die Frage nach der Vaterschaft. Allerlei Umstände - unter tätiger Mithilfe sizilianischer Edelmänner - sorgten schließlich dafür, daß Perdita als vermeintliche Tochter eines bildungsfernen Schäfers den Sohn des Polixenes - sein Name war Florizel - kennenlernte. Und natürlich verliebten sich beide ineinander.
Der alte König von Sizilien, Leontes, war inzwischen in die Jahre gekommen; genau genommen in jene Jahre der Milde, die ihn seine Hartherzigkeit bedauern ließen. Und so eröffnete sich die Chance für die Edelmänner und Edelfrauen auf einen endgültigen Frieden am Hof von Sizilien. Hermione, die als tot galt, wurde dem alten König als Statue vor Augen geführt. Das rührte den König so sehr, daß sich alsbald die Statue rührte und die leibhaftige Hermione vom Sockel stieg und ihren Leontes in die Arme schloß. So waren sie am Ende alle wieder vereint, Leontes und Hermione einerseits und Perdita (Hermiones Tochter) und Florizel andererseits. Man schloß einen Generationenvertrag und wenn sie nicht gestorben sind ...
frei nach Shakespeare