Aus den Tiefen meiner BücherUNordnung...

Raum für Besprechung von Romanen, Gedichten und Geschichten
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TsukiHana
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Di 19. Feb 2019, 14:32

Angeregt durch die schöne Formulierung von Jörn, dachte ich mir, dass es doch auch dafür im Forum ein kleines Eckchen geben könnte. Verschwundene Bücher, die plötzlich wieder auftauchen und für Freude sorgen, als hätte man sie gerade erst erworben. :D
Da es mir oft auch so geht, fange ich hier mit meinem "neusten" Fundstück an:

Michel Serres
"Das eigentliche Übel"
Aus d. Franz. v. Alexandre Plank u. Elisa Barth
IMD 323
2009
95 Seiten.
ISBN: 978-3-88396-260-3
Michel Serres hat geschrieben :
So 17. Feb 2019, 16:32
„Derjenige, der den Raum mit Plakaten verschmutzt, die Träger von Sätzen und Bildern sind, stiehlt dem Blick aller die umliegende Landschaft, tötet ihre Wahrnehmung, durchbohrt den Ort durch ebendiesen Diebstahl. Erst die Landschaft, dann die Welt. Er durchsetzt den Raum mit schwarzen Löchern, die die Empfindung einsaugen und die Wahrnehmungsfähigkeit zerstören. Mit welchem Recht? Er benimmt sich wie ein universaler Hausbesetzer. Auf dieselbe Weise, ebenso gebieterisch, erweist sich ein Geldstück als leichter sichtbar, lesbar und entzifferbar…als das Objekt, dass es kauft. Es versiegelt den Blick darauf, es tötet dieses Objekt. Das Symbol annulliert die Sache. Die Welt wird von den Zeichen ausgedrückt und ausgelöscht.“
Michel Serres schreibt über die dem Menschen inhärente Strategie, abgeleitet aus der Verwandtschaft mit den Tieren, sich etwas anzueignen, indem man es beschmutzt. Dieses Konzept differenziert er in „Das eigentliche Übel“ unter zwei Arten der Verschmutzung aus: die harte Verschmutzung, zu der bspw. Emissionen aus Industrieanlagen oder Autoabgase zählen, und die weiche Verschmutzung, unter die er Werbung, Krach aber auch Graffiti rechnet. Hausbesetzer, Marken, Sperma, Tags sind Beispiele, auf die er dabei zurückgreift.
Michel Serres (*1930), ist Professor an der Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne sowie in Stanford, seit 1990 zudem Mitglied der Académie Française.
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TsukiHana
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Mi 20. Feb 2019, 23:14

"Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen, ist alles andere im Leben ein Kinderspiel."
Johann Wolfgang von Goethe

Wie gerne würde ich aus dieser Bücherlandschaft jetzt das rote Buch fischen... :D


Foto: "Karl", Annie Leibovitz, 2018
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Jörn Budesheim
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Do 21. Feb 2019, 05:54

So muss ein Schreibtisch aussehen :-)




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TsukiHana
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Do 21. Feb 2019, 12:47

Ja, man kann diese Denklandschaft mit ihren Auftürmungen und Aufschichtungen nur fasziniert bewundern...



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Stefanie
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Do 21. Feb 2019, 20:36

Das Genie durchschaut das Chaos. Sagt man. Oder vielleicht gäbe es noch mehr Geniestreiche, wenn der Schreibtisch und damit das Denken von Ballast befreit ist.
Es ist sehr befreiend, wenn ich meinen dienstlichen Schreibtisch und die diversen Ablagen ausmiste, und vieles im Altpapier landet. Die beste Ablage ist die Ablage P.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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TsukiHana
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Sa 23. Feb 2019, 23:26

Stefanie hat geschrieben :
Do 21. Feb 2019, 20:36
Das Genie durchschaut das Chaos. Sagt man. Oder vielleicht gäbe es noch mehr Geniestreiche...
Das ursprüngliche Zitat geht sogar auf Einstein zurück :D und lautet korrekt:
A. Einstein hat geschrieben : Ordnung braucht nur der Dumme, das Genie beherrscht das Chaos.
Am Tage seines Todes, am 15 April 1955, sah sein Schreibtisch so aus:
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Stefanie
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So 24. Feb 2019, 19:23

Dieser Schreibtisch ist normal. Während der Arbeit sieht meiner manchmal auch so aus, nur räume ich am Ende des Tages auf, und war so klug, mir Schränke mit Türen auszusuchen.



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TsukiHana
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Mo 25. Feb 2019, 12:47

Schreibtischordnung ist für mich immer nur ein vorübergehender und sehr kurzlebiger Zustand.
Meine Denkstapel und Leseauftürmungen haben sehr wohl eine besondere Ordnung, auch wenn diese sich nicht gleich jedem erschließen mag. Schon gar nicht meiner Mutter! :D

Nun wird das Thema auch schon etwas länger untersucht:
http://www.spiegel.de/lebenundlernen/jo ... 17411.html

Ja, ich bin bekennende Volltischlerin! :lol:



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TsukiHana
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Sa 23. Mär 2019, 04:42

Arendt, Hannah; Heidegger, Martin:
Briefe 1925 bis 1975 und andere Zeugnisse.

Liebes Fräulein Arendt! Ich muss heute Abend zu Ihnen kommen und zu Ihrem Herzen sprechen. Alles soll schlicht und klar und rein zwischen uns sein. Dann sind wir einzig dessen würdig, dass wir uns begegnen durften.”

(Professor) Martin Heidegger am 10. Februar 1925
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Jörn Budesheim
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Sa 23. Mär 2019, 06:19

TsukiHana hat geschrieben :
Sa 23. Mär 2019, 05:14
„Das Wort ‚Kultur‘ ist wohl eines der komplexesten in unserer Sprache“ – so beginnt Terry Eagleton (2001:7) seine Einführung in die Kulturtheorie.
Wie klein doch die Welt ist... (Aus den Tiefen meiner Bücherunordnung)

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TsukiHana
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Sa 23. Mär 2019, 11:13

Ach, das ist ja köstlich! :D Dieser Thread wird immer nützlicher...



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TsukiHana
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Mo 25. Mär 2019, 02:03

Heute räumte ich eine absolut unübersichtlich gewordene Ecke in einem meiner Bücherregale auf und freute mich über zwei Neu-Alt-Entdeckungen, wie ein kleines Kind! :D
Darunter ein Klassiker (Erstausgabe):

Frederick von Leo Lionni


Die Geschichte von der Maus, die nicht wie die anderen für den Winter Körner und Nüsse, sondern Sonnenstrahlen, Farben und Wörter sammelt, die Träume also und die Hoffnungen.

"Das Staunen, das mich erfüllt, wenn ich im Gras liege und eine Riesenwelt im Kleinen beobachte, in der Grashalme Mammutbäume sind und ein Käfer ein angreifendes Nashorn, ist noch dasselbe wie damals, als ich ein kleiner Junge war." Leo Lionni

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Jörn Budesheim
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Mo 25. Mär 2019, 05:35

Witzig, dieses Buch haben wir auch. Erst vor kurzem, nämlich beim Putzen im Hugenottenhaus, haben wir Künstler über das Buch gesprochen. Axel meinte, es wäre eine wunderschöne Hinführung für Kinder in das Thema Kunst und das was sie könnte ...




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TsukiHana
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Mo 25. Mär 2019, 10:45

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 25. Mär 2019, 05:35
… es wäre eine wunderschöne Hinführung für Kinder in das Thema Kunst und das was sie könnte ...
Da stimme ich Axel voll zu!
Besonders meine Lieblingsstelle in dem Buch dürfte sich hervoragend dazu eignen:

"Und was ist mit den Farben, Frederick?", fragten sie aufgeregt.
"Macht wieder eure Augen zu", sagte Frederick. Und als er von blauen Kornblumen und roten Mohnblumen im gelben Kornfeld und von grünen Blättern am Beerenbusch erzählte, da sahen sie die Farben so klar und deutlich vor sich, als wären sie aufgemalt in ihren kleinen Mäuseköpfen...

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TsukiHana
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Sa 30. Mär 2019, 15:15

Unter "Frederick" lag noch ein weiteres Buch, welches ich fast schon vergessen habe...

Sie bauten eine Kathedrale von David Macaulay
Lehrreiches Sach- und Kunstbuch für Geschichtsinteressierte und kleine Architekten ab 7 Jahren

Das Buch lebt von den wunderbaren Federzeichnungen von David Macaulay.

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TsukiHana
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Sa 30. Mär 2019, 22:14

Gerade eben :D gefunden:

Hans Blumenberg
Rigorismus der Wahrheit - »Moses der Ägypter« und weitere Texte zu Freud und Arendt
Herausgegeben, kommentiert und mit einem Nachwort von Ahlrich Meyer

Inhalt
»Moses der Ägypter« ist ein Text von Hans Blumenberg, in dem dieser sich mit zwei prägenden Figuren der Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts beschäftigt: Sigmund Freud und Hannah Arendt. Entstanden Ende der 1980er Jahre, aufbewahrt in der Mappe »Unerlaubte Fragmente«, gehört er zu den vielleicht spektakulärsten Stücken aus dem Nachlass des Philosophen.
Blumenberg setzt ein mit Freuds im Jahr 1939 publiziertem Alterswerk Der Mann Moses und die monotheistische Religion, das er als dessen »große und letzte Kränkung der Menschheit in Gestalt ihrer Leidendsten« bezeichnet, und geht dann über zu einer an Schärfe kaum zu überbietenden Auseinandersetzung mit Arendt und ihrem Buch Eichmann in Jerusalem. Sowohl bei Freud als auch bei Arendt sieht Blumenberg einen Rigorismus am Werk, der im Namen der Wahrheit auftritt, aber in Rücksichtslosigkeit umschlägt, weil er blind macht für das Politische und taub für das Unfassliche. »Wie Freud den Mann Moses seinem Volk genommen hatte, nimmt Hannah Arendt Adolf Eichmann dem Staat Israel« – so lautet eine der vielen bemerkenswerten Schlussfolgerungen in diesem dichten Text, der auch etwas von Blumenbergs Haltung zum Judentum und zum Zionismus preisgibt.
»Moses der Ägypter« wird hier erstmals vollständig publiziert – versehen mit Kommentaren des Herausgebers und ergänzt um weitere Texte aus dem Nachlass zu diesem Themenfeld.


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TsukiHana
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Mo 6. Mai 2019, 17:33

Seit meinem Geburtstag (danke Stefan!) ganz oben auf meinen unzähligen Bücherstapeln und tägliche Lektüre:

Georgien - eine literarische Reise
Herausgegeben vom Goethe-Institut Georgien und Georgian National Book Center

Auf Einladung von Nino Haratischwili und dem Goethe-Institut Georgien sind sechs deutsche und sechs georgische Autoren und Autorinnen durch Georgien gereist, in das kleine Land zwischen dem Schwarzen Meer, dem Großen und dem Kleinen Kaukasus, wo tiefe Schluchten, hohe Gletscher, lange Palmenküsten, historische Höhlen und kosmopolitische Metropolen zu finden sind. Prometheus, Medea, Rustaweli und Stalin, sie alle gehören zu Georgien wie die einzigartige gewundene, uralte Schrift, eine fünfzehn Jahrhunderte währende literarische Tradition, fünfhundert Rebsorten und die unermessliche Gastfreundschaft.
Entstanden sind literarische Reiseberichte, poetische Reflexionen und humorvolle Betrachtungen. Was sieht der fremde, was der eigene Blick bei der Erkundung dieses faszinierenden Landes? Georgien. Eine literarische Reise ist eine Entdeckungstour durch ein widersprüchliches und wunderschönes Land, grafisch bibliophil gestaltet, und enthält überdies wunderbar humorvolle Weisheiten: »Als Paar zu reisen ist immer ein Risiko«, »Ein geschickter Traktorist ist in den Bergen eine sehr wichtige Persönlichkeit« oder »Don’t smoke on the horse«. Kurz: eine Einladung an den Leser, auf der Stelle seine Koffer zu packen.


2020 machen wir eine Reise nach Georgien! *freufreu* :D
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TsukiHana
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Di 25. Jun 2019, 18:30

Wieder an Land, fesselt mich gerade diese Lektüre:

Die Philosophie des Meeres von Gunter Scholtz ist eine wundervolle und lehrreiche Reise durch das Meer der Philosophie, und selbst über die bekanntesten Philosophen lernt man noch etwas Neues. Es ist anspruchsvoll geschrieben, die Gedankengänge oft komplex, und nicht nur einmal werde ich den einen oder anderen Satz mehrfach lesen müssen, um den philosophischen Kern greifen zu können.

Es wird mich sicherlich etwas länger begleiten...

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Jörn Budesheim
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Di 25. Jun 2019, 18:46

Sieht auch gut aus :)




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TsukiHana
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Di 25. Jun 2019, 21:38

Es fühlt sich auch sehr gut an :D

Die Zeichnung ist von der Hamburger Illustratorin Eva Hartmann, aus der 16-teiligen Serie "Antarktis", die verschiedene polare Landschaften zeigt.
Hier die ganze Serie:

http://eva-hartmann.de/antarktis.html

Die Taue sind aus dem Abfall vom Schiff... man kann zwar damit nix mehr anfangen (selbst zum Knoten-üben sind sie zu kurz), doch als Deko geben sie doch was her, oder? :lol:

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Zuletzt geändert von TsukiHana am Di 25. Jun 2019, 21:53, insgesamt 1-mal geändert.



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