Prosa unserer Mitglieder
1975
Zwanzig Mark befiehlt mir der Aufkleber auf der Schallplattenhülle. Diese herzlose Zahl weist mich ab wie ein Türsteher vor dem Konzert; es wird Monate dauern, bis ich so viel Taschengeld in meiner Dose haben werde. Ich stelle die Platte wieder hinauf ins Regal. Täglich auf dem Heimweg entlang der Fußgängerzone spaziere ich durch die Kaufhalle, in deren Mitte die Plattenabteilung zum Verweilen lockruft. In der endlosen Hallen-Ödnis ist sie der einzige wichtige Hort, eine Fantasie-Oase umzingelt von Alltagslangweiligkeiten. Wann immer ich da bin, ziehe ich mir dieses eine Album aus dem Angebot; meine hungrigen Augen grasen dann die gesamte Verpackungsoberfläche ab. Mein Hirnstall speichert inzwischen jedes Wort und jeden Bildausschnitt. Von den heiligen Rillen innen drin erfuhr ich bisher nur wenig, aber diese Wenigkeit lässt mich seither wunschversessen zurück: Bei meinem gestrigen Oasenbesuch begab ich mich mit dem guten Vinyl hinüber zur Verkäuferin; sie agiert stets im Oasenzentrum, etwas erhöht auf einem Podest, umrahmt von hohen Theken -- wie in einer Raumschiffkommandozentrale. An diesen Tresen kann man sich Kopfhörer aufsetzen und eine auserwählte Platte freundlich bittend der Kapitänin überreichen, auf dass sie das gute Stück auflege -- allerfreundlichst bittend, wenn man nie seinen Geldbeutel auffaltet --. Nun denn, gestern drückte ich also die Kopfhörerpolster an meine Ohren. Das Kaufhaus verstummte. Aus der Schallkonserve kommend schwoll langsam ein seltsames Windrauschen. Als es die größte Lautstärke erreichte, preschten Stakkatos mit voller Wucht durch den Schädelknochen und massierten meine Trommelfelle wie ich es noch nie erlebte; die Musik war so rasant und kraftvoll vorwärtsgerichtet; sie stieß mich nach vorn, ich verlor den Bodenkontakt, stürmte mundoffen, vorgebeugt mit ihr ins Lichtermeer; noch immer meint mein Rücken den Fahrtwind zu spüren. Was für eine atemberaubende Welt! Es wird der Tag kommen, noch in diesem Jahr, da werde ich meinen ganzen ersparten Schatz auf den Tresen hieven und sie mit nach Hause nehmen ...
geschrieben 2019, editiert 2023
- Jörn Budesheim
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Schön geschrieben. Erinnert mich an ähnliches, obwohl ich nie so eine innige Beziehung zur Musik hatte.
- Jörn Budesheim
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Immer wenn es hell wird ...
Immer wenn es hell wird und ich mich aus dem Schlafbaum löse und den großen Gesang hinter mir lasse, fliege ich zu der Birke vor deinem Steinbaum ohne Äste. Du lebst in dem Baumloch ohne Rundung. Ganz oben, obwohl du keine Flügel hast. Ich kenne dein schnabelloses Gesicht. Ich warte. Ich warte bis du aus der Höhlung kommst und auf dem flachen Ast erscheinst. Du krallst dich nicht fest und fällst doch nicht. Deine Augen stehen so eng, ob du mich sehen kannst?
Dann hebst du deinen Krallenflügel - er hat keine Federn - und wirfst drei goldene Nüsse ins Gras.
Ich stürze hinterher, will sie fangen in ihrer Bahn. Es gelingt nicht. Doch ich finde sie schnell. Denn sie schauen mich an aus dem feuchten Grün. Zwei kann ich tragen. Das ist nicht leicht. Ich fliege sie ins Versteck, hoch oben in einen anderen Steinbaum. Dorthin wo die Schnabellosen nie erscheinen. Dann kehre ich zurück, hämmere die letzte Nuss auf und esse die Kerne.
Morgen sehen wir uns wieder.
Immer wenn es hell wird und ich mich aus dem Schlafbaum löse und den großen Gesang hinter mir lasse, fliege ich zu der Birke vor deinem Steinbaum ohne Äste. Du lebst in dem Baumloch ohne Rundung. Ganz oben, obwohl du keine Flügel hast. Ich kenne dein schnabelloses Gesicht. Ich warte. Ich warte bis du aus der Höhlung kommst und auf dem flachen Ast erscheinst. Du krallst dich nicht fest und fällst doch nicht. Deine Augen stehen so eng, ob du mich sehen kannst?
Dann hebst du deinen Krallenflügel - er hat keine Federn - und wirfst drei goldene Nüsse ins Gras.
Ich stürze hinterher, will sie fangen in ihrer Bahn. Es gelingt nicht. Doch ich finde sie schnell. Denn sie schauen mich an aus dem feuchten Grün. Zwei kann ich tragen. Das ist nicht leicht. Ich fliege sie ins Versteck, hoch oben in einen anderen Steinbaum. Dorthin wo die Schnabellosen nie erscheinen. Dann kehre ich zurück, hämmere die letzte Nuss auf und esse die Kerne.
Morgen sehen wir uns wieder.
Fuge
Auf der warmen Gehwegplatte, begrellt von der Mittagssonne, rollt ein rotes Sandkörnchen. Ich beuge mich, schaue durch die Lupe, erkenne kein Korn, sondern acht scharlachfarbene Beine. Eine Samtmilbe. Bei schönem Wetter krabbeln diese Kerlchen aus den dunklen Fugen und gehen spazieren. In der Gluthitze. -- Sie sind so winzig. Den hier habe ich jetzt nur entdeckt, weil er sich bewegte. -- Ja, vor einigen Jahrzehnten war ich selbst einmal klitzeklein, und meine Familienmitglieder bemerkten mich auch immer nur dann, wenn ich meinen Platz verließ.
Die Zeit meines ersten aufrechten Ganges: Eines Tages flanierte ich entlang eines grauen Mäuerleins; das war einen halben Meter hoch. Meine Augenhöhe ragte nur ein bisschen über dessen Oberkante. Auf dem heißen Gemäuer schlenderten knallrote Pünktchen. Mit bloßem Auge sah ich ihre Gestalt. Ohne Lupe. Es waren keine Punkte, es waren Krebse. Große Tiere. Meine Nase drückte an den Stein. Trotz dieser Nähe, war die Ansicht gestochen scharf, und die Wesen erschienen gigantisch. Das waren Riesenkrabben. -- Mein eigener Körper muss damals außerordentlich klein gewesen sein. Allerdings bekam ich manchmal große Augen -- groß wie fliegende Untertassen, die über einer Alpenschlucht schwebten; genauer gesagt, über einer Mauerfuge weilten, da, wo die roten Pünktchen wohnten.
geschrieben Sommer 2021, editiert 2023
- Jörn Budesheim
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Petition / Erklärung des Gewöhnlichen
An: Die geschätzten Künstler:innen und Institutionen
Wir, die Bürger:innen, fordern mit dieser Petition die sofortige Rückgabe unserer Alltagsgegenstände! Wir haben es satt, dass alles und jedes zu Kunstwerken gemacht wird. Wir wollen unsere Readymades zurück! Wir wollen alle unsere Sachen zurück! Sie gehören uns. Wir wollen, dass ein Pissoir wieder als das benutzt werden kann, was es ist - ein Ort, an dem man Wasser lassen kann. Ein Flaschentrockner soll wieder Flaschen trocknen und eine Schaufel Erde bewegen. Man traut sich kaum etwas anzufassen, es könnte ja Kunst sein. Nirgendwo ist man sicher. Am Ende müssen wir noch Eintritt in unsere eigene Wohnung bezahlen und uns von den Kunstvermittler:innen das Sofa erklären lassen. Nein!
Für einen kurzen Moment in der Geschichte mag es faszinierend gewesen sein, das Gewöhnliche zu verklären. Aber das ist vorbei. Wir wollen alles zurück! Und zwar mit der entsprechenden Rendite.
Mit freundlichen Grüßen
Bürger:innen
An: Die geschätzten Künstler:innen und Institutionen
Wir, die Bürger:innen, fordern mit dieser Petition die sofortige Rückgabe unserer Alltagsgegenstände! Wir haben es satt, dass alles und jedes zu Kunstwerken gemacht wird. Wir wollen unsere Readymades zurück! Wir wollen alle unsere Sachen zurück! Sie gehören uns. Wir wollen, dass ein Pissoir wieder als das benutzt werden kann, was es ist - ein Ort, an dem man Wasser lassen kann. Ein Flaschentrockner soll wieder Flaschen trocknen und eine Schaufel Erde bewegen. Man traut sich kaum etwas anzufassen, es könnte ja Kunst sein. Nirgendwo ist man sicher. Am Ende müssen wir noch Eintritt in unsere eigene Wohnung bezahlen und uns von den Kunstvermittler:innen das Sofa erklären lassen. Nein!
Für einen kurzen Moment in der Geschichte mag es faszinierend gewesen sein, das Gewöhnliche zu verklären. Aber das ist vorbei. Wir wollen alles zurück! Und zwar mit der entsprechenden Rendite.
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Breaking News:
Eine Erscheinung sorgt weltweit für Aufsehen. Zunächst für eine Wolkenformation gehalten, tauchte der Schemen am Horizont auf und sprach in einer unbekannten Sprache, die überall verstanden wurde. Menschen auf dem ganzen Globus berichteten über das Ereignis. Videos verbreiteten sich in den sozialen Medien. Linguisten analysieren, Theologen und Astrologen spekulieren über deren Bedeutung:
"Was geschrieben steht, ist nicht wahr!"
Eine Erscheinung sorgt weltweit für Aufsehen. Zunächst für eine Wolkenformation gehalten, tauchte der Schemen am Horizont auf und sprach in einer unbekannten Sprache, die überall verstanden wurde. Menschen auf dem ganzen Globus berichteten über das Ereignis. Videos verbreiteten sich in den sozialen Medien. Linguisten analysieren, Theologen und Astrologen spekulieren über deren Bedeutung:
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:) sowieso!
Vor vielen Jahrhunderten, oben in Norwegen in einem dunklen Fjord, lebten einmal tausend kleine Elfen. Ihr Land hieß Ohrläppchenland. Und ihre Einwohner, die Elfen, nannten sich Ohrläppchen. Sie konnten gut hören, aber nicht sehen. Es war dort immer Nacht.
Im Lauf der Jahre hellte das Land auf. Die Wesen begannen zu gucken und wurden größer. Sie emanzipierten sich von der Verniedlichung und nannten sich fortan Ohrlappen. Heutzutage nutzen sie ihre ganze Sehkraft; jetzt schauen sie nicht bloß, nun sehen sie auch. Deshalb nennen sie sich nur noch Lappen. Der aktuelle, politisch korrekte Name ihres Wohnorts lautet Lappland. Der Gebrauch des Namens Ohrläppchenland wird nicht mehr empfohlen.
geschrieben im Mai 2020, editiert 2024
Im Lauf der Jahre hellte das Land auf. Die Wesen begannen zu gucken und wurden größer. Sie emanzipierten sich von der Verniedlichung und nannten sich fortan Ohrlappen. Heutzutage nutzen sie ihre ganze Sehkraft; jetzt schauen sie nicht bloß, nun sehen sie auch. Deshalb nennen sie sich nur noch Lappen. Der aktuelle, politisch korrekte Name ihres Wohnorts lautet Lappland. Der Gebrauch des Namens Ohrläppchenland wird nicht mehr empfohlen.
geschrieben im Mai 2020, editiert 2024
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Es ist nicht leicht, die Wahrheit falsch auszusprechen
Lass das "r" weg, der Unterschied ist nicht hörbar: Wahheit. Ein "h" verschwindet: Waheit. "T" wird zum "d": Waheid. Es macht keinen Unterschied, wenn wir das "e" gegen ein "a" ausgetauschen: Wahaid. Und das "i" gegen ein "y": Wahayd.
Ganz egal, vom Hörensagen ist es gleich: Wahayd oder Wahrheit.
Lass das "r" weg, der Unterschied ist nicht hörbar: Wahheit. Ein "h" verschwindet: Waheit. "T" wird zum "d": Waheid. Es macht keinen Unterschied, wenn wir das "e" gegen ein "a" ausgetauschen: Wahaid. Und das "i" gegen ein "y": Wahayd.
Ganz egal, vom Hörensagen ist es gleich: Wahayd oder Wahrheit.
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In einem alten, verwunschenen Wald weit hinter den Bergen lebte ein Philosoph namens Klaus. Dieser Wald war kein gewöhnlicher Wald, sondern ein Kirschwald, in dem die Bäume das ganze Jahr über saftige Kirschen trugen.
Klaus verbrachte seine Tage damit, nachdenklich von Baum zu Baum zu wandeln und die süßen Früchte zu pflücken und zu essen. Im Schatten der Kirschbäume saß er oft auf moosbewachsenen Steinen und las in dicken Büchern, die er selbst mit Kirschtinte geschrieben hatte.
Diese Bücher waren voller philosophischer Abhandlungen, in denen Klaus wieder und wieder bewies, dass Kirschen nur eine Illusion sind. So schrieb er unermüdlich, Tag für Tag, Jahr für Jahr. Die Kirschtinte färbte seine Finger tiefrot.
Als Klaus eines Tages spürte, dass seine Zeit gekommen war, legte er sich unter seinen Lieblingskirschbaum und starb. So wurde Klaus, der Philosoph, der in einem Kirschwald lebte, von Kirschen träumte und darüber schrieb, dass es keine Kirschen gibt, von diesem Kirschwald begraben und schließlich selbst zu einer Kirsche.
- Jörn Budesheim
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Nudeln
Aus der chinesischen Tütensuppe, du weißt schon, die für 99 Cent, nimmst du die beiden Gewürzpäckchen heraus, öffnest sie mit einer Rasierklinge, mischst das Pulver und das Öl sorgfältig mit der Klinge, bringst sie in die richtige Position und saugst sie dann beherzt durch das rechte Nasenloch ein, während du das linke mit dem Zeigefinger verschließt. Spicy.
Aus der chinesischen Tütensuppe, du weißt schon, die für 99 Cent, nimmst du die beiden Gewürzpäckchen heraus, öffnest sie mit einer Rasierklinge, mischst das Pulver und das Öl sorgfältig mit der Klinge, bringst sie in die richtige Position und saugst sie dann beherzt durch das rechte Nasenloch ein, während du das linke mit dem Zeigefinger verschließt. Spicy.
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In der dritten Reihe hupt einer lautstark und schreit: „Hat wieder keiner den Knopf gedrückt, ihr Idioten?“ Weiter vorne kurbelt jemand die Scheibe herunter und kläfft zurück: [Die Antwort verstößt gegen die Gemeinschaftsrichtlinien von Facebook]. Endlich rafft sich einer auf, steigt aus dem Wagen, schlurft zur Ampel und drückt auf „Freigeben für Fahrzeuge“. Langsam geht er zurück, setzt sich wieder rein, verschränkt die Arme hinter dem Steuer und wartet. Es dauert, wie immer, ewig, bis die Ampel grün wird. Derweil flanieren die Fußgänger lässig über die Straße. Einige werfen den Autofahrern ein mitleidiges Lächeln zu. Die Älteren unter ihnen erinnern sich noch: Früher mussten die Fußgänger darum betteln, über die Straße zu dürfen, und „Für Signal drücken“ drücken.
Aber das ist lange her.
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- Jörn Budesheim
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Die Bellendeschule für dichtung, sophia süßmilch hat geschrieben : kaum eine redewendung ist derart abgeschmackt wie diese: ein bild sagt mehr als tausend worte. aber sagt es auch mehr als tausend zeichen? in dieser onlineübung wird der kampf eröffnet: in den ring steigen bilder von sophia süßmilch und texte der teilnehmer:innen.
einzige vorgabe: der entstandene text muss exakt 1000 zeichen haben, sich auf das vorgegebene bild beziehen und stärker als dieses sein!
schiedsrichterin ist die künstlerin selbst.
form: alle textsorten
gesucht: literarische kurztexte (à genau 1000 zeichen inkl. leerzeichen)
die übung:
wähle ein bild, finde einen titel und schreibe einen text, der das bild in den schatten stellt.
[Hier kann man sich das Bild anschauen] https://sfd.at/programm/2025/tausend-ze ... itraege/59
Man schickte einen Hundefänger nach ihr. Es müsste eine Hündin sein, hatte man ihm gesagt. Nikolai Popow holte sie mit einer Schlinge am frühen Abend des 19. Juni in der Gorkistraße 57. Das war nur wenige Wochen vor dem Start. Hündinnen seien härter im Nehmen, hieß es. Im Labor wartete eine Zentrifuge mit hoher Drehzahl auf Laika. Alles war in Eile. Die Ingenieure entwickelten künstlichen Raketenlärm für sie. Man müsste sie eingewöhnen, denn die Bedingungen seien ungewöhnlich. Sie notierten ihren Pulsschlag, er hatte sich verdoppelt.
An der Schwelle zum Phallozän hatte man Laika aus einem Wolf geformt; lautlos spürte sie das Wild auf und bellte, bis die Beute erlegt war – Laika ist die Bellende. Es ist nicht überliefert, ob Laika beim Start des Sputniks bellte. Den Orbit erreichte sie tot, zehn Tage vor der Zeit. Das Gift, das im Futter auf sie wartete, es blieb unberührt. Ihr Kadaver umrundete den blauen Planeten zweitausendsiebzehn Mal, bevor die Kapsel in der Atmosphäre verglühte.
- Jörn Budesheim
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Ich mache wieder mit bei der "schule für dichtung / vienna poetry school ". Diesmal geht es um "all that jazz – die große stadt schläft nie" > sfd.at - hier ein Beitrag von mir:
Summer in the City
Mit LUCA (Last Universal Common Ancestor) begann die Linie des Lebens vor 4,3 Milliarden Jahren. Niemand weiß, wie. In Herto stand der erste Mensch auf; er schnitt eine Flöte aus einem Ast und drückte seine Hand in den Sand von Afar. Das ist 287.000 Jahre her. 113 Milliarden kurze Menschenleben folgten. Bis 1597 waren in Hörne an der Sohre – 7.445 Kilometer nördlich von Herto – bereits elftausend Lebende über den Marktplatz gegangen. Dann kam der Schwarze Tod. 2893 Leichen – die Zahl ist nicht verbürgt – stapelte man dort auf Karren und verscharrte sie hinter der Stadtmauer. 1973 wurden die Reste der alten Stadtmauer geborgen. Bis zum alten Markt ist es nicht weit. Heute sieht man dort nur noch selten Ratten. Den Gästen serviert man Margaritas, Piña Coladas oder Mojitos.
Summer in the City
Mit LUCA (Last Universal Common Ancestor) begann die Linie des Lebens vor 4,3 Milliarden Jahren. Niemand weiß, wie. In Herto stand der erste Mensch auf; er schnitt eine Flöte aus einem Ast und drückte seine Hand in den Sand von Afar. Das ist 287.000 Jahre her. 113 Milliarden kurze Menschenleben folgten. Bis 1597 waren in Hörne an der Sohre – 7.445 Kilometer nördlich von Herto – bereits elftausend Lebende über den Marktplatz gegangen. Dann kam der Schwarze Tod. 2893 Leichen – die Zahl ist nicht verbürgt – stapelte man dort auf Karren und verscharrte sie hinter der Stadtmauer. 1973 wurden die Reste der alten Stadtmauer geborgen. Bis zum alten Markt ist es nicht weit. Heute sieht man dort nur noch selten Ratten. Den Gästen serviert man Margaritas, Piña Coladas oder Mojitos.
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Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mo 17. Jun 2024, 20:00
In einem alten, verwunschenen Wald weit hinter den Bergen lebte ein Philosoph namens Klaus. Dieser Wald war kein gewöhnlicher Wald, sondern ein Kirschwald, in dem die Bäume das ganze Jahr über saftige Kirschen trugen.
wildhueter-st-hubertus.de hat geschrieben :
Friedrich der Große und die Spatzen
Von Ernst-Otto Pieper
Friedrich der Große liebte zum Nachtisch schönes Obst, besonders Kirschen. Da nun die Sperlinge bekanntlich denselben Appetit theilen, so erließ der König den Befehl, diese Thiere überall wegzufangen, todtzuschießen oder auf jegliche Weise zu vertilgen.Auf den Kopf eines getödteten Sperlings setzte er den Preis von 6 Pfennigen. Der Preis war annehmbar, und somit begann die allgemeine Jagd auf die Kirschenräuber. Sie kostete dem Staat in zwei Jahren viele Tausend Thaler, und die Kirschen des Königs hatten – Ruhe? Mitnichten. Bald gab es zwar keine Sperlinge mehr, aber auch ebensowenig Kirschen wie anderes Obst. Ja, die Bäume trugen nicht einmal mehr Laub, jedoch um so mehr Raupen. Da erst sah der König ein, dass der Spatz seinen süßen Nachtisch nicht umsonst gehabt, dass er mit ihm vielmehr seine Insektenspeise gewürzt hatte.